August Becker (Journalist)

August Becker (Journalist)
August Becker

Heinrich August Becker (* 17. August 1812 [1] in Hoch-Weisel bei Butzbach; † 26. März 1871 in Cincinnati) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist, Politiker, Theologe sowie Freund Georg Büchners.

Zudem war er Abgeordneter der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Becker war während der Märzrevolution 1848/49 als Publizist tätig und lebte ab 1853 in den USA.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Becker studierte von 1829 bis 1833 evangelische Theologie an der Ludoviciana in Gießen, an der er den Beinamen Der rote August trug. 1829 wurde er Mitglied der Alten Gießener Burschenschaft Germania.[2] Ein Kommilitone beschrieb ihn später als verlumptes und verlottertes Genie, eine Charakterstudie, die sich auch bei Friedrich Engels wiederfindet. Als Liberaler war er von 1833 bis 1835 Schüler von Friedrich Ludwig Weidig.

1833 lernte er Georg Büchner kennen, der ebenfalls als Außenseiter galt. 1834 wurde er Mitbegründer des Geheimbundes Gesellschaft für Menschenrechte von Georg Büchner. Er beteiligte sich ebenfalls an der Verbreitung der revolutionären Vormärz-Schrift Der Hessische Landbote. 1835 wurde er verhaftet und verbüßte vier Jahre verschärfte Untersuchungshaft und Gefängnis, bevor er 1839 begnadigt wurde.. 1839/40 war er Gründer eines deutschen Handwerkerbildungsvereins in Zürich.

In den 1840er Jahren kam er in der Schweiz in Kontakt zu Wilhelm Weitling, der prägenden Kraft des Bundes der Gerechten.

In der Folgezeit wurde er zu einem Popularisierer der kommunistischen Ideen Weitlings. Ein wahrscheinlich von ihm verfasstes Vorwort zu der Veröffentlichung von Vorträgen Dr. Georg Kuhlmanns (Die Neue Welt, oder das Reich des Geistes auf Erden. Verkündigung. Genf, 1845) führte zu heftigen Attacken von Karl Marx und Friedrich Engels.

1842 war er Korrespondent der von Karl Marx redigierten Kölner Rheinischen Zeitung. 1848 kehrte er nach Gießen zurück und wurde verantwortlicher Redakteur und Hauptautor der radikaldemokratischen Gießener Tageszeitung Jüngster Tag. Am Tag der Aufhebung der Pressezensur im Großherzogtum, dem 6. März 1848, erschien diese Zeitschrift erstmalig. Becker beteiligte sich auch an der Märzrevolution und hatte engen Kontakt mit dem jüngeren Bruder Ludwig seines alten Freundes Georg Büchner. Anfang 1849 ändert er den Titel der Zeitschrift Jüngster Tage in Wehr’ Dich! Organ der demokratischen Vereine Oberhessens und des Lahnwehrbundes.

Nach der Revolution von 1848/1849 war er in den Jahren 1849 bis 1853 in der 12. bis zur 14. Wahlperiode für den Wahlkreis Oberhessen 3 / Biedenkopf gewähltes Mitglied der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen.

Becker wanderte nach dem endgültigen Sieg der Reaktion 1853 über die Schweiz in die USA aus, wo er sich zunächst als Impresario und Zirkusakrobat versuchte. 1861 bis 1865 wirkte er im Sezessionskrieg als Feldprediger im Steuben-Regiment. 1865 heiratete er. In seinen letzten Jahren übernahm er die Redaktion mehrerer Zeitungen u. a. in Baltimore, New York, Washington und Cincinnati.

Werke

  • August Becker: Die Volksphilosophie unserer Tage; Neumünster bei Zürich, 1843
  • August Becker: Was wollen die Kommunisten? Eine Rede, im Auszug vorgetragen, vor einer am 4ten August 1844, im Lokal des s.g. Kommunisten-Vereins zu Lausanne, von Mitgliedern verschiedener Arbeiter-Vereine abgehaltenen Versammlung . Lausanne 1844 Digisat
  • August Becker: Geschichte des religiösen und atheistischen Frühsozialismus: Erstausg. d. von August Becker 1847 verfassten u. von Georg Kuhlmann eingelieferten Geheimberichtes an Metternich u. von Vinets (jr.) / Rapport nebst e. Einl. hrsg. von Ernst Barnikol. - Kiel: Mühlau, 1932

Literatur

  • Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 69-70.
  • D. Malik: Becker, August. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 32-33
  • Gian Maria Bravo: Democrazia, socialismo e partito repubblicano: il tedesco-americano August Becker (1814-1871). (= Studi storici Carocci; 29). Carocci, Rom 2002, ISBN 88-430-2397-7
  • Eberhard Kickartz: Der Rote Becker. Das politisch-publizistische Wirken des Büchner-Freundes August Becker (1812-1871). 1997, ISBN 3-88443-062-9
  • Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1930. Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14X, S. 61.
  • Marc Vuilleumier/AA: Becker, August im Historischen Lexikon der Schweiz 2002
  • Hans-Otto Schneider: Weidig, Friedrich Ludwig. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 28, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-413-7, Sp. 1551–1578. (dort Nebeneintrag zu Becker)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ueber seine Personalien erklärte er am 27. Oktober 1834: „Ich heiße August Becker, bin ein Sohn des verstorbenen Großh. Pfarrers Becker zu Biedenkopf, lebe bei meiner Mutter, welche dahier (Gießen) wohnt, bin 22 Jahre alt, lutherischen Glaubens, habe auf der hiesigen Universität Theologie studirt, vor 2 Jahren habe ich die Universität verlassen, um eine Hauslehrerstelle anzutreten, welche ich seit einem Jahre wieder aufgegeben habe; seit dieser Zeit lebe ich ohne eine bestimmte Beschäftigung. Anfangs war ich entschlossen, nach Amerika zu gehen, und später änderte ich diesen Entschluß dahin, mich in die Schweiz zu begeben, den ich auch auszuführen gedenke, sobald ich einen Paß erhalte, um den ich schon vor Monaten nachgesucht habe und den ich täglich erwarte. In: Friedrich Noellner: Actenmässige Darlegung des wegen Hochverraths eingeleiteten gerichtlichen Verfahrens gegen Pfarrer D. Friedrich Ludwig Weidig mitbesonderer Rücksicht auf die rechtlichen Grundsätze über Staatsverbrechen und deutsches Strafverfahren, sowie auf die öffentlichen Verhandlungen über die Politischen Processe im Grossherzogtum Hessen überhaupt. Leske, Darmstadt 1844, S. 250
  2. Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 69.

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