Cajón

Cajón

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Cajón
engl.'crate', 'drawer', or 'box', span.Cajón peruano
Cajon pro.jpg
Klassifikation Idiophon
Schlaginstrument
Perkussion
Verwandte Instrumente Schlagzeug
Musiker
Martin Röttger
Kevin Keller
Conny Sommer

Der Cajón (ka'xɔn, span. Schublade oder auch (Holz-)Kiste), auf Deutsch auch Kistentrommel genannt, ist ein aus Peru stammendes perkussives Musikinstrument. Es hat einen trommelähnlichen Klang und wird mit den Händen, vereinzelt mit Besen, gespielt, Bass-Cajónes als Bestandteil eines größeren Schlagzeugs auch mit der Fußmaschine.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktion

Spezifisches Kennzeichen von Cajónes ist, dass ihre Schlagflächen – statt einer Fell- oder Folienbespannung – aus Holzplatten bestehen. Ihr Korpus besteht meistens ebenfalls aus Holz, wobei inzwischen auch andere Materialien Verwendung finden. Man unterscheidet die afro-peruanische Bauweise von verschiedenen kubanischen Cajón-Typen, die dort vorzugsweise in speziellen Rumbaformen zum Einsatz kommen. Im Zuge der Etablierung der afro-peruanischen Bauform im spanischen Flamenco entwickelten sich verschiedene Modifikationen, die einen Snare-(= Schnarr-)Effekt ähnlich einer Snaredrum (Kleinen Trommel) erzeugen. Neben umwickelten Stahlsaiten, die der Schlagplatte anliegend verlaufen, gibt es Varianten mittels Snare-Teppichen, Snare-Teppichsegmenten, Metallzungen-Fächern und spiraligen Drähten. Alle reagieren mechanisch und geräuschhaft auf die Schwingungen der Schlagplatte.

Ursprünglich wurden Cajónes wie viele andere Trommeln auch auf einem Schemel sitzend zwischen die Schenkel geklemmt gespielt. Heute sitzt der Spieler üblicherweise auf dem Cajón. Der heute seltener oder eher als Bass-Cajón verwendete kreolische Cajón wird mit seiner breiteren Seite auf dem Boden aufgesetzt. Der Spieler des kreolischen Cajón platziert eines seiner Beine in die Mitte der vorderen Holzwand und teilt sie so in zwei Spielflächen. Mit der rechten Spielfläche werden dann die Schläge der Basstrommel erzeugt. Beim häufigeren säulenförmigen Cajón, das auf der Schmalseite steht, hat der Spieler den Kistendeckel, also die „Vorderseite“, zwischen seinen Beinen. Der höhere Snare-Ton wird am oberen Kistenrand geschlagen, der Basston tiefer auf dem Deckel. Manche Cajónisten bedämpfen mit einer Ferse den Deckel und modulieren so den Snare-Ton.

Cajónes besitzen einen sehr interessanten Klang, der durch Korpusmaterial und -dimension, Schlagplatte und den ggf. verwendeten Snare-Effekt entsteht. Außerdem erzeugen ausreichend großvolumige Cajónes unterhalb der ersten eigentlichen Resonanzfrequenz einen sehr tiefen Basston. Bei entsprechender Dimensionierung des Schalllochs kann dieser Basston sehr druckvoll sein, weshalb Cajónes inzwischen zunehmend per Fußmaschine und weichem Schlägel als regelrechte Bassdrums im Set verwendet werden.

Cajónes besitzen im Unterschied zu fellbespannten Trommeln einen eher trockenen Klangcharakter, der insbesondere bei der Begleitung anderer unverstärkter Instrumente vorteilhaft sein kann.

Geschichte

Cajón bei einer Flamenco-Show in Barcelona

Ursprünglich entstanden Cajónes aus Transportkisten für Fische oder Orangen, die Sklaven afrikanischer Herkunft ersatzweise verwendeten, nachdem ihnen ihre traditionellen Trommeln weggenommen worden waren. Das Trommeln besaß in fast allen Lebensbereichen entscheidende Funktionen für die Gemeinschaft und das Gefühl von Zusammengehörigkeit, was sich letztlich auch zu aufständischer Solidarität hätte steigern können.

Cajónes werden inzwischen nicht mehr nur in Peru und Kuba, sondern weltweit hergestellt. Die typisch afro-peruanische Bauform mit loser Verschraubung der Schlagplatte wurde in neuerer Zeit um einen Schnarr-Mechanismus erweitert, wie er traditionell schon bei arabischen Rahmen- und europäischen Militärtrommeln – aber auch bei brasilianischen Caixas – Verwendung findet. Diese Bauform gehört seit den späten 1970er Jahren zum festen Bestandteil in Flamenco-Formationen.

Inzwischen haben sich Cajónes als perkussives Begleitinstrument fast überall etabliert, vor allem, wenn es darum geht, mit vergleichsweise wenig Aufwand schlagzeug-imitierende Funktionen zu erfüllen. Einige Hersteller sind deshalb auf die Idee gekommen, ganze Sets zu konzipieren, die bezüglich Aufbau und Spielgefühl ihren Vorbildern nachempfunden sind. Dieser Trend findet derzeit darin seinen Höhepunkt, dass afro-peruanische Cajon-Sounds auch bei E-Drums als Samples getriggert werden können.

Verwendung in der Musik

Dorretta Carter & HotPot

Der Cajón wird heutzutage als Rhythmusinstrument in allen Musikrichtungen angewandt. Besonders häufig findet er sich als Ersatz für Bass Drum und Snare im Bereich der akustischen Musik (Unplugged) wieder und gewinnt im Rock, Pop und vor allem im Folk-Rock-Bereich in den letzten Jahren an Popularität. Zusammen mit weiteren Perkussionsinstrumenten wie Shaker, Schellenkranz sowie Hi-Hat oder Becken wird der Cajón als vielseitiges Perkussionsinstrument eingesetzt. Einige Schlagzeuger setzten auch Besen (mit Kunststoffborsten) ein, um einen überzeugenderen Schnarrklang spielen zu können.

Ähnliche Kistentrommeln

Eine weitere traditionelle Kistentrommel ist die wesentlich kleinere Cajita, die schon eher den Klangcharakter eines Klangholzes hat. Eine relativ neue Entwicklung ist das Cajinto, es hat den Klangcharakter einer Snare-Drum. Der Batá-Cajón ist der afrokubanischen Batá-Trommel nachempfunden, besitzt aber statt der Trommelfelle Holzschlagflächen.

Weblinks

 Commons: Cajon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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