Deutsches Haus (Prag)

Deutsches Haus (Prag)

Das Deutsche Haus in Prag war der Sitz des gleichnamigen Vereins und ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der deutschsprachigen Bevölkerung der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lage des Gebäudes in der Prager Altstadt

Der 1862 in Prag gegründete Verein Deutsches Casino änderte 1916 im Rahmen einer Statutenänderung seinen Namen auf Verein Deutsches Haus. 1867 wurde von der Generalversammlung des Vereins der Ankauf eines Vereinshauses beschlossen.

Nach dem Abschluss aller Verkaufsverhandlungen konnte sich die Hauseigentümerin nicht überwinden, den Kaufvertrag auch zu unterzeichnen. Der Verein Deutsches Casino schloss daraufhin mit den Erben einen Vergleich. Darin verpflichteten sich diese, das Haus innerhalb von sechs Monaten nach dem Tod der Eigentümerin gegen Bezahlung des wertgesicherten Verkaufspreises dem Verein zu übergeben. Am 31. Juli 1873 ging das Haus schließlich in das Eigentum des Vereins über.

Im Herbst des gleichen Jahres wurde damit begonnen, das Haus umzugestalten und umzubauen, Gasbeleuchtung zu installieren – 1891 wurde diese durch elektrisches Licht ersetzt - sowie eine Gartenhalle und ein Musikpavillon errichtet. Nach den Plänen des Wiener Architekten Sattler wurde von dem in Prag ansässigen Bauunternehmen Kirpal und Linsbauer ein Flügelbau mit dem so genannten Spiegelsaal und dem Säulensaal errichtet, der 1875 fertiggestellt wurde. Die offizielle Eröffnung des neuen Vereinshauses fand am 12. Dezember 1875 statt.

Am 25. Oktober 1886 konnte ein an das vereinseigene Grundstück angrenzendes Haus am Heuwagplatz samt Garten angekauft werden. Die beiden Gartenflächen wurden in der Folge zusammengelegt und einheitlich gestaltet. Durch Umbauten wurde 1889 ein Lesesaal geschaffen.

Wegen der unterdessen als ungenügend empfunden räumlichen Situation im Deutschen Haus wurden entsprechende Arbeiten geplant. Von Emil von Förster wurde 1895 ein Bauplan ausgearbeitet. 1896 erstellte ein Ausschuss des Vereins ein Bauprogramm, auf dessen Grundlage ein Architektenwettbewerb über den geplanten Neubau ausgeschrieben wurde. Als Sieger dieses Bewerbs gingen die Architekten Kuder und Müller aus Straßburg hervor. Deren Entwurf wurde gemeinsam mit dem Oberinspektor Deistler und dem Architekten Schwarz bis zum Jahr 1898 überarbeitet. Da dieser aber weder den in Prag geltenden Bauvorschriften noch jenen des Vereins entsprach, wurde er ab 1899 im Büro des Hofbaumeisters Alfons Wertmüller in Karolinenthal neuerlich überarbeitet. Wegen der zu erwartenden hohen Kosten beschloss die Vereinsleitung im Jahr 1900, doch keinen Neubau zu errichten, sondern das bestehende Gebäude lediglich umzubauen. 1901 wurden schließlich der Säulensaal, die Speise- und Spielzimmer renoviert und ein Gesellschaftszimmer neu errichtet.

1903 konnte ein weiteres, ebenfalls am Heuwagplatz an das Vereinshaus angrenzendes Haus vom Verein erworben und abgerissen werden. Zwischen Februar und November 1906 wurde an seiner Stelle nach Plänen von Josef Zasche von Hofbaumeister Alfons Wertmüller ein Neubau errichtet. Ab 1908 erfolgte der Innenausbau zu einem Miethaus.

1907 wurden zwei weitere dem Verein gehörende Häuser abgebrochen, und der Verein wollte an deren Stelle ein einstöckiges Torhaus errichten, um auch in einer Nebenstraße über einen Zugang zu verfügen. Da dieses Vorhaben von der Stadtverwaltung jedoch nicht genehmigt wurde, wurde die Gartenanlage vergrößert und gegen den Heuwagplatz eine hohe Mauer gebaut.

Ebenfalls ab etwa 1903 begannen die Planungsarbeiten für die Errichtung eines großen Saals. Erste Pläne erstellte Josef Zasche. Konkret wurden diese Planungen aber erst 1907 durch einen Beschluss der Vollversammlung. Schwierigkeiten bereitete allerdings die Stadtverwaltung, die in einem Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofs am 13. Mai 1910 gipfelten. Wegen der zu erwartenden langwierigen juristischen Verhandlungen zog der Verein sein Vorhaben zurück. Nach Plänen von Adolf Föhr wurden die Räumlichkeiten wieder einmal adaptiert.

1913 wurde ein Architektenwettbewerb über die Neuerrichtung des Deutschen Hauses ausgeschrieben, der aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendet wurde.

Die Bezeichnung Deutsches Haus durfte nach der Gründung der Tschechischen Republik nach dem Ende der Donaumonarchie nicht mehr verwendet werden. Das Gasthaus wurde als Restaurant 26 bezeichnet nach der Hausnummer 26. [1]

Erst im Februar 1933 wurde der Neubau des Deutschen Hauses beschlossen. Aus verschiedenen Gründen konnte das Bauvorhaben nur in zwei Bauabschnitten durchgeführt werden, außerdem musste das sogenannte Grabenhaus erhalten bleiben, da dieses bereits 1909 unter Denkmalschutz gestellt worden war. Der erste Spatenstich erfolgte bereits am 9. März des gleichen Jahres. Nach der Fertigstellung des Rohbaus des ersten Bauabschnitts am 1. Juli konnten zunächst die Abbrucharbeiten fortgesetzt werden. Am 17. November 1933 wurde der zweite Bauabschnitt im Rohbau fertiggestellt. Am 10. März 1934 wurde zunächst das Gasthaus in Betrieb genommen, die offizielle Eröffnung erfolgte am 3. Mai 1934.

Nach der Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung der Stadt Prag erfolgte 1945 die Umbenennung in Slovanský dům (Slawisches Haus).

1997 wurde der Gebäudekomplex renoviert und in ein Geschäfts- und Bürozentrum mit Gaststätten und Multiplex-Kino mit 10 Sälen und rund 1.800 Plätzen umgebaut. [2]

2003 erwarb eine Tochtergesellschaft der Landesbank Sachsen um geschätzte 60 Millionen Euro das Slovanský dům. Beim Wiederverkauf einige Jahre später konnten rund 89,7 Millionen Euro lukriert werden. [3]

Beschreibung

Der Neubau des Deutschen Hauses umfasste in einem Untergeschoss und vier Stockwerken unter anderem Wohnungen für Bedienstete des Hauses, Wirtschaftsräume, Vereinszimmer, einige Säle – der größte von ihnen bot auf rund 650 Quadratmetern Platz für rund 2.000 Gäste, eine öffentliche Gastwirtschaft, einen Volkskeller sowie Kegelbahnen.

Der große Festsaal wurde von den aus Prag stammenden Malern Kurt Hallegger und Maxim Kopf mit Fresken ausgemalt, die unter dem Motto „Künstler ziehen durch die Stadt“ standen. Der als Ehrenhalle der Sudetendeutschen gedachte Vorraum des Saales wurde mit Büsten von Kilian Ignaz Dientzenhofer, Marie von Ebner-Eschenbach, Joseph von Führich, Franz Josef von Gerstner, Ernst Mach, Gregor Mendel, Franz Metzner, Adalbert Stifter und anderen ausgestattet.

Literatur

  • Alfred von Klement: Geschichte des Deutschen Hauses in Prag, 1938

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.prag.citysam.de/am-graben.htm
  2. http://www.slovanskydum.com
  3. http://www.radio.cz/de/artikel/85191
50.08583333333314.431666666667

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