Übersetzung (Linguistik)

Übersetzung (Linguistik)

Unter Übersetzung versteht man in der Sprachwissenschaft:

  1. die Übertragung eines (meist schriftlich) fixierten Textes von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache; sie wird auch als „Übersetzen“ bezeichnet.
  2. das Ergebnis dieses Vorgangs.

Zur besseren Unterscheidung wird das Produkt eines Übersetzungs- oder Dolmetschvorgangs (Translation or Interpretation) auch als Translat bezeichnet.

Die Übersetzung fällt gemeinsam mit dem Dolmetschen unter den Begriff Sprach- und Kulturmittlung (Translation). Der maßgebliche Unterschied zwischen Übersetzen und Dolmetschen liegt darin, dass beim Übersetzen der Ausgangstext fixiert (schriftlich niedergelegt) ist und somit wiederholt konsultiert werden kann, während beim Dolmetschen der Ausgangstext nicht fixiert, in der Regel mündlich, vorliegt.

In der Sprachdidaktik wird häufig der Begriff Mediation verwendet. Im Unterschied zu Translation hebt der Begriff Mediation hervor, dass sich der Übersetzer in eine Vermittlungsposition befindet zwischen einer Person A mit Kenntnissen der Muttersprache und einer Person B mit Kenntnissen einer Fremdsprache, die die Person A nicht beherrscht wohl aber der Übersetzer als Mediator. Der Vermittler hilft den Personen A und B sich zu verstehen.

Es kommt auch vor, dass ein Übungs- oder Prüfungstext gegeben wird, in dem Person A die Rolle des Übersetzers übernimmt, um Person B einen fremdsprachlichen Text zu vermitteln. Beispiel einer Mediation von einer indirekten Rede in eine direkte Rede: Partner A: Du fragst Stephen, ob er euch bei dem englischen Theaterstück helfen kann. Partner B spricht kein Englisch. Also sagt Partner A: "Stephen, could you help us with our English play?"

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Grundlage für die Entwicklung des Übersetzens bilden die Entstehung der Sprache vor etwa 100 000 Jahren und die Entstehung der Schrift vor etwa 5000 Jahren. Berühmte Übersetzungen sowie Orte und Zeiten besonderer übersetzerischer Aktivität können als Orientierungspunkte im Verlauf der Geschichte dienen. Über das Übersetzen in den Kulturen außerhalb Europas bzw. des Mittelmeerraums ist bisher recht wenig bekannt. Auch die Geschichte des Dolmetschens, das mit großer Sicherheit älter ist als die Schrift und auch in Kulturen ohne Schrifttradition den kulturellen Austausch förderte, ist noch wenig erforscht.

247 v. Chr. entstand die Septuaginta, eine erste Übersetzung der jüdischen Bibel aus dem Hebräischen ins Griechische, die der Legende nach von 72 Übersetzern in 72 Tagen angefertigt wurde. Auf etwa 196 v. Chr. wird der Stein von Rosette datiert, dessen Inschrift, ein priesterliches Dekret, in zwei Sprachen und drei Schriften ausgeführt ist: Ägyptisch in demotischer und in Hieroglyphen-Schrift sowie Griechisch. Dieses mehrsprachige Dokument half, die Hieroglyphen zu entschlüsseln.

Übersetzungen haben häufig eine zentrale Rolle beim Transfer von Wissen und Kulturtechniken zwischen verschiedenen Völkern gespielt. Dabei kam es zu bestimmten Zeiten zu Häufungen von Übersetzungen zwischen bestimmten Sprachen. Solche Konzentrationen können uns heute zum Teil dazu dienen, historische Wissensströme zu verfolgen. Ein Zentrum der Übersetzungstätigkeit war das antike Rom, wo vor allem griechische Literatur ins Lateinische übertragen wurde. Aus dieser Zeit sind auch theoretische Schriften über Literatur und Redekunst überliefert, die sich mit der noch Jahrhunderte später aktuellen Debatte über „wortgetreues“ oder „freies“ Übersetzen beschäftigen.

Eine prominente Figur in der Übersetzungsgeschichte ist Hieronymus (ca. 331–420 n. Chr.), der später heiliggesprochen wurde und jetzt auch als Schutzheiliger der Übersetzer gilt. Hieronymus wurde von Papst Damasus I. beauftragt, ausgehend von anerkannten griechischen Texten eine Übersetzung der Bibel ins Lateinische anzufertigen. Später übersetzte er das Alte Testament nochmals neu aus dem Hebräischen. Die von ihm erstellte lateinische Bibel, die Vulgata, war lange Zeit der maßgebliche Text für die römisch-katholische Kirche.

Im 9. und 10. Jahrhundert entstand in Bagdad ein weiterer Brennpunkt der Übersetzungstätigkeit. Vorrangig wurden wissenschaftliche Werke aus dem Griechischen ins Arabische übersetzt, etwa im Haus der Weisheit. Diese Übersetzungen sollten für die Entwicklung der Wissenschaft im mittelalterlichen Europa eine wichtige Rolle spielen, denn sie bildeten die Grundlage für ein weiteres Übersetzungszentrum, die sogenannte „Schule von Toledo“. Hier wurden im 12. und 13. Jahrhundert Texte arabischen, aber eben auch griechischen Ursprungs aus der arabischen in die lateinische und später in die spanische Sprache übersetzt.

Die Zeit der Renaissance, die im 14. Jahrhundert in Italien begann, markiert mit ihrem erneuten, verstärkten Interesse an den Texten der Antike einen Aufschwung des Übersetzens, der mit der verstärkten schriftlichen Wissensverbreitung durch die Weiterentwicklung des Buchdrucks bis in die Reformationszeit anhielt. Viele der Reformatoren waren auch Bibelübersetzer, und der bekannteste im deutschsprachigen Raum ist sicherlich Martin Luther. Luther vertrat die Auffassung, dass der Inhalt der Bibel so mit den Mitteln der deutschen Zielsprache ausgedrückt werden sollte, dass er für jeden verständlich wäre: in „natürlichem“, nicht an die grammatischen Strukturen der Ausgangssprachen gebundenen Deutsch. In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ erklärt er seine Übersetzungsauffassung. Die lutherische Bibelübersetzung war für die Entwicklung und vor allem für die Standardisierung der deutschen Sprache von großer Bedeutung.

Eine weitere zentrale Epoche für die Übersetzung im deutschsprachigen Raum, deren Vertreter aber auch europaweit Bedeutung erlangten, ist die Romantik. Hier spielten vor allem literarische Übersetzungen aus anderen europäischen Sprachen ins Deutsche eine Rolle, etwa die heute noch gelesene Schlegel-Tiecksche Shakespeare-Übersetzung. (Siehe Abschnitt „Literarische Übersetzung“.) Zur Zeit der Romantik beschäftigten sich viele Intellektuelle auch theoretisch mit dem Übersetzen, so etwa Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schleiermacher oder Wilhelm von Humboldt.

Im 20. Jahrhundert schließlich sind neben einem explosionsartigen Wachstum vor allem der Fachübersetzung durch den Ausbau der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen auch eine zunehmende wissenschaftliche Theoriebildung, die Gründung von Ausbildungsstätten für Übersetzer und Dolmetscher sowie ihre Organisation in Berufsverbänden mit dem Ziel der Professionalisierung zu beobachten. Die Translatologie (Übersetzungswissenschaft) als Interdisziplin ist noch relativ jung.

Ältere übersetzungswissenschaftliche Ansätze neigen zum Teil zu der Auffassung, der Übersetzer solle möglichst alle Aspekte eines Ausgangstextes (z. B. Metaphern und Vergleiche, Hervorhebungsmuster und thematische Progression, Satzmuster, sprachliche Varietäten (Dialekt, Soziolekt) etc.) gleichermaßen berücksichtigen. Die neueren Ansätze der Übersetzungswissenschaft fordern dagegen, dass die unterschiedlichen Aspekte des Ausgangstextes mit unterschiedlichen Prioritäten versehen werden müssen, damit die Übersetzung genau die vorher zu definierenden Anforderungen des Zieltextlesers erfüllt. Diese Anforderungen werden vor allem anhand von „textexternen Faktoren“ wie Ort und Zeit, Intention des Senders und Erwartung des Empfängers, Konventionen für bestimmte Textsorten in der Zielkultur usw. bestimmt.

Genaueres zur theoretischen Reflexion über das Übersetzen und Dolmetschen unter Translatologie (Übersetzungswissenschaft/Dolmetschwissenschaft).

Problematik

Doppelte Bindung

Das Kernproblem bei der Übersetzung war und ist das Problem der „doppelten Bindung“ des Übersetzers. Der Zieltext soll gleichzeitig eine erkennbare Rückbindung an den ausgangssprachlichen Text besitzen und die Anforderungen des Lesers des zielsprachlichen Textes erfüllen.

In dieser doppelten Bindung liegt der Ursprung der Begriffe der rückwärts oder vorwärts (ausgangs- bzw. zielsprachlich und -kulturell) orientierten Übersetzung. Entweder sollen dem Leser der Übersetzung die charakteristischen Eigenschaften der Ausgangskultur und -sprache nahegebracht werden, oder er soll mit einem in der Zielkultur und -sprache unauffälligen bzw. seinen Zweck gut erfüllenden Text versorgt werden.

In der literarischen Übersetzung kann sich beispielsweise eine grammatische Struktur der Ausgangssprache als sehr charakteristisch für den Stil des Ausgangstextes herausstellen, durch eine wörtliche Übertragung würde im Zieltext jedoch ein auffällig vom gewohnten Sprachgebrauch abweichender Stil entstehen, der den Leser irritiert.

Subjektivität

Beim Übersetzungsvorgang sind stets subjektive Faktoren beteiligt:

  • bei der Entscheidung des Übersetzers zwischen Zieltextvarianten
  • durch Gebundenheit des Übersetzers an kulturelle und soziale Hintergründe
  • durch Rezeption und Interpretation des Ausgangstextes (vgl. Hermeneutik)
  • durch unterschiedliche methodisch-technische Vorentscheidungen für den Analyse- und Beurteilungsprozess
  • durch die Meinung des Übersetzers (über Funktion, Zweck und Strategie der Übersetzung)

Philosophische Implikationen

Die Übersetzung ist von jeher ein Thema der Hermeneutik, der Sprachphilosophie und der Erkenntnistheorie.

Die Hermeneutik thematisiert das Phänomen der Übersetzung als Erfahrung von Distanz und Andersartigkeit (Alterität). Auch der für die Hermeneutik so wichtige Umgang mit Überlieferung und Tradition schließt oft die Notwendigkeit der Übersetzung ein. Dabei haben verschiedene Philosophen darauf aufmerksam gemacht, dass der Übersetzer stets in seinem eigenen Horizont steht, in den er das Produkt seiner übersetzerischen Bemühungen einordnen muss. Ein bloßes Übertragen des Textinhaltes von der Quell- in die Zielsprache ist daher nicht möglich. Der Übersetzer muss sich entscheiden, ob er den notwendigerweise fremdartigen Text an die eigene Sprache angleicht und dessen Fremdartigkeit so zu verdecken versucht, oder ob er diese Fremdartigkeit gerade mit den Mitteln der eigenen Sprache nachbilden möchte. Beide Verfahren sind legitim, eine Entscheidung, welche Version „näher“ am Original ist, lässt sich nicht allein durch Verweis auf die Textgrundlage fällen.

Zur Frage der grundsätzlichen Übersetzbarkeit, also der Möglichkeit einer „Inhaltsübertragung“, vertritt etwa Quine die These von der Unbestimmtheit der Übersetzung,[1] die besagt, dass zwischen mehreren möglichen Übersetzungsvarianten keine objektive Rangfolge festgelegt werden kann und dass Sprache im Allgemeinen stets nur im Kontext der Erfahrung interpretierbar ist.

Sowohl in der Translatologie als auch in der Übersetzungspraxis wird von einer grundsätzlichen Übersetzbarkeit zwischen natürlichen Sprachen ausgegangen, die sich zumindest auf den propositionalen Gehalt einer Äußerung, wenn auch möglicherweise nicht auf jede konnotative Bedeutung erstreckt.

„[Es] zeigt sich, dass in natürlichen menschlichen Sprachen im Prinzip alles ausgedrückt werden kann. Wenn es für bestimmte Begriffe oder Konzepte keine eigenen Lexeme gibt, so können sie auf andere Weise ausgedrückt werden, durch morphologische Strukturen oder Umschreibung, Paraphrase bzw. Rückgriff auf andere Konzepte“.[2]

In der Sprachphilosophie ist das Problem der Übersetzung aufgrund der These von Interesse, dass sich das Wesen von Sprache, Bedeutung und Sinn gerade beim Übergang von einer Sprache in eine andere ergründen lässt.

Literarische Übersetzung

Die literarische Übersetzung ist die wahrscheinlich bekannteste bzw. in der Öffentlichkeit meistdiskutierte Erscheinungsform des Übersetzens, macht jedoch nur einen geringen Anteil des Übersetzungsmarktes aus. Im Vergleich zu Übersetzern von Gebrauchstexten erzielen literarische Übersetzer in der Regel ein deutlich geringeres Einkommen, weshalb die Entscheidung für diesen Beruf wohl in den meisten Fällen in der persönlichen Begeisterung für Literatur bzw. für eine bestimmte Sprache und Kultur begründet liegt.

Literarische Übersetzungen spielten und spielen eine bedeutende Rolle für den interkulturellen Austausch, das Bild anderer Kulturen in einer bestimmten Sprachgemeinschaft und die Entwicklung nationaler Kultur und Identität. Ein bekanntes Beispiel für die Bedeutung der Auseinandersetzung mit fremden Literaturen ist die Epoche der deutschen Romantik, in der, u. a. durch August Wilhelm von Schlegel, Dorothea und Ludwig Tieck auch heute noch viel genutzte Übersetzungen von Werken europäischer Schriftsteller wie Shakespeare oder Cervantes entstanden.

Siehe auch Kategorie:Übersetzung (Literatur), ReLÜ

Die DFG förderte zu diesem Thema an der Uni Göttingen den SFB 309 „Die Literarische Übersetzung“ (abgeschlossen 1996).

Filmsynchronisation und Untertitelung

Einen Sonderfall als im weiteren Sinne literarische Übersetzung stellt die Synchronisation von Kino- und Fernsehfilmen dar. Die obengenannten grundsätzlichen Probleme treffen hier auf weitere Einschränkungen (zeitliche und rhythmische Limitierung des Textes, Notwendigkeit des Einklangs von Subtexten mit dem Spiel der Akteure etc), allerdings auch auf die Möglichkeit der nonverbalen Inhaltsvermittlung durch die stimmschauspielerische Nachempfindung des Originals. Somit kann eine werkgetreue Übersetzung mit den Mitteln der Synchronisation nur als Teamleistung von Textübersetzer, Dialogautor, Synchronregie und Sprecher stattfinden.

In den meisten Ländern werden fremdsprachige Filme jedoch zumeist untertitelt, was das Problemfeld vor allem auf die zeitliche Ebene verlagert: Das Zeitfenster ist insbesondere bei dialogreichen Werken meist zu knapp, um neben der reinen Informationsebene auch noch Subtexte, Wortspiele oder dergleichen berücksichtigen zu können.

Computerunterstützte und maschinelle Übersetzung

Ausführliche Artikel: Maschinelle Übersetzung und Computerunterstützte Übersetzung

Die Maschinelle Übersetzung ist der Versuch, mittels eines Computerprogrammes Übersetzungen automatisch durchzuführen. Die Textqualität von computererzeugten Übersetzungen reicht an Humanübersetzungen bisher nicht heran. Lediglich formal stark eingeschränkte Texte lassen sich mit hoher Qualität maschinell übersetzen. Zum Beispiel ist in Kanada ein System zur Übersetzung von Texten mit Wetterdaten im Einsatz.

Als Zwischenlösung verstehen sich HAMT-Systeme (Human Aided Machine Translation, maschinelle Übersetzung mit menschlicher Unterstützung), bei denen einem menschlichen Bediener die Möglichkeit gegeben wird, während des Übersetzungsvorgangs auftretende Probleme zu klären.

Auch für menschliche Übersetzer gibt es wertvolle technische Hilfsmittel. Zu den am häufigsten eingesetzten Werkzeugen gehören Terminologiedatenbanken sowie Übersetzungsspeicher, die beim Auftreten von schon einmal übersetzten Formulierungen automatisch die gespeicherte Übersetzung zur Übernahme vorschlagen. Auch Suchmaschinen für/und das World Wide Web haben zur Verbesserung der Übersetzungsqualität beigetragen, da ein Übersetzer mit ihrer Hilfe sehr viel schneller überprüfen kann, ob eine Formulierung in der Zielsprache möglich und/oder in der jeweiligen Textsorte üblich ist. Auch die Informationsrecherche wird durch das Internet wesentlich erleichtert.

Urheberrecht

Übersetzungen und andere Bearbeitungen eines Werkes, die persönliche geistige Schöpfungen des Bearbeiters sind, werden unbeschadet des Urheberrechts am bearbeiteten Werk wie selbständige Werke geschützt.

Qualitätsnormen für den Übersetzungsprozess

Allgemeines Qualitätsmanagement

Wie auf alle anderen Produktionsprozesse und Dienstleistungen können auch auf Übersetzungsprozesse Normen angewendet werden, die der Sicherung eines festgelegten Qualitätsniveaus dienen sollen. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die Qualitätsmanagementnormen der ISO 9000-Normenreihe. Diese Normenreihe definiert allgemein einsetzbare Elemente für nachvollziehbare Qualitätssicherungsprozesse. Seit einiger Zeit existieren jedoch auch spezifische Normen für die Übersetzungsbranche.

DIN 2345: „Übersetzungsaufträge“

→ siehe Hauptartikel DIN 2345

EN 15038: „Übersetzungsdienstleistungen“

Logo des Deutschen Instituts für Normung DIN EN 15038
Bereich Übersetzungsdienstleistungen
Titel Übersetzungs-Dienstleistungen - Dienstleistungsanforderungen
Kurzbeschreibung: Projektmanagement im Übersetzungsprozess
Letzte Ausgabe 8.2006
ISO -

Am 1. August 2006 trat die EN 15038 „Übersetzungsdienstleistungen“ in Kraft (liegt auch als DIN-Norm DIN EN 15038 vor), womit eine Registrierung oder Zertifizierung nach DIN 2345 nicht mehr möglich ist. (Auftraggeber und Übersetzer können aber als freie Vertragspartner weiterhin auch auf diesen Text verweisen.) Im Gegensatz zur DIN 2345 konzentriert sich die neue Norm stärker auf das Projektmanagement im Übersetzungsprozess und weniger auf die Übersetzung (Kernprozess) selbst. Dadurch sowie durch einen höheren Anteil an „Muss“-Bestimmungen wird die Norm für Einzelübersetzer schwerer einzuhalten als für Übersetzungsbüros. Hinter Festlegungen der DIN 2345 z. B. zu Mitwirkungspflichten des Kunden und zur erlaubten Verwendung der Übersetzung fällt die EN 15038 zum Teil zurück.[3]

Gemäß EN 15038 erstrecken sich die Anforderungen an den Übersetzungsdienstleister auf folgende Bereiche:

  • der Zweck und Einsatzbereich der Übersetzung
  • die Dokumentation
  • die personellen und technischen Ressourcen
  • das Qualitäts- und Projektmanagement
  • die vertraglichen Rahmenbedingungen
  • die Arbeitsprozesse
  • evtl. angebotene zusätzliche Dienstleistungen

Übersetzungsdienstleister können sich mittels einer Konformitätserklärung verpflichten, die neue Norm einzuhalten und sich bei der DIN CERTCO Gesellschaft für Konformitätsbewertung mbH registrieren lassen. Den Auftraggebern soll insbesondere der Einsatz des international anerkannten DIN EN-Verbandszeichens eine europaweite Orientierung bei der Suche nach qualifizierten Übersetzern ermöglichen. Hier liegt auch ein wichtiger Vorteil der neuen Norm: Sie liegt in 29 Ländern vor und kann damit die internationale Zusammenarbeit erleichtern.

Im Abschnitt „Vereinbarung zwischen dem Kunden und dem Übersetzungsdienstleister“ definiert die EN 15308 die Dienstleistungsspezifikation.

Literatur

  • Albrecht, Jörn: Linguistik und Übersetzung. Tübingen, 1973. ISBN 3-484-50063-8
  • Apel, Friedmar; Kopetzki, Annette: Literarische Übersetzung. J. B. Metzler, Stuttgart. ISBN 3-476-12206-9
  • Cebulla, Manuel: Sprachmittlerstrafrecht. Die strafrechtliche Verantwortlichkeit der Dolmetscher und Übersetzer, wvb, Berlin 2007, ISBN 978-3-86573-285-9
  • Cebulla, Manuel: Das Urheberrecht der Übersetzer und Dolmetscher, wvb, Berlin 2007, ISBN 978-3-86573-319-1
  • Cercel, Larisa (Hg.), Übersetzung und Hermeneutik / Traduction et herméneutique (Zeta Series in Translation Studies 1), Bukarest, Zeta Books 2009, ISBN 978-973-1997-06-3 (Taschenbuch), ISBN 978-973-1997-07-0 (E-Book).
  • Eco, Umberto: Quasi dasselbe mit anderen Worten: Über das Übersetzen, Hanser, München 2006, 3446207759.
  • Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Quelle und Meyer, Heidelberg/Wiesbaden 1992.
  • Macheiner, Judith: Übersetzen, Ein Vademecum, ISBN 3-492-23846-7.
  • Muegge, Uwe: Translation Contract. A Standards-Based Model Solution, ISBN 1-4184-1636-3.
  • Nord, Christiane: Textanalyse und Übersetzen: Theoretische Grundlagen, Methode und didaktische Anwendung einer übersetzungsrelevanten Textanalyse. Groos, Heidelberg 1995.
  • Snell-Hornby, Mary (Hrsg.): Übersetzungswissenschaft – Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie und Praxis. Francke, Tübingen/Basel 1994.
  • Snell-Hornby, Mary et al.: Handbuch Translation. Stauffenburg, Tübingen 1999, ISBN 3-86057-992-4.
  • König, Ekkehard/Gast, Volker: Understanding English-German Contrasts. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-09819-4
  • Stähle, Jürgen: Vom Übersetzen zum Simultandolmetschen. Handwerk und Kunst des zweitältesten Gewerbes.Franz Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09360-6.
  • translate/eipcpBorders (Hg.): Nations, Translations. Übersetzung in einer globalisierten Welt. Wien: Turia + Kant 2009. ISBN 978-3-85132-545-4

Einzelnachweise

  1. Quine, Willard Van Orman: Translation and Meaning, § 16. Zitiert nach Wunderlich: Arbeitsbuch Semantik. 2. Aufl. 1991, S. 19.
  2. Dürr/Schlobinski: Deskriptive Linguistik. 2006, S. 174.
  3. Manuel Cebulla: „Die DIN EN 15038 aus juristischer Sicht: Wie weit ist es zum Branchenstandard?“ In: MDÜ: Fachzeitschrift für Dolmetscher und Übersetzer. 53. Jg., Nr. 1, 2007, ISSN 1618-5595, S. 18–22.

Weblinks


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