Eschel Rhoodie

Eschel Rhoodie

Eschel Mostert Rhoodie (* 11. Juli 1933 in Caledon, Kapprovinz; † 17. Juli 1993 in Atlanta, Georgia) war ein südafrikanischer Journalist, Autor und Politiker, der von 1972 bis 1977 als Staatssekretär im südafrikanischen Informationsministerium fungierte und damit während dieser Zeit einer der wichtigsten Akteure der Regierung seines Heimatlandes im Bereich der politischen Propaganda war. Zum Ende der 1970er Jahre spielte er eine zentrale Rolle in einem als Muldergate-Affäre bezeichneten politischen Skandal um die Aufdeckung verdeckter Propagandamaßnahmen im In- und Ausland. Er wurde infolgedessen zunächst verurteilt sowie später im Berufungsverfahren freigesprochen, und emigrierte 1982 in die USA.

Leben

Eschel Rhoodie wurde 1933 in Caledon als Sohn eines Gefängniswärters geboren und promovierte an der Universität Pretoria mit einer vergleichenden Arbeit zum Strafvollzug in den Ländern des Commonwealth of Nations. Beruflich war er zunächst kurze Zeit für eine afrikaanssprachige Tageszeitung tätig, bevor er Mitarbeiter des südafrikanischen Informationsministeriums wurde. Nach 15 Jahren Auslandstätigkeit für das Ministerium, unter anderem in Australien, den Vereinigten Staaten und den Niederlanden, übernahm er 1972 das Amt des Staatssekretärs. In den 1970er Jahren reiste er mehrfach nach Israel für Gespräche, die zur Zusammenarbeit beider Länder im Rüstungsbereich und insbesondere zum durch Israel unterstützten Aufbau des südafrikanischen Atomprogramms führten. Als Staatssekretär war er außerdem wesentlich in Vorhaben von Informationsminister Cornelius Petrus Mulder involviert, durch verschiedene Propagandamaßnahmen die öffentliche Meinung über die Apartheid im In- und Ausland zu beeinflussen. Zu diesen Aktivitäten, die vom damaligen Premierminister Balthazar Johannes Vorster gebilligt und durch finanzielle Mittel aus dem Haushalt des Verteidigungsministeriums unterstützt wurden, zählten neben der Bestechung internationaler Nachrichten- und Presseagenturen unter anderem der Versuch, in den USA die Tageszeitung Washington Star aufzukaufen, sowie die Unterstützung beziehungsweise Etablierung regierungsfreundlicher englischsprachiger Zeitungen in Südafrika.

Das Bekanntwerden dieser geheimgehaltenen Maßnahmen des Informationsministeriums führte ab 1977 zu einem als Muldergate-Affäre bezeichnetem politischen Skandal, in dessen Verlauf bis 1979 unter anderem Cornelius Petrus Mulder seine politischen Ämter verlor und aus der Nationalen Partei ausgeschlossen wurde. Auch Premierminister Balthazar Johannes Vorster trat 1979 vom Amt des Staatspräsidenten zurück, das er ein Jahr zuvor übernommen hatte. Eschel Rhoodie, dem im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Informationsministeriums neben Bestechung auch persönliche Bereicherung vorgeworfen wurde, floh zunächst nach Ecuador. Nachdem er 1979 erfolglos politisches Asyl in Großbritannien beantragt hatte, ging er nach Frankreich. Dort wurde er verhaftet und rund drei Monate später an Südafrika ausgeliefert, wo er im Oktober 1979 wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Nachdem die Verurteilung im Berufungsverfahren im folgenden Jahr mit der Begründung, dass er lediglich auf Anweisung gehandelt hätte, aufgehoben worden war, wanderte er 1982 in die Vereinigten Staaten aus. Ein Jahr später veröffentlichte er ein Buch über seine Sicht auf den Skandal, in welchem er verschiedene hochrangige Regierungspolitiker des Landes als mitbeteiligt an den Aktivitäten des Informationsministeriums und sich selbst als unschuldig darstellte. Darüber hinaus war er in der Folgezeit als Berater für Südafrikaner tätig, die in die USA emigrierten.

Eschel Rhoodie war verheiratet sowie Vater einer Tochter und eines Sohnes. Er starb 1993 in Atlanta an den Folgen eines Herzinfarkts, den er während eines Tennisspiels erlitten hatte.

Werke (Auswahl)

  • South-West: The last Frontier in Africa. New York und Johannesburg 1967
  • The Third Africa. Kapstadt 1968
  • The Paper Curtain. Johannesburg 1969
  • The Real Information Scandal. Atlanta und Pretoria 1983; Ausgabe in Afrikaans: Die ware inligtingskandaal. Pretoria 1984
  • Discrimination in the Constitutions of the World: A Study of the Group Rights Problem. Columbus, GA 1984
  • PW Botha: The Last Betrayal. Melville 1989

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eschel Rhoodie — Dr. Eschel Mostert Rhoodie (1933 17 July 1993) was a South African politicical public relations man and spin doctor most famous as being one of the key players in the 1978 79 Information Scandal, also known as Infogate or Muldergate. He served as …   Wikipedia

  • Progress Party (Norway) — For the 1957 party by the same name, see Progress Party (Norway, 1957). Progress Party Fremskrittspartiet Leader Siv Jensen …   Wikipedia

  • Muldergate Scandal — The Muldergate scandal, also known as the Information Scandal, was a South African political scandal involving the Department of Information.[1] South African Prime Minister BJ Vorster, Dr. Connie Mulder (Minister of Information) and Dr. Eschel… …   Wikipedia

  • Muldergate-Affäre — Die Muldergate Affäre, auch als Rhoodiegate Affäre oder Informationsskandal bezeichnet, war von 1977 bis 1979 eine politische Affäre in Südafrika, die nach Cornelius Petrus Mulder benannt war, dem damaligen Informationsminister in der Regierung… …   Deutsch Wikipedia

  • Civil Cooperation Bureau — For other uses, see CCB (disambiguation). Apartheid in South Africa Events and projects Sharpeville massacre Soweto uprising Treason Trial · …   Wikipedia

  • Scandale de l'information — Le scandale de l information en Afrique du Sud aboutit en 1978 à la chute du premier ministre de l époque John Vorster. Dans les années 1970, Connie Mulder, ministre de l information de John Vorster, entreprend d améliorer l image de l Afrique du …   Wikipédia en Français

  • Cornelius Petrus Mulder — (* 5. Juni 1925 in Warmbaths, Transvaal; † 12. Januar 1988 in Pretoria), auch bekannt als Connie Mulder, war ein südafrikanischer Politiker während der Zeit der Apartheid. Er fungierte von 1958 bis 1978 als Parlamentsabgeordneter der… …   Deutsch Wikipedia

  • Fortschrittspartei (Norwegen) — Parteilogo Basisdaten Gründungsjahr: 1973 Gründungsort: Oslo, Norwegen Vorsitzende …   Deutsch Wikipedia

  • Fremskrittspartiet — Parteilogo Basisdaten Gründungsjahr: 1973 Gründungsort: Oslo, Norwegen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”