Evangelische Kirche Fürfeld

Evangelische Kirche Fürfeld
Evangelische Kirche in Fürfeld

Die Evangelische Kirche in Fürfeld, einem Stadtteil von Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg, wurde 1871/73 im Stil der Neogotik erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgängerbau

Grabmale aus der alten Kirche beim Schloss Fürfeld

Eine Kirche in Fürfeld bestand bereits seit dem 13. oder 14. Jahrhundert und war dem Heiligen Kreuz geweiht. Durch den Einsatz des Fürfelder Ortsherren Philipp von Gemmingen für die Sache der Reformation wurde Fürfeld bereits 1521 mit der Berufung des evangelischen Pfarrers Martin Germanus reformiert. Die alte Kirche befand sich in der Ortsmitte neben dem alten Pfarrhaus und war im 18. Jahrhundert stark baufällig, so dass Überlegungen zu einem Neubau und die Gründung eines Kirchenbaufonds bereits auf die 1780er Jahre zurückgehen. Die Baupläne zogen sich jedoch mehrere Jahrzehnte hin, da die Finanzierung eines Neubaus zunächst unklar war. Durch die hohen Abgaben der Kriegsjahre 1806 bis 1814 waren die Gemeindefinanzen desolat. Die Gemeinde versuchte außerdem in einem von 1841 bis 1845 geführten Prozess vor dem Zivilsenat des königlichen Gerichtshofs in Esslingen, die Baulast auf die Freiherren von Gemmingen als Kirchenpatrone und Grundherren abzuwälzen, was jedoch vom Zivilsenat abgelehnt wurde. Unterdessen musste 1841 der Turm der alten Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Ab 1843 war die Pfarrstelle nur noch mit einem Pfarrverweser besetzt, so dass das alte Pfarrhaus 1844 an die Gemeinde verkauft und zu einem Armenhaus umgebaut wurde. Erst 1869 war ein Platz für einen Kirchenneubau gefunden. Die alte Kirche wurde nach Fertigstellung des Kirchenneubaus an einen Landwirt verkauft, 1874 zu einer Scheune umgebaut und um 1972 abgerissen. Einige historische Grabmale und sonstige Steine aus der alten Kirche wurden ins Schloss Fürfeld verbracht.

Kirchenneubau 1871/73

Lageplan der Kirche und der östlich anschließenden Gebäude von 1896

Nachdem man zunächst erwogen hatte, eine neue Kirche auf dem Platz beim Gasthaus Ochsen zu erbauen, erwarb die Gemeinde am 7. Dezember 1869 das ehemalige Postgebäude an der Heilbronner Straße außerhalb des Ortskerns. Zum Postanwesen gehörten eine Scheune, Feldflächen sowie ein Steinbruch. Das Postgebäude war 1849 nach Brand neu errichtet worden und diente ab 1870 als Pfarrhaus. Die Kirche wurde auf den umliegenden Freiflächen erbaut, wobei die zum Bau der Kirche benötigten Steine teilweise in dem zugehörigen Steinbruch gewonnen wurden. Die Pläne für die Kirche entwarf der Heilbronner Baurat Albert Barth. Den steinernen Turmhelm sowie eine neogotische Kanzel entwarf Paul Burkhardt. Der Kirchenbau begann 1871 und war mit der Einweihung des Bauwerks im Oktober 1873 abgeschlossen.

Die Kirche besaß ursprünglich drei Glocken. Zwei Glocken waren von der alten Kirche übernommen worden, eine weitere wurde bei der Glockengießerei Bachert in Kochendorf gegossen. Die Orgel der Kirche erbaute Christoph Ludwig Goll in Kirchheim unter Teck. Zahlreiche Ausstattungsgegenstände der Kirche wurde von der Familie von Gemmingen gestiftet. Der Heilbronner Oberamtsrichter Karl von Gemmingen stiftete ein Glasfenster für den Chor, das die Geburt Christi zeigt, sowie verschiedene Geräte für das Abendmahl. Ernst und Franz von Gemmingen stifteten Taufgeräte, weitere Angehörige der Familie stifteten weiteres liturgisches Gerät.

Die Glocken mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden, auch die danach als Ersatz beschafften Glocken fielen 1940 im Zweiten Weltkrieg der Einschmelzung zum Opfer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch mehrere Umbauten stark vereinfacht. Anstelle des aus Sandsteinmaßwerk gebildeten Turmhelms erhielt der Kirchturm 1951 ein ziegelgedecktes Dach nach Plänen von Hannes Mayer, außerdem wurden damals die einst außen an der Kirche befindlichen Fialen entfernt und drei neue Glocken beschafft. 1961/62 wurde die Kirche innen renoviert, wobei nahezu die gesamte neogotische Innenausstattung (Emporen, Kanzel, Holzgewölbedecke, Taufstein) entfernt wurde. Im Zuge dieser Renovierung erhielt die Kirche drei neue Chorfenster von Peter Jakob Schober sowie eine zweimanualige Orgel mit 14 Registern von Walcker.

1970 wurde neben der Kirche ein neues Pfarrhaus errichtet, woraufhin das alte Pfarrhaus verkauft wurde.

Im Jahr 1987 wurden in der Kirche ein Gemeindesaal, Teeküche und Toiletten eingebaut. 1988 erhielt die Kirche ein Christus-Relief aus Terrakotta und Holzbohlen von Reinhard Siecke. Die letzte größere Renovierung an der Kirche fand 2004 statt, als der stählerne Glockenstuhl gegen einen hölzernen ersetzt und zwei weitere Glocken von der Glockengießerei Bachert aufgehängt wurden.

Beschreibung

Die evangelische Kirche Fürfeld ist eine einschiffige Hallenkirche mit einem nach Osten angebauten Chor und einem aus dem Westgiebel hervorragenden Turm. Das Kirchengebäude hat eine Länge von 22 Metern und eine Breite von 14 Metern. Im Innenraum sind 630 Sitzplätze vorhanden, von denen sich rund 190 Plätze auf der Empore befinden.

Den Chor der Kirche schmücken drei Glasfenster von Peter Jakob Schober, die Szenen aus Altem und Neuem Testament zeigen. Das alte Chorfenster mit der Geburt Christi wurde in ein Fenster an der Nordseite der Kirche eingesetzt.

Literatur

  • Hannes Wössner: Evangelische Kirche Fürfeld. In: Matthias Treiber (Hrsg.): Die evangelischen Kirchen im Kirchenbezirk Heilbronn. Evangelischer Kirchenbezirk Heilbronn, Heilbronn 2005, S. 14–15
  • Fürfeld - Aus Vergangenheit und Gegenwart des ehemaligen reichsritterschaftlichen Städtchens. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 2001, ISBN 3-929295-77-6
49.2097083333339.0575

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