Fürfeld (Bad Rappenau)

Fürfeld (Bad Rappenau)
Fürfeld
Wappen von Fürfeld
Koordinaten: 49° 13′ N, 9° 3′ O49.2097222222229.0572222222222219Koordinaten: 49° 12′ 35″ N, 9° 3′ 26″ O
Höhe: 219 m ü. NN
Fläche: 8,18 km²
Einwohner: 1.562 (2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973

Fürfeld ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn, das seit 1. Januar 1973 zur Stadt Bad Rappenau gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Fürfeld liegt in der Hügellandschaft des Kraichgau, rund fünf Kilometer südwestlich von Bad Rappenau.

Geschichte

Schloss Fürfeld oberhalb des enggedrängten Siedlungskerns „Im Seegarten“
Dorfplatz mit Brunnen, Blick zum alten Postgebäude, das von 1870 bis 1970 als Pfarrhaus diente

Frühe Geschichte und erste Erwähnung

Die frühesten Funde aus Fürfeld stammen aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit) und werden der Bandkeramischen Kultur zugeordnet.[1] Aus der Römerzeit sind auf der heutigen Fürfelder Gemarkung eine Villa rustica und drei weitere römische Siedlungsstellen belegt.[2] Wie das benachbarte Bonfeld lag Fürfeld zur Römerzeit im damals dicht bewaldeten Versorgungsgebiet der römischen Neckarkastelle an einer uralten Handelsstraße. Der heutige Ort wurde vermutlich erst im hohen Mittelalter besiedelt, da er in einer die umliegenden Orte beschreibenden Urkunde von 856 noch nicht genannt wird. Der Namensbestandteil Feld deutet auf eine Rodung hin, die Vorsilbe Für wird von der Föhre abgeleitet, aus deren Stämmen man früh Wegweiser errichtete.

Die älteste Erwähnung des Ortes findet sich in einem Visitationsbericht des Burkhard von Hall, der 1288 einen dem Stift Wimpfen gehörenden Hof in Furenvelt besuchte. Der örtliche Adel, die Edelknechte von Fürfeld, werden mit einem Konrad von Fürfeld im Jahr 1302 erstmals erwähnt. Das Wappen derer von Fürfeld ist identisch mit dem Wappen der Herren von Neipperg (drei Ringe), so dass eine verwandtschaftliche Beziehung vermutet wird. Bereits im frühen 14. Jahrhundert treten die Herren von Helmstatt als Mitbesitzer des Dorfes auf. Unterhalb der Burg siedelte sich das so genannte Städtel als von Mauern und Türmen umgebener Burgweiler mit eigener Kapelle an. Fürfeld hatte aufgrund seiner Lage an der Handelsstraße von Heilbronn nach Frankfurt am Main (Hohe Straße) eine gewisse Bedeutung und erlangte früh das Marktrecht. Der einst dem Stift Wimpfen und ab 1315 den Herren von Neipperg gehörende nahe Ort Hurenfurt (ab dem 16. Jahrhundert als Wüstung Altfürfeld bezeichnet) wurde wohl im 15. Jahrhundert zugunsten des besser geschützten Ortes Fürfeld aufgegeben.

Fürfeld im Besitz der Herren von Helmstatt

Im Jahr 1427 wurde Peter von Helmstatt vom Hochstift Worms mit den drei Burgen in Fürfeld, Bonfeld und Treschklingen belehnt. Die Edelknechte von Fürfeld hatten unterdessen keinen nachweisbaren Besitz mehr am Ort, ihre Spuren verlieren sich im Zabergäu mit Kilian von Fürfeld, der letztmals in einem Urfehdebrief von 1471 erwähnt wird. Die Kapelle des Ortes ersetzte man im 15. Jahrhundert unter Reinhard von Helmstatt durch einen spätgotischen Neubau. Diese dem heiligen Kreuz geweihte Kirche wurde nur von einem Kaplan versorgt, sie war Filiale der Pfarrkirche in Bonfeld. 1496 beklagte sich der Pfarrer von Bonfeld, dass die Bewohner aus Fürfeld die Mutterkirche nur selten besuchten und dass der Ritter den Kaplan zum Predigen ermuntere.[3] Reinhards Söhne, Sebastian und Burkhardt von Helmstatt, verkauften am 21. April 1516 ihren Fürfelder Besitz an die drei noch unter Vormundschaft stehenden Söhne Dietrich († 1526), Wolf († 1555) und Philipp († 1544) des 1515 verstorbenen Pleikard von Gemmingen.

Reformation unter Philipp von Gemmingen

1518 fiel Fürfeld durch Erbteilung an Philipp von Gemmingen, der spätestens seit 1520 der Lehre Luthers zugetan war. 1521 wurde die Kaplanei in Fürfeld zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Der von Philipp berufene Martin Germanus war ihr erster Pfarrer. Mit seiner Berufung sind die Anfänge der reformatorischen Predigt in Fürfeld schon für das Jahr 1521 bezeugt.[4] Philipp war es auch, der das burgartige Rittergut von 1519 bis 1535 zum Schloss Fürfeld umbauen ließ. Nach seinem Tod fiel Fürfeld 1544 an seinen Neffen Pleikard von Gemmingen (1536–1594). Dieser ließ das Schloss weiter ausbauen und erlangte 1593 die Hohe Gerichtsbarkeit über den Ort. Das Alte Pfarrhaus in Fürfeld datiert auf 1589. Der Ort war bis ins 20. Jahrhundert praktisch rein evangelisch.

Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts

In den Kriegen des 17. Jahrhunderts hatte der Ort wie die gesamte Umgebung sehr zu leiden. Aus dem Dreißigjährigen Krieg liegen nur wenige Dokumente vor, jedoch wurde der Ort zumindest im Umfeld der Schlacht bei Wimpfen 1622 und der Schlacht bei Nördlingen 1634 von Soldaten heimgesucht, außerdem waren hohe Kontributionszahlungen zu leisten. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 suchten mehrmals französische Truppen das Kraichgau heim. 1674 hielt die Stadtmauer französischen Reitern noch stand. 1678 wurde der Ort jedoch geplündert, so dass von den Pfarrgütern keine Einnahmen zu vermelden waren. 1687 lag noch ein Drittel der Feldfläche von rund 900 Morgen brach.

Im Mai 1693 wurde das Dorf im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen verwüstet, dabei wurde auch das Schloss niedergebrannt. Unter Johann Dietrich von Gemmingen (1675-1757), dem späteren Hauptmann des Ritterkantons Kraichgau, erfolgte um 1707 der Wiederaufbau des Schlosses in seiner heutigen Gestalt. Zu seiner Zeit fand der letzte Hexenprozess gegen die 1717 auf dem Scheiterhaufen verbrannte Anna Maria Wagemann in Fürfeld statt. Allerdings begann unter ihm auch eine verschwenderische Haushaltung, die unter seinem Enkel und Erben Johann Philipp Dietrich von Gemmingen (1729–1785) schließlich von 1760 bis 1786 zur Zwangsverwaltung des Ortes durch den Ritterkanton Kraichgau führte.

In den 1780er Jahren wurde die Chaussee von Steinsfurt zur Posthalterei nach Fürfeld erbaut, die auf diesem Streckenabschnitt die historische Hohe Straße ersetzte und der die heutige B 39 dort folgt.

Württembergischer Grenzort

Die Ortsmitte von Fürfeld um 1820, Zeichnung von Christoph Ludwig Yelin

Die Oberlehensherrschaft des Bistums Worms endete im Jahr 1802. Fürfeld fiel nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt und durch die rheinische Bundesakte von 1806 als selbstständiger Ort an das Königreich Württemberg, in dem es zunächst zum Oberamt Kirchhausen, ab 26. April 1808 zum Oberamt Heilbronn gehörte. Da Fürfeld württembergischer Grenzort zum Großherzogtum Baden war, wurden außerhalb der mittelalterlichen Siedlungsgrenzen ein Zollamt und eine Poststation unterhalten.

Das Fürfelder Zollamt entfiel nach der Errichtung des Deutschen Zollvereins, das Zollgebäude wurde zum Gasthof umgenutzt und ist heute noch als Gasthof Traube erhalten. Mit der Aufnahme der Neckardampfschifffahrt und dem Bau von Eisenbahnverbindungen sank der Straßenverkehr in Fürfeld zur Bedeutungslosigkeit ab. 1860 wurde die Poststation ins stärker bevölkerte benachbarte Bonfeld umquartiert. Das alte Posthaus wurde 1870 zum Pfarrhaus, einige der zur Poststation gehörenden Grundstücke wurden 1871/73 mit einem neogotischen Kirchenneubau überbaut.

Von 1892 bis 1894 wurde in Fürfeld als einer der ersten Gemeinden im Umkreis eine Wasserleitung verlegt. Der Anschluss an das Elektrizitätsnetz erfolgte 1912.

Seit dem 20. Jahrhundert

Bürgerhaus in Fürfeld

1933 wurden 568 Einwohner gezählt, 1939 waren es 533[5] und Ende 1945 waren es 598.[6] Der seit August 1933 amtierende Bürgermeister Karl Billmann blieb bis August 1945 im Amt. Danach setzten die Amerikaner den Bonfelder Bürgermeister Reinhard Volpp ins Amt ein, der bis 1950 beide Orte verwaltete. Ab den 1960er Jahren änderte sich der Charakter des überwiegend landwirtschaftlich geprägten Ortes rasant. Insbesondere die Anbindung an die um 1968 erbaute A 6 machte den Ort attraktiv für Gewerbeansiedlungen.

Im Vorfeld der Gemeinde- und Kreisreformen der frühen 1970er Jahre gab es von Seiten der Gemeinde Fürfeld Überlegungen zum Zusammenschluss mit den Gemeinden Biberach, Bonfeld und Kirchhausen, was jedoch vom Innenministerium nicht genehmigt wurde. Bei einer Bürgerbefragung am 12. März 1972, die den Anschluss an Bad Rappenau oder Bad Wimpfen zur Wahl stellte, sprach sich die Mehrheit der Teilnehmer für den Anschluss an Bad Rappenau aus, der am 1. Januar 1973 vollzogen wurde. Der Ort hatte zu diesem Zeitpunkt 976 Einwohner. Bis zum Ende des Jahres 1997 wuchs die Einwohnerzahl auf 1517 an.

Nach einer in den 1970er Jahren begonnenen Entvölkerung des Ortskerns wurde die Ortsmitte von Fürfeld in den Jahren 1998 bis 2006 umfassend saniert.

Wappen von Fürfeld

Wappen

Das Wappen von Fürfeld ist ein sprechendes Wappen. Es zeigt die namengebende Föhre und die Buchstaben FF in grün auf weißem Schild.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Fürfeld
  • Schloss Fürfeld liegt in bestimmender Hügellage südöstlich oberhalb der historischen Ortsmitte. Im Schlossgraben sind einige historische Grabmale aus der alten Kirche aufgestellt.
  • Das alte Pfarrhaus von 1589 an der zum Schloss führenden Schlossbergstraße ist nach dem Schloss das zweitälteste Gebäude in Fürfeld. Es war Pfarrhaus bis 1844, später bis zur Errichtung der neuen Verwaltungsstelle zeitweise auch Rathaus. Die ursprüngliche Fürfelder Kirche befand sich in direkter Nachbarschaft des Gebäudes.
  • Die evangelische Kirche wurde 1871/73 nach Plänen von Albert Barth und Paul Burkhardt im Stil der Neogotik erbaut. Durch vereinfachende Renovierungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die Kirche viel ihrer ursprünglichen Formensprache und Ausstattung eingebüßt. Vor der Kirche befinden sich ein historischer Kirchbrunnen und ein 1930 errichtetes Kriegerdenkmal. Gegenüber der Kirche liegt das ehemalige Posthaus und Gasthaus Ritter, das von 1870 bis 1970 als Pfarrhaus diente.
  • Der Gasthof Traube geht auf eine 1812 errichtete Zollstation zurück, die 1836 nach Gründung des Deutschen Zollvereins in Privathand kam.
  • Das Schulhaus an der Sinsheimer Straße wurde 1912 im Jugendstil errichtet. Zuvor diente seit 1764 ein 1629 errichtetes (aber nach Restaurierung am Kellersturz falsch auf 1690 datiertes) Gebäude in der heutigen Schlossbergstraße als Schulhaus.
  • Dorfplatz mit Büttelbrunnen von Hermann Koziol (1999) und weiterem Brunnen mit Bronzefigur.

Persönlichkeiten

  • Johann Krämer, Schultheiß 1904–1933, Ehrenbürger von Fürfeld seit 1929

Einzelnachweise

  1. Fürfeld, 2001 (siehe Literatur), S. 14ff
  2. Fürfeld, 2001 (siehe Literatur), S. 22ff
  3. Friedrich von Weech: Das Wormser Synodale von 1496. In: ZGO 27 (1875) S. 437.
  4. Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, S. 53.
  5. Mitteilungen des Württ. Stat. Landesamtes Nr. 4/5 vom 10. Dezember 1940: Ergebnisse der Volks- und Berufszählung am 17. Mai 1939
  6. Ergebnisse der Einwohnerzählung und Wohnsitzermittlung am 4. Dezember 1945 in Nordwürttemberg

Literatur

  • Gustav Neuwirth: Geschichte der Stadt Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 1978
  • Fürfeld - Aus Vergangenheit und Gegenwart des ehemaligen reichsritterschaftlichen Städtchens. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 2001, ISBN 3-929295-77-6

Weblinks

 Commons: Fürfeld (Bad Rappenau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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