Hieronymus Keck

Hieronymus Keck

Hieronymus Keck (auch Hieronymus Keck von Eisersdorf; † 7. April 1652 in Glatz) war ein katholischer Geistlicher und Dechant der zum Erzbistum Prag gehörenden Grafschaft Glatz. Während der Zeit der Böhmischen Rebellion war er deren einziger katholischer Seelsorger.

Leben

Herkunft und Geburtsjahr von Hieronymus Keck sind nicht bekannt. 1604 übernahm er als damaliger Pfarrer von Altwilmsdorf das Amt des Glatzer Dechanten. Nachdem in der Zeit der Reformation die meisten Katholiken und ihre Seelsorger zum lutherischen Glauben konvertierten und während des böhmischen Ständeaufstandes 1618 die Jesuiten aus Glatz vertrieben worden waren, war Hieronymus Keck der einzige katholische Geistliche der Grafschaft. Da er sich weigerte, den von den Ständen gewählten böhmischen König Friedrich von der Pfalz anzuerkennen, wurde er im Januar 1620 gefangen genommen und, wegen seiner Treue gegenüber dem Kaiser, als Landesverräter in das Glatzer Gefängnis gebracht. Erst als die kaiserlichen Truppen 1622 Glatz zurückeroberten, kam er am 28. Oktober 1622 frei. Anschließend versorgte er wegen des Mangels an katholischen Priestern mehrere Jahre lang mit einigen Kaplänen den Glatzer Pfarrsprengel sowie die Pfarreien Altwilmsdorf, Pischkowitz, Königshain, Rengersdorf und Eisersdorf. Zur Belohnung seiner Treue wurde er von Kaiser Ferdinand II. mit dem Adelsprädikat „von Eisersdorf“ nobilitiert und durch Güterschenkungen entschädigt. Nach der Rückkehr der Jesuiten 1624 übernahmen diese die Seelsorge des Glatzer Pfarrsprengels[1].

Nachfolgend wurde er mit der Zwangskatholisierung des Glatzer Landes betraut, um die er sich große Verdienste erwarb. Sie wurde auch vom damaligen Pfandherrn der Grafschaft Glatz, Erzherzog Karl, zielstrebig verfolgt. Dieser war als Bischof von Breslau ein rigider Verfechter der Rekatholisierungsmaßnahmen und erließ 1624 auch für das Glatzer Gebiet eine Verfügung, wonach das Bürgerrecht nur bei Nachweis der katholischen Religion erworben werden konnte. Die gleiche Beschränkung galt auch für Eheschließungen. Außerdem wurde verfügt, dass alle lutherischen Bücher abzugeben seien. 1628 forderte der kaiserliche Statthalter, Landeshauptmann Carl Fuchs von Fuchsberg, die Städte und Dörfer auf, die Wiedereinführung der katholischen Religion zu fördern und Hieronymus Keck in jeder Hinsicht zu unterstützen. Zugleich wurde seine Position dadurch gestärkt, dass zur finanziellen Ausstattung des Dekanatsamtes von den Gütern Reyersdorf und Schönau 4.000 Taler bereitzustellen waren.

Nachdem die 1624 nach Glatz zurückgekehrten Jesuiten u. a. das Bildungswesen übernahmen, konnten sie auch einen entsprechenden Einfluss auf Kinder und Jugendliche ausüben. Durch die angedrohten und durchgeführten Bedrückungen konvertierten die meisten Einwohner, so dass Hieronymus Keck 1630 anhand der Zählungen bei der Osterbeichte und -kommunion die gelungene Rekatholisierung vermelden konnte. 1631 unternahm Keck eine Visitationsreise, mit der der Konfessionsstand sowie das Kirchenvermögen und die Einkünfte der Pfarreien festgestellt werden sollten. Hierzu musste jeder Pfarrer einen umfangreichen Fragenkatalog beantworten. Er befasste sich mit den Kircheneinrichtungen (Responsa super quastiones) und dem Seelenheil der Gläubigen bzw. Gemeindemitglieder (Circa curam animarum). Das Ergebnis der Visitation wurde von Keck in einem Dekanatsbuch festgehalten. Die darin für die Geschichte der Reformation und Rekatholisierung wichtigen Ergebnisse wurden erst 1884 von Franz Volkmer und Franz Hohaus in Band 3 der Reihe Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz unter dem Titel Constitutiones Synodi Comitatus Glasencis in causis religionis veröffentlicht. Die Anzahl der verbliebenen Kryptokatholiken ist nicht bekannt. In den Habelschwerdter Ratsprotokollen sind noch für die Jahre 1635 und 1640 Widerstände und Proteste der Bürger gegen die die geforderte Konversion verzeichnet.

Hieronymus Keck, der seit 1628 Vorstand der Mittelsteiner Stiftung „Pia Causa“ war, starb 1652 in Glatz. Seinen Besitz verschrieb er dem Glatzer Jesuitenkolleg. Aus Dankbarkeit und zu seiner Ehre ließen sie ein Portrait von ihm anfertigen, das sich bis heute im ehemaligen Glatzer Jesuitenkonvikt (heute Museum des Glatzer Landes/Muzeum Ziemi Kłodzkiej) befindet.

Literatur

  • Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. DOBU-Verlag u. a., Hamburg u. a. 2006, ISBN 3-934632-12-2, S. 17, 117, 159–162 und 182.
  • Dieter Pohl: Hieronymus Keck und die Gegenreformation. In: Franz Jung (Hrsg.): Auf dem Weg durch die Jahrhunderte. Beiträge zur Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz. Visitatur der Grafschaft Glatz, Münster 2005, ISBN 3-00-015240-7, S. 97–103.
  • Arno Herzig: Konfession und Heilsgewissheit. Schlesien und die Grafschaft Glatz in der Frühen Neuzeit. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2002, ISBN 3-89534-459-1, S. 97ff. (Religion in der Geschichte 9).

Einzelnachweise

  1. Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz. Neu bearbeitet und herausgegeben von Dieter Pohl. Band 2: Die Pfarrei- und Stadtchroniken von Glatz – Habelschwerdt – Reinerz mit den zugehörigen Dörfern. Pohl, Modautal 1993, ISBN 3-927830-09-7, S. 53 (Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz. Reihe A: Ortsgeschichte NF 2).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Keck — ist der Familienname folgender Personen: David D. Keck (David Daniel Keck, 1903–1995), amerikanischer Botaniker Dietmar Keck (* 1957), österreichischer Politiker (SPÖ) Erika Keck (1900–1990), deutsche Politikerin Franz Keck (* 20. Jahrhundert),… …   Deutsch Wikipedia

  • Altwilmsdorf — Stary Wielisław Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Stary Wielislaw — Stary Wielisław Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Stary Wielisław — Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Johanniterkommende Glatz — Die ehemalige Johanniterkommende Glatz (auch Malteserkommende Glatz) war eine Niederlassung des Ordens vom Spital des hl. Johannes zu Jerusalem in der damals politisch zu Böhmen und kirchlich zum Erzbistum Prag gehörenden Stadt Glatz. Die Glatzer …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft Glatz — Das Wappen der Grafschaft Glatz Die Grafschaft Glatz ([glaːts]; glätzisch Grofschoaft Glootz oder Groofschoft Glootz, tschechisch Hrabství kladské, polnisch Hrabstwo …   Deutsch Wikipedia

  • Krosnowice — Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Scinawka Srednia — Ścinawka Średnia …   Deutsch Wikipedia

  • Wojciechowice (Kłodzko) — Wojciechowice Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Ścinawka Średnia — Ścinawka Średnia …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”