Hochaltarbild Johann Georg Bergmüller in Tannheim

Hochaltarbild Johann Georg Bergmüller in Tannheim
 
Hochaltarbild Johann Georg Bergmüller
Johann Georg Bergmüller, 1716
Öl auf Leinwand, 500 cm × 300 cm
Pfarrkirche St. Martin (Tannheim)

Das Hochaltarbild Johann Georg Bergmüller in Tannheim ist das Hochaltarbild in der frühbarocken Römisch-katholischen Pfarrkirche St. Martin in Tannheim im Landkreis Biberach in Oberschwaben.

Inhaltsverzeichnis

Quis ut Deus

Die Blitze, die vom Schild des mittig dargestellten Erzengels Michael ausgehen, bilden die Worte Wer ist wie Gott? Michael ist auf dem Bild mit Diadem, roter Tunika und Brustpanzer wie ein römischer Legionär bekleidet. Der Drache ist in dem Altarbild dargestellt als nackter Mann, als ein Pan, der der Völlerei und Trunksucht frönt. Die Flügel weisen ihn als gefallenen Engel aus. Brüste verdeutlichen die Wollust. Eine gürtelartige Schlange umwindet seine Hüften. Der Pan hat einen Pfauenkopf, der für Hoffart und Eitelkeit steht. Der Drache, die alte Schlange und der Teufel werden zusammen mit allen diesen beschriebenen Sünden zur Hölle verwiesen.

Alle anderen dargestellten Figuren richten ihre Blicke zum Himmel, zu Maria der Gottesgebärerin. Sie ist die Patronin des Ordens der Benediktiner. Sie ist dargestellt als apokalytisches Weib, wie in Offb 12,1 beschrieben. Über ihrem blauen Schleier trägt sie eine Krone mit zwölf Sternen. Das Jesuskind, nur mit einer Windel bekleidet, steht auf ihrem Schoß, wie auf einem Thron. Vor ihr kniet Maria Magdalena. Sie hat langes offenes Haar, zeigt die nackte Schulter und ist nur mit einem leichten Oberteil bekleidet. Sie kniet vor Maria und neigt sich zum linken Fuß des Jesuskindes. Mit ihrer rechten Hand berührt sie sanft den Fuß des Kindes. Vor ihr hat sie ein kleines Gefäß mit Öl gestellt. Diese Geste soll an die Bibelstelle im Evangelium nach Lukas 7,38 erinnern. Es war ein peinlicher Vorfall. Maria von Magdala war eine stadtbekannte Dirne [1] und näherte sich Jesus, der im Hause eines Pharisäers eingeladen war. Von hinten gelangte sie an die ausgestreckten Füße des nach antiker Sitte liegenden Jesus. Es folgte eine Ungeschicklichkeit nach der anderen. In ihrer Verwirrung löste sich ihr Haar, was in der orientalischen Öffentlichkeit verpönt war. Sie fing an zu weinen und wischte mit den Haaren die Tränen von den Füssen Jesu. Sie machte ihn damit unrein. Er konnte daraufhin, nach landläufiger Meinung, das Mahl in dem Haus des strengen Juden nicht fortsetzen. Dann küsste sie ihm auch noch die Füße und salbte sie mit Öl. Jesus wies die Frau nicht zurück, er vergab ihr die Sünden.

Neben Maria etwas zurückgesetzt der Heilige Georg, vermutlich aus Kappadokien stammend, in der Rüstung eines Ritters mit Lanze, Schild und Palmzweig, der ihn als Märtyrer ausweist. Als Schutzpatron der Reichsabtei Ochsenhausen wurde er über den Patron der Tannheimer Filialkirche gestellt. Als Kämpfer gegen das Böse ist er das irdische Pendant zum Heiligen Michael. Unterhalb von Michael, mit prachtvollem goldenem Mantel und Mitra als Zeichen des Bischofs, ist der Heilige Martin. Unter seinem Bischofsmantel sind noch Brustwehr und Helm des römischen Legionärs zu erkennen. Ein Engel hält eine Gans fest und illustriert die Legende, nach der Gänse das Versteck des Heiligen verrieten. Unten auf der Treppe sitzt ein Bettler mit der Hälfte des Mantels des Heiligen. Der Bettler steht für die arme Menschheit, die um Hilfe bittend zum Heiligen aufblickt. Auch Martin schaut flehend zum kindlichen Christus empor und gibt den Segen des Kindes mit der linken Hand weiter an den Bettler.

Crocker Art Museum Sacramento

Bergmüllers Entwurfzeichnung liegt im Crocker Art Museum in Sacramento. Sie ist in Bleistift, Tinte und Aquarell ausgeführt. Sie ist signiert mit Joh Georg Berckmiller fec. Anno 1715. Entwurf und Ausführung stimmen im Wesentlichen überein. Im Entwurf hält der Engel statt der Gans das Schwert, mit dem er den Mantel teilt, in der Hand. Beim Erzengel Michael sind die Worte Quis ut Deus auf seinen Schild geschrieben und er schleudert Blitze in Richtung des Pans. Ein weiterer Unterschied findet sich in der Person des Bettlers. Im Entwurf sitzt er noch auf Stufen und hält den geteilten Mantel in der rechten Hand. Im Original ist den Stufen eine Balustrade gewichen um die Lücke zum Lucifer zu füllen.

Bergmüller war es anscheinend wichtig den Auftrag zu erhalten. Darauf folgten die obig erwähnten weiteren Aufträge für das Stift. Das Tannheimer Bild ist eine bedeutende Arbeit von Bergmüller. Es verrät noch den Einfluss von Bergmüllers Lehrer Andreas Wolff.

Literatur

  • Alois Epple: Die Altarbilder von Johann Georg Bergmüller in Aldersbach, in: Ostbairische Grenzmarken 33, (1991)
  • 300 Jahre Kirche Sankt Martin Tannheim, Festschrift zum Jubiläum im Jahre 2002, Herausgeber Kath. Pfarrgemeinde Tannheim
  • Schnell, Kunstführer Nr. 2033

Einzelnachweise

  1. Stuttgarter Neues Testament. Einheitsübersetzung mit Kommentar und Erklärungen, S. 130

Weblinks

 Commons: St. Martinus Tannheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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