Jüdenstraße (Berlin-Mitte)

Jüdenstraße (Berlin-Mitte)
Die heutige Jüdenstraße, von der unteren rechten Ecke bis zum Rundturm des Alten Stadthauses, getrennt durch die breite Grunerstraße
Die Jüdenstraße am „Iodenhof“ in Berlin, Anfang des 13. Jahrhunderts
Berlin um 1688 – „v“ markiert die Jüdenstraße
Berliner Rathaus, in der Bildmitte unten Rathausstraße Ecke Jüdenstraße
Jüdenstraße, Altes Stadthaus

Die Jüdenstraße ist eine der ältesten Straßen des alten Berlin. Sie liegt im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Das Wort Jüden ist eine umgelautete Nebenform zum mittelhochdeutschen Wort Juden. Die Jüdenstraße ist Ende des 13. Jahrhunderts nach dem hier ehemals gelegenen Großen Jüdenhof im mittelalterlichen Berlin benannt.[1] Die Benennung der Straße hat sich bis heute erhalten und wurde auch in der Zeit des Nationalsozialismus nicht verändert.

Straßenführung

Die Jüdenstraße führt von der Stralauer Straße zur Rathausstraße. Im Bereich des Molkenmarktes wird sie von der Grunerstraße unterbrochen. Das ehemals über die Rathausstraße hinausführende Teilstück wurde Ende der 1960er Jahre in die neu angelegte Platzanlage einbezogen.

In ihrer südlichen Verlängerung führt die Neue Jüdenstraße bis zur Spree am Rolandufer weiter.

Geschichte

Die Jüdenstraße wurde im 13. Jahrhundert angelegt. Jüdische Einwohner sind seit 1295 in Berlin nachweisbar.[2]

Von der historischen Bebauung der Jüdenstraße blieben nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den Abrissen in der DDR-Zeit nur das Rote Rathaus sowie das Alte und das Neue Stadthaus erhalten.

Von der Jüdenstraße zweigte der platzartige Große Jüdenhof ab, dessen historische Bebauung sich bis in die 1930er Jahre erhalten hatte. 1936 stand auf dessen Straßenschild:

„Großer Jüdenhof
– Benannt nach dem abgesonderten verschließbaren Wohnsitz der Juden (Getto) im mittelalterlichen Berlin.“

Nach Sanierung eines Teils der Altbausubstanz und teilweiser Neubebauung in der 1930er Jahren wurde die Bebauung des Großen Jüdenhofes im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört. Die übriggebliebenen Gebäude wurden zu DDR-Zeiten zwecks Anlage eines Parkplatzes abgerissen, in dessen Fläche der Große Jüdenhof aufging. Dieser ist bis auf seine – neben dem Neuen Stadthaus gelegene – Einfahrt im heutigen Stadtgrundriss nicht mehr erkennbar.

Markante Bebauung

Berliner Rathaus

Hauptartikel: Berliner Rathaus

Sitz des Regierenden Bürgermeister von Berlin.

„Altes Stadthaus“

Hauptartikel: Altes Stadthaus (Berlin)

Platzdominierend in der Jüdenstraße 34–42 ist das „Alte Stadthaus“ am Molkenmarkt, ursprünglich das „Neue“ Stadthaus, mit einem Rundturm an der Straßenfront der Jüdenstraße, 1911 als Erweiterungsbau des Berliner Rathauses errichtet. Es wurde im Jahr 1902 von Ludwig Hoffmann entworfen.


„Neues Stadthaus“

1936–1938 wurde die Hauptverwaltung der städtischen Feuersozietät als weiterer Bau im Rahmen der Planung eines großen städtischen Forums am Molkenmarkt gegenüber in der Parochialstraße fertiggestellt.[3] Da es als einziger größerer städtischer Bau in Mitte unzerstört geblieben war, beschloss die Stadt 1945 den Auszug der Feuersozietät, um dort einstweilen die neue Stadtverwaltung einzurichten. Seither wird der Bau Neues Stadthaus genannt.

Zukünftige Pläne

Nach aktuellen städtischen Planungen soll unter dem Motto „Reurbanisierungs des Klosterviertels“ unter anderem der abgerissene „Große Jüdenhof“ als Ort wieder gewonnen und mit „besonderer Ausstrahlung entwickelt werden“.[4]

Weblinks

 Commons: Jüdenstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Edition Luisenstadt, Berliner Bezirkslexikon: Jüdenstraße – Mitte (Alt-Berlin)
  2. Uwe Kieling, Johannes Althoff: Das Nikolaiviertel. Spuren der Geschichte im ältesten Berlin, Berlin-Edition 2001
  3. Hinnerk Dreppenstedt, Klaus Esche: Ganz Berlin. Spaziergänge durch die Hauptstadt (Taschenbuch), Nicolaische Verlagsbuchhandlung; 4. aktualisierte Auflage 2007
  4. Ingeborg Junge-Reyer, Senatorin für Stadtentwicklung: Molkenmarkt und Klosterviertel
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