Kirchenruine St. Laurentius

Kirchenruine St. Laurentius
Mauerreste und ausgegrabene Fundamente

Bei der Kirchenruine St. Laurentius im Stadtteil Altmünden von Hann. Münden in Niedersachsen handelt es sich um die Ruine eines Kirchenbaus. Er war das Gotteshaus von Gimundi, einer Vorläufersiedlung von Münden, von der sich oberirdisch nur wenige Mauerreste erhalten haben. Die Kirche bestand aus zwei zeitlich nacheinander entstandenen Gebäudeteilen aus der Zeit des 11. bis 13. Jahrhunderts. Wegen seiner mächtigen Mauern wird der Bau in der Anfangszeit als Wehrkirche angesehen. Die Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg abgebrochen, da das Steinmaterial für andere Kirchenbauten in Münden benötigt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Giebelrest des jüngeren Ostbaus
Gelände von Altmünden auf der linken Weserseite 1791, gegenüber Münden
Außenseite des Giebels mit gotischem Fenster

Die baulichen Reste der Kirche befinden sich heute in einem Schrebergartengelände nahe der Weser. Nach dem Kirchenabbruch im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gelände ab dem 17. Jahrhundert als Garten genutzt. Eine stehen gebliebene Mauerecke des Chors wurde bereits damals in ein neu gebautes Gartenhaus einbezogen. Die weiteren Fundamente verschwanden unter einer bis zu 60 cm starken Humusschicht. Ein letzter oberirdisch sichtbarer Rest der Kirche war im 20. Jahrhundert der Ostgiebel des Kirchenbaus mit einer Höhe von etwa 6 m. Im Giebel befand sich ein gotisches Fenster. Wegen Baufälligkeit wurden um 1960 die oberen 1,5 m des Mauerwerks abgerissen. Im Jahre 2000 wurde im Inneren der Ruine ein Kunstwerk aus zwei übereinandergelegten Granitsteinen aufgestellt. In den oberen Stein ist ein Taufbecken eingetieft, in dem sich Regenwasser sammelt.

Ausgrabung

Als es 1993 zu Baugrunduntersuchungen für ein Bauprojekt kam, wurden die unterirdisch liegenden Fundamente der Kirche entdeckt. Sie wurden bei einer Ausgrabung zwischen 1993 und 1996 freigelegt. Die noch komplett vorhandenen Kirchenfundamente gehörten zu zwei miteinander verbundenen Bauwerken. Der Westbau hatte Ausmaße von etwa 9,5 × 8,5 m. Der Ostbau mit dem noch oberirdisch vorhandenen Kirchengiebel war etwa 9,5 × 7,5 m groß.

Funde

Fundstücke der Ausgrabung waren Keramikscherben, Tierknochen als Speiseabfälle, Münzen sowie Eisenteile. Die Funde waren nicht nur dem Kirchenbau sondern auch dem früheren Dorf Gimundi zuzurechnen. Seine Entstehungszeit wird aufgrund von gefundenem Hüttenlehm und Holzkohle im 9.-11. Jahrhundert vermutet. Ein gefundener Hohlpfennig wurde im 14. Jahrhundert in Hannover geprägt.

Im Boden wurde ein Skelett einer jugendlichen Person gefunden, die in mittelalterlicher Zeit im Kircheninnenraum bestattet worden war. Im Außenbereich fanden sich acht Kinderbestattungen, deren Skelette sich nur schlecht erhalten haben. Die Bestattungen wurden in das 12. Jahrhundert datiert.

Funddeutung

Der ältere Bauteil war der Westbau als romanisch ausgeprägte Wehrkirche, die vermutlich zwischen 1000 und 1200 erbaut wurde. Auf den wehrhaften Charakter weisen die erheblichen Mauerstärken von 1,5 m. Um 1300 erfolgte der Anbau des Ostbaus, was vermutlich der Vergrößerung des Chorraums diente. Hinweise auf einen Kirchturm ergaben sich nicht.

Literatur

  • Klaus Grote: Die Kirche St. Laurentius in Altmünden, Duderstadt

Weblinks

 Commons: Kirchenruine St. Laurentius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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