LIM-49 Spartan

LIM-49 Spartan
LIM-49 Spartan

Die LIM-49 Spartan war eine von McDonnell Douglas entwickelter Flugkörper zur Abwehr von ballistischen Interkontinentalraketen. Die von der US-Army eingesetzte Anti-Ballistic Missile gehörte somit zu den ABM-Systemen. Eine Besonderheit der Nike Zeus/Spartan war, dass sie einen nuklearen Gefechtskopf verwendete. Der Vorteil des Nuklearsprengkopfes war, dass man aufgrund des großen Wirkungsradius das Ziel nicht wie bei konventionellen Sprengköpfen direkt treffen musste. Allerdings treten bei Kernwaffenexplosionen in großer Höhe starke elektromagnetische Pulse auf, welche zu Störungen bei elektronischen Geräten (wie Computern) führen. Dies schränkte die Einsatzmöglichkeiten der LIM-49 stark ein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Varianten

Nike Zeus A

Bei der Nike Zeus A (ursprünglich als „Improved Nike Hercules“ bezeichnet) handelte es sich um eine direkte Weiterentwicklung der Nike Hercules, wobei die wesentlichen Komponenten des Flugkörpers als auch Radar- und Bodeninstallationen übernommen wurden. Die Zeus A verwendete auch weiterhin den nuklearen W-31-Gefechtskopf der Nike Hercules. Durch die Verwendung eines neu entwickelten, schubstärkeren Feststoffboosters sowie größeren Flossen am Flugkörper konnten Geschwindigkeit und Reichweite erhöht werden, wobei die Gipfelhöhe jedoch fast unverändert blieb. Dadurch eignete sich das System zwar für die Abwehr schnell- und hochfliegender Bomberverbände, konnte jedoch nur sehr beschränkt gegen ballistische Raketen eingesetzt werden.

Der Erstflug in der endgültigen Konfiguration fand im März 1960 statt. Allerdings wurde das Programm kurz darauf endgültig eingestellt, wobei die gewonnenen Erkenntnisse und Technologien in das Zeus B-Programm überführt wurden.

Nike Zeus B (XLIM-49A)

Schon mit dem Start von "Sputnik 1" im Jahr 1957 zeigte sich, dass die Leistungsparameter des Zeus A-Systems nicht mehr den Erfordernissen entsprachen und dieses kaum noch Wachstumspotential besaß. Da in der Folge des sogenannten Sputnikschocks auch eine Direktive des US-Verteidigungsministeriums aufgehoben wurde, die der US-Army nur den Besitz vom Flugkörpern mit einer Reichweite von maximal 320 km gestattete, konzentrierte sich die Entwicklung schon bald auf einen echten exoatmosphärischen Abfangflugkörper.

Die Nike Zeus B war ein neu entwickelter zweistufiger Flugkörper in Verbindung mit dem bereits in der Zeus A erprobten TX-135-Feststoffbooster. Die Bodeninstallationen und das Steuerungssystem wurden ebenfalls von der Nike Hercules übernommen. Da der Flugkörper im außeratmosphärischen Raum operieren sollte, wurde auf große Flossen verzichtet, dafür kam eine zusätzliche Drittstufe zum Einsatz.

Der Erstflug in der dreistufigen Konfiguration erfolgte im September 1961. Im Juli 1962 gelang es erstmals, mit dem Wiedereintrittskörper einer "Atlas"-ICBM ein ballistisches Ziel abzufangen. Im Mai 1963 folgte dann von Kwajalein aus das Abfangen eines Satelliten in einem 200 km-Orbit. In der Folge standen auf Kwajalein bis zum Juni 1966 Zeus B-Systeme mit scharfen nuklearen Gefechtsköpfen in Bereitschaft, die im Bedarfsfall gegen sowjetische Satelliten eingesetzt werden sollten.

Nike Zeus EX (LIM-49A Spartan)

Die Nike Zeus B verwendete für Zielerfassung und Steuerung weiterhin die mechanischen Radareinrichtungen der Nike Hercules mit deren Einschränkungen. So konnte weiterhin nur jeweils ein Ziel erfasst und bekämpft werden, was die Effektivität des Systems stark reduzierte. Außerdem waren die oberirdisch liegenden Startanlagen selbst durch Angriffe gefährdet. Daraufhin wurde beschlossen, das ganze System dahingehend zu überarbeiten, dass zukünftig einerseits Phased-Array-Radargeräte mit elektronische Strahlschwenkung zum Einsatz kommen und die Raketen andererseits aus unterirdischen Silos gestartet werden sollten. Dieses Programm lief unter der Bezeichnung „Nike Zeus EX“.

Im Rahmen dieser Überarbeitung wurden auch Erst- und Zweitstufe des Flugkörpers durch schubstärkere Varianten ersetzt. Dadurch konnten Reichweite und Gipfelhöhe fast verdoppelt werden. Der thermonukleare W-51-Gefechtskopf wurde durch einen W-71-Gefechtskopf mit einem TNT-Äquivalent von 5 Mt ersetzt. Damit war es nun möglich, ballistische Raketen weit außerhalb der Atmosphäre abzufangen. Im Jahr 1967 wurde mit Western Electric und McDonnell Douglas als Subauftragnehmer ein Vertrag über die Fertigung der nun LGM-49A Spartan genannten Systeme abgeschlossen.

Technische Daten

Datenübersicht der Varianten
Index Nike Zeus A Nike Zeus B
XLIM-49A
Nike Zeus EX
LIM-49A Spartan
NikeZeusA.jpg


Nike Zeus A

 
Nike family 01.jpg
Nike Zeus B (XLIM-49A)
LIM-49A Spartan missile.png
LIM-49A Spartan

Identifikationsmerkmal:
LIM-49A hat an Erst- und Zweitstufe
den gleichen Durchmesser.
Grunddaten
Funktion Anti-Raketen-Rakete
Hersteller Western Electric Western Electric Western Electric / McDonnell Douglas
Erstflug März 1960 September 1961 März 1968
Entwicklung ab 1955 ab 1957 ab 1967
Weitere Leistungsmerkmale
Triebwerk
1. Stufe Thiokol TX-135 Feststoffbooster Thiokol TX-135 Feststoffbooster Thiokol TX-500 Feststoffbooster
2. Stufe "Zeus A" (?) Feststofftriebwerk Thiokol TX-238 Feststofftriebwerk Thiokol TX-454 Feststofftriebwerk
3. Stufe --- Thiokol TX-239 Feststofftriebwerk Thiokol TX-239 Feststofftriebwerk
Gefechtsgewicht 4.980 kg 10.350 kg 13.100 kg
Länge 13,50 m 14,73 m 16,80 m
Durchmesser 0,91 m 0,91 m 1,09 m
Flügelspannweite 2,98 m 2,44 m 2,98 m
Geschwindigkeit > Mach 4
Reichweite 320 km 400 km 740 km
Dienstgipfelhöhe 50 km 280 km 560 km
Gefechtskopf W-31 (nuklear, 20 kt) W-50 (thermonuklear, 400 kt) W-71 (thermonuklear, 5 Mt)
Zielerkennung radargeführte Kommandolenkung
Auslöser Funkkommando
Waffenplattformen ortsfeste Raketenstellung
Listen zum Thema

Stationierung und Ende des Programmes

Im Rahmen des Safeguard-Programms erfolgte der Aufbau einer „Stanley R. Mickelsen Safeguard Complex“ genannten ABM-Stellung bei Nekoma, North Dakota, die die Minuteman-Basis nahe der Grand Forks Air Force Base schützen sollte. Dieser Komplex beinhaltete 30 Spartan- und 70 Sprint-Raketen, die dazugehörigen Überwachungsradaranlagen waren bei Cavalier, North Dakota, stationiert. Allerdings wurde das Safeguard-Projekt vom US-amerikanischen Kongress im Zuge der SALT I-Verhandlungen und aus Kostengründen beendet und so die Schließung der ABM-Stellung bereits einen Tag nach ihrer offiziellen Inbetriebnahme am 1. Oktober 1975 beschlossen.

Quellen

  • Bill Gunston: The Illustrated Encyclopedia of Rockets and Missile, Salamander Books Ltd, London 1979, ISBN 051-7-26870-1

Weblinks

 Commons: LIM-49A Spartan – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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