Monumentalmalereien auf Leder im Schloss Moritzburg

Monumentalmalereien auf Leder im Schloss Moritzburg

Die Monumentalmalereien auf Leder befinden sich im Monströsensaal und im Billardsaal des Schlosses Moritzburg bei Dresden und wurden maßgeblich von Louis de Silvestre, aber auch von weiteren Künstlern geschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Entstehungszeit

Die genaue Entstehungszeit ist nicht exakt bekannt: Weigert datiert die Entstehungszeit auf das Jahr 1725[1], Löffler hingegen setzt sie auf 1728 fest.[2]Walter Bachmann legt die Entstehungszeit in das Jahr 1731,[3]während Dehio die Arbeiten schließlich auf 1730 datiert.

Themen

Es handelt sich zum zwei völlig verschiedene Themen: Szenen aus der Geschichte der Diana im Monströsensaal und Genreszenen aus dem höfischen Leben im Billardsaal[4]. Dabei wurde der Darstellung Diana entdeckt den Fehltritt der Kallisto eine Komposition von Tizian zugrundegelegt. Ovid beschreibt das Thema in seinen Metamorphosen eingehend.[5]

Künstlerische Herkunft

Die künstlerische Herkunft der Malereien ist in der Fachwelt der Kunstgeschichte umstritten, so ist die Herkunft „schon seit langer Zeit Gegenstand einer fachlichen Diskussion gewesen“.[6]

Im 18. Jahrhundert gibt es keine eindeutige Namensnennung. So fehlt bei Karl Wilhelm Daßdorfs Beschreibung Dresdens (1782) jegliche Künstlerbeschreibung. Daßdorf nennt lediglich „einige[…] gute[…] Meister[]“:

Diesen nennt man den Audienzsaal, auf dessen Tapeten verschiedene mythologische und historische Vorstellungen, aus dem Ovid und Virgil, von einigen guten Meistern gemalt sind. [7]

Gleichzeitig mit Daßdorfs Beschreibung Dresdens erschien die Beschreibung des Berliner Grafikers und Illustrators Daniel Chodowiecki in seinem Reisejournal vom Jahre 1789, in dem er eine „interessante Wertung“[8] einer „noch näher beschäftigenden Darstellung von Diana und Kallisto“[9] abgibt. Gleichzeitig begeht Chodowiecki nach Marx einige Fehler. So „wirft [Chodowiecki] die unterschiedlichen Themenkreise der beiden Säle [Monströsensaal und Billiardsaal] zusammen und spricht nur von einem Saal, in welchem höfische Szenen und mythologische Bilder gleichermaßen dargestellt wären“[10]:

ein Saal ist ganz mit verguldetem Leder aufgeschlagen und auf demselben mit öhlfarbe allerley Figuren und Gruppen, u.a. Diana mit ihren Nympfen sitzend, alles schlecht und ohne Geschmack gezeichnet und gemahlt, soll aber hin und wieder Beziehung auf damalige Hoffgeschichten haben[11]

Im Inventar der sächsischen Bau- und Kunstdenkmäler des 18. Jahrhunderts wird der Monströsensaal und der Billiardsaal beschrieben, dabei fehlt wieder die künstlerische Herkunft:

Über den Türen barocke gemalte Aufsätze, die Wandflächen geschmückt mit kolossalen Gemälden auf Leder, neuerdings restauriert und mit neuer Stuckdecke versehen. Der gegenüber an der Nordfront liegende Billardsaal mit grau in grau gehaltenen großen Darstellungen der vier Jahreszeiten über den Türen und eben solchem Gemälden[12]

Im 20. Jahrhundert war die künstlerische Herkunft der Bilder ein Streitthema, in Betracht kamen dabei Lorenzo Rossi und Louis de Silvestre:„So ist die Frage nach der künsterlischen Herkunft der Moritzburger Bilder erst im 20. Jahrhundert zu einem interssierenden Problem geworden. Dabei waren es im Hinblick auf die Zuschreibung immer wieder zwei Künstler, die genannt wurden der Venezianer Lorenzo Rossi und der Franzose Louis de Silvestre“.[13]

Lorenzo Rossi

Die meisten Bearbeiter schreiben die Malereien dem Venezianer zu, der bis 1731 in Dresden tätig war und der 1726 unter den in Moritzburg beschäftigten Künstlern erwähnt wird. Für den Monströsensaal schreiben folgende Künstler die Arbeiten dem Venezianer Rossi zu: Walter Bachmann [14], Gertrud Rudloff-Hille[15], Helmut Fränzel[16]Georg Dehio[17] und andere. [18]Für den Billardsaal schreiben folgende Künstler die Arbeiten dem Venezianer Rossi zu: Erwin Hensler[19]Walter Hentschel[20]und Löffler.[21]

Silvestre

Andere schreiben die Werke dem Franzosen zu. Für den Monströsensaal schreiben folgende Künstler die Arbeiten Silvestre zu: Georges Servières [22], Weigert[23][24]Walter Henschel[25] Löffler[26] und Dehio[27]

Für den Billardsaal schreiben folgende Künstler die Arbeiten Silvestre zu: Weigert[28]Walter Bachmann[29]Gertrud Rudloff-Hille[30]Helmut Fränzel[31]und andere [32]

Schlussfolgerung

Harald Marx geht davon aus, dass Silvestre den Auftrag erhielt, sowie die Programme und Entwürfe schuf: „Wahrscheinlicher ist schon folgendes: Silvestre ist mit der Ausgestaltung beider Säle beauftragt worden, hat aber die Arbeiten nicht sämtlich selbst ausgeführt, sondern hat nur die Programme festgelegt und Entwürfe geliefert, nach denen andere Künstler und seine Schüler die Gemälde dann fertigten“.[33] . So nennt Marx neben Silvestre (Leitung) verschiedene andere Künstler, die nach Silvestres Entwürfen tätig waren, wie dessen Schüler, sowie Lorenzo Rossi und Giovanni Battista Groni:

Die malerischen Dekorationen des Billardsaales und des Monströsensaales im Moritzburger Schloß scheinen unter der Leitung und weitgehend nach den Entwürfen von Louis de Silvestre entstanden zu sein. An der Ausführung waren aber anscheinden neben ihm und seinen Schülern auch andere Künstler beteiligt. Traditionell werden Lorenzo Rossi und Giovanni Battista Groni genannt.[34] . “

Bilder

Einzelnachweise

  1. Roger Armand Weigert:Documents inédits sur Louis de Silvestre, suivis du catalogue de son oeuvre, in: Archives de L'Art francais, XVIII, Paris 1932, S. 409f. Nr. -6, Nr. 7-12
  2. Fritz Löffler:Das Alte Dresden, Dresden 1958, S. 405
  3. Walter Bachmann, Moritzburg 1939 (unveröffentlichtes Manuskript im Institut für Denkmalpflege Dresden), S. 118.
  4. vgl. Marx, S. 82 und S. 83.
  5. Ovid, Metamorphosen, II, 434-438, 457-462.
  6. Marx, S. 80.
  7. Karl Wilhelm Daßdorf:Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden, Dresden 1782, S. 747
  8. Marx, S. 81.
  9. Marx, S. 81.
  10. Marx, S. 81.
  11. Daniel Chodowiecki: Journal, gehalten auf einer Lustreyse von Belin nach Dresden 1789, Berlin 1961, S.4.
  12. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 1-15 bearbeitet von Richard Steche, Heft 16-41 bearbeitet von Cornelius Gurlitt, Dresden 1882-1923, Bd. 26 (Amtshauptammnschaft Dresden-Neustadt/Land) S. 113f. Taf. III, IV.
  13. Marx, S. 82.
  14. Walter Bachmann, Moritzburg, Berlin 1947, S. 12 (Große Baudenkmäler 10)
  15. Gertrud Rudloff-Hille: Das Barockmuseum Schloß Moritzburg, Dresden 1953, S. 20
  16. Helmut Fränzel: Moritzburg, Dresden 1962, S. 18
  17. Georg Dehio: Geschichte der deutschen Kunst, 3. Aufl. Berlin/Leipzig 1923, S. 283
  18. Barockmuseum Schloß Moritzburg (ohne Verf.), 1963, S. 5
  19. Erwin Hensler in Thieme-Becker, Bd. XXIX, S. 66 (Artikel Lorenzo Rossi).
  20. Walter Henschel: Schloß Moritzburg, In:Deutsche Kunst und Denkmalpflege,1934, H.1-2, S. 22 (mit Hinweis auf die Untersuchungen E. Henslers).
  21. Fritz Löffler: Das Alte Dresden, Dresden 1958, S. 403
  22. Georges Servières, Les artiste francais à la cour de Saxe au XVIIIe siècle, In: Gazette des Beaux-Arts, August 1911.
  23. Roger Armand Weigert:Documents inédits sur Louis de Silvestre, suivis du catalogue de son oeuvre, In: Archives de L'Art francais, XVIII, Paris 1932, S. 409, Nr. 3-6.
  24. Weigert in Thieme-Becker, Bd. XXXI, S. 35
  25. Walter Henschel, Schloß Moritzburg, In:Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 1934, H. 1-2, S. 22.
  26. Fritz Löffler:Das Alte Dresden, Dresden 1958, S. 405
  27. Georg Dehio, Kunstdenkmäler der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig. Bildband. Berlin 1968, Ab. 271
  28. Roger Armand Weigert:Documents inédits sur Louis de Silvestre, suivis du catalogue de son oeuvre, in: Archives de L'Art francais, XVIII, Paris 1932, S. 410, Nr. 7-12.
    Weigert in Thieme-Becker, Bd. XXXI, S. 35.
  29. Walter Bachmann, Moritzburg, Berlin 1947, S. 12 (Große Baudenkmäler 10).
  30. Gertrud Rudloff-Hille:Das Barockmuseum Schloß Moritzburg, Dresden 1953, S. 36.
  31. Helmut Fränzel:Moritzburg, Dresden 1962, S. 17f.
  32. Barockmuseum Schloß Moritzburg (ohne Verf.) S. 14
  33. Marx, S. 83 und S. 84.
  34. Marx, S. 87.

Weblinks

Literatur

  • Harald Marx: Zur dekorativen Malerei des 18. Jahrhunderts in Sachsen, Kunstgeschichtliche Dissertation. Halle/Saale 1971, S. 80–87. (Kapitel:Zu den Monumentalmalereien auf Leder im Schloß Moritzburg)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schloss Moritzburg (Sachsen) — Das Schloss Moritzburg liegt in der gleichnamigen Gemeinde Moritzburg nahe Dresden. Das auf ein Jagdhaus des 16. Jahrhunderts zurückgehende Jagdschloss erhielt seine heutige Gestalt im 18. Jahrhundert unter August dem Starken. Das Schloss, dessen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”