Nowik (1900)

Nowik (1900)
Flagge
Nowik
Nowik
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Bauwerft

Schichauwerft, Elbing

Bestellung BauNr. 656
Kiellegung 29. Februar 1900
Stapellauf 2. August 1900
Auslieferung 3. Mai 1901
Dienstzeit

1902–1904 russische Marine
1908–1912 japanische Marine

Indienststellung Juni 1902 russische Marine
11. Juli 1908 japanische Marine
Verbleib 20. Aug. 1904 selbstversenkt
1913 in Japan abgewrackt
Technische Daten
Verdrängung

3.080 t,

Länge

110,0 m

Breite

12,2 m

Tiefgang

5,0 m

Besatzung

340 Mann

Antrieb

12 Schulz-Thornycroft-Kessel
3 Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
18.000 PS
3 Schrauben

Geschwindigkeit

25 kn

Reichweite

5.000 tatsächlich nur 3.200 sm bei 10 kn
500 sm bei 20 kn

Bewaffnung

• 6 × 120-mm-L/45-Canet-Geschütze
• 6 × 47-mm-L/43-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
• 2 × 37-mm-L/23-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
• 2 × 7,62-mm-Maxim-Maschinengewehre
• 5 Torpedorohre 38,1 cm
• 1 × 64-mm-L/19-Baranowski-Landungsgeschütz

Bunkermenge

510 t Kohle

Panzerung
Panzerdeck

50 mm

Kommandoturm

28 mm

ähnlich

Isumrud, Schemtschug,

Die Nowík (russisch Новик) war ein Geschützter Kreuzer der Kaiserlich Russischen Marine, der in Deutschland von der Schichauwerft in Danzig konstruiert und gebaut worden war. Sie war zu Beginn des Russisch-Japanischen Krieges im Fernen Osten stationiert. Um eine Eroberung durch die Japaner zu verhindern, wurde sie von der russischen Besatzung im August 1904 vor Sachalin selbstversenkt.

Den Japanern gelang im Juli 1906 die Bergung des Schiffes und es kam 1908 als Suzuya (jap. 鈴谷) in den Dienst der japanischen Marine, ehe es 1913 endgültig abgebrochen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Für das geplante starke russische Ostasiengeschwader wurden Linienschiffe, Zerstörer, Panzerkreuzer, große Geschützte Kreuzer gefordert. Dazu wurden auch Überlegungen zum Bau von Aufklärungskreuzern von 3000 t und 25 kn Geschwindigkeit gemacht. Erster Anbieter waren die deutschen Howaldtswerke. Auch andere Anbieter aus verschiedenen Ländern boten Entwürfe an, unter anderem die Germaniawerft in Kiel und die Schichau-Werke. 1898 erhielt die für ihre Torpedoboote bekannte Schichauwerft den Auftrag für ein Schiff, das am 2. August 1900 als Nowik vom Stapel lief. Der strenge Winter verzögerte die Fertigstellung des Schiffes. Am 2. Mai 1901 machte die Nowik ihre erste Testfahrt aus Danzig. Am folgenden Tag begann dann die offizielle Erprobung unter russischer Flagge, bei der einige Mängel in der Antriebsanlage zu Tage traten, die zum zweimaligen Austausch der Schrauben führten, um Schwingungsprobleme zu lösen. Für die Abnahme des Schiffes war der russische Kommandant Peter F. Gawrilow verantwortlich, der auch schon als Baukontrolleur seit November 1898 eingesetzt war und daneben die Abnahme der vier Torpedoboote der Kit-Klasse überwachte. Die letzten Tests fanden am 23. April 1902 statt, als die Nowik fünf Läufe über eine Testmeile mit einem Durchschnitt von 25,08 Knoten absolvierte und dabei 17.789 PS entwickelte. Erst am 15. Mai 1902 verließ die Nowik Danzig in Richtung Kronstadt.

Bojarin 1900–1904

Ein weiterer Aufklärungskreuzer wurde noch bei der dänischen Werft Burmeister & Wain mit der Bojarin bestellt [1], die aber der Nowik in den Leistungen unterlegen war.

Die beiden im Ausland gebauten Kreuzer waren 1904 in Ostasien stationiert und gehörten zu den Kriegsverlusten.

Die Nowik als schnellster Kreuzer ihrer Zeit [2] beeindruckte die russische Marineführung schon vor ihrer Übernahme so stark, dass sie zwei sehr ähnliche Kreuzer der Isumrud-Klasse auf russischen Werften bestellte, die Kopien des in Deutschland noch in der Fertigstellung befindlichen Schiffes waren. Beide kamen rechtzeitig in Dienst, um mit dem Zweiten Russischen Pazifikgeschwader 1904 in den Russisch-japanischen Krieg zu marschieren. Die Isumrud ging im Lauf der Kriegsereignisse verloren.

Einsatzgeschichte der Nowik

Unter dem seit November 1898 als Baukontrolleur eingesetzten Kommandanten Peter F. Gawrilow trat die Nowik im Juni 1902 in den Flottendienst.

Linienschiff Zar Nikolaus I.

Am 14. September verließ die Nowik Kronstadt, um in den Fernen Osten zu verlegen. Am 17. war sie in Kiel und lief dann durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Brest, wo sie von etlichen französischen Admiralen besichtigt wurde. Am 8. Oktober setzte sie ihre Reise über Cádiz, Algerien und Neapel nach Piraeus fort, wo sie mit dem Linienschiff Zar Nikolaus I. [3], dem Kanonenboot Chrabry und fünf Torpedobooten zusammentraf und ab dem 19. November Übungen vor Poros durchführte. Grund für den langen Aufenthalt war auch, dass der neue Kommandant von Essen erst am 1. Dezember 1902 in Poros eintraf. Am 11. verließ das Schiff Griechenland Richtung Port Said. Ein heftiger Wintersturm erzwang in der Nacht zum 12. den Rückmarsch in die Bucht von Salamis. Erst am 20./21. Dezember passierte der Kreuzer den Suezkanal und marschierte über Jeddah, Djibouti, Aden, Colombo und Sabang bis zum 28. Februar 1903 bis Singapur. Über Manila und Schanghai erreichte die Nowik nach 13.279 Seemeilen Fahrt am 2. April Port Arthur.

Nach einer kurzen Pause und Überholung lief die Nowik vom 26. bis zum 29. Mai 1903 als Begleitung des Kreuzers Askold mit dem russischen Kriegsminister Kuropatkin an Bord nach Kobe, der am 12./13. Juni in Nagasaki wieder aufgenommen wurde und nach Port Arthur zurückreiste. Vom 23. Juli bis 31. August war die Nowik dann in Wladiwostok, wo sie überholt und im Trockendock inspiziert wurde. Im Herbst erhielt sie wie andere Schiffe des Pazifikgeschwaders einen neuen dunkeloliven Anstrich. Seit September wieder in Port Arthur nahm ab Oktober die Erwartung eines Krieges mit Japan zu.

Der Russisch-Japanische Krieg

Am 9. Februar 1904 griffen japanische Zerstörer das russische Geschwader in Port Arthur an. Die Nowik wurde zur Verfolgung der Zerstörer eingesetzt, konnte aber die schnelleren Boote nicht einholen und brach dann die erfolglose Verfolgung ab. Als die japanische Flotte am 9. Februar Port Arthur beschoss, wurde die Nowik leicht beschädigt, führte jedoch dennoch einen erfolglosen Torpedoangriff auf die japanischen Linienschiffe durch. Der entstandene Schaden wurde in neun Tagen im Dock repariert [4].

Torpedoboot der Sokol-Klasse

Ihr wichtigster Einsatz kam schon am 10. März, als der gerade eingetroffene Geschwaderchef Makarow auf ihr als einzigem sofort einsatzbereitem Schiff an Bord ging, um zwei von japanischen Kreuzern und Zerstörern angegriffenen Torpedobooten der Sokol-Klasse Hilfe zu leisten. Der Einsatz verhindert ein Abschleppen der sinkenden Stereguschy durch die Japaner, rettete die Reschitelnyi und stärkte die Moral des Geschwaders. Den neuen Chef machte dieser Einsatz populär und es war der zweite Fall, bei dem nur die Nowik sofort reagieren konnte, was ihr Ansehen im Geschwader stärkte. Mit Bajan und Askold war sie dann häufig vor dem Stützpunkt im Einsatz. Ende März wechselte von Essen als Kommandant auf die Sewastopol. Der Kreuzer wurde von Kapitän Maximilian von Schultz übernommen. Am 13. April 1904 stieß der Geschwaderchef Makarow mit den Linienschiffen Petropawlowsk, Poltawa, Sewastopol, Wonsan durch, wo zwei japanische Küstenwachschiffe und der voll beladenen Truppentransporter Kinshu-Maru versenkt wurden.

Am 23. Juni war die Nowik am ersten Ausbruchsversuch des Pazifikgeschwader unter dem neuen Chef Withöft mit allen sechs Linienschiffen, allen fünf Kreuzern und zehn Torpedobooten beteiligt. Sie wehrte den japanischen Zerstörerangriff ab. Der Geschwaderchef brach ein gegen 15 Uhr mögliches Gefecht ab und kehrte nach Port Arthur zurück.

In der Schlacht im Gelben Meer versuchte die russische Flotte der japanischen Blockade von Port Arthur zu entkommen. Der Versuch scheiterte im Gefecht mit der japanischen Flotte, in dem die Nowik durch drei Treffer leicht beschädigt wurde und zwei Mann der Besatzung starben. Die meisten russischen Schiffe drehten nach zwei Stunden Gefecht und dem Tod des Geschwaderchefs wieder nach Port Arthur ab. Fünf Linienschiffe, ein Kreuzer und neun Zerstörer erreichten den Stützpunkt.

Das beschädigte Flaggschiff Zessarewitsch, die drei Zerstörer der Besposchtschadni, Besschumni, Besstraschni und die Nowik liefen zum deutschen Stützpunkt Kiautschou; die Askold und später der Zerstörer Grozovoi nach Shanghai [5] und die Diana bis nach Saigon [6].

Außer der Nowik wurden alle Schiffe interniert. Die Nowik verließ Tsingtau und versuchte, die japanischen Inseln im Osten zu umlaufen, um Wladiwostok zu erreichen [7].

Das Ende der Nowik

Kreuzer Tsushima

Die Nowik wurde vom japanischen Kreuzer [8] verfolgt.

Wrack der Nowik nahe Korsakow

Entdeckt wurde sie von einem japanischen Transporter, als sie vor Sachalin Kohlen übernahm. Die Nowik war in der Aniwa-Bucht gefangen und gezwungen, am 20. August 1904 ein Gefecht mit der artilleristisch überlegenen Tsushima vor Korsakow anzunehmen[9]. Im Gefecht erhielt sie fünf Treffer, davon drei unter der Wasserlinie. Zwei Seeleute wurden getötet und etliche verletzt. Als auch noch der Kreuzer [10] eintraf, versenkte die russische Besatzung ihr Schiff vor Korsakow, als sie keine Chance des Entkommens mehr sah[11].

Der japanische Kreuzer Suzuya

Naval Ensign of Japan.svg

Die japanische Marine war von der Geschwindigkeit der Nowik beeindruckt und ließ das Schiff trotz der Gefechtsschäden und den von der russischen Besatzung absichtlich verursachten Zerstörungen heben und in der Marinewerft von Yokosuka reparieren. Dabei erhielt es eine neue Kesselanlage mit acht Miyabara-Kesseln, die nur noch zwei Schornsteine benötigte.

Suzuya 1908 in Kure

Das am 16. Juli 1906 gehobene Schiff wurde am 20. August 1906 die Suzuya [12] der Kaiserlich Japanischen Marine und konnte am 11. Juli 1908 in Dienst gestellt werden. Der Name kam vom Fluss Suzuya auf Karafuto, vor dessen Küste die Nowik gestellt worden war. Im Dezember 1908 waren alle Reparaturen und Umbauten abgeschlossen. Die anfangs beabsichtigte Verstärkung der Bewaffnung durch den Ersatz der Bug- und Heckgeschütze durch 152-mm-Geschütze wurde aufgeben und im Gegenteil die Armierung reduziert. An Bug- und Heck standen 120-mm-Armstrong-Geschütze und an den Seiten 76-mm-Geschütze an Stelle der 120-mm-Geschütze.

Die Suzuya wurde von der japanischen Marine als tsūhōkan eingestuft, was etwa einem Aviso entsprach. Sie diente als schneller Aufklärer und Befehlsüberbringer. Wegen ihrer Kriegsschäden und der geringeren Kesselzahl erreichte sie jedoch nur noch 19 Knoten gegenüber den anfangs möglichen 25 kn. Dazu machte die weitgehende Funkausstattung der Flotte derartige Schiffe überflüssig. Die Suzuya wurde am 28. August 1912 zu einem Küstenverteidigungsschiff II. Klasse umgestuft, dann für veraltet erklärt und ab dem 1. April 1913 abgebrochen.

Literatur

  • Roger Chesneau, Eugène Kolesnik: Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905, Conway Maritime Press (1979), ISBN 0-85177-133-5
  • Hansgeorg Jentsura, Dieter Jung, Peter Mickel: Kriegsschiffe der Kaiserlich Japanischen Marine, 1869–1945, Naval Institute Press, Annapolis, 1977, ISBN 0-87021-893-X,

Weblinks

 Commons: Cruiser Novik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Bojarin in engl. Wikipedia
  2. Bericht zur Novik 21. Juli 1901 NYT
  3. Linienschiff Zar Nikolaus I. in engl. Wikipedia und Battleship Imperator Nikolai I (1885/1891)
  4. Gefecht vor Port Arthur 29. Februar 2004 NYT
  5. Askold und Grozovoi interniert 26. August NYT
  6. Diana in Saigon 21. August NYT
  7. Entkommt aus Tsingtau, 18. August NYT
  8. Kreuzer Tsushima in engl. Wikipedia
  9. Karte zur Aniwa-Bucht und Korsakow
  10. Kreuzer Chitose in engl. Wikipedia
  11. Gefecht der Nowik 22. August NYT
  12. Suzuya in engl. Wikipedia

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