- Pegel Mainz
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Der Pegel Mainz ist einer der wichtigen Messpegel für Rheinschifffahrt, Anwohner und flussabwärts gelegene Ufergebiete am Rhein.
Er befindet sich bei Rheinkilometer 498,3 auf dem linken Rheinufer in der Mainzer Altstadt, ca. 200 m stromaufwärts der Mainzer Theodor-Heuss-Brücke. Betreiber ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Pegel Mainz besteht aus einem Schreibpegel, einer digitalen Wasserstandsanzeige, einer analogen Pegeluhr, einer zweiteiligen Pegellatte sowie einem Messwertansagegerät.
Die Pegellatte reicht mit ihrem unteren Teil bis zu einem Wasserstand von 7,20 m und mit ihrem oberen Teil bis 8,00 m.
Die Pegeluhr besteht wie eine normale Uhr aus zwei Zeigern, wobei der kleine Zeiger in einer 12er-Unterteilung die Meter und der große Zeiger in einer 100er-Unterteilung die Zentimeter anzeigt. In der Abbildung ergäbe dies einen Pegelstand von 9,57 m, die Anzeige ist jedoch zur Zeit gestört bzw. außer Betrieb.
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Analoge Anzeige (Pegeluhr)
Die Messwerte werden an das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen, die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest und an die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz übertragen. Zudem gibt es eine automatisierte telefonische Ansage, über die sich interessierte Personen jederzeit Auskunft über Pegelstand und Tendenz einholen können. Diese Pegelansage ist unter Telefon 06131 19429 abrufbar.
Geschichte
1797 wurde der Erfelder Pegel errichtet. Dieser „Urpegel“ ist damit der älteste Pegel zwischen Mannheim und Bingen und war die Grundlage für weitere Pegel in Gernsheim und Lampertheim (beide 1803), Ginsheim (1808), Oppenheim und Mainz (1818), Koblenz (1819), Worms (1819) und Bingen (1829).
Die zur Zeit für die Rheinschifffahrt wichtigsten Rheinpegel sind Konstanz, Rheinfelden, Iffezheim, Maxau, Speyer, Mannheim, Worms, Mainz, Oestrich, Bingen, Kaub, Koblenz, Andernach, Oberwinter, Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg-Ruhrort, Wesel, Rees, Emmerich am Rhein, Lobith, Pannerdense Kop, IJsselkop, Nijmegen Hafen, Tiel, Zaltbommel, Vuren, Krimpen, Dordrecht und Pegel Rotterdam.
Hochwasser und Niedrigwasser
Der Nullpunkt des Mainzer Rheinpegels liegt bei 78,43 m über Normalhöhennull (NHN). Ein Wasserstand von 0 m bedeutet nicht, dass der Rhein an dieser Stelle kein Wasser mehr führen würde. Vielmehr ist dieser Punkt so gewählt, dass sich bei niedrigen Wasserständen keine negativen Messwerte ergeben können. Der tatsächlich niedrigst mögliche Wasserstand liegt ca. 40 cm tiefer.
Gleichwertiger Wasserstand
Der Gleichwertige Wasserstand (GlW) ist der Wasserstand, der bei als gleichwertig festgelegten Abflüssen längs des Rheins auftritt. Er stellt einen Niedrigwasserstand dar, der an durchschnittlich 20 Tagen im Jahr an dem jeweiligen Messpunkt unterschritten wird. Wegen der natürlichen Strombettveränderungen (Erosionen) wird der GlW alle zehn Jahre neu festgelegt. Zur Zeit gelten die Pegelstände des gleichwertigen Wasserstandes von 2002 (GlW 2002). Der GlW kann auch zum Vergleich aller Rheinpegel benutzt werden, da er sozusagen einen einheitlichen Standardwasserstand (amtlicher Richtpegel)darstellt.
Für den Pegel Mainz gilt z. Zt. ein GlW 2002 von 1,70 m. Dies bedeutet, dass an durchschnittlich 345 Tagen im Jahr der Pegelstand von 1,70 m nicht unterschritten wird und dass damit in der Fahrrinne eine Tiefe von 2,10 m gewährleistet ist.
Das Mittel der niedrigsten Werte der Wasserstände in den Jahren 2000 bis 2009 lag bei einem Pegelstand von 1,83 m. Der Mittelwert aller Wasserstände in diesem Zeitraum betrug 3,04 m.
Hochwassermarke I
Die Hochwassermarke I ist in Mainz bei einem Pegelstand von 4,75 m erreicht. Hochwassermarke I bedeutet laut Rheinschifffahrtspolizeiverordnung RheinSchPV, dass sich alle (ausgenommen nicht maschinengetriebene) Wasserfahrzeuge bei der Talfahrt möglichst in Fahrwassermitte und in der Bergfahrt im mittleren Drittel der Strombreite zu halten haben. Sog und Wellenschlag sind zu vermeiden; auf jeden Fall darf die Höchstgeschwindigkeit, gemessen am Ufer, 20km/h nicht überschreiten. Darüber hinaus gibt es noch weitere Vorschriften, die zusätzlich beachtet werden müssen.
Der Mittelwert der höchsten Wasserstände von 2000 bis 2009 betrug 5,58 m.
Hochwassermarke II
Ein Wasserstand von 6,30 m entspricht der Hochwassermarke II. Beim Erreichen und Überschreiten dieser Marke wird die Schifffahrt total eingestellt.
Der dafür und für die Hochwassermarke I relevante Flussabschnitt reicht von Gernsheim bis Eltville.
Historische Wasserstände
Vor der Aufschüttung des Lauterenviertels waren die in der Nähe des Ufers gelegenen Teile der Stadt Mainz den Rheinhochwassern fast ungeschützt ausgeliefert. Das damalige Niveau lässt sich heute noch in einigen Straßen der Altstadt (z.B. Haenleinsgässchen, Weintorstraße, Heugasse), am Fuß des Holzturms und in Teilen der Wallaustraße in der Mainzer Neustadt erkennen.
Das am Holzturm erkennbare ehemalige Bodenniveau entspricht einem Pegelstand von 5,67 m, die Höhe des in der südlichen Altstadt gelegenen Platzes "Graben" einem Pegelstand von 8,17 m.
Mit dem Bau der Rheinstraße als Hochwasserdamm ab etwa 1886 wurde jedoch die Überschwemmungsgefahr gebannt. Erst bei einem Pegelstand von ca. 8,30 m werden die Schutzmauern am Rheinufer zwischen Winterhafen und Zollhafen sowie die Rheinstraße/Peter-Altmeyer-Allee/Rheinallee überflutet und das Wasser kann ungehindert das bis zu 2 m tiefer liegende Stadtgebiet überschwemmen. Der tiefste Punkt dieses Hochwasserschutzes befindet sich am Schlosstor in Verlängerung der Großen Bleiche.
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Hochwassermarken im Holzturm, der Boden entspricht einem Pegel von 5,67 m.
Deutlich ist zu erkennen, dass die Hochwassermarken aus den Jahren 1565 bis 1845 sowohl in der Fischtorstraße als auch am Holzturm weit über dem Straßenniveau der Rheinstraße (Pegelstand 8,30 m) liegen. Durch die zwischen 1817 und 1876 stromaufwärts von Mainz durchgeführte Rheinregulierung nahmen jedoch diese extremen Hochwasser stark ab.
Am 28. November 1882 stieg der Rhein auf 7,95 m. Das Wasser floss in die Altstadt und in das vorgelagerte Gartenfeld, die heutige Mainzer Neustadt. Rheinstraße, Holzstraße, Löhrstraße, Schlossergasse, Brand und Schlossplatz waren überschwemmt. Im Dezember und Januar folgte ein erneuter Anstieg des Rheins. Der damalige Gouverneur der Festung Mainz, General Wilhelm von Woyna, half mit seinem ihm unterstellten Militär der stark getroffenen Zivilbevölkerung. Als Anerkennung hierfür wurde Woyna zum Ehrenbürger der Stadt Mainz ernannt, außerdem wurde in der Mainzer Neustadt eine Straße nach ihm benannt[2][3].
Meter Datum Bemerkungen/Quellen 7,93 m Jan. 1833 5.– 7,95 m Nov. 1882 28.bisher höchstes Hochwasser 6,85 m Feb. 1897 8.– 7,33 m Jan. 1920 16.– 6,94 m Jan. 1955 18.– 7,37 m Feb. 1970 27.– 7,06 m Apr. 1983 13.– 7,04 m Mai 1983 29.– 7,70 m Mär. 1988 29.– 7,03 m Jan. 1995 29.– 6,49 m Jan. 2011 16.[4] Am 2. November 1947 betrug der historisch niedrigste Wasserstand am Pegel Mainz 1,10 m[5]. Am 8. Dezember 1962 zeigte der Pegel nur 1,17 m. Im heißen und trockenen Sommer 2003 wurden 1,24 m und am 1. Oktober 2009 1,57 m gemessen. Damit waren an dieser Stelle noch Wassertiefen von 1,57 m, 1,64 m bzw. 1,97 m garantiert[6].
Da aber voll beladene Frachtschiffe heutzutage Tiefgänge zwischen 2,50 und drei Metern haben, ist eine uneingeschränkte Schifffahrt nur bei Pegelständen zwischen 2,60 m und 4,75 m möglich.
Weblinks
- Pegel Mainz im Gewässerkundlichen Informationssystem der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes
- Pegelrekorde Deutschland
Einzelnachweise
50.0039098.275387Koordinaten: 50° 0′ 14″ N, 8° 16′ 31″ OKategorien:- Rheinschifffahrt
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