Sepp Mahler

Sepp Mahler

Sepp Mahler (* 30. Mai 1901 in Bad Wurzach; † 11. Oktober 1975 in Wangen im Allgäu) war ein Maler und Schriftsteller aus Bad Wurzach in Oberschwaben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sepp Mahler kam im Leprosenhaus auf die Welt. Sein Vater arbeitete als Torfmeister im nahen Torfwerk im Wurzacher Ried. Seine Mutter führte die Kantine des dortigen Torfwerks. Nach seiner Volksschulzeit, im Alter von 14 Jahren, riss Sepp aus. Sein Ziel war München. Er absolvierte dort eine Lehre als Dekorationsmaler.

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er 1918 zu den Eltern, die inzwischen in Kißlegg wohnten, zurück. Er begann im Wurzacher Ried, einem Moor, zu malen. In Abendkursen an der Württembergischen Staatlichen Kunstgewerbeschule Stuttgart erlernte er 1923/24 das Malen. Im Jahre 1924 entdeckte Herwarth Walden von der Galerie Sturm in Berlin sein Talent.

Vagabundenzeit

Mahlers Geburtshaus

Nach dieser Zeit in Stuttgart zog Mahler als Vagabund durch Europa und Teile des Orients. Den Broterwerb erzielte er durch wechselnde Gelegenheitsarbeiten als Tagelöhner in den verschiedensten Berufen. Er fällte Bäume in den Wäldern Norwegens, fuhr auf Fischkuttern und Walschiffen, war Fremdenführer in Italien, Eseltreiber am Vesuv, Wasserverkäufer in der Türkei und Karawanenführer in Arabien.

Auf Wunsch der Mutter kehrte er 1929 in die Heimat zurück. Er wurde dann freier Mitarbeiter einer linksstehenden Zeitschrift, die sich für das Vagabundenwesen einsetzte. In seiner Malerei orientierte er sich in dieser Zeit an Edvard Munch und Vincent van Gogh.[1]

Zeit des Nationalsozialismus

In der Zeit des Nationalsozialismus galt seine Kunst als entartet. Er wurde 1933 in Leutkirch im Allgäu für mehrere Wochen in Schutzhaft genommen, danach starb seine Mutter. 1935 erhielt er Ausstellungsverbot. Mahler zog sich zurück zu seiner Familie nach Bad Wurzach ins elterliche Haus. Bis ins Jahr 1945 war er ohne festes Einkommen. Er lebte daher unter sehr ärmlichen Verhältnissen und bezahlte die anfallenden kommunalen Steuern mit seinen Bildern. Er wurde 1941/42 zur Wehrmacht eingezogen, aber schon kurze Zeit danach wegen Dienstuntauglichkeit entlassen. Im Jahre 1943 heiratete er Gertrud Knausenberger, die den inzwischen schwerkranken Sepp pflegte. Ein Jahr später wurde ihre gemeinsame Tochter Adelgund geboren. Mahler war während der ganzen Nazizeit ohne einen nachweisbaren Verdienst.

Späte Jahre

In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt. Seine Bilder finden sich in einer Staatsgalerie, in Regierungspräsidien und bei namhaften Privatsammlern. Nach dem Krieg fanden 25 Kunstausstellungen mit Mahlers Bildern statt. Er gehörte zu den eigenwilligsten Künstlern in Oberschwaben.[2] Er starb 1975 an inneren Verletzungen, die er sich bei einer Wanderung in den Bergen zuzog.

Literatur

  • Ich der Lump, Philosoph der Strasse: d. literar. Werk, Gedichte, Prosa, Dokumente, Bilder / Sepp Mahler. Hrsg. von Manfred Bosch im Auftr. d. Stiftung Literaturarchiv Oberschwaben

Weblinks

 Commons: Sepp Mahler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Südkurier: Das Museum in Biberach zeigt Arbeiten von Sepp Mahler vom 12. Januar 2010, abgerufen am 9. September 2010
  2. Stuttgarter Nachrichten: Geritzte Bäume in Oberschwaben vom 11. Februar 2010, abgerufen am 9. September 2010

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