Sommer in Orange

Sommer in Orange
Filmdaten
Originaltitel Sommer in Orange
Logo Sommer in Orange.jpg
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 110 Minuten
Altersfreigabe FSK 12[1]
JMK 6 (Positivkennzeichnung 10)[2]
Stab
Regie Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch Ursula Gruber
Produktion Georg Gruber
(Odeon Pictures),
Andreas Richter,
Ursula Woerner,
Annie Brunner
(Roxy Film)
Musik Gerd Baumann
Kamera Stefan Biebl
Schnitt Georg Söring
Besetzung

Sommer in Orange ist ein deutscher Spielfilm von Marcus H. Rosenmüller aus dem Jahr 2011. Die Culture-Clash-Komödie handelt von einer Gruppe Berliner Bhagwan-Anhänger, die sich Anfang der 1980er-Jahre in der oberbayerischen Provinz niederlassen. Der Kinostart war am 18. August in Deutschland, am 1. September in der Schweiz[3] und am 2. September 2011 in Österreich.[4]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Berlinerin Amrita lebt mit ihren Kindern, der zwölfjährigen Lili und dem neunjährigen Fabian, in einer Kreuzberger Sannyasin-Kommune. Als Amritas aktueller Liebhaber Siddharta einen alten Bauernhof im oberbayerischen Talbichl erbt, beschließt die Gemeinschaft, in das Dorf zu ziehen, um dort ein Therapiezentrum zu eröffnen. Die konservativen Dorfbewohner begegnen den Neuankömmlingen, die sich mit ihrer orangen Kleidung, ihren Meditationsritualen und ihrer Freizügigkeit abgrenzen, mit Misstrauen. Lili hat durch den Umzug ihre Freunde verloren, gerät in Talbichl zwischen die Fronten und wird in der Schule zur Außenseiterin. In der Folge passt sie sich dort der Kleidung und den Ritualen der Dorfbewohner an, während sie zuhause weiterhin den alternativen Lebensstil ihrer Wohngemeinschaft pflegt. Ihr kleiner Bruder Fabian dagegen erweist sich auf der Suche nach neuen Freunden eher als hinderlich, da er weiter die Ablehnung seiner Mutter gegenüber den Einheimischen teilt. Lili aber fühlt sich von ihr vernachlässigt, da Amrita dauernd mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt ist und sich zum Bhagwan-Vertrauten Prem Bramana hingezogen fühlt. Siddharta reagiert auf diese Beziehung ebenso eifersüchtig wie das Kommunenmitglied Gopal, als sich dessen neuer Schwarm Leela mit dem örtlichen Postboten einlässt. Bei einem Dorffest kommt es zum offenen Konflikt zwischen den verschiedenen Gruppen und Personen. Die orange gekleidete Kommune trifft dort nicht nur auf die anderen Dorfbewohner, sondern auch auf Lili und Fabian, die im Trachtenanzug mit den Talbichlern marschieren. Als Prem Bramana Amrita anbietet, ihm nach Oregon zu folgen und die Kinder in eine Kinder-Kommune nach England zu schicken, flieht Lili zur Frau des Dorfbürgermeisters und verursacht weitere Verwicklungen. Doch schließlich nähern sich die gegensätzlichen Parteien einander an.

Hintergrund

Drehbuch

Die Drehbuchautorin Ursula Gruber und ihr Bruder, der Produzent Georg Gruber, wuchsen selber in einer Bhagwan-Kommune in Hohenschäftlarn südlich von München auf.[5] Das Buch basiert auf ihren Kindheitserinnerungen.[6][7] Grubers Buch enthielt zunächst nicht die „ganz skurrilen, komödiantischen Elemente“; diese entwickelte Marcus H. Rosenmüller gemeinsam mit ihr. Rosenmüller hatte Anfang der 2000er-Jahre im indischen Pune seinen Studien-Abschlussfilm gedreht. Auf der Suche nach Filmstoffen hatte er auch den dort angesiedelten Bhagwan-Ashram besucht, war jedoch nicht fündig geworden. Sein Interesse am Buch von Sommer in Orange galt weniger dem spirituellen Aspekt als dem Gegensatz in ihm selbst widerstreitender Interessen: Einerseits der Wunsch, wilder und freier zu leben, andererseits die Sehnsucht nach Regeln als Lebensbasis.[8]

Produktion

Haupt-Drehort: Bauernhof in Oberbiberg

Sommer in Orange entstand als Produktion von Odeon Pictures und Roxy Film, in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk und in Zusammenarbeit mit ARTE. Das Budget betrug 3,3 Millionen Euro.[9] Der FilmFernsehFonds Bayern steuerte 850.000 Euro Produktions-[10] und 130.000 Euro Verleihförderung[11] bei. Vom Deutschen Filmförderfonds kamen etwa 536.000 Euro[12] und von der Filmförderungsanstalt 300.000 Euro Projektförderung.[13]

Talbichl ist ein fiktiver Ort. Die Dreharbeiten fanden vom 15. Mai bis 10. Juli 2010[14] überwiegend in Oberbiberg südlich von München statt. Der Hof, den im Film die WG bewohnt, liegt nur wenige Meter entfernt vom Kandlerhof, in dem Rosenmüller 2005 seinen Erfolgsfilm Wer früher stirbt ist länger tot gedreht hatte. Das Dorffest wurde mit zahlreichen Komparsen in Baiernrain inszeniert.[15] Die Aufnahmen entstanden auf 35-mm-Film mit Arricam LT und Cooke-S4-Optiken.[9]

Soundtrack

Wie in allen Filmen Rosenmüllers seit Wer früher stirbt ist länger tot komponierte Gerd Baumann die Filmmusik. Er schrieb auch eigens für Sommer in Orange ein Geburtstagslied, da das meist verwendete Happy Birthday to You noch unter Urheberrechtsschutz steht. Baumann spielt auch eine kleine Rolle als Vater von Lili und Fabian.[16] Der Soundtrack erschien am 2. September 2011 bei Normal im Vertrieb Indigo auf CD.

Veröffentlichung

Marcus H. Rosenmüller bei der Premiere am 11. August 2011

Nachdem Sommer in Orange nicht zum Filmfest München 2011 eingeladen worden war,[17] gab es am 9. und 10. Juli 2011 erste Vorpremieren bei den Musikfilmtagen Oberaudorf[18] und dem Freiburger Filmfest.[19] Nach weiteren Previews, unter anderem beim Fünf Seen Filmfestival[20] und mehreren großen Open-Air-Kinoveranstaltungen in Süddeutschland,[21][22][23] fand am 11. August die offizielle Filmpremiere im Münchner Mathäser statt.[24] Am 18. August startete der Film in 160 deutschen Kinos und erreichte mit 40.000 Besuchern am ersten Wochenende Platz neun der Kinocharts;[25][26] über 34.000 hatten ihn zuvor bereits in Previews gesehen.[27] Im ersten Monat nach dem Kinostart hielt sich der Film auf den Plätzen zwei bzw. drei der Arthouse-Kinocharts der AG Kino-Gilde,[28] nach drei Monaten hatte er in Deutschland über 500.000 Zuschauer erreicht.[29]

Kritik

Das Lexikon des Internationalen Films urteilt: „Das bunte Kaleidoskop an Episoden und Konflikten stellt sowohl die Indien-begeisterten Sinnsucher als auch die bayerischen Provinzler mit mildem Spott dar, entfaltet sich aber angesichts der Fülle an Erzählmaterial allzu kurzatmig. Einige originelle Regie-Einfälle sowie die gute Musik werten den an sich konventionellen Film auf.“[30]

Benedikt Gondolf stellte den Film in der ZDF-Kultursendung Aspekte vor: „Rosenmüllers Figuren sind manchmal nah am Klischee, aber die großartigen Schauspieler geben sie nie dem Gespött preis. Der Film ist im besten Sinne volkstümlich, bodenständig, nicht besserwisserisch. […] Ein Mix aus Klamauk und Nostalgie, ein Heimatfilm der unterhält und zu Herzen geht, mit spirituellem Mehrwert.“[31]

Die Filmzeitschrift Cinema vergibt eine Wertung von 75 % für die „warmherzige Kulturclashkomödie über eine esoterische Sekte und ihre obskuren Rituale“ und schreibt: „Rosenmüllers Film besteht aus vielen liebevoll beobachteten Details und kauzigen Charakterzeichnungen. Das schrullige Gebaren der Sanyasin wird augenzwinkernd persifliert, ohne sie je der Lächerlichkeit preiszugeben.“[32]

Bianka Piringer schreibt auf kino-zeit.de: „Rosenmüller inszeniert das Kommunenleben als reine Persiflage, die erwachsenen Mitglieder sind weniger ernstzunehmende Charaktere, als überzeichnete Comedyfiguren. Ihr hervorstechendstes Merkmal ist kindliche Begeisterung […] [Wie in Wer früher stirbt, ist länger tot] trifft der Regisseur auch diesmal wieder einen komödiantischen Ton, der sich vor den Widrigkeiten im dörflichen Leben nicht scheut und dabei immer wieder auf erfrischende Weise entlarvend wirkt. […] Auch die zur Illustration von Tagträumen und Fantasien verwendeten Effekte erinnern an den märchenhaften Zauber des Erstlingsfilms. Ebenfalls geblieben ist der Grundton der Erzählung, der ebenso milde wie verschmitzt ist“.[33]

Vision Kino, eine Initiative öffentlicher und privater Institutionen zur Medienbildung in der Schule, empfiehlt den Film für die pädagogische Arbeit ab der 7. Schulklasse. Die „leichte Komödie, die die Welt der Erwachsenen aus Kinderaugen zeigt“, biete Anknüpfungspunkte bei Themen wie persönliche Lebensvorstellungen, Bigotterie und Lügen seitens der Erwachsenen, Vorurteile und Abgrenzung von Gruppen, Glaubensfragen und Weltanschauungen sowie bei der Frage, ob die Bhagwan-Bewegung eine Sekte war.[34]

Einige Kritiker zeigten sich darüber enttäuscht, dass Sommer in Orange nicht die Originalität von Wer früher stirbt ist länger tot[35] oder die Subtilität der vorherigen Roxy-Film-Produktion Almanya – Willkommen in Deutschland erreiche.[36]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sommer in Orange – FSK-Freigabe, abgerufen am 14. Juli 2011
  2. JMK – Details zum Film, abgerufen am 2. September 2011
  3. Sommer in Orange bei Filmcoopi Zürich AG, abgerufen am 12. Juli 2011
  4. Sommer in Orange bei Film.at, abgerufen am 12. Juli 2011
  5. Isabel Meixner: Verwirrung in Orange, sueddeutsche.de vom 6. September 2011, abgerufen am 8. September 2011
  6. Lisa Sonnabend: Drehbuchautorin "Sommer in Orange" – Kommune statt Kindergarten, Süddeutsche Zeitung vom 9. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
  7. Der Rosi, die Baghwans und ein neuer Kinofilm. Süddeutsche Zeitung vom 12. Juni 2010, abgerufen am 10. Juli 2011
  8. Ich habe manchmal Lust, eine Utopie zu zeigen – Deutschlandradio Kultur Radiofeuilleton vom 18. August 2011, abgerufen am 19. August 2011
  9. a b Christoph Gröner: Orange Tupfer mitten in Bayern: Der neue Film von Marcus H. Rosenmüller; in: Film & TV Kameramann vom 14. Juli 2011, abgerufen am 16. Juli 2011
  10. Geförderte Projekte Februar 2010, FFF Bayern, abgerufen am 19. Juli 2011
  11. Geförderte Projekte Juli 2011, FFF Bayern, abgerufen am 19. Juli 2011
  12. Förderzusagen 2010, Deutscher Filmförderfonds, abgerufen am 19. Juli 2011
  13. FFA info 1/2011, abgerufen am 19. Juli 2011
  14. Sommer in Orange bei filmportal.de, abgerufen am 8. Juli 2011
  15. Andrea Weber: Am Set von Marcus H. Rosenmüllers neuen Film „Orange“, oberland.de, abgerufen am 27. Juli 2011
  16. BR-Fernsehsendung Der Sound der Heimat vom 17. August 2011 über die Zusammenarbeit zwischen Marcus H. Rosenmüller und Gerd Baumann
  17. Adrian Prechtel: Rosenmüller? Abgelehnt!; in: Abendzeitung vom 9. Juni 2011, abgerufen am 10. Juli 2011
  18. Erstmals "Sommer in Orange", Oberbayerisches Volksblatt vom 2. Juli 2011, abgerufen am 10. Juli 2011
  19. Sommer in Orange beim 8. Freiburger Filmfest, abgerufen am 10. Juli 2011
  20. Harmonie-Komödie mit Zündstoff, Video-Beitrag auf on3.de vom 2. August 2011, abgerufen am 12. August 2011
  21. Open-Air-Kino: 500 Besucher sehen Komödie »Sommer in Orange«, Wetterauer Zeitung vom 5. August 2011, abgerufen am 12. August 2011
  22. Ein bisschen Sommer am Stoa, Wasserburger Zeitung vom 8. August 2011, abgerufen am 12. August 2011
  23. Thomas Niedermair: Regisseur Marcus H. Rosenmüller über die Idee zum neuen Film, Augsburger Allgemeine vom 11. August 2011, abgerufen am 12. August 2011
  24. „Sommer in Orange“: gehemmter Kulturen-Aufprall, Abendzeitung München, abgerufen am 12. August 2011
  25. Hilfe, die Remakes floppen! Spiegel Online vom 22. August 2011, abgerufen am 24. August 2011
  26. Deutsche Kinocharts: Sonne gegen Superhelden. Blickpunkt:Film vom 22. August 2011, abgerufen am 22. August 2011 (nicht allgemein zugänglich).
  27. Kino-Charts Deutschland für das Wochenende ab 18. August 2011 bei Filmstarts, abgerufen am 22. September 2011
  28. Die Arthouse-Filmhits, abgerufen am 22. September 2011
  29. Sommer in Orange bei Blickpunkt:Film, abgerufen am 15. November 2011 (nicht allgemein zugänglich).
  30. Sommer in Orange im Zweitausendeins Filmlexikon, abgerufen am 19. August 2011
  31. Benedikt Gondolf: Der Film „Sommer in Orange“; in: ZDF Aspekte vom 29. Juli 2011.
  32. Sommer in Orange bie Cinema, abgerufen am 26. August 2011
  33. Bianka Piringer: Eine Herausforderung für die bayerische Toleranz, abgerufen am 16. Juli 2011
  34. Rotraut Greune: Sommer in Orange; 5. Juli 2011 bei Vision Kino, abgerufen am 16. Juli 2011
  35. Josef Engels: Nackt-Tänze, Urschreie und Worshippen. In: Welt Online vom 17. August 2011, abgerufen am 22. August 2011
  36. Sandra Zistl: Indische Esoterik in bayerischer Provinz. In: Focus Online vom 17. August 2011, abgerufen am 22. August 2011

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