Stille Wasser und Stürmische Wogen

Stille Wasser und Stürmische Wogen
Der Brunnen „Stürmische Wogen“

Stille Wasser und Stürmische Wogen ist eine Zwillingsbrunnenanlage auf dem Albertplatz in Dresden. Sie wurde von 1883 bis 1894 von Robert Diez geschaffen und steht unter Denkmalschutz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Zwillingsbrunnenanlage auf dem Albertplatz aus der Luft gesehen

Auf dem Albertplatz standen um 1875 bereits zwei einfache, runde Brunnenbecken. Der Rat der Stadt schrieb 1879 einen Wettbewerb aus, in dem Entwürfe für plastischen Schmuck für beide Brunnenbecken eingereicht werden sollten. Aus 20 Einsendungen wählte der Rat der Stadt drei Entwürfe aus, die prämiert wurden: Neben Ernst Giese und Bernhard Paul Weidner (1843–1899) wurde Robert Diez der dritte Preisträger.[2]

Diez schuf bis 1883 Modelle der beiden Brunnenplastiken und erhielt schließlich Weihnachten 1883 vom Dresdner Stadtrat den Auftrag, beide monumentalen Plastiken herzustellen. Diez wurde dafür aus der Dr.-Güntz-Stiftung eine Summe von 60.000 bis 80.000 Mark zur Verfügung gestellt.

Die Fertigstellung beider Brunnen verzögerte sich. Grund dafür war unter anderem Diez’ Ernennung zum Professor an der Kunstakademie Dresden und damit einhergehende Verpflichtungen. Die Plastiken wurden von der Kunst- und Glockengießerei C. Albert Bierling gegossen. Beide Brunnen kosteten nach ihrer Fertigstellung 1894 schließlich 325.000 Mark und damit ein Vielfaches der zur Verfügung gestellten Geldmittel. „Indem der Stadtrat von Dresden als Verwalter der Dr. Güntz-Stiftung der Ausgabe dieser über viermal grösseren Summe ohne Vorbehalt zustimmte, gab er eines der seltensten und bemerkenswerthesten Beispiele künstlerischen Hochsinns“, so die zeitgenössische Deutsche Bauzeitung.[3] Am 1. September 1894 wurden beide Brunnen auf dem Dresdner Albertplatz eingeweiht.

Ehrenmal von Otto Rost an der Stelle der „Stürmischen Wogen“ 1947

Bei der Bombardierung Dresdens wurden die Brunnen kaum beschädigt. Dennoch ließ man die Brunnenplastik „Stürmische Wogen“ abbauen und ihre Einzelteile an verschiedenen Orten der Stadt einlagern. An ihrer Stelle wurde am 25. November 1945 in der Brunnenschale ein sowjetisches Ehrenmal errichtet. Viele Jahre waren Künstler und Denkmalpfleger bestrebt, den Brunnen an seinen alten Standort zurückzubringen. Im Jahr 1985 erteilte der Rat der Stadt einer Kunstschmiedewerkstatt den Auftrag, die vorhandenen Brunnenteile provisorisch zusammenzusetzen. Verlorene Stücke wurden schließlich von 1988 bis 1989 von Bildhauer Wilhelm Landgraf nachmodelliert.

Am 22. März 1994 wurde das sowjetische Ehrenmal abgetragen und im Mai 1994 unweit des Militärhistorischen Museums in der Dresdner Albertstadt in einer kleinen Parkanlage wieder aufgebaut. An das Denkmal erinnert heute eine Erinnerungstafel unweit des Brunnens. Da das Ehrenmal nur auf die Brunnenbasis aufgesetzt worden war und daher der Sockel für die Plastik erhalten war, konnte bereits im Juli 1994 die Brunnenplastik „Stürmische Wogen“ am Albertplatz montiert werden. Am 31. August 1994 ging der Brunnen schließlich wieder in Betrieb.

Becken und Wasseranlage des Brunnens „Stille Wasser“ waren bereits von 1992 bis 1993 erneuert worden. Die Brunnenplastik wurde 2008 renoviert.

Beschreibung

Plastischer Schmuck am Brunnen „Stille Wasser“
„Stille Wasser“ und im Hintergrund „Stürmische Wogen“ bei Nacht

„Stille Wasser“ befindet sich an der Ostseite des Albertplatzes, während „Stürmische Wogen“ an der Westseite liegt. Beide Brunnen sind in ihrem Grundaufbau identisch: Das runde Granitbecken besitzt einen Durchmesser von 18 Metern. In ihm befindet sich eine im Durchmesser 7,20 Meter große Steinschale, in der sich wiederum die Brunnenplastik auf erhöhtem Sockel befindet. Über kurzem Schaft mit figürlichem Schmuck erhebt sich mittig in rund fünf Metern Höhe wiederum eine Brunnenschale, die einen Durchmesser von rund fünf Metern besitzt. Der Schaft selbst ist von reicher künstlerischer Plastik umschlossen. Bei den „Stürmischen Wogen“ handelt es sich um stürmisch bewegte Tritonen und mit Seeungeheuern und Kraken kämpfende Meermänner, aber auch kleine Details wie flüchtende Echsen. „Stille Wasser“ hingegen zeigt anmutig und friedlich beisammen sitzende Meerjungfrauen, Najaden und schlafende Putten sowie langsame Meerestiere wie zum Beispiel Schildkröten. Beide Brunnenplastiken wurden von Diez „in edelstem Wahlnaturalismus geschaffen“.[3] Sie bestehen aus Bronze, die mit grüner Patina überzogen wurde.

Beide Brunnen bieten ein vielfältiges Wasserspiel. Aus der obersten Wasserschale steigt eine Fontäne rund zwei Meter in die Höhe und ergießt sich in die Wasserschale. Von ihr läuft das Wasser in die mittlere Brunnenschale, wobei die Figurengruppen am Schaft in einen Wasserschleier eingehüllt werden bzw. wie hinter einem Wasservorhang liegen. Vom Rand des Hauptbeckens gehen zudem 56 in gleichmäßigem Abstand voneinander liegende Wasserstrahlen in das mittlere Becken. „Die Wirkung war überraschend schön“, so schrieben Zeitungen anlässlich der Brunneneinweihung.[4] Andere Blätter wiesen auf den großen Wasserverbrauch der Brunnen hin, der in der Stunde bis zu 250 Kubikmeter betrage.[3] Nachts werden beide Brunnen beleuchtet.

Die zeitgenössische Presse stellte die Zwillingsbrunnen mit den Vier Tageszeiten von Johannes Schilling auf der Brühlschen Terrasse gleich und bezeichnete die Plastiken als „bedeutende Werke der Monumentalplastik“:[3]

Für die künstlerische Weiterentwicklung Dresdens waren die Zwillingsbrunnen von entscheidender Bedeutung.

„Mit diesen Brunnen ist Dresden um zwei Kunstwerke bereichert worden, welche lautes Zeugnis ablegen für den Abschluss der Periode künstlerischer Stagnation, in der das sächsische Elbflorenz ungeachtet seiner grossen künstlerischen Vergangenheit lange Zeit gefangen lag.“

Deutsche Bauzeitung 1894[3]

Literatur

  • Neue Monumental-Brunnen in Dresden. In: Deutsche Bauzeitung, 28. Jahrgang, Ernst Toeche, Berlin 1894, S. 500.
  • Jochen Hänsch: Die Stürmischen und das Stille. In: Sächsische Zeitung, 31. August 2009, S. 20.

Weblinks

 Commons: Stille Wasser und Stürmische Wogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Dresden. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2005, S. 121.
  2. Hänsch, S. 20.
  3. a b c d e Deutsche Bauzeitung, S. 500.
  4. Zit. nach Hänsch, S. 20.
51.06293513.745892

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