Wiwilí-Brücke

Wiwilí-Brücke
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Wiwilí-Brücke
Wiwilí-Brücke
Die Blaue Brücke um 1980, als sie noch für den Straßenverkehr befahrbar war
Ort Freiburg im Breisgau
Gesamtlänge 161,8 m
Breite 10,30 m [1]
Anzahl der Öffnungen 5
Tragfähigkeit ursprünglich 12 Tonnen,
seit 1972 9 Tonnen[1]
Baukosten 428.000 Goldmark
Baubeginn 1885
Fertigstellung 1886
Planer Max Meckel
Lage
Wiwilí-Brücke (Deutschland)
Wiwilí-Brücke

Die Wiwilí-Brücke (wegen ihres Anstrichs Blaue Brücke; vor Bau der Stadtbahnbrücke auch Stühlinger Brücke) verbindet den Freiburger Stadtteil Stühlinger mit der Altstadt. Dabei überspannt sie die Gleisanlagen des Freiburger Hauptbahnhofs und verbindet den Kirchplatz der Herz-Jesu-Kirche mit dem Konrad-Adenauer-Platz. Die Brücke steht heute unter Denkmalschutz.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Straßenüberführung wurde an Stelle eines unzulänglich gewordenen höhengleichen Überganges in den Jahren 1885–86 von der Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahn nach Plänen von Max Meckel erbaut,[1] der später die benachbarte Herz-Jesu-Kirche entwarf. Sie wurde als „Kaiser-Wilhelm-Brücke“[3] eingeweiht; allerdings konnte sich dieser Name nicht durchsetzen, in der Bevölkerung war es die „Stühlinger Brücke“. Sie überschreitet auf fünf wegen der Gleisanlagen ungleichen Spannungen die Bahnhofgleise und Zufahrtsstraßen. Die Kosten des Eisenwerks betrugen 151.412 Goldmark; diejenigen des ganzen Bauwerkes rund 428.000 Goldmark.

Im Jahr 1909 fuhr die erste Straßenbahn auf der (alten) Linie 5 (HerdernHaslach über die Brücke. Diese Straßenbahnlinie wurde bis 1963 betrieben. Mit dem Eisenbahnkreuzungsgesetz ging die Brücke im Jahr 1978 in das Eigentum der Stadt Freiburg über,[1] nachdem im Jahr 1972 im Rahmen einer ersten Sanierung eine neue Betonfahrbahn aufgetragen worden war, um die Nutzung für die nächsten 15 Jahre zu sichern.[4]

Im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsbereichs und eines damit verbundenen Umbaus des Widerlagers auf der Ostseite im Jahr 1996 wurde die Brücke dann für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt und nur noch für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr freigegeben. Neben dem Widerlager auf Stühlinger Seite wurde die Fahrrad- und Mobilitätsstation „mobile“ mit Fahrradparkhaus gebaut. Im Jahr 2003 wurde die Brücke nach Freiburgs Partnerstadt Wiwilí benannt.

Ausgerüsten der Wiwilí-Brücke im September 2009

Im März 2008 wurde mit grundlegenden Sanierungsarbeiten begonnen, für die die Brücke in fünf Abschnitten nacheinander um 1,50 Meter[1]angehoben wurde, um über den Bahngleisen arbeiten zu können. Neben dem Austausch vieler statischer Stahlteile und des Fahrbahnbelags[1] wurden Entwässerungsrinnen an den Fahrbahnrändern und im Randbereich der Gehwege angebracht, um die Brücke vor Korrosion zu schützen. Kurz nach Beginn der Arbeiten entdeckte man zudem eine massive Asbest-Kontaminierung, die beseitigt werden musste. Die Pfeiler der Brücke wurden um ungefähr 50 cm erhöht, um das Sicherheitsprofil für die Bahn zu erhöhen. Dadurch wurde die Neigung der Zu- und Abfahrtsrampen der Brücke um ein halbes Prozent erhöht. Die Arbeiten hätten ursprünglich neun Monate dauern und ungefähr 2,5 Millionen Euro kosten sollen. Wegen des verdoppelten Stahlverbrauchs und der Asbestproblematik dauerten die Arbeiten jedoch bis September 2009 und kosteten 8,3 Millionen Euro.[2]

Nun wird die Brücke wieder von bis zu 10.000 Radfahrern pro Tag genutzt.[1] Der Freiburg-Marathon führt nun ebenfalls wieder über die Brücke.

Technische Daten

Querschnitt

Die ganze Länge der Brücke von Widerlager zu Widerlager betrug beim Bau 161,8 m, die Fahrbahnbreite 5,2 m, die beiderseitigen Fußwege maßen je 1,7 m. Die beiderseitigen Zufahrtswege zur Brücke mussten wegen der anschließenden Straßenzüge 4% Steigung erhalten. Aus dem gleichen Grund kamen die Seitenöffnungen in noch stärkere Steigungen zu liegen und den Untergurtungen der Fachwerkträger musste wegen der Kontinuität der Straßenfläche eine bogenförmige Krümmung gegeben werden. Die maximale Höhe der Bögen liegt zwischen 2,79 m und 4,13 m. Das Gesamtgewicht des Eisenwerkes betrug 540,4 Tonnen, es ist aber mittlerweile auf ungefähr 1720 Tonnen angestiegen (bestehend aus Bögen, Tragwerk und Betonplatten).[1]

Gedenkstätten

Auf der Brücke befinden sich zwei Gedenkstätten: Zum einen erinnert seit 2003 ein scheinbar in großer Eile vergessener Mantel mit Judenstern aus Bronze an die Verschleppung der badischen Juden in das Lager Gurs im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion in der Nacht vom 21. und 22. Oktober 1940. Er wurde vom stellvertretenden Freiburger Kulturamtsleiter Johannes Rühl dort platziert.[5]

Zum anderen finden sich Gedenktafeln für den Freiburger Kommunisten und Gewerkschafter Bernd Koberstein und den Freiburger Arzt Albrecht „Tonio“ Pflaum. Sie wurden in Wiwili während eines humanitären Hilfseinsatzes von den nicaraguanischen Contras ermordet.

Literatur

Weblinks

 Commons: Wiwilí-Brücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Pressemitteilungen der Stadt Freiburg: Neunmonatige Generalsanierung der Wiwili-Brücke, 15. Februar 2008, Zugriff am 11. März 2010
  2. a b Pressemitteilungen der Stadt Freiburg: Einweihung und Freigabe der neu sanierten Wiwili-Brücke, 12. September 2009, Zugriff am 11. März 2010
  3. badische-seiten.de: Stühlinger Brücke, Zugriff am 24. Oktober 2009
  4. Freiburger Amtsblatt: Wiwili-Brücke: Aufwand unvorhersehbar, 6. Dezember 2008, Zugriff am 11. März 2010
  5. Hans-Joachim Müller: Eine Metropole der Skulptur. Kunst in Gegenwart auf Freiburgs Straßen und Plätzen

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