Verband Deutscher Radrennveranstalter

Verband Deutscher Radrennveranstalter
Ernst Claußmeyer, ehemaliger Vorsitzender des VDR.

Der Verband Deutscher Radrennveranstalter e.V. (VDR) ist die Interessenvertretung der Veranstalter von Radrennen auf Straße und Bahn in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Bis zum Ersten Weltkrieg

Der VDR wurde am 18. März 1900 als „Verband Deutscher Radrennbahnen“ gegründet, Vorläufer war der „Verband der Vereine für Radwettfahren“ gewesen.[1] Der Verband sah seine Aufgabe in der Betreuung des Berufsradsports. Im selben Jahr trat der VDR der neugegründeten Union Cycliste Internationale (UCI) bei, um die Interessen des deutschen Radsports international zu vertreten. Zu einer Kraftprobe kam es, als es bei der UCI-Bahn-Weltmeisterschaft 1910 zu vermeintlichen Fehlentscheidungen kam, und der VDR daraufhin für zwei Jahre aus der UCI austrat. Sowohl 1910 als auch 1911 führte der VDR eigene Weltmeisterschaften durch.

Der VDR war in seinen Anfangsjahren eine mächtige Institution: Mit seiner Unterstützung diktierten die Radsportveranstalter den Fahrern Honorare und Bedingungen, selbst Straf- bzw. Sanktionsmaßnahmen wurden einseitig und ohne Widerspruchsmöglichkeiten seitens der Sportler verhängt. Diese Praxis gipfelte 1909 im sogenannten „Boykott der Rennfahrer“ , der mit der Bildung eines „Schiedsausschusses“ und der Abfassung neuer Wettfahrbestimmungen nach monatelangen Auseinandersetzungen beendet wurde. Die Sportler ihrerseits gründeten einen eigenen Berufsverband.[2]

Eine weitere wichtige Aufgabe des VDR war die Überwachung der Schrittmacher bei Steher-Rennen, da diese mit vielen technischen Tricks versuchten, die Geschwindigkeiten der Rennfahrer zu erhöhen.[3] Die Folge waren zahlreiche Stürze, viele davon auch tödlich. Nach der „Rennbahnkatastrophe“ auf der Radrennbahn „Botanischer Garten“ in Berlin im Jahre 1909 mit neun toten Zuschauern wurden die Bestimmungen durch den VDR verschärft.[4]

1918 bis heute

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der Berliner Paul Schwarz den Vorsitz des VDR. Die Lage des Berufsradsports war bis Mitte der 1920er Jahre schwierig, da der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) sowie der VDR aus der UCI ausgeschlossen waren, und die Radsport-Veranstalter ums wirtschaftliche Überleben kämpften. 1927 wurde der VDR Mitglied des BDR, da die UCI ihm eine weitere direkte Mitgliedschaft verweigerte. Damit verlor der VDR international an Gewicht. 1933 wurde der VDR gleichgeschaltet, und in der Folge alle jüdischen Veranstalter aus dem Sportbetrieb verbannt.

1948 wurde der VDR wiederbegründet, erster Präsident war der ehemalige Hannoveraner Rennfahrer Erich Möller. Zum 50jährigen Bestehen wurde im August 1950 auf der Radrennbahn in Frankfurt ein Steherrennen über 35 Kilometer ausgetragen, das Gustav Kilian gewann.[5]

Präsidenten in den letzten Jahren waren der Sindelfinger Sportpromoter Winfried Holtmann (*1941-†2003), der Organisator des Berliner Sechstagerennens, Heinz Seesing, sowie der ehemalige Dortmunder Rennfahrer und Chef des Dortmunder Sechstagerennens, Ernst Claußmeyer. Anfang 2010 wählte der VDR auf einer turnusmäßigen Sitzung in Wiesbaden dessen Sohn Mark zum neuen Vorsitzenden des Verbandes.

Heutige Mitglieder und Aufgaben

Heutige Mitglieder des VDR sind die Veranstalter der Straßenrennen Rund um Köln, Tour d’Energie (Göttingen), Velo-Tour (Frankfurt), Schleizer Dreieck, Neuseen Classics, Mainfranken-Tour, Circuit-Cycling (Hockenheimring), Sparkassen Giro (Bochum), Rad am Ring (Nürburgring), Rund um die Nürnberger Altstadt, Rothaus Riderman (Bad Dürrheim) und Sparkassen Münsterland Giro sowie der Sechstage-Rennen in Berlin, Bremen, Stuttgart, München und Dortmund.

Einer der wichtigsten Aufgaben des VDR heute ist die Gestaltung des Rennkalenders, damit es nicht zu Überschneidungen der Termine kommt.

Der VDR ist auch verantwortlich für die Organisation des „German Cycling Cups“ für Jedermann-Rennen seit 2009.[6]

Einzelnachweise

  1. Sportmuseum Leipzig
  2. Renate Franz: Fredy Budzinski, Köln 2007, S. 26
  3. Kniffe und Schliche unserer Schrittmacher auf cycling4fans.de
  4. Stayer.de (7. Dezember 2009).
  5. Radsport, 8. August 1950
  6. German Cycling Cup

Quellen

Heinrich Stockmann: 50 Jahre Verband Deutscher Radrennbahnen, unveröff. Manuskript, Archiv Fredy Budzinski (Deutsche Sporthochschule Köln), Nr. 110.

Weblinks


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