Curt Mezger

Curt Mezger

Curt Mezger (* 17. Dezember 1895 in München; † vermutlich 12. März 1945 im KZ Ebensee) war ein deutsch-jüdischer Unternehmer. Er war der letzte Leiter des Münchener Judenlagers Milbertshofen. In dieser Funktion half er anderen, ihr schlimmes Los erträglicher zu machen. Nach Auflösung des Lagers Milbertshofen war er ab 19. August 1942 als Lagerleiter in der Judenanlage Berg am Laim eingesetzt. Am 14. März 1943 wurde er festgenommen und nach Auschwitz deportiert, im Januar 1945 dann in das KZ Ebensee eingeliefert, wo er anderthalb Monate später umkam.

Leben

Mezger wurde als Sohn einer Familie des Münchener Großbürgertums geboren und wuchs in einer stattlichen Villa am Karolinenplatz auf. Seine Schulausbildung durchlief er am Humanistischen Gymnasium. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er in die Armee einberufen und nahm als Vizefeldwebel des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments bis 1918 an den Kämpfen teil.

Nach Kriegsende gründete er zusammen mit Anton Gahm in der Brienner Straße die Firma Theo Trockenfeuerlöscher Mezger und Gahm. Um das Jahr 1928 wechselten beide die Branche und Gahm übernahm die Sportartikelfirma Anton Huber, die unter der gleichen Adresse ihren Sitz hatte und in der Mezger zunächst arbeitete. 1936 machte er sich mit einer Agentur für Sportartikel selbständig.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Mezger nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jude eingestuft. In der Folge wurde er mehrmals verhaftet und saß im Polizeigefängnis in der Ettstraße ein. Nach der Deportation von Hugo Railing in das KZ Sobibor wurde Mezger im April 1942 als Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen eingesetzt. Während der gesamten Zeit wohnte er zusammen mit seiner Tante Stefanie von Bayer-Ehrenberg bei der Münchener Mäzenin Gräfin von Harrach. Nach der Auflösung des Lagers in Milbertshofen wurde er als Leiter des Judenlagers in der Clemens-August-Straße eingesetzt.

Elf Tage nach der Räumung des Lagers in Berg am Laim wurde Mezger am 14. März 1943 verhaftet, als er in den leerstehenden Lagergebäuden abschließende Arbeiten erledigte. Er wurde zunächst in das Gefängnis Stadelheim verbracht und von dort - während seine arische Ehefrau sogar beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin vorsprach, um seine Freilassung zu erreichen - im Herbst 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er als Krankenpfleger und Totenträger eingesetzt. Im Zuge der Evakuierung des Lagers verließ Mezger am 18. Januar 1945 Auschwitz und traf am 25. Januar 1945 im KZ Mauthausen ein. Vier Tage später wurde er zusammen mit knapp 2.000 Mithäftlingen aus dem Auschwitz-Transport in das Mauthausener Nebenlager in Ebensee verfrachtet, wo er knapp sechs Wochen später ermordet wurde.

Über das genaue Todesdatum gibt es einander widersprechende Angaben (12., 13., 15. oder 17. März 1945). Seiner Witwe wurde als offizielle Todesursache Bronchitis mitgeteilt.

Ehrungen

In Erinnerung an Mezger wurde am 8. März 2007 im Münchener Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart der Platz vor dem Kulturhaus Milbertshofen nach ihm benannt.

Literatur

  • Brigitte Schmidt, Werner Grube: Curt Mezger. Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen. In: Menschen in Milbertshofen. Ein Projekt der Geschichtswerkstatt im Kulturhaus Milbertshofen. kulturhaus edition, München 2006

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mezger — bezeichnet: Mezger (Ochsenhausen), Ortsteil der Stadt Ochsenhausen, Landkreis Biberach, Baden Württemberg Mezger ist der Familienname folgender Personen: Curt Mezger (1895–1945), deutscher Unternehmer Edmund Mezger (1883−1962), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Mes–Mez — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Judensiedlung Milbertshofen — Das 1982 eingeweihte Mahnmal für das Milbertshofener Judenlager Das Judenlager Milbertshofen (im offiziellen NS Sprachgebrauch als „Judensiedlung Milbertshofen“ bezeichnet) war ein Arbeitslager bzw. Ghetto für Juden in München während der Zeit… …   Deutsch Wikipedia

  • Judenlager Milbertshofen — Das 1982 eingeweihte Mahnmal für das Milbertshofener Judenlager Das Judenlager Milbertshofen (im offiziellen NS Sprachgebrauch als „Judensiedlung Milbertshofen“ bezeichnet) war ein Arbeits bzw. Sammellager für Juden in München zwischen 1941 und… …   Deutsch Wikipedia

  • Milbertshofen-Am Hart — Stadtbezirk 11 Milbertshofen – Am Hart, Lage in München Milbertshofen und Am Hart sind Stadtteile im Norden Münchens. Zusammen bilden sie den Stadtbezirk 11 Milbertshofen Am Hart mit einer Fläche von ca. 1.300 Hektar. Hier leben beinahe 68.000… …   Deutsch Wikipedia

  • Kulturhaus Milbertshofen — Das Kulturhaus Milbertshofen am Curt Mezger Platz im Münchner Norden. Das Kulturhaus Milbertshofen befindet sich im Münchner Stadtteil Milbertshofen Am Hart und zieht mit seinen Angeboten jährlich ca. 45.000 Besucher/innen an. Profil Dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Münchner Volkshochschule — Eingang zum Gasteig – dem Haupthaus der Münchne …   Deutsch Wikipedia

  • Tristan Berger — bei einem Theaterkurs Tristan Berger (* 1959) ist ein deutscher Dramaturg, Theaterpädagoge, Autor und Übersetzer mit Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich des Kinder und Jugendtheaters. Er arbeitet auch als freier Journalist für Theaterzeitschriften.… …   Deutsch Wikipedia

  • Siegurd Fitzek — Sigurd Fitzek (* 24. Dezember 1928 in Breslau; auch Siegurd Fitzek) ist ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Filmografie 3 Quellen 4 Weblinks // …   Deutsch Wikipedia

  • Sigurd Fitzek — Sigurd Fitzek, in Besetzungslisten manchmal auch Siegurd Fitzek, (* 24. Dezember 1928 in Breslau) ist ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Filmografie 3 Hörspiele …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”