Djuna Barnes

Djuna Barnes
Djuna Barnes

Djuna Barnes (* 12. Juni 1892 in Cornwall on Hudson, New York; † 18. Juni 1982 in New York City) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Illustratorin. Sie zählt zu den wichtigen Autorinnen der literarischen Moderne.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Barnes Kindheit war geprägt durch das Leben auf einer Farm einer ländlichen Gegend im Staat New York und den später in ihren literarischen Werken verarbeiteten sexuellen Missbrauch durch ihren Vater und ihre Großmutter. Beide waren extreme Freidenker, die auch einen Schulbesuch für das Kind ablehnten. Sie wurde von ihrem Vater unterrichtet. Auch die Großmutter war eine zwiespältige Figur für sie: trotz des als traumatisch empfunden Missbrauchs war sie von ihrer starken Persönlichkeit fasziniert und sah sie in bestimmten Aspekten als Vorbild.

19-jährig zog Barnes in die Bronx, um zu malen, arbeitete jedoch nebenher als freie Journalistin. Ab 1912 veröffentlichte sie regelmäßig in New Yorker Tageszeitungen. Bald zog sie in das Künstlerviertel Greenwich Village, wo sie den Theaterkritiker Courtenay Lemon kennenlernte, mit dem sie eine nur drei Jahre dauernde Ehe einging. In dieser Zeit veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband und einige Theaterstücke, in denen sie auch selbst spielte.

1919 zog sie nach Paris und fand dort bald Eingang in den intellektuell-lesbischen Kreis um Natalie Clifford Barney. Von 1923 an lebte sie mit Thelma Wood zusammen, hatte jedoch neben dieser Beziehung weitere Liebesaffären mit Männern und Frauen. Die Tatsache, dass auch Wood konstant Affären hatte, verletzte sie jedoch sehr. Sie trank zuviel. 1928 erschien ihr Roman Ryder und der Ladies Almanack, in dem sie sich über Barney und deren Freundinnen lustig macht. Nach der Trennung von Wood 1931 lebte Barnes bei Peggy Guggenheim und arbeitete an ihrem wichtigsten Roman Nightwood.

Von 1939 an lebte Barnes erneut in New York, veröffentlichte jedoch nur noch wenige Texte. Die Sozialhilfe und Zuwendungen der Sammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim hielten sie über Wasser. Sie hatte wenige Sozialkontakte und lebte allein. Im Jahr 1943 fand in Gugggenheims Galerie Art of This Century eine Ausstellung ihrer Gemälde und Zeichnungen statt. Es war die einzige Anerkennung, die sie als bildende Künstlerin in der Öffentlichkeit fand. 1959 erschien ihr letztes Werk The Antiphon[1].

Werk

Ihre Werke zeichnen sich durch einen ironischen, manchmal grotesken Stil aus. Barnes setzte sich in ihren Schriften mit dem Leben als Frau auseinander, ließ sich jedoch nie in die Feministinnenrolle drängen. Ihre Figuren sind banale Alltagsmenschen, überspitzt dargestellt. Bereits zu ihrer Zeit galten ihre Schriften als zu „speziell“, um für ein Massenpublikum tauglich zu sein.

Ladies Almanack

Der 1928 anonym veröffentlichte Roman Ladies Almanack ist eine erotische Persiflage auf die lesbischen Zirkel der 1920er Jahre in Paris. Das Buch lehnt stilistisch an das 17. und 18. Jh., aber auch an die Wortspielereien von Joyce an, den Barnes sehr bewunderte. Die Hauptperson, Dame Evangeline Musset, erinnert stark an Natalie Barney und ihren „literarischen Salon“. Das Buch wurde von den US-amerikanischen Verlegern abgelehnt und deshalb in Paris gedruckt. Wegen der homoerotischen Sequenzen durfte es nicht in die USA importiert werden.

Ryder

Barnes erster Roman Ryder erschien ebenfalls 1928. Sie beschreibt darin eine Familie, die ihrer eigenen sehr ähnlich ist und die neurotischen Beziehungen innerhalb dieser Familie. Sprachlich erinnert der Roman an die Englische Literatur der frühen Neuzeit.

Nightwood

Der zweite Roman Nightwood gilt als ihr wichtigstes Buch. Anhand der chaotischen Beziehungen fünf homo- und heterosexueller Charaktere verarbeitet sie darin ihre zerbrochene Beziehung zu Thelma Wood. Nightwood spielt im Paris der Zwischenkriegszeit.

The Antiphon

The Antiphon ist Barnes letztes großes Bühnenstück und die einzige ihrer Schriften, die nach Nightwood noch erwähnenswert ist. Auch hier geht es wieder um eine Inzestbeziehung, im Gegensatz zu Ryder steht hier jedoch nicht die Vater-Tochter-Beziehung im Zentrum, sondern die Beziehung zur Mutter.

Bücher

  • The Book of Repulsive Women: 8 Rhythms and 5 Drawings, Gedichte 1915
  • Three from the Earth, Schauspiel 1919
  • Kurzy from the Sea, Schauspiel 1920
  • An Irish Triangle, Schauspiel 1921 (dt. Ein irisches Dreieck, 1991)
  • She Tells Her Daughter, Schauspiel 1923
  • A Book, 1923
  • Ladies Almanack showing their Signs and their Tides; their Moons and their Changes; the Seasons as it is with them; their Eclipses and Equinoxes; as well as a full Record of diurnal and nocturnal Distempers, written & illustrated by a lady of fashion . 1928 (dt. Ladies Almanach, 1990). Roman
  • Ryder, Roman 1928 (dt. Ryder, 1986)
  • A Night Among the Horses, Erzählungen 1929 (dt. Eine Nacht mit den Pferden, 1961)
  • Nightwood, Roman 1936. (dt. Nachtgewächs, 1959)
  • The Antiphon, Schauspiel 1958 (dt. Antiphon, 1986)
  • Spillway, 1962
  • Selected Works, 1962
  • Vagaries Malicieux, 1974
  • Creatures in an Alphabet, Kinderbuch 1982
  • Smoke and Other Early Stories, 1982
  • Die Nacht in den Wäldern. Short Stories. dt. 1984
  • Leidenschaft. Neun Erzählungen. dt. 1985
  • Portraits. dt. 1985
  • New York. Geschichten und Reportagen aus einer Metropole. dt. 1987
  • Paris, Joyce, Paris. dt. 1988
  • Vor die Hunde gehn. Die Taube. Ein irisches Dreieck. Drei Stücke. dt. 1991
  • Der perfekte Mord. dt. 1993
  • Amore! oder der Liebe Lauf. dt. 1996
  • Solange es Frauen gibt, wie sollte da etwas vor die Hunde gehen? dt. 1997

Literatur

Weblinks

 Commons: Djuna Barnes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrea Weiss: Paris war eine Frau. Rowohlt, Reinbek 2006, S. 153 f

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Djuna Barnes — Djuna Barnes, ca. 1921. Djuna Barnes (June 12, 1892 – June 18, 1982) was an American writer who played an important part in the development of 20th century English language modernist writing and was one of the key figures in 1920s and 30s… …   Wikipedia

  • Djuna Barnes — Saltar a navegación, búsqueda Djuna Barnes Djuna Barnes (Cornwall on Hudson (Nueva York); 12 de junio de 1892 Nueva York; 18 de junio de 1982) escritora estadounidense. Pasó una larga temporada en …   Wikipedia Español

  • Djuna Barnes — (12 de junio de 1892 18 de junio de 1982) escritora estadounidense. Pasó una larga temporada en París donde llevó una vida bohemia en pleno modernismo y visitó Europa . Sus últimos 40 años se recluyó en Nueva York. Entre sus amistades, destacan… …   Enciclopedia Universal

  • Djuna Barnes — Pour les articles homonymes, voir Barnes. Djuna Barnes, vers 1921 Djuna Barnes (Cornwall, État de New York, 12 juin 1892 Greenwich Village, 18 juin …   Wikipédia en Français

  • BARNES (D.) — BARNES DJUNA (1892 1982) L’une des femmes de lettres les plus marquantes de la littérature contemporaine, Djuna Barnes est née dans l’État de New York (à Cornwall on the Hudson) dans une famille lettrée (semblable à celle qui est décrite dans son …   Encyclopédie Universelle

  • Barnes (Familienname) — Barnes ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Barnes — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Barnes peut désigner : Sommaire 1 Patronyme 2 Toponyme …   Wikipédia en Français

  • Barnes (name) — Barnes is an Anglo Saxon surname [cite web |url=http://www.surnamedb.com/surname.aspx?name=Barnes |title=Surnames: Barnes |accessdate=2008 04 21 |publisher=surnamedb.com] and rare given name. It may refer to: Surname *Barnes, Albert (1798 1870),… …   Wikipedia

  • Barnes — /bahrnz/, n. Djuna (Chappell) /jooh neuh chap euhl/, 1892 1982, U.S. novelist, poet, and playwright. * * * (as used in expressions) Barnes Albert Coombs Barnes Djuna Taeuber Conrad and Barnes Taeuber Irene Irene Barnes Wallis Sir Barnes Neville * …   Universalium

  • Barnes, Djuna — (1892 1982)    Born in Cornwall on Hudson, New York, Djuna Chappell Barnes became best known as a novelist. Early in her career, however, she was an actress and playwright. The Provincetown Players produced three of her one acts in 1919: Three… …   The Historical Dictionary of the American Theater

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”