Eisfeld

Eisfeld
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Eisfeld
Eisfeld
Deutschlandkarte, Position der Stadt Eisfeld hervorgehoben
50.41666666666710.916666666667440
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Hildburghausen
Höhe: 440 m ü. NN
Fläche: 46,97 km²
Einwohner:

5.569 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 119 Einwohner je km²
Postleitzahl: 98673
Vorwahl: 03686
Kfz-Kennzeichen: HBN
Gemeindeschlüssel: 16 0 69 012
Stadtgliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstr. 2
98673 Eisfeld
Webpräsenz: www.stadt-eisfeld.de
Bürgermeisterin: Kerstin Heintz (Die Linke)
Lage der Stadt Eisfeld im Landkreis Hildburghausen
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Über dieses Bild
Eisfeld, im Vordergrund die Trasse der Werrabahn

Eisfeld ist die zweitgrößte Stadt im Landkreis Hildburghausen im fränkisch geprägten Süden Thüringens.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Stadt liegt im Landkreis Hildburghausen, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt im südlichen Vorland des Thüringer Walds. An dessen Nahtstelle zum Thüringer Schiefergebirge und nördlich der Langen Berge liegt Eisfeld 430 bis 530 m ü. Normalnull am Oberlauf der Werra.

Geschichte

Eisfeld wurde in einer Schenkungsurkunde des Grafen Erpho (ein Verwandter des Ortsgründers Graf Asis) an das Kloster Fulda 802 erstmals als Asifelden (vermutlich im Sinne von „Die Felder des Grafen Asis“) erwähnt. Im einheimischen Dialekt heißt Eisfeld „Aasfald“, was auch auf „Aasen“ ist gleich „Essen“ zurückgeführt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass Eisfeld zu ostfränkischer Zeit eine der kleineren Königspfalzen war. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert war Eisfeld Sitz eines Ritter-Geschlechts, erhielt 1323 das Stadtrecht und kam 1375 als Bestandteil der Pflege Coburg unter die Herrschaft der Wettiner. Im Spätmittelalter war Eisfeld einer der Marktorte an der über den Rennsteig führenden Fernhandelsstraße zwischen Nürnberg und Erfurt.

In der zum Bistum Würzburg gehörenden Stadt wurde die Reformation 1525 eingeführt. Aus Halle vertrieben verbrachte der Reformator Justus Jonas der Ältere in Eisfeld seinen Lebensabend.[2] Seit 1485 gehörte Eisfeld zum ernestinischen Teil Kursachsens und seit 1645 zu Sachsen-Gotha. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt zweimal vollständig zerstört und verlor vier Fünftel ihrer Einwohner. Von 1680 bis 1826 gehörte Eisfeld zu Sachsen-Hildburghausen, danach zu Sachsen-Meiningen. Die ersten wirtschaftlichen Erfolge brachte der Handel mit sogenannten Schnetter Truhen - das waren aufwändig bemalte, volkstümlich verzierte Truhen und Möbelstücke, die im 19. Jahrhundert nach Nordwürttemberg, Hessen und Bayern geliefert wurden. In einem spätklassizistischen Sommerhaus am Stadtrand verbrachte der Dichter Otto Ludwig (1813-1865) seine Jugendjahre. 1858 wurde die Werrabahn gebaut, und 1903 wurde die Ortsgruppe der SPD gegründet. 1920 folgte die KPD-Ortsgruppe. Am 1. Mai desselben Jahres ging die Stadt im Land Thüringen auf.

Eisfeld wurde als „braune Stadt“ bezeichnet, weil bereits 1932 12 von 16 Stadtverordneten der NSDAP angehörten und Hitler zum Ehrenbürger ernannten. Daher setzte auch 1933 eine intensive Verfolgung der Funktionäre und Mitglieder der Arbeiterparteien ein. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 733 ausländische Zwangsarbeiter, darunter 542 Frauen Zwangsarbeit verrichten: in den Bruhn-Werken, im Ritzma-Werk, in der Eiso-Schrauben GmbH und bei den Firmen Günsel und Dressel. Drei der an den unmenschlichen Lebensbedingungen verstorbenen Zwangsarbeiter sind auf dem Friedhof begraben.[3]

Eingemeindungen

1993 wurden die drei Nachbargemeinden Harras, Hirschendorf und Waffenrod-Hinterrod eingemeindet.

Der Ortsteil Waffenrod-Hinterrod liegt in etwa 700 m Höhe nahe dem Berg Grendel.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1489 bis 1939

  • 1489: 1000
  • 1540: 3000
  • 1835: 2818
  • 1905: 4437
  • 1910: 4439
  • 1933: 4714
  • 1939: 4847

1960 bis 1997

  • 1960: 5606
  • 1992: 4749
  • 1993: 6159
  • 1994: 6040
  • 1995: 5960
  • 1996: 5953
  • 1997: 5962

1998 bis 2004

  • 1998: 5956
  • 1999: 5906
  • 2000: 5874
  • 2001: 5866
  • 2002: 5806
  • 2003: 5832
  • 2004: 5791

ab 2007

  • 2007: 5685
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Das Rathaus

Stadtrat

Der Rat der Stadt Eisfeld besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren.

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein schwarzer Löwe mit roter Zunge und Bewehrung, in den Vorderpranken ein bewurzeltes grünes Lindenbäumchen haltend.“

Das Wappen ist in seiner Form seit 1960 in Gebrauch. Der Löwe ist als der markmeißnische tingiert. Die ältesten Stadtsiegel zeigen ihn in Begleitung des Buchstabens E als Gemeindezeichen. Etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts tritt an die Stelle des E der Baumschößling, der von verschiedenen Chronisten als Symbol des Wiederaufbaus nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg gedeutet wird. Verschiedene historische Versionen des Stadtwappens zeigen den Löwen auch als siebenfach von Silber und Rot geteilten thüringischen.

Städtepartnerschaften

Eisfeld unterhält Städtepartnerschaften seit 1990 mit Ahorn im Landkreis Coburg und seit 1995 mit Ham in der Picardie.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Eisfelder Schloss
Dreifaltigkeitskirche St. Nikolai
Das Pfarrhaus an der Dreifaltigkeitskirche

Bauwerke

  • Als bedeutendes Baudenkmal gilt das mittelalterliche Eisfelder Schloss, es wurde im 13. Jahrhundert am höchsten Punkt der Stadt auf den Mauern einer älteren Wehranlage errichtet und mit der heute nur noch in Resten vorhandenen Stadtbefestigungsanlage verbunden. Der schlichte Gebäudekomplex war Amtssitz der landesherrschaftlichen Vögte, diente nach 1680 auch als Witwensitz der Herzogin Sophie-Albertine von Sachsen-Hildburghausen und beherbergte zuletzt das Amtsgericht mit Gefängnis. Das Schloss verfügt über einen hufeisenförmigen Grundriss, im Nordosten erhebt sich ein runder Turm mit Zwiebelhaube. Seit 1948/1949 wird das Schloss kulturell genutzt, es ist Heimstatt des Otto-Ludwig-Museums, welches 1948 unter der Leitung von Ernst Dahinten[4] eröffnet wurde, mit einer bedeutenden regionalgeschichtlichen Sammlung.[5]
  • Die Dreifaltigkeitskirche St. Nikolai von 1535, ein Hauptwerk der thüringischen Spätgotik. Das Geläut besteht aus der Großen Glocke, der 1474 gegossenen Egidiusglocke, der 1581 gegossenen Banzer und der Mess, die beide aus dem Kloster Banz im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen geraubt und an die Stadt verkauft wurden.
  • Im Garten Unterm Heinig befindet sich die Otto-Ludwig-Gedenkstätte. Neben den Erinnerungsstücken aus dem Familienbesitz des Dichters vermittelt der Ort einen Eindruck von der spätklassizistischen Innenarchitektur.
  • Im Ortsteil Waffenrod-Hinterrod existiert eine Sommerrodelbahn.

Veranstaltungen

Bereits seit 1608 feiern die Eisfelder jährlich am „3. Pfingstfeiertag“ (Pfingstdienstag, Dienstag nach Pfingsten) ihr Kuhschwanzfest. Ursprünglich eine Musterung und Übung der wehrfähigen Bürger, ist es heute ein großes Volksfest über das ganze Pfingstwochenende. In Erinnerung an diese Übung stehen am Pfingstdienstag Stadtwachen in historischen Uniformen an den Ortseingängen und verkaufen symbolische Passierscheine. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet ein Festumzug.

Wirtschaft und Infrastruktur

Eisfeld war bis Mitte des 20. Jahrhunderts – in Anlehnung an das angrenzende Sonneberger Hinterland – ein Schwerpunkt der Puppen- und Spielwarenherstellung. Von größerer wirtschaftlicher Bedeutung waren bis heute außerdem die Porzellanindustrie und die Herstellung feinmechanischer und optischer Erzeugnisse.

Im Jahr 1952 eröffnete eine Betriebsstätte des VEB Carl Zeiss Jena zur Herstellung von Einzelteilen für das Werk in Jena, die in den Folgejahren weiter ausgebaut wurde. Die Produktion von Ferngläsern und Zielfernrohren wurde Mitte der 1960er Jahre nach Eisfeld verlagert und es begann die Fertigung optischer Analysenmeßgeräte. In den 1980er Jahre arbeiteten etwa 1100 Beschäftigte im Eisfelder Werk, den damals größten Hersteller von Fernglässern in Europa. Anfang August 1991 übernahm die Docter Optics GmbH aus Wetzlar das Werk mit den verbliebenen 550 Mitarbeitern, die aber 1995 Konkurs anmelden musste. Ein Teil des Unternehmens wurde 1997 an die Analytik Jena GmbH verkauft, die am Standort Eisfeld etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt.

Verkehr

Gelegen an der Bundesstraße 4 zwischen Coburg und Erfurt hatte Eisfeld nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989 unter einem starken Anstieg des Ortsdurchgangsverkehrs zu leiden. Durch den Bau der Bundesautobahn 73 NürnbergSuhl wird eine Anbindung durch die Anschlussstellen Eisfeld-Nord und Eisfeld-Süd an die überregionalen Verkehrsverbindungen geschaffen, was auch eine Entlastung des Durchgangsverkehrs bewirkt.

Einen ersten Eisenbahnanschluss hatte Eisfeld 1858 mit der Werrabahn Richtung Westen nach Eisenach sowie Richtung Osten nach Coburg erhalten. Seit 1945 ist die Verbindung nach Coburg eingestellt, sie wurde später zurückgebaut. Als zweite Eisenbahnstrecke wurde 1890 zur Erschließung des nördlichen Hinterlandes die Schmalspurstrecke nach Schönbrunn in Betrieb genommen. Diese wurde 1974 ebenfalls zurückgebaut. Schließlich wurde 1909 noch eine Verbindung nach Sonneberg, die Hinterlandbahn, eröffnet, welche heute noch in Betrieb ist.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Ernst Dahinten: Lehrer, Stadtarchivar und Museumsleiter, Autor des Buches Geschichte der Heimat. (Stadt und Amt Eisfeld), Teil 1–4, Eisfeld 1932–1938.

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Eisfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eisfeld (Offizielle Internetseite)

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. An seinen Aufenthalt erinnert eine Gedenktafel.
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): „Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945“. Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8. Thüringen, Erfurt 2003, S. 124, ISBN 3-88864-343-0
  4. Renate Gauss: Dr. h.c. Ernst Dahinten (1885–1969). In: Kloster Veßra (Hrsg.): Jahrbuch 2008 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins. 23, 2008, S. 201 ff.
  5. Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Otto-Ludwig-Museum Eisfeld. In: Museen in Thüringen. Frankfurt/Erfurt 1995, S. 54.

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