Ermhof

Ermhof

Ermhof ist ein kleiner Weiler mit ca. 20 Einwohnern, der zum nördlich gelegenen Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz gehört. Der Ort ist ausschließlich landwirtschaftlich geprägt und besteht aus 3-4 (ehemaligen) Bauernhöfen.

Inhaltsverzeichnis

Landschaftliches

Ermhof liegt im Bereich der mittleren Frankenalb inmitten von hügeligen Mischwäldern (Nadel- und Buchenmischwald) und Feldern. Die Gegend ist durch felsig-karstigen Untergrund gekennzeichnet. Das Grundgestein tritt teilweise offen zutage. Es existiert ein Klettersteig im Fels names „Buchenstein“ westlich vom Ort. Die Landschaft lädt zum Wandern und Radfahren ein.


Fachwerk-Gasthaus (18.Jh) - Rückseite

Geschichte

Kirche St. Martin

Ausgrabung 2007: Anschnitt des nördlichen Gräberhorizontes mit Knochen und Schädel

Die Ortsgründung dürfte nach archäologischen Untersuchungen der Jahre 2006 bis 2008 in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts erfolgt sein. Schon der Ortsname (Erstnennung 1306 als Erbenhoven) spricht für eine Gründung des Orts vor ca. 900 n. Chr. Er wird gebildet mit dem frühmittelalterlichen Suffix "-hofen" und dem germ. Personennamen "Arbo" als Bestimmungswort. In Ermhof existierte bis 1979 die Kirche St. Martin, die nach den Ergebnissen der Ausgrabungen zu den ältesten Kirchengründungen der Oberpfalz zählt. Die Kirche wurde wohl während des späten 8./9. Jahrhunderts, vielleicht im Nachgang der Eichstätter Bistumsgründung nach 750 als Eigenkirche im Auftrag eines möglicherweise fränkischen Grundherren auf dem Haupthof einer frühmittelalterlichen Villikation errichtet. Die herrschaftsgeschichtliche Konstellation in der Siedlungskammer Lauterhofen-Sulzbach spricht für königlich-karolingisches Engagement auch in Ermhof. Der Ursprungsbau der Kirche war ein Holzpfostenbau, der wohl noch im 9. Jahrhundert von einer steinernen Saalkirche mit eingezogener Apsis abgelöst wurde. Wahrscheinlich im 11. Jahrhundert wurde die Apsis der ersten Steinkirche zugunsten eines Rechteckchores abgebrochen. Weitere Bauphasen sind für das späte Mittelalter nachzuweisen. Im Außenbereich der Kirche konnten eine Reihe von früh- und hochmittelalterlichen Gräbern des späten 8./9. bis 12. Jahrhunderts archäologisch untersucht werden, darunter Baumsargbestattungen und das Grab einer an Händen und Füßen gefesselten Frau sowie zahlreiche Gräber mit Steinsetzungen auf der Grabsohle. Die Kirche verlor wohl bereits während des 12./13. Jahrhunderts nach Auflösung der frühmittelalterlichen Grundherrschaft zunehmend ihre Bedeutung an den Nachbarort Neukirchen(!). Zwischen 1306 und 1816 war die Kirche St. Martin in Ermhof schließlich als Wallfahrtskirche regionales Zentrum des religiösen Lebens. Überreste der Kirche, die südlich des Hofes Nummer 2 am Ortsausgang nach Pilgramshof stand und die 1979 – nach einer vorübergehenden Nutzung als Schuppen – abgerissen wurde, sind nur noch als Bodendenkmal vorhanden.

Im August 2008 wurde die spendenfinanzierte Ausgrabung abgeschlossen. Die Ergebnisse werden publiziert.

Rekonstruktion / Restauration des Bodendenkmals der Kirche St. Martin - Frühjahr 2011

Im April 2011 war die Rekonstruktion bzw. Restaurierung des Bodendenkmals bereits sehr weit fortgeschritten. Die Aktivitäten werden mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Sonstiges

Der Bahnhof vom nahegelegenen Neukirchen war im frühen 20. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für den Farbstoff Ocker, der von Farbgräbern in Tiefen von 3 bis 10m rund um Ermhof abgebaut wurde. Die letzten überlieferten Grabungen fanden im Zeitraum bis ~1920 durch die damals ortsansässige Familie Hammer statt. Der Ocker-Abbau im Bereich Ermhof wurde schließlich eingestellt. Auslösend war der Einsturz eines ca. 8m tiefen Schachtes im Gebiet zwischen Ermhof und 'auf den Flatschen' nach einem Wassereinbruch, bei dem die Werkzeuge im Schacht zurückgelassen werden mussten. Zur damaligen Zeit wurde mit einfachsten Mitteln ohne bergmännische Ausrüstung gegraben. Der zunehmende Abbau bedurfte größerer Grabungstiefen, die ohne größeren Aufwand nicht mehr risikolos erreicht werden konnten.

Wirtschaft

Im Ort existierten noch bis 2009 zwei Bauernhöfe, die Vollerwerb betrieben. Ein weiterer (ehemaliger) Hof beherbergt eine private Fasanen- und Kleintier- sowie Ziegenaufzucht. Die eigentliche Landwirtschaft wurde hier schon vor längerem aufgegeben. Die umliegenden Wälder werden, getrieben durch die Holzpreisentwicklung, seit Herbst 2006 vermehrt zur Nutzung für Industrieholz herangezogen. Die frühere Nutzung als Brenn- und Bauholz für den Eigenbedarf befand sich schon seit 1995 auf dem Rückzug.

Weblinks

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