Fahrdienstleiter

Fahrdienstleiter
ÖBB-Fahrdienstleiterkappe

Als Fahrdienstleiter (Fdl) bezeichnet man Mitarbeiter eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens, denen auf den ihnen zugeordneten Betriebsstellen eigenverantwortlich die Zulassung der Zugfahrten obliegt. Keine Zugfahrt darf ohne Zustimmung des Fahrdienstleiters durchgeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Fahrweg, (Fahrdienstleiter) ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und dauert in der Regel drei Jahre. Sie kann bei besonders guten Leistungen auf 2,5 Jahre verkürzt werden. Größtes ausbildendes Eisenbahninfrastrukturunternehmen dieses Berufes ist in Deutschland die DB Netz AG, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG. Aber auch bei vielen anderen Eisenbahninfrastrukturunternehmen kann die Ausbildung erfolgen.

Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung sind meist ein guter Realschulabschluss und das Bestehen einer medizinischen Tauglichkeitsuntersuchung. Einige Ausbildungsbetriebe verlangen zusätzlich die Teilnahme an einem psychologischen Eignungstest vor der Einstellung. Neben Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität müssen potenzielle Bewerber die Bereitschaft haben, große Verantwortung zu übernehmen, da sie für die sichere Durchführung der Zug- und Rangierfahrten verantwortlich sind und bei Abweichungen vom Regelbetrieb einen kühlen Kopf behalten und unter Beachtung der jeweils gültigen Regelwerke situationsgerecht geeignete Maßnahmen ergreifen müssen.

Die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Fahrweg, ist wie alle Ausbildungsberufe in Deutschland nach dem dualen System aufgebaut. Die Fachtheorie vermitteln Berufsschule und der Betrieb (zum Beispiel in Form von Seminaren), die praktische Umsetzung des Erlernten wird vorwiegend in einem Stellwerk unter der Verantwortung des diensthabenden Fahrdienstleiters praktiziert.

Um den Beruf des Fahrdienstleiters mit wenigen Worten erklären zu können, lässt sich die Tätigkeit des Fahrdienstleiters in Anlehnung an den Fluglotsen als "Zuglotse" beschreiben. In der Ausbildung erlernen die Auszubildenden das A und O der sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Durchführung des Eisenbahnbetriebs auf der vorhandenen Infrastruktur. So werden die Auszubildenden sehr gut auf ihren späteren Einsatz in einem Stellwerk in der Fläche vor Ort oder in einer Betriebszentrale vorbereitet. Die Ausbildung endet mit einer theoretischen und einer praktischen Abschlussprüfung vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer.

Viele Eisenbahninfrastrukturunternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, die geplanten Ausbildungszahlen zu erfüllen und alle Ausbildungsplätze eines Jahrgangs mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Ursächlich für dieses Problem ist unter anderem, dass der Ausbildungsberuf bei Schulabgängern weitgehend unbekannt ist. Der Beruf des Fahrdienstleiters ist bedingt durch die Altersstruktur im Betriebspersonal und der noch hohen Zahl von dezentralen Stellwerken in der Fläche aktuell und auch in Zukunft wieder sehr gefragt.

Auch nach der Ausbildung und einiger beruflicher Erfahrung bestehen, je nach Qualifikation und persönlicher Eignung, Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten - beispielsweise die Weiterbildung zum Fachwirt für den Bahnbetrieb (IHK). Nach erfolgreichem Abschluss hat der Fachwirt für den Bahnbetrieb die Qualifikation für Positionen wie beispielsweise Bezirksleiter Betrieb, Trassenkonstrukteur oder Disponent in einer Betriebszentrale erworben.

Kleidung

Der Begriff Fahrdienstleiter wird oft mit der „roten Mütze“ in Verbindung gebracht, die in Deutschland vor der Privatisierung der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn vom Aufsichtsbeamten getragen wurde. Dieser konnte zugleich Fahrdienstleiter sein, was jedoch eher selten zutraf und wenn, dann meist nur in kleinen Bahnhöfen an Nebenbahnstrecken. Bei der Deutschen Bahn nimmt heute der „Mann mit der roten Mütze“ in der Regel Serviceaufgaben wahr; in einigen großen Personenbahnhöfen gibt es ihn jedoch noch als örtliche Aufsicht.

Die Tätigkeit des Fahrdienstleiters findet eher im Verborgenen statt und wird daher in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. In modernen Stellwerken mit großen Stellbezirken ist sie im weitesten Sinne mit der Tätigkeit eines Fluglotsen vergleichbar.

Aufgabenstellung

Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters in Regensburg Ost in mechanischer Bauart., in Betrieb seit 1938

Der Fahrdienstleiter ist für den Fahrdienst, die sichere und pünktliche Durchführung von Sicherung von Zugfahrten und aller damit zusammenhängenden Aufgaben verantwortlich. Das grundlegende Regelwerk ist die Fahrdienstvorschrift. Er hat seinen Arbeitsplatz im Stellwerk, in einer Fernsteuerzentrale oder in einer Betriebszentrale eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens. Ein Fahrdienstleiter, der die Einrichtungen im Fahrweg beim Rangieren bedient, ist in dieser Funktion auch Weichenwärter.

Der Fahrdienstleiter disponiert den Zugverkehr in Abstimmung mit den Disponenten, die in Deutschland von einer Betriebszentrale aus mehrere Eisenbahnstrecken überwachen. Soll eine Zugfahrt stattfinden, prüft der Fahrdienstleiter den Fahrweg des Zuges auf das Freisein von Fahrzeugen und sonstigen Fahrthindernissen (Fahrwegprüfung), stellt, sichert und legt ihn fest. Anschließend gibt er dem Triebfahrzeugführer die Zustimmung zur Fahrt in einen Gleisabschnitt des Bahnhofs und/oder einen solchen der freien Strecke durch das auf "Fahrt" Stellen eines Hauptsignals, durch Ersatzsignale, durch schriftlichen Befehl oder mündlich (beim Signal Zs 12).

Bezeichnungen

Je nach Bauform der Stellwerksanlagen ist der Fahrdienstleiter für unterschiedlich große Stellbereiche verantwortlich. Im Stellbereich eines mechanischen Stellwerkes oder eines elektromechanischen Stellwerkes ist es in der Regel nicht möglich, mehr als eine Betriebsstelle zu steuern. Nur im Stellbereich von Relaisstellwerken und elektronischen Stellwerken lassen sich mehrere Betriebsstellen von einer Stelle aus fernstellen oder fernsteuern. Dies ist möglich, weil hier so genannte Gleisfreimeldeanlagen die Fahrwegprüfung unterstützen und eine örtliche Besetzung entbehrlich machen.

Fahrdienstleiter in Zentralstellwerken mit ferngesteuerten Betriebsstellen werden auch Zentralfahrdienstleiter genannt. Fahrdienstleiter, die den Bahnbetrieb auf einer Strecke mit Zugleitbetrieb regeln, heißen Zugleiter. In der Regel nimmt der Fahrdienstleiter eines an die Zugleitstrecke angrenzenden Bahnhofs die Aufgaben des Zugleiters mit wahr. Der Fahrdienstleiter einer örtlich besetzten Blockstelle wird auch Blockwärter genannt.

In den Betriebszentralen der Deutschen Bahn heißt ein Fahrdienstleiter, der einen bestimmten Stellbereich überwacht, örtlich zuständiger Fahrdienstleiter (özF).

Künftig sollen die Disponenten als Zuglenker aus den Leitsystemen einen steuernden Durchgriff auf das (elektronische) Stellwerk erhalten, d.h. der Disponent übernimmt Aufgaben des Fahrdienstleiters im Regelbetrieb. Maßnahmen im Störungsfall sowie Rangieren darf weiterhin nur der özF durchführen.

Verwendung außerhalb der Bahn

Auch bei vielen Hilfsorganisationen (z.B. der Johanniter-Unfall-Hilfe) gibt es die Funktionsbezeichnung "Fahrdienstleiter". Dieser ist zumeist als Sachgebietsleiter unter anderem verantwortlich für das Fuhrparkmanagement und die Personaleinsatzplanung.

Auch hauptverantwortliche Bediener von Großfahrattraktionen im Freizeitgewerbe wie z.B. in Freizeitparks oder Kirmesunternehmen werden häufig als Fahrdienstleiter bezeichnet. Hierbei soll die besondere Sachkenntnis der jeweiligen Mitarbeiter über die jeweilige Anlage vorgehoben werden, wenngleich es sich hierbei um keinen Ausbildungsberuf handelt.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Fahrdienstleiter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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