Feldhandball

Feldhandball
Abmessungen eines Feldhandball-Spielfeldes, gespielt mit 11 Spielern bei den Olympischen Spielen 1936 verglichen mit einem Fußballfeld.

Feldhandball ist der Vorgänger des Hallenhandballs. Es gibt zwei Varianten: Großfeldhandball und Kleinfeldhandball. Heutzutage wird Großfeldhandball nur noch vereinzelt gespielt. Die Geschichte des Handballs wird im Hauptartikel Handball behandelt. Die deutschen Meister und die DDR-Meister im Feldhandball finden sich unter Deutsche Handballmeister. In den fünf Sommerspielzeiten von 1967 bis 1971 existierte eine Feldhandball-Bundesliga.

Inhaltsverzeichnis

Großfeldhandball

Früher war Großfeldhandball besonders im deutschsprachigen Raum eine populäre Sportart. 1953 und 1954 gab es zum Beispiel zwei Länderspiele im Augsburger Rosenaustadion gegen Österreich und Schweden, denen 35.000 bzw. 40.000 Zuschauer beiwohnten. Das Spiel gegen Schweden wurde als „Kampf der Giganten“ tituliert, der Sieg Deutschlands als „Wunder von Augsburg“, in Anlehnung an das „Wunder von Bern“ der Fußballer.

1959 gewann die DDR-Nationalauswahl einen innerdeutschen Vergleich gegen die Nationalmannschaft der Bundesrepublik und wurde danach zur DDR-Mannschaft des Jahres gewählt.

Bei sieben Weltmeisterschaften der Männer konnten fast ausschließlich deutsche Mannschaften triumphieren. Einzige Ausnahme ist die erste Weltmeisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1948, als der Titel nach Schweden ging. Infolge des Krieges durfte keine deutsche Mannschaft teilnehmen.

Die Regeln

Feldhandballspiel in Jena, 1953
Feldhandballspiel in Jena, 1953
  • Großfeldhandball wird auf einem Sportplatz gespielt, der einem Fußballplatz entspricht (Länge 90–100 m; Breite 55–65 m).
  • Gespielt wird mit zwei Mannschaften, die jeweils 11 Feldspieler (1 Auswechselspieler) und 2 Torleute umfassen, die jederzeit fliegend eingewechselt werden können. Eine Mannschaft auf dem Feld besteht aus 10 Feldspielern sowie einem Torwart.
  • Das Tor ist 7,32 m × 2,44 m groß. Es entspricht also einem Fußballtor. Der Torraum wird geschaffen, indem vor dem Tor in 13  m Abstand von der Mitte des Tores (Torlinie) ein Halbkreis gezogen wird. Dieser darf nur vom eigenen Torwart betreten werden. Die Freiwurflinie befindet sich mit 6 m Abstand parallel zum Wurfkreis in 19 m Abstand zum Tor. Ferner gibt es einen 14 m von der Tormitte entfernten kurzen Strich, der die Wurfmarke für einen Strafwurf (14 m) darstellt.
  • Das Spielfeld wird durch zwei zu den Torlinien parallelen Linien, je 35 m vor dem Tor, in drei Spielfeldabschnitte (zwei Torraumabschnitte und einen Mittelabschnitt) eingeteilt. Die Markierung der Spielfeldabschnitte erfolgt mit einer Linie und mit 8 Fahnen an den Seitenlinien.
  • Die Zeitstrafen betragen 5 oder 10 Minuten. Es gibt keine roten oder gelben Karten, aber einen Ausschluss (der Ausgeschlossene darf nicht ersetzt werden) und eine Disqualifikation (der Disqualifizierte darf ersetzt werden).
  • Der wohl wichtigste Unterschied zum Hallenhandball betrifft die Prellregelung beim Ballführen. Im Gegensatz zur Regel in der Halle darf der Ball zwischen dem Prellen gefangen werden und anschließend wieder weiter geprellt werden.
  • Entgegen der Halle gibt es auch Eckball, wenn der Ball vom Torwart über die eigene Torauslinie befördert wird.
  • Die beiden Torraum-Spielfelddrittel dürfen nur mit höchstens 6 Spielern einer Mannschaft (Torwart nicht mitgerechnet) betreten werden. Bei Überschreitung erhält die gegnerische Mannschaft einen Freiwurf (Abseitsregel - ähnlich der im Eishockey).
  • Beim Schiedsrichterball wird der Ball nicht wie beim Hallenhandball hoch in die Luft geworfen sondern fest auf dem Boden aufgeprellt wobei alle Spieler mindestens 6 m vom Schiedsrichter entfernt sein müssen.
  • Das Spiel wird von einem Schiedsrichter geleitet. Unterstützt wird er von zwei Torrichtern, die auch das Einhalten der Abseitsregel kontrollieren. Die Regeln weichen von den Regeln des Hallenhandballs auch in weiteren Punkten ab.

Saison

Der DHB teilte das Jahr in eine Feld- und eine Hallensaison ein. Die Feldsaison dauerte nach den Richtlinien von Mai bis September und die Hallensaison vom Oktober bis April. Während der jeweiligen Saison durften keine Punktspiele der jeweils anderen Unterart ausgeführt werden. Auch die Jugend- und Damenmannschaften durften während der Feldsaison nicht in der Halle spielen sondern mussten eine Kleinfeldrunde im Freien spielen. So gab es also in jedem Jahr einen Feld- und einen Hallenmeister.

Entwicklung zum Hallenhandball

Wetterabhängigkeit

Gegen Ende der sechziger Jahre wurde Feldhandball zusehends vom Hallenhandball verdrängt. Der Grund für diese Entwicklung war in erster Linie die Abhängigkeit vom Wetter, welche die Verbreitung des Rasensports vor allem im Norden Europas deutlich hemmte. Gerade in den skandinavischen Ländern war die Zeit, in der Feldhandball ausgetragen werden konnte, aufgrund der dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen stark beschränkt.

Bodenbelag

Die Verlegung des Handballsports in die Halle hatte dagegen - abgesehen von der Wetterunabhängigkeit - den Vorteil, dass man auf einem ebenen Bodenbelag spielen konnte. Somit waren gleiche Wettkampfbedingungen gewährleistet, was bei den Naturböden bislang nicht der Fall war. Da die meisten Vereine in der damaligen Zeit nicht über einen Rasenplatz verfügten wurde meist auf mehr oder weniger rauen Hartplätzen gespielt. Dies führte dazu, dass viele Spieler die ganze Feldhandballsaison über etliche Schürfwunden hatten. Das Spielen auf den steinlosen, ebenen Hallenböden war wesentlich angenehmer und komfortabler.

Spieltempo

Durch die notwendige Verkleinerung des Spielfeldes und ein angepasstes Regelwerk wurde darüber hinaus das Tempo des Spiels deutlich angehoben. Im Gegensatz zum Feldhandball, wo in der Regel im Mittelfeld wenig passierte, erstreckten sich beim Hallenhandball die Aktionen über das gesamte Spielfeld. Eine geschickte Raumausnutzung wurde für den Erfolg immer entscheidender. Durch das dadurch abwechslungs- und trickreichere Spiel gewann der Hallensport mit der Zeit immer neue Anhänger und ersetzte immer mehr das Spiel auf dem Großfeld.

Olympische Spiele

Die Aufnahme in das olympische Programm - Feldhandball gehörte 1936 zum selbigen, während der Hallenhandball der Männer 1972 und vier Jahre später auch die Frauen olympisch wurde[1] - gab schließlich den endgültigen Ausschlag für den Hallenhandball. Die Austragung von internationalen Feldhandball-Turnieren wurde in der Folgezeit schrittweise reduziert. Die Weltmeisterschaft 1966, die die Bundesrepublik Deutschland vor der DDR gewinnen konnte, war die letzte internationale Großveranstaltung in dieser Sportart. Bereits zwei Jahre später wurde in der DDR-Oberliga der Spielbetrieb eingestellt. Die letzte deutsche Meisterschaft der Männer wurde im Jahr 1975 ausgespielt. Der letzte deutsche Meister ist die TSG Haßloch die sich 1975 im Endspiel mit 15:14 gegen den TUS Nettelstedt durchsetzte.

Kleinfeldhandball

Kleinfeldhandball wurde gegen Ende der 1960er Jahre als Wettkampfsport in Deutschland eingeführt: ab der Saison 1968/69 wurden die Meisterschaftsspiele der Frauen statt auf dem Großfeld auf dem Kleinfeld ausgetragen. Heute ist Kleinfeldhandball nur auf speziellen Turnieren im Sommer üblich. Hier wird auf Rasen-, Asche- oder Tartan-, selten auch Betonfeldern von der Größe des Hallenfeldes gespielt, und auch die Regeln entsprechen denen des Hallenhandballs. Der Vorteil ist, dass, je nach Mannschaftszahl, auf mehreren Spielfeldern gleichzeitig gespielt werden kann. Offizieller Wettbewerbssport wird auf dem Kleinfeld nicht mehr betrieben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Das große Olympia Lexikon", Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S.40

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