Fernsehturm Ostankino

Fernsehturm Ostankino
Fernsehturm Ostankino
Останкинская телебашня (Ostankino-Tower).JPG
Basisdaten
Ort: Moskau
Verwendung: Fernsehturm, Restaurant, Aussichtsturm
Bauzeit: 1963–1967
Ingenieur: Nikolai Wassiljewitsch Nikitin
Architekt: L. Batalow, L. Burdin,
W. Milascheskaja
Technische Daten
Gesamthöhe: 540 m
Aussichtsplattformen: 328 m, 331 m, 334 m, 337 m
Baustoff: Stahl, Beton
Gesamtmasse: 55.000 Tonnen

Der Fernsehturm Ostankino (russisch Останкинская телебашня) ist ein Funk- und Fernsehturm in Moskau. Er war mit einer Höhe von ursprünglich 537 Metern seit seiner Fertigstellung 1967 bis 1975 das höchste freistehende Bauwerk der Welt. Nach dem Tōkyō Sky Tree, dem CN Tower und dem Canton Tower ist er der vierthöchste Fernsehturm der Welt. Der acht Kilometer nördlich des Stadtzentrums stehende Turm wurde ab 1963 nach einem Entwurf von Nikolai Wassiljewitsch Nikitin errichtet und war bis zu einem ersten Brand im August 2000 für rund 200.000 Besucher jährlich eine Attraktion.[1] Nach Renovierungsmaßnahmen ist er seit 2009 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seine Höhe wurde 1976 vom 553 Meter hohen CN Tower in Toronto übertroffen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Fernsehturm Ostankino steht im nordöstlichen Verwaltungsbezirk Moskaus im gleichnamigen Stadtteil. Die begrünte Freifläche, auf der sich der Turm befindet, wird nördlich von der Hauptstraße Uliza Akademika Koroljowa begrenzt. Südöstlich des Turms steht die nach dieser Straße benannte Koroljow-Konzerthalle (russisch Концертный зал «Королёвский»), die für verschiedene Großveranstaltungen genutzt wird. Nördlich erstreckt sich der weitläufige Ostankino-Park, ein ehemaliges Landgut des Grafen Scheremetew mit einem Herrenhaus und mehreren Seen und Teichen. Südwestlich des Fernsehturms befindet sich der Haltepunkt Ostankino an der Schnellfahrstrecke Moskau–St. Petersburg, an dem Nahverkehrszüge vom Leningrader Bahnhof unter anderem in Richtung Selenograd, Klin und Twer verkehren. Entlang der Uliza Akademika Koroljowa verläuft eine Straßenbahnlinie sowie die Moskauer Monorail-Bahn, deren Stationen Telezentr und Uliza Akademika Koroljowa sich in der Nähe des Turms befinden. Der nächstgelegene U-Bahnhof ist WDNCh, etwa zwei Kilometer östlich des Fernsehturms.

Geschichte

Planung und Bau

Mit einem Dekret des Ministeriums für Kommunikation vom 17. März 1959 wurde der Auftrag für den Entwurf des Moskauer Fernsehturm vergeben. Detaillierte Bauentwürfe wurden am 16. Mai genehmigt. Zunächst war als Standort ein Grundstück im Südwesten Moskaus vorgesehen, der dann allerdings in den Stadtteil Ostankino verlegt wurde. Eine weitere Verordnung vom 12. August 1960 sah die Versorgung der Stadt mit zwei Fernsehsendern, einem Hörfunksender sowie einem in Farbe ausgestrahlten Fernsehprogramm namens Igla vor. Im April 1961 kamen Zweifel an der Standfestigkeit des Baugrundes auf. Erst im Juli 1962 wurde nach vielen Untersuchungen eine zuverlässige Lösung für Fundamente gefunden. Die endgültige Baugenehmigung erfolgte am 22. März 1963.

Brandkatastrophe

Der brennende Ostankino-Turm im August 2000

Bei einem Brand am 27. August 2000 kamen vier Menschen, drei Feuerwehrleute und eine Aufzugführerin, beim Absturz eines Aufzugs ums Leben. Der Brand brach in 463 Meter Höhe aus, als Ursache wurde ein Kurzschluss vermutet. Der Turm erlitt so starke Schäden in seiner Struktur, dass sogar ein Abriss in Erwägung gezogen wurde.[2] Wegen der Einsturzgefahr wurde einen Tag nach dem Brand eine Sicherheitszone von 700 Metern um den Turm errichtet. Die Aussichtsplattform und das Restaurant 7. Himmel waren für mehrere Jahre wegen Renovierung geschlossen.

Aufgrund einer falsch interpretierten offiziellen Meldung wurde in einigen internationalen Tageszeitungen 2003 berichtet, der Ostankino-Turm sei durch eine neue Antenne 40 Meter höher als vorher, nämlich 580 Meter hoch. Es wurde zwar eine neue Antenne montiert, die Höhe jedoch nicht verändert. Eine weitere neue Antenne war zwar vorgesehen, die Finanzierung aber nicht gesichert. Die Verwirklichung entsprechender Pläne erscheint mittlerweile unwahrscheinlich, da der Turm wegen inzwischen im Bau befindlicher oder bereits fertiggestellter noch höherer Gebäude (z. B. Burj Khalifa, Shanghai Tower, Canton Tower, One World Trade Center) nicht mehr das höchste Bauwerk der Welt werden kann.

Am 1. Juli 2004 verletzte sich ein österreichischer Base-Jumper bei dem Versuch, mit einem Fallschirm vom Fernsehturm zu springen.[3] Am 25. März 2005 wurde der erste Fahrstuhl nach dem Brand getestet.

Am 25. Mai 2007 meldeten russische Nachrichtenagenturen erneut den Ausbruch eines Feuers, diesmal in 340 Meter Höhe, das gegen 11:50 Uhr wieder gelöscht war. Ursache waren Schweißarbeiten an einer Außenaufhängung.[4]

Seit April 2009 ist die Plattform wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, allerdings werden vorerst nur Führungen für angemeldete Gruppen angeboten; das Restaurant bleibt geschlossen.[5]

Beschreibung

Architektur und Technik

Blick von der Aussichtsplattform auf den Turmschaft und -fuß, gut zu erkennen sind auch die meteorologischen Messinstrumente
Turmfuß, Nahaufnahme

Der Fernsehturm Ostankino steht auf einem Ringfundament mit 74 Meter Durchmesser, das 3,5 Meter in die Erde ragt. Sein Turmfuß besteht aus einem 63 Meter hohen Kegelstumpf mit zehn trapezförmigen Aussparungen. Darüber befinden sich unterschiedlich große Bullaugen. Der ungewöhnliche stelzenartige Turmfuß lehnt sich formenmäßig an die Pflanzenwelt an; Baumstämme ragen ähnlich in den Himmel.[6] Ein ähnliches Erscheinungsbild hat der ebenfalls in den 1960er Jahren begonnene Fernsehturm Ještěd in Tschechien.[7] Auch der Fernsehturm Ochsenkopf und der Fernsehturm Pjöngjang ähneln in ihrer Form dem Fernsehturm Ostankino.

Der Durchmesser des Turmschafts verjüngt sich von 18 auf 8,10 Meter. Der Betonteil ist 385 Meter hoch. Daran schließt sich ein Stahlmast als Antennenträger an. Im Schaft befinden sich drei für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Geschosse auf 147, 243 und 269 Meter Höhe. Auf unterschiedlichen Höhen kragen Ringplattformen für Richtfunkantennen und Windmessgeräte sowie Einzelgeschosse für Sendezwecke aus. Der Fuß und der Schaft umfassen insgesamt einen umbauten Raum von über 70.000 Kubikmeter. Die Gesamtfläche aller Geschosse beträgt 15.000 Quadratmeter.[8]

Der eigentliche Turmkorb befindet sich auf einer Höhe von 325 bis 360 Metern und hat acht Geschosse. Aus seiner zylindrischen Grundform springt aus der Mitte ein ebenfalls zylindrisches Geschoss hervor.

Publikumseinrichtungen

In 58 Sekunden können Besucher mit dem Aufzug die Aussichtsplattform mit gläsernen Fenstern im Boden und ein Turmrestaurant in 337 Meter Höhe erreichen.

Frequenzen und Programme

Der Fernsehturm Ostankino strahlt derzeit 19 Fernseh- und 15 Hörfunkprogramme aus. Die ersten Hörfunksignale sendete der Turm am 7. November 1967. Im Laufe der Jahre wurden die Sendestärken der Antennen verbessert und deren Zahl erhöht.[9]

Abgestrahlte Fernsehprogramme

TV-Senderaum im Inneren des Fernsehturms Ostankino
Programm Kanal Frequenz ERP Bemerkungen
Perwy kanal 1 40 kW
TV Center 3 40 kW
Rossija 2 6 1 kW
NTW 8 40 kW
Rossija 1 11 60 kW
TV Daryal 23 10 kW
Euronews 25 10 kW
STS-Moscow 27 5 kW
7 TV 29 10 kW
Perwy kanal, Rossija 1, Rossija 2, Rossija 24, Rossija K, NTW, St. Petersburg - 5 Kanal, Bibigon, Radio Rossii, Radio Majak, Vesti FM 30 1 kW DVB-T, MPEG-4 AVC.
Domashniy 31 20 kW
DVisionSpice, DVisionNews, DVisionLive, TV1000 32 1,3 kW DVB-T
Rossija K 33 20 kW
TNT 35 5 kW
MTV 38 10 kW
St. Petersburg - 5 Kanal 40 5 kW
TV-3 Russia 46 5 kW
Ren TV 49 20 kW
MUS-TW 51 20 kW
ZVEZDA 57 5 kW
2 X 2 60 5 kW

Abgestrahlte Hörfunkprogramme

UKW-Senderaum
Programm Frequenz ERP
Radio Rossii, Radio Podmoskovie,
Radiocompany Moscow
66,44 MHz 15,0 kW
Junost 68,84 MHz 15,0 kW
Majak 67,22 MHz 15,0 kW
Jewropa Pljus 69,80 MHz 15,0 kW
Russkoje Radio 71,30 MHz 10,0 kW
Radio Orfei 72,14 MHz 15,0 kW
Radio Retro 72,92 MHz 15,0 kW
Echo Moskwy 73,82 MHz 10,0 kW
Radio Retro 88,3 MHz 1,0 kW
Radio Jazz 89,10 MHz 1,0 kW
Classic Radio 100,9 MHz 5,0 kW
Dinamit FM 101,2 MHz 10,0 kW
Radio Maximum 103,7 MHz 10,0 kW
Russkoje Radio 105,7 MHz 10,0 kW
Jewropa Pljus 106,2 MHz 10,0 kW

Bildergalerie

Literatur

Rezeption in der Kunst

Weblinks

 Commons: Fernsehturm Ostankino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Ostankino Fernsehturm Moskau
  2. Spiegel-Online: Moskauer Fernsehturm. Nach dem Brand droht der Abriss, 29. August 2000
  3. Austrian parachutist injured, knocked unconscious in jump from Moscow TV tower
  4. Spiegel-Online: Moskau. Feuer im Fernsehturm – gelöscht, 25. Mai 2007
  5. Offizielle Webseite des Ostankino-Turms
  6. Franz Plötzl: Konstruktionen in der Natur und in der gebauten Umwelt
  7. Werner Nachtigall: Bau-Bionik: Natur, Analogien, Technik, Springer Verlag 2003, ISBN 978-3-540-44336-0, Seite 141.
  8. Ostankino Television Tower: General Information
  9. Ostankino Television Tower: Services in Air Television and Radio Broadcasting
55.81972222222237.611666666667

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