Freie Theologische Hochschule Gießen

Freie Theologische Hochschule Gießen

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Freie Theologische Hochschule Gießen (FTH)
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Motto bibeltreu, wissenschaftlich, praxisnah
Gründung 2008
Ort Gießen
Bundesland Hessen
Staat Deutschland
Leitung Prof. Dr. Helge Stadelmann
Studenten 135 (19. Oktober 2011)
Mitarbeiter 22 (davon 15 hauptamtliche Dozenten)
Website www.fthgiessen.de

Die Freie Theologische Hochschule Gießen (FTH) (früher Freie Theologische Akademie (FTA)) ist eine staatlich anerkannte wissenschaftliche theologische Hochschule in Gießen mit evangelikaler Prägung.

Sie gehört mit knapp 140 Vollzeitstudierenden zu den größten evangelikal orientierten theologischen Ausbildungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum.

Die FTH bezeichnet sich als „bibeltreu, wissenschaftlich und praxisnah“ und arbeitet im Rahmen der Evangelischen Allianz.[1] Die Studentinnen und Studenten kommen aus verschiedenen Landes- und Freikirchen. Viele Absolventen (bisher über 700) werden hauptamtliche Mitarbeiter in Freikirchen oder landeskirchlichen Gemeinschaften, andere werden als Missionare, Bibelschullehrer, theologische Dozenten oder in ähnlichen Berufen (derzeit in 42 Ländern) tätig.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Informationen

Die FTH wurde als FTA 1974 durch Cleon Rogers jr., der zugleich Gründungsrektor wurde, in Seeheim gegründet. Schon 1975 wurde ihr durch das Wissenschaftsministerium in Hessen Studienförderung (BAföG) nach der Kirchenberufeverordnung gewährt. 1981 zog sie in die Rathenaustraße nach Gießen. Nach einem Umzug von 1986 bis 2001 in den Schiffenberger Weg befindet sich ihr Campus heute wieder in der Rathenaustraße. Rektor ist seit 1994 Helge Stadelmann.

Studium und Abschlüsse

Das Hauptgebäude der Freien Theologischen Hochschule

Die FTH versteht sich als Stätte evangelikaler theologischer Forschung und Lehre und bietet ein sechssemestriges B.A.- und (ab 2011) ein viersemestriges M.A.-Studium als modularisierte und konsekutive Studiengänge an. Eingangsvoraussetzung ist die Allgemeine Hochschulreife. Zur Verleihung des Doktorgrades ist die FTH derzeit nicht berechtigt.[2] Gemäß Wissenschaftsrat bildet die FTH Gießen „vorrangig pastorales Personal für die eigene Kirche aus“; die „theologische Arbeit“ sei „auf die Erfordernisse der freikirchlichen Gemeindepraxis fokussiert“.[3] Aus Sicht der evangelisch-theologischen Fakultäten sind die an akkreditierten Hochschulen in freikirchlicher oder privater Trägerschaft wie der FTH erbrachten Studienleistungen für den nicht gestuften Magister Theologiae „grundsätzlich nicht“ anerkennungsfähig, da von diesen Hochschulen Kriterien wie dasjenige der „Orientierung des Studiums am Selbstverständnis wissenschaftlicher Theologie“ nicht erfüllt werden.[4] Der Rektor der FTH bezeichnete die Weigerung, staatlich anerkannte Leistungen anzuerkennen, als „Rückfall in altes Monopoldenken“, da die erfolgreichen Akkreditierungsverfahren der FTH ignoriert würden.[5]

Akkreditierungen

Im April 2004 wurde die staatliche Anerkennung (Akkreditierung) als private Hochschule beim Wissenschaftsministerium in Hessen beantragt.[6] Der Wissenschaftsrat veröffentlichte am 8. Mai 2008 eine Stellungnahme zur Akkreditierung der FTH (vormals FTA). Darin hielt die entsprechende Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates fest, dass Lehre und Forschung der FTH den wissenschaftlichen Maßstäben einer Hochschule entsprechen, und empfahl dem Land Hessen die Prüfung der angestrebten „Zwischenstellung zwischen universitärer Hochschule und Fachhochschule“.[7] Der Wissenschaftsrat sprach die institutionelle Akkreditierung für fünf Jahre aus.[8] Für die Akkreditierung stimmten 17 der 18 Mitglieder der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates.

Der Wissenschaftsrat machte eine Genehmigung wie eine mögliche spätere Reakkreditierung der FTH als nicht-staatliche Hochschule von der Gewährleistung der Freiheit von Wissenschaft und Forschung abhängig.[9] Er mahnte zudem eine weitere Intensivierung der Forschungstätigkeiten, eine Angleichung des Berufungsverfahrens an das staatlicher Hochschulen, eine Stärkung des Wissenschaftlichen Beirats sowie eine den Maßstäben der staatlichen Hochschullandschaft entsprechende Akkreditierung der Studiengänge in Evangelikaler Theologie an und gab weitere Empfehlungen.[10]

Das Land Hessen erteilte zum 1. Oktober 2008 die Hochschulgenehmigung für fünf Jahre.

Am 18. Mai 2010 wurden die Studiengänge Evangelikale Theologie (Bachelor of Arts) und Evangelikale Theologie (Master of Arts) durch die Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen (AQAS e.V.) akkreditiert.[11]

Das Land Hessen erteilte im November 2010 die Anerkennung als „staatlich anerkannte Hochschule“.[12]

Im Jahr 2010 wurden der FTH vom Land Hessen die erste Professuren verliehen. Armin Daniel Baum erhielt eine W-2-Professur für Neutestamentliche Wissenschaft[13] und Heiko Wenzel eine interdisziplinäre Professur für Altes Testament und Islamwissenschaft.[14]

Bekenntnisgrundlage

Im Laufe des Akkreditierungsverfahrens änderte die FTH ihre Bekenntnisgrundlage und erfüllte damit eine der Bedingungen des Wissenschaftsrates nach Forschungsfreiheit, in dessen Bericht es dazu heißt:

„Die FTA bekennt sich in ihrer Glaubensbasis zwar unverändert «zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung» und unterstreicht ihre Ehrfurcht vor und Liebe zur Bibel als Voraussetzung evangelikaler Theologie. Ein unbedingtes Festhalten an der Irrtumsfreiheit der Heiligen Schrift, wie sie in der sog. Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel behauptet ist, wird von der FTA inzwischen nicht mehr als exklusiver Maßstab der Schriftauslegung verstanden. Die FTA hat damit notwendige Voraussetzungen für ein wissenschaftliches Arbeiten und eine wissenschaftliche Auslegung der Bibel an der FTA geschaffen.“

Stellungnahme zur Akkreditierung der Freien Theologischen Akademie Gießen (FTA), S. 50

Das neue Bekenntnis der FTH stützt sich dabei auch auf Dokumente wie das Bekenntnis von Westminster und beschreibt die Bibel als irrtumsloses Gotteswort im sprachlich-geschichtlichen Menschenwort. Dies bringt aus Sicht der FTH auch deren langjährige Lesart der Chicago-Erklärung zum Ausdruck. Es sei nicht angemessen, „die Schrift anhand von Maßstäben für Wahrheit und Irrtum zu messen, die ihrem historischen Ursprung und ihrem Zweck fremd sind“ (aus Artikel 13).[1]

Die FTH erkennt das Apostolische Glaubensbekenntnis und die Glaubensgrundsätze der Evangelischen Allianz an. Sie bekennt sich zum Glauben an die Inspiration, Irrtumslosigkeit und menschliche Gestalt der Bibel und befürwortet eine historische, literarische und philologische Erforschung der biblischen Schriften, um den jeweiligen geschichtlichen Kontexten, den Persönlichkeiten der biblischen Schreiber und den verschiedenen literarischen Gattungen der biblischen Texte gerecht zu werden. Darüber hinaus stützt sie sich auf Dokumente wie die Lausanner Verpflichtung von 1974, welche Christen dazu auffordert, aus ihren „kirchlichen Ghettos“ auszubrechen, sich für die Evangelisierung nichtchristlicher Gesellschaftsbereiche einzusetzen und auch ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.[1]

Finanzierung

Die FTH erhält als private Hochschule keine direkten staatlichen Zuwendungen und finanziert sich zu 60 % aus Spendengeldern, hinzu kommen 20 % Studiengebühren und 20 % Erträge aus Vermietungen an Gewerbe oder Hochschulmitglieder.[15]

Das Kollegium

Das ständige Kollegium

  • Armin Daniel Baum: Neues Testament (Abteilungsleiter)
  • Stephen Beck: Praktische Theologie
  • Armin Buchholz: Systematische Theologie (Abteilungsleiter)
  • Walter Hilbrands: Altes Testament (Abteilungsleiter und Studiendekan)
  • Stephan Holthaus: Ethik und Apologetik (Dekan)
  • Klaus W. Müller (Emeritus): Missionswissenschaft
  • Lutz E. von Padberg: Historische Theologie (Abteilungsleiter und Forschungsdekan)
  • Cleon Rogers III: Altes Testament und Semitische Sprachen
  • Jan Carsten Schnurr: Historische Theologie
  • Berthold Schwarz: Systematische Theologie
  • Heinrich von Siebenthal (Emeritus): Biblische Sprachen und Neues Testament
  • Helge Stadelmann: Praktische Theologie (Abteilungsleiter und Rektor)
  • Friedemann Walldorf: Missionswissenschaft (Abteilungsleiter)
  • Heiko Wenzel: Altes Testament und Islamwissenschaft
  • Joel White: Neues Testament

Das erweiterte Kollegium

  • Edith Düsing: Philosophiegeschichte
  • Eberhard Hahn: Systematische Theologie
  • Lothar Käser: Kulturanthropologie
  • Helmuth Pehlke: Altes Testament, Semitische Sprachen, Archäologie des biblischen Kulturraumes
  • Christine Schirrmacher: Islamkunde
  • Thomas Schirrmacher: Systematische Theologie

Zusätzlich lehren außerplanmäßige Professoren und Gastwissenschaftler. Für Mentoring steht ein „Dean of Students“ zur Verfügung.

Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Scheerer: Bekennende Christen in den evangelischen Kirchen Deutschlands 1966-1991. Geschichte und Gestalt eines konservativ-evangelikalen Aufbruchs. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-560-5.
  • Friedhelm Jung: Die deutsche evangelikale Bewegung. Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie. (Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1991) 3., erweiterte Auflage, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2001, ISBN 3-932829-21-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Bekenntnisgrundlage der FTH (gesehen 26. Oktober 2010).
  2. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 12 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 27. November 2010).
  3. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 26.
  4. Beschluss 3 der Plenarversammlung 2010: Anerkennung von Studienleistungen an akkreditierten Fachhochschulen in freikirchlicher oder freier Trägerschaft für den Studiengang zum Ersten Theologischen Examen / Magister Theologiae.
  5. Stellungnahme der FTH zur Entscheidung des Evangelisch-Theologischen Fakultätentags(PDF-Datei; 38 kB), gesehen 19. März 2011.
  6. Siehe Die Gemeinde, 15. Juni 2004.
  7. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 13, 22 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 6. Juli 2010).
  8. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 14 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 28. Mai 2010).
  9. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 11 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 27. November 2010).
  10. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 11-14 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 29. Mai 2010).
  11. AQAS: Akkredierte Studiengänge (PDF-Datei; 143 kB) (gesehen am 26. Oktober 2010).
  12. Homepage der FTH, gesehen 26. November 2010.
  13. Gießener Zeitung vom 15. April 2010 (online)
  14. Gießener Zeitung vom 22. Dezember 2010 (online).
  15. Vgl. Stellungnahme des Wissenschaftsrates, S. 39 (PDF-Datei; 219 kB) (gesehen 28. Mai 2010).

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