Frickhofen

Frickhofen
Frickhofen
Koordinaten: 50° 30′ N, 8° 2′ O50.5055555555568.025Koordinaten: 50° 30′ 20″ N, 8° 1′ 30″ O
Einwohner: 2.600
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 65599
Vorwahl: 06436

Frickhofen ist der größte Ortsteil und der Verwaltungssitz der hessischen Gemeinde Dornburg im Landkreis Limburg-Weilburg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Blasiuskapelle auf dem Blasiusberg nördlich des Orts

Frickhofen liegt im Nordwesten des Limburger Beckens und am Ostrand des Westerwalds. Die Frickhofener Gemarkung ist grob trapezförmig und verbreitet sich nach Norden, mit einer nach Nordwesten auskragenden Spitze. Die Gemarkung grenzt im Norden an das Gebiet von Wilsenroth und darauf folgend im Uhrzeigersinn an Langendernbach, im Osten an die Elbtaler Ortsteile Elbgrund, Dorchheim und Heuchelheim, im Süden und Westen an die Dornburger Nachbarorte Thalheim und Dorndorf sowie im Nordwesten mit einem kurzen Abschnitt an Berzhahn und damit an die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz.

Das Gemarkungsgelände steigt nach Norden auf den Blasiusberg und die Dornburg zu an. Der Ort selbst erstreckt sich auf diesem Hang von 210 bis 270 Metern Höhe. Höchster Punkt ist der Blasiusberg nordwestlich des Orts mit rund 420 Metern. Nordöstlich liegt die Dornburg mit 396 Metern Höhe. Der niedrigste Punkt befindet sich südlich des Orts mit rund 190 Metern Höhe. Im Osten fließt der Elbbach auf dem Gebiet der Gemeinde Elbtal. Das Gelände fällt zu diesem Gewässer hin ab. Zahlreiche weitere Bäche durchfließen die Frickhofener Gemarkung in Nord-Süd-Richtung.

Bahnhof

Die Frickhofener Gemarkung ist in den Höhenlagen im Norden und insbesondere im Nordwesten von dichtem Mischwald. Der Wald bedeckt 25,1 Prozent der Gemarkungsfläche, 42 Prozent sind weder land- noch forstwirtschaftlich genutzt, der Rest landwirtschaftlich, insbesondere als Dauergründland (17,6 Prozent der Fläche, Stand 2008) und Getreideäcker (12,4 Prozent). Nordwestlich an die Wohnlage des Orts schließt sich ein Gewerbegebiet an. Frickhofen liegt an der Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen und verfügt über einen Haltepunkt.

Geschichte

Ehemaliges Rat- und Schulhaus, um 1750 errichtet. Heute im Freilichtmuseum Hessenpark.
Schulstube im ehemaligen Rat- und Schulhaus
Pfarrkirche St. Martin

Bei der Dornburg handelt es sich um Reste einer Ringwallanlage aus der La-Tène-Zeit (5. bis 1. Jahrhundert vor Christus). In ihr lag eine stadtähnliche keltische Siedlung. Auf dem Blasiusberg befand sich vermutlich eine heidnische Kultstätte. Die erste urkundliche Erwähnung von Frickhofen datiert auf 809.

Politisch gehörte Frickhofen bis mindestens 966 dem Niederlahngau der Konradiner an, spätestens 1053 der Grafschaft Diez und ab 1337 erstmals an das Haus Nassau. Es folgten im Verbund der Herrschaft Ellar Zeiten des wechselnden oder geteilten Besitzes, in denen unter anderem die Grafschaft Katzenelnbogen, die Landgrafschaft Hessen und verschiedene Linien des verzweigten Hauses Nassau Landesherren waren. Ab 1717 bestand eine stabile nassauische Landesherrschaft, wenn auch in wechselnden Linien des Hauses, in der Frickhofen dem Amt Mengerskirchen, später dem Amt Hadamar und ab 1790 dem neuen Amt Ellar zugeordnet war. Nach der napoleonischen Zeit im Herzogtum Berg und ab 1809 als Sitz einer Mairie ging Frickhofen 1813 an das Herzogtum Nassau und 1866 an Preußen über. Frickhofen gehörte zunächst einem Gerichtsbezirk an, der sein Zentrum auf dem Blasiusberg hatte, später waren in der Regel die jeweiligen Amts- auch Gerichtssitze.

Ehemaliges Pfarrhaus, heute katholische öffentliche Bücherei

Bis 1743 war die Blasiuskapelle Pfarrkirche für Frickhofen und zehn weitere Dörfer der Umgebung. Im Ort selbst ist für das 15. Jahrhundert eine Kapelle am Ort der heutigen Kirche nachgewiesen. 1722 bis 1732 wurde dort die Martinskapelle errichtet und am 5. Juli 1732 vom Trierer Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach geweiht. Es handelte sich um einen barocken Saalbau, der in den folgenden Jahrhunderten mehrere Umbauten erfuhr und so zur heutigen Kirche "St. Martin" wurde. Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel entstammen der Bildhauerschule des Hadamarer Barock. Die beiden Beichtstühle stammen aus dem Jahr 1739, der marmorne Taufstein aus dem Jahre 1653. Ein Buntglasfenster in der Außenwand des Turmes zeigt die schmerzhafte Muttergottes und trägt die Namen der 119 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs aus der Pfarrgemeinde. 1955 wurde der alte Kirchturm mit dem erneut umgebauten Kirchenschiff verbunden. Später schuf der Frickhofener Schreinermeister Georg Stadt einen Volksaltar, eine Ambo und einen Kreuzweg, die der barocken Kirchenausstattung nachempfunden wurden.

Rathaus der Gemeinde Dornburg in Frickhofen

1739 wurde ein Rathaus errichtet, das später auch als Schulhaus diente. 1968 wurde es abgebaut und acht Jahre später im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach wieder aufgebaut. 1858 begann der Bau eines neuen Schulhauses. Bereits 1912 folgte wieder ein Neubau. 1930 zog die Gemeindeverwaltung in das Schulhaus von 1858 um. Nach der Gründung der Gemeinde Dornburg wurde die ehemalige Schule zum Rathaus für die gesamte Gemeinde. Das Schulhaus von 1739 wurde 1968 für den Straßenbau abgetragen, im Weilburger Schloss zwischengelagert und schließlich im Hessenpark in Neu-Anspach wieder aufgebaut.

Insbesondere im Pauperismus des frühen 19. Jahrhunderts bestritten viele Frickhofener, ähnlich wie andere Westerwälder, ihren Lebensunterhalt als Hausierer und Wanderarbeiter. Aus dieser Zeit stammt die scherzhafte Bezeichnung "Frickhöfer Kochlöffel" für die Einwohner, die auf das Hauptprodukt des Ortes verweist. Nachgewiesen sind Frickhofener, die als Hausierer bis nach Frankreich, in die Schweiz und nach Russland kamen.

Bürgerhaus

Als erst moderne Sozialeinrichtung des Orts wurde 1872 ein Krankenunterstützungsverein, 1895 die Freiwillige Feuerwehr und 1900 der Verein „Reisende nassauische Handelsleute“ gegründet, der sich als Interessenvertretung und soziale Einrichtung für reisenden Händler aus Frickhofen und der Umgebung verstand. 1886 hielt die erste Eisenbahn der Westerwaldstrecke im Ort. Auf den Verkehrsanschluss folgte, ähnlich wie in den Nachbardörfern, ein bescheidener Wirtschaftsaufschwung. 1906 erhielten zwei Steinbruchunternehmen die Abbaugenehmigung für Basalt in der Frickhofener Gemarkung. Kurz nach 1900 wurden eine erste Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen und die Trinkwasserversorgung installiert

1889 zählte Frickhofen 266 Haushalte und 1395 Einwohner. 1950 wurden 180 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, 2008 nur noch zwei.

Mittelpunktschule St. Blasius

1905 entstand ein Schwesternhaus der Armen Dienstmägde Jesu Christi, das kurz darauf um einen Kindergarten erweitert wurde. 1910 wurde der neue Friedhof eingeweiht.

Martinsbrunnen an der Kirche

Während des "Dritten Reiches" wurden alleine 1942 zwölf jüdische Einwohner verschleppt und ermordet.

1969 wurde die Mittelpunktschule „St. Blasius“ in Frickhofen in Betrieb genommen. 1971 schloss sich Frickhofen der neuen Gemeinde Dornburg an.

Besonderheiten

Am Fuß der Dornburg befindet sich das „Ewige Eis“, ein 1839 entdecktes Naturphänomen, bei dem geologische Besonderheiten dafür sorgen, dass sich in einer Höhle beständig eine Temperatur unter dem Gefrierpunkt hält.

Kultur und Gesellschaft

Frickhofen verfügt über eine Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes, die im Jahr 1895 gegründete Freiwillige Feuerwehr Frickhofen (seit dem 15. April 1972 mit Jugendfeuerwehr), die Fastnachtsvereine "Tanzcorps Rot-Weiße Funken", "Narrische Frickhöfer" und "Die Kochlöffel", einen Gymnastik-Club, eine Katholische Frauengemeinschaft, einen Kirchenchor, eine Kleintier-Zuchtverein, einen Kultur- und Geschichtsverein, den Männergesangverein "Eintracht", das Musikkorps "Blau-Orange", den Tennisclub Grün-Weiß, einen Turn- und Sportverein, eine VdK-Ortsgruppe und einen Verkehrs- und Verschönerungsverein. Darüber hinaus ist Dornburg Sitz des Westerwald-Zweigvereins Limburg-Dornburg.

Weblinks

 Commons: Frickhofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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