Gregor Gog

Gregor Gog

Gregor Gog (* 7. November 1891 in Schwerin; † 7. Oktober 1945 in Taschkent) war Gründer der Bruderschaft der Vagabunden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war das älteste von drei Kindern. Entgegen den Hoffnungen seiner Eltern schlägt er nicht die Beamtenlaufbahn ein, er wird auch nicht, wie es seine Mutter gern gesehen hätte, Pfarrer.

Gregor Gog zieht es in die Ferne und mit 19 Jahren heuert er als Segelschiffmatrose an, geht freiwillig zur Kriegsmarine, und es gelingt ihm durch einen Trick, auf die Liste für das Auslandsgeschwader zu kommen. Zwar entspricht das Soldatenleben nicht seinem Freiheitsdenken, aber es ermöglicht ihm, in die Welt hinaus zu ziehen. Seinen Dienst quittiert er, als es 1912 vor China zu einer Meuterei kommt.

1913 arbeitet Gregor Gog als Gärtner in Pforzheim. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges muss er seine Tätigkeit unterbrechen, ohne Begeisterung und mit viel Widerspruchsgeist zieht er in den Krieg, steht wegen Meuterei und Verbreitung antimilitaristischer Propaganda zweimal vorm Militärgericht, dreimal wird er in die Irrenanstalt eingewiesen. Unter widrigsten Bedingungen sitzt er seine Strafen ab, dabei zieht er sich ein chronisches Nierenleiden zu. Er wird nach Wilhelmshaven versetzt und dient dort als Gärtner der ersten Marinedivision. Während dieser Zeit lernt er den Schriftsteller Theodor Plievier kennen.

1917 wird Gregor Gog als kriegsunbrauchbar entlassen. Er wird Gärtner in Pforzheim, dann in München, während der Revolutionsjahre geht er Gelegenheitsarbeiten nach, er arbeitet in Stuttgart und zieht nach Urach. Hier lebt er zusammen mit Theodor Plievier und Karl Raichle in der „Kommune am Grünen Weg“. Er gerät unter den Einfluss des Dichterpropheten Gusto Gräser vom Monte Verità, der ihn und seine Kameraden zur Wanderschaft ermutigt. Er bekommt Kontakt zu den Gräser nahestehenden lebensreformerischen Siedlern vom Vogelhof bei Ehingen und zur christrevolutionären Bewegung um Carl Strünckmann und Alfred Daniel, spricht auf Versammlungen und betätigt sich als Autor. Außerdem lernt er Erna Klein kennen. Sie heiraten, ihr Sohn Gregor wird im Dezember 1919 geboren. Als die Ehe zerbricht, wird der Sohn von Anni Geiger aufgezogen, die Gregor Gog 1923 kennengelernt hat. Erna Klein wird, weil sie jüdischer Abstammung ist, später im KZ Auschwitz ermordet. Gregor Gog und Anni Geiger heiraten 1924, sie arbeiten als Erzieher in Thüringen. Nach der Rückkehr nach Stuttgart schreibt Gog für die Zeitschriften Anarchist, Der Syndikalist und Besinnung und Aufbruch. Im Verlag des „Bundes der Brüder“ erscheinen 1926 seine Aphorismensammlung Von unterwegs. Tagebuchblätter des verlorenen Sohnes und 1928 das Vorspiel für eine Philosophie der Landstraße.

Im Jahr 1927 ruft Gregor Gog die „Bruderschaft der Vagabunden“ ins Leben, deren Schutzpatron Till Eulenspiegel ist. Er wird Herausgeber der Zeitschrift Der Kunde. Im April 1928 findet in Stuttgart der erste öffentliche Vagabundenabend statt, hier beginnt die intensive Zusammenarbeit mit dem Malervagabunden Hans Tombrock. Zusammen mit den Malern Hans Bönnighausen und Gerhart Bettermann gründen sie die „Künstlergruppe der Bruderschaft der Vagabunden“. Die Idee von einem ersten internationalen Vagabundenkongress kommt auf und wird Pfingsten 1929 verwirklicht. Auf dem Stuttgarter Killesberg finden sich 600 Teilnehmer ein. Knut Hamsun und Lewis Sinclair senden Grußbotschaften, Gusto Gräser, Alfons Paquet und Willi Hammelrath sind unter den Kongressrednern. Gregor Gog gibt die Parole „Generalstreik das Leben lang“ aus.

1929 wird gegen ihn eine Strafe wegen Gotteslästerung verhängt, die er nicht zahlen kann. Gregor Gog verlässt Stuttgart, er geht nach Berlin, später in die Sowjetunion. Der Aufenthalt in der Sowjetunion verändert ihn. Aus dem Anarchisten der Landstrasse wird ein Vertreter kommunistischer Ansichten. Auch die Zeitschrift Der Kunde verändert ihr Gesicht. Gog führt sie nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion als Der Vagabund weiter, er wendet sich der revolutionärem Arbeiterschaft zu und verliert das Interesse der Landstreicher an seinem Zeitschriftenprojekt. 1930 tritt Gog der KPD bei. Die Künstlergruppe „Bruderschaft der Vagabunden“ schließt sich 1931 der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ an. Im September 1933 findet eine Bettlerrazzia statt. Deutschlandweit werden von Polizei, SA und SS tausende Vagabunden verhaftet. Zwischen 1936 und 1938 werden Vagabunden als „asoziale Volksschädlinge“ verfolgt. Schon im April 1933 werden Gegor Gog und seine Frau Anni Geiger-Gog von der Gestapo verhaftet.

Gregor Gog leidet an einer Wirbelsäulentuberkulose, eine Behandlung wird ihm verwehrt, kurz nach seiner Verhaftung ist Gregor Gog bereits fast vollständig gelähmt. Erst im November wird er zur Heilbehandlung entlassen. Zusammen mit Otto Marquard kann er in die Schweiz fliehen. Auch Anni Geiger-Gog ist aus dem Gefängnis freigekommen. Wegen seiner kommunistischen Tätigkeit muss Gog die Schweiz verlassen, Becher hilft ihm mit einem Einreisevisum in die Sowjetunion. Er arbeitet als Erzieher in Odessa, schreibt Reportagen, Aufsätze und Portraits, arbeitet für die deutsche Sektion des Moskauer Radios, erhält eine Rolle in Gustav von Wangenheims Dimitrow-Film Der Kämpfer. 1939 lebt er mit Gabriele Haenisch (später Gabriele Stammberger) zusammen.

1941 flieht er vor den deutschen Truppen nach Usbekistan. Er erkrankt an einer Lungenentzündung, von der er sich zwar erholt, aber sein allgemein schlechter Gesundheitszustand bessert sich kaum. Er erhält eine monatliche Rente von der „Roten Hilfe“. Erich Weinert und Klara Blum, kommunistische Freunde, die in Moskau geblieben sind, helfen ihm, doch Gregor Gog ist vom aktuellen politischen Leben fast vollkommen abgeschnitten. Der Major Borissenko, Volkskommissariat für Inneres-Staatssicherheit, beansprucht das Zimmer, das Gog und seine Frau bei ihm bewohnen, für sich und sorgt dafür, dass die beiden zu einem Arbeitseinsatz nach Sibirien mobilisiert werden. Zwar wird der Transport, mit dem Gabriele Haenisch verschickt werden soll, aufgelöst, doch Gregor Gog kommt in Sommerkleidung in das Kusnezker Kohlerevier. Er erleidet einen Rückfall seiner Wirbelsäulenerkrankung und muss ins Krankenhaus. Mit Hilfe Theodor Plieviers, der ebenfalls in die Sowjetunion emigriert ist, versucht Gog nach Moskau zu gelangen. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wird ihm die Übersiedlung gewährt. Er soll Bechers Nachfolger als Leiter der Internationalen Literatur in Moskau werden. Doch die Reise ist ihm, aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes, nicht mehr möglich. Am 7. Oktober 1945 stirbt Gregor Gog in Taschkent.

Aktuelles

  • Die Stuttgarter Stiftung Geißstraße Sieben hat 2004 anlässlich des 75. Jahrestages des ersten Vagabundenkongresses Pfingsten 1929 ein Gregor-Gog-Gedenkblatt herausgegeben.
  • Die Berliner Straßenzeitung motz betreibt neben ihrer Arbeit für Obdachlose ein Antiquariat Gregor Gog.

Literatur

  • Walter Fähnders (Hsg.): Nomadische Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts. (Schriften des Fritz-Hüser-Instituts 16). Klartext Verlag, Essen 2007. ISBN 978-3-89861-814-4.
  • Walter Fähnders, Henning Zimpel (Hrsg.): Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900-1945. Klartext, Essen 2009, (Schriften des Fritz-Hüser-Instituts 19), ISBN 978-3-89861-655-3.
  • Michael Haerdter: Wohnsitz: Nirgendwo. Vom Leben und Überleben auf der Landstraße. Herausgegeben vom Künstlerhaus Bethanien. Frölich & Kaufmann, Berlin 1982, ISBN 3-88725-070-2.
  • Christina Rast und Ensemble: !ICH rede! Komm zu MIR!!! Eine Heilssuche. Ein Vier-Personen-Stück um Gusto Gräser, Otto Gross, Ludwig Häusser und Gregor Gog. Uraufführung am 17. Mai 2007 im theater rampe stuttgart.
  • Gabriele Stammberger, Michael Peschke: Gut angekommen – Moskau. Das Exil der Gabriele Stammberger 1932-1954. Basisdruck Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-86163-082-6
  • Klaus Trappmann (Hrsg.): Landstraße, Kunden, Vagabunden. Gregor Gogs Liga der Heimatlosen. Gerhardt, Berlin 1980, ISBN 3-920372-32-8.
  • Harry Wilde: Theodor Plievier. Nullpunkt der Freiheit. Verlag Kurt Desch, München u. a. 1965.

Film

  • Vagabund Regie: Fritz Weiss, Erdeka-Film GmbH Berlin 1930 [1]

Weblinks


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