Großtissen

Großtissen
Großtissen
Ehemaliges Gemeindewappen von Großtissen
Koordinaten: 48° 3′ N, 9° 31′ O48.0476083333339.5105444444444577Koordinaten: 48° 2′ 51″ N, 9° 30′ 38″ O
Höhe: 577 m
Fläche: 6,69 km²
Einwohner: 374 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 88348
Vorwahl: 07581

Großtissen ist ein Ortsteil der Stadt Bad Saulgau im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Großtissen liegt in Oberschwaben zwischen Donau und Bodensee am Nonnenbach in der Nähe des Donauzuflusses Schwarzach. Großtissen umfasst zusammen mit Kleintissen und Nonnenweiler eine Fläche von 669 Hektar und liegt nördlich der Stadt Bad Saulgau.


Gliederung

Zu Großtissen gehört das Dorf Großtissen und der Weiler Kleintissen.[1]

Geschichte

Bereits in der Merowingerzeit war die Gemarkung Großtissen Siedlungsraum. Zeugnis dieser Zeit ist ein entdecktes Reihengräberfeld.

Das Dorf an der Straße von Saulgau nach Kanzach gehörte zur Grafschaft Friedberg. Zusammen mit Kleintissen und Nonnenweiler bildete es ein eigens Vogteiamt, welches 1282 an König Rudolf von Habsburg verkauft wurde. Von da an teilte die Vogtei den Wechsel der Herrschaft infolge mehrerer Verpfändungen. Der Grundeigentum gehörte jedoch seit 1096 dem Kloster St. Georg in Isny, welches im selben Jahre von Graf Mangold von Nellenburg gegründet worden war.

Lange Zeit blieben die Grafen von Montfort im pfandschaftlichen Besitze der Grafschaft Friedberg, bis die gesamte Grafschaft Friedberg endlich nach mancherlei Wechsel der Verpfändungen im Jahr 1452 von Herzog Sigmund von Österreich an den Erbtruchsess Eberhard Graf von Sonnenberg (Haus Waldburg) samt Scheer und der Vogtei über die Dörfer Tissen und Dürmentingen, „die desselben Eberharten aigen sind, und die Vogtey zu unserm Schloß zum Bussen gehört," für 32.000 Gulden verkauft wurde.

1588 wurde es samt dem Amte Tissen von dem Truchsess Karl von Waldburg-Scheer an den letzten Grafen Wilhelm von Zimmern verpfändet; nach dessen Absterben kam die Pfandschaft auf Bertold von Königsegg, der eine Schwester Wilhelms zur Ehe hatte. Da das Truchsessische Haus damit umging die Pfandschaft wieder einzulösen, und sie dem Kloster Schussenried zu überlassen, so entstanden langwierige Streitigkeiten zwischen den beiden Häusern Truchsess-Scheer und Königsegg, welche endlich im Jahr 1746 dahin verglichen wurden, dass das Amt Bierstetten dem letztern eigentümlich überlassen, dagegen das Amt Tissen, nämlich Groß- und Kleintissen nebst Nonnenweiler, wieder zur Grafschaft Friedberg zurückgegeben, und von Königsegg überdies, neben Überlassung des Pfandschillings von 8300 Gulden, an Truchsess die Summe von 25.000 Gulden bezahlt wurde.

1786 ging Tissen mit dem Kauf der Grafschaft Friedberg-Scheer an Thurn und Taxis über, welches dann 1806 an Württemberg fiel. Bei der Säkularisation wurde das Kloster Isny 1803 aufgehoben. Grundbesitzer in Tissen wurde danach Graf Otto Wilhelm von Quadt-Wykradt bis zur Allodifikation, der Umwandlung der Lehensgüter in bürgerliches Eigentum, der Lehensgüter Mitte des 19. Jahrhunderts.

Großtissen gehörte ab 1807 zum württembergischen Oberamt Riedlingen. Es wurde 1934 in Kreis Riedlingen umbenannt und 1938 größtenteils im Landkreis Saulgau aufging. Als dieser im Zuge der Kreisreform am 1. Januar 1973 aufgelöst wurde kam Großtissen zum Landkreis Sigmaringen. In Kleintissen wurden seit 1963 Baugebiete erschlossen.

Am 1. Januar 1975 wurden die zuvor selbständigen Gemeinde Großtissen der Stadt Saulgau eingemeindet.

Politik

Ortschaftsrat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Aufstellung:

  • 7 gewählte Mitglieder im Ortschaftsrat

Wappen

Das Wappen von Großtissen zeigt zwei in Silber überkreutzte Pfeile mit einer silbernen Glocke auf rotem Hintergrund.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Mit der St. Sebastian-Kapelle (spätgotisch) aus dem 14. Jahrhundert in Großtissen und der St. Antonius-Kapelle in Kleintissen, die 1970 neu errichtet wurde, hat der Stadtteil zwei kleinere Gotteshäuser vorzuweisen. Die Gesamtgemeinde ist kirchliche Filiale von Moosheim.
  • Gutshof Großtissen: Das Hofgut der Gutsverwaltung Großtissen sowie der dazugehörige Park stehen unter Denkmalschutz.

Naturdenkmäler

  • Mösle

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährliche Veranstaltungen in Großtissen und Kleintissen sind das St. Antoniusfest und das Hl. Sebastianfest zur Ehre der Kapellen in den Ortsteilen.

Vereine

Schützenverein

1965 wurde der Verein mit 16 Mitgliedern gegründet. Er ist seit 1967 Mitglied des württembergischen Schützenbundes. Bis 1985 betrieb der Verein einen Blumenschießstand, später einen Schießwagen. Der Verein hat bei Pflanzaktionen mitgewirkt. In der Kiesgrube Kleintissen errichtete er ein Schützenkreuz - später dazu eine Mariengrotte - bei dem Maiandachten gehalten werden. Der Verein hat etwa 30 Mitglieder.

Kyffhäuserkameradschaft

Die Kyffhäuserkameradschaft geht auf den gewonnenen Krieg gegen Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Es wurde vielerorts ein Verein altgedienter Krieger ins Leben gerufen, so 1881 in Moosheim. Der Name Kyffhäuser hängt mit einem Denkmal auf der einstigen Reichsburg Kyffhausen zusammen. Unter Hitler wurde der Kyffhäuserbund aufgelöst. 1953 wurde die Kameradschaft in Moosheim neu gegründet.

Musikverein Moosheim Tissen e.V.

Gegründet 1908 hat der Verein heute 61 aktive und 147 passive Mitglieder fast aller Altersklassen in seinen Reihen. Die Jugendarbeit wird stark gefördert. Geprobt wird wöchentlich im Klostergebäude in Moosheim. Mit der Anschaffung einer oberschwäbischen Tracht bringt der Verein die Verwurzelung mit der Heimat zum Ausdruck. Jedes Mitglied musste hierfür selbst einen Anteil beisteuern. Die Musikkapelle begleitet und wirkt mit bei kirchlichen und weltlichen Festivitäten wie Erstkommunion-, Fronleichnams-, Erntedank-, Gemeindefest, Kurkonzerten.

Liederkranz

Der Liederkranz Tissen-Moosheim wurde 1925 gegründet. Zum 75jährigen Jubiläum wurde eine Broschüre über das Tissener und Moosheimer Vereinsleben herausgebracht. Der Verein hat 27 aktive Sänger und 78 passive Mitglieder. Anlässlich des 70jährigen Bestehens pflanzte der Liederkranz am Ortseingang Großtissen eine fünf Meter hohe Eiche. Wie auch die Musikkapelle wirkt der Liederkranz bei kirchlichen und weltlichen Festivitäten mit.

Blutreitergruppe

Die Blutreitergruppe Moosheim-Tissen existiert seit 1956, damals noch unter der Obhut der Saulgauer Reiter. Ein Jahr später schuf man sich eine eigene Standarte an. 1958 war dann das Gründungsjahr für eine eigenständige Blutreitergruppe Moosheim-Tissen. Die Gruppe hat 22 aktive und passive Mitglieder. An Fronleichnam, Johanni, am Bächtlefest, am Blutritt in Weingarten sowie am Wendelinusritt in Hopferbach und Beuren nimmt die Reitergruppe regelmäßig teil.

Kulinarische Spezialitäten

Am Gombiga Donnerstig (Weiberfastnacht) findet jedes Jahr das traditionelle „Sauschwanzessen“ statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Auch heute ist der Stadtteil landwirtschaftlich geprägt. 1966-1976 machte der Wasser- und Bodenverband die Flächen rund um Groß- und Kleintissen durch Entwässerungsmaßnahmen urbar. Es konnten sich Vollerwerbsbetriebe etablieren, die auf fruchtbarem Boden wirtschaften. Bis in die heutige Zeit existieren deshalb und auf Grund des nahezu abgeschlossenen Flurbereinigungsverfahrens in Tissen und Moosheim verhältnismäßig viele Vollerwerbsbetriebe.

Die Stadt konnte in den letzten Jahren im Rahmen der Flurbereinigung sowie der Biotopvernetzungs- und Gewässerentwicklungsplanung zusammen mit der Landwirtschaft mehr als 30 Hektar Fläche in der freien Landschaft um Tissen ökologisch umgestalten. Heute kann Tissen auf geschützte Biotopanlagen verweisen, die letztendlich auch der Stadt Bad Saulgau 1997 zum Landesumweltpreis verholfen haben. Die Landesschau des Südwestfernsehens sendete über die Biotopanlage am Äuquellenbach ein Filmbericht. Der Erholungswert des Stadtteils ist in den letzten Jahren gestiegen.

Tissen besitzt einen eigenen Gastronomiebetrieb, vier weitere Gewerbebetriebe, einen Handwerksbetrieb, sechs landwirtschaftliche Haupterwerbs- und sechs Nebenerwerbsbetriebe. Das Vereinsleben sowie die Kirchengemeinde bilden eine Gemeinschaft mit Moosheim.

Verkehr

Großtissen und Kleintissen liegen an den Kreisstraßen K 8276 und K 8259. Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet.

Bildung

  • 1977 wurde in Großtissen ein Kindergarten für die Kinder aus den Ortsteilen Moosheim, Nonnenweiler und Tissen gebaut, indem auch die Ortsverwaltung untergebracht ist.

Literatur

  • Großtissen. In: Hans Willbold: Stadt Saulgau – Ein kleiner Führer. Ein Führer durch die Stadt Saulgau und seine Geschichte. hrsg. von Stadt Saulgau, Gebr. Edel, Saulgau Juli 1998, S. 104

Einzelnachweise

  1. Vgl. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 795-882

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