Hans Kraut

Hans Kraut
Abdruck einer Wappenkachel von Hans Kraut, Historismus um 1880, Privatbesitz

Johann Bartholomäus Kraut (* um 1532 in Spaichingen; † 1592 in Rottweil), bekannt als Hans Kraut, war ein süddeutscher Kunsthafner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Hans Kraut sind wenige exakte Daten bekannt. Er wurde vermutlich um 1532 in Spaichingen geboren und besuchte während seiner Wanderschaften als Geselle internationale Zentren der Hafnerkunst wie Salzburg und Südtirol, deren Einflüsse sich in seinen Werken widerspiegeln. Spätestens ab 1566 war er in Villingen ansässig,[1] wo er einen Laden am Münsterplatz führte. Schon bald brachte er es zu gewissem Ruhm, wovon die Tatsache zeugt, dass Äbtissinnen und Ratsherren zu seinen Auftraggebern gehörten. Am 24. Mai 1585 erwarb er schließlich das Villinger Bürgerrecht und wurde vermutlich im selben Jahr auch Ratsmitglied. Am 2. Oktober 1590 erhielt er von Erzherzog Ferdinand II. einen Wappenbrief, zwei Jahre später ersuchte er um Aufnahme ins Rottweiler Spital. Im Villinger Franziskanermuseum ist ein Grabstein mit den Initialen „H.K.“ und dem Todesdatum 1592 erhalten, der Hans Kraut zugeschrieben wird. Von seinen vier Söhnen führten zwei das Töpferhandwerk fort. Einer von ihnen, Jakob Kraut, wurde 1641 in Villingen als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mitglieder der Familie Kraut waren noch bis ins 18. Jahrhundert als Töpfer tätig.

Hans Kraut gilt als einer der bedeutendsten Hafner im süddeutschen Raum, der als einer der Ersten die Fayencetechnik nördlich der Alpen einführte. Er entwarf viele eigene Motive im Stil der Renaissance, benutzte gelegentlich aber auch fremde Vorlagen, unter anderem Ornamente von Hans Holbein und Raffael. Obwohl er auch Zeichnungen anfertigte, liegt seine eigentliche Bedeutung auf dem Gebiet der Plastik. Seine Arbeiten sind weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt, so befindet sich beispielsweise einer seiner Prachtöfen heute im Victoria and Albert Museum in London. Kraut genießt insbesondere in Villingen große Berühmtheit, wo unter anderem eine Straße und eine Gewerbeschule nach ihm benannt wurden.

Sage

Nach einer Villinger Sage erhielt Hans Kraut vom Kaiserhof in Wien den Auftrag, einen seiner berühmten Öfen anzufertigen. Der Hafnermeister schuf sein prächtigstes Kunstwerk, als aber die Einzelteile des in Gold glasierten Ofens in Wien ankamen, sah sich niemand in der Lage, sie zusammenzusetzen. In Villingen wurde Kraut daraufhin als Hexenmeister bezichtigt, weshalb er nach seinem Tode unehrenhaft auf einem einsamen Platz außerhalb der Stadt beigesetzt wurde.[2]

Literatur

  • Fuchs, J., Kurze Kunstgeschichte Villingens, in: Villingen. Aus der Geschichte der Stadt, Villingen 1971
  • Revellio, P., Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen, Villingen 1964
  • Hafnerkunst in Villingen, Bestandskatalog des Museum Altes Rathaus Villingen, ebd. 1978

Anmerkungen / Einzelnachweise

  1. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich heute in der Hans-Kraut-Gasse Nr. 5, vgl. Werner Jörres, Herbert Schroff: Erinnerungen an eine alte Stadt, VS-Schwenningen 1993, S. 105.
  2. Wendelin Duda: Die Sagen der Baar und der Stadt Villingen, Freiburg 2006, S. 50.

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