Henry Lloyd

Henry Lloyd

Henry Humphrey Evans Lloyd (* wahrscheinlich 1720 in Wrexham, Nord-Wales; † 1783 in den Niederlanden) diente als Offizier in verschiedenen Armeen, zuletzt als russischer General, und veröffentlichte verschiedene Schriften zu Strategie und Taktik.

Dem Denken seiner Zeit entsprechend, versuchte er das Wesen der Strategie und der Taktik und das Geheimnis des militärischen Erfolgs geometrisch zu erfassen und die Regeln der Kriegführung durch bestimmte Anordnungen von Linien und Winkeln darzustellen. Es wird vermutet, dass er den Begriff der Operationslinie prägte, der das operative Denken bis zum Ersten Weltkrieg dominierte und noch heute gebraucht wird. Als Schöpfer dieses Begriffs wirkt er bis in die heutige Zeit und zählt zu den klassischen Denkern der Kriegskunst.

Leben und militärischer Werdegang

Als Sohn eines Landpfarrers geboren und zur kirchlichen Laufbahn bestimmt, war er einige Zeit bei einem Rechtsanwalt und nach 1744 als Laienbruder in einem französischen Jesuitenkolleg. Auf seinem Weg muss er sich Kenntnisse verschafft haben, die ihm eine Empfehlung als Lehrer für Geographie und Feldingenieurwesen einbrachten, wodurch er sich wiederum später in der Armee des Marschalls von Sachsen wiederfindet. Diesem fällt er bei der Schlacht bei Fontenoy (1745) durch seine Geländeskizzen auf. 1747 nimmt er auf französischer Seite an der Belagerung und Einnahme Bergen op Zooms teil und wird Major. Möglicherweise dient er danach kurz unter Keith in Preußen. 1754 ist er wieder in Frankreich, für das er Erkundungen für ein Landungsunternehmen an der britischen Küste durchführen soll. Sein Bericht soll die französische Regierung dazu bewogen haben, von dem Unternehmen Abstand zu nehmen. 1757 wird Lloyd Adjutant im Stabe Lacys in Österreich und kommandiert als Oberstleutnant einen Verband leichter Truppen. Unzufrieden verlässt er den österreichischen Dienst und tritt unter Ferdinand von Braunschweig in preußische Dienste bis nach 1763. Danach geht er als britischer Agent nach Italien und beobachtet den korsischen Unabhängigkeitskampf, bevor er 1773 als General in russische Dienste geht. Für Russland entwirft er den Feldzugsplan gegen die Türken, belagert Silistra, erhält ein höheres Kommando gegen Schweden und scheidet aus unbekannten Gründen überraschend aus dem russischen Dienst aus, um sich in England seiner Geschichte des Siebenjährigen Krieges zu widmen. 1779 beobachtet er in Boulogne die Ausfahrt der Flotte nach England, meldet dies auf der Insel und verfasst seine „Rhapsody on the present system of the French politics...“. Die Publikation dieser Schrift soll durch die britische Regierung durch hohe Angebote und später auch durch Beschlagnahmung hintertrieben worden sein, da befürchtet wurde, einem Gegner könne die genaue Küstenbeschreibung aus diesem Buch nützlich sein.

Ein solch abenteuerlicher Lebensweg war in der damaligen Zeit keine Ausnahme. Die Armeen waren international und der Wechsel von einer Armee in eine andere an der Tagesordnung. Die Angaben zu Lloyds Leben sind jedoch lückenhaft und selbst in den bekannten Punkten nicht gesichert, woran Lloyd selbst nicht unschuldig ist.

Werke

Lloyd wurde als Militärschriftsteller durch seine „History of the late war in Germany between the King of Prussia and the Empress of Germany and her Allies“ (Geschichte des Siebenjährigen Krieges) bekannt.

Ein anderes Werk war die bereits angeführte „Rhapsody on the present system of French politics, on the projected invasion, and the means to defeat it“.

Seine „Military Memoirs“ wurden schon drei Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung in London in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Des Herrn General von Lloyd's Abhandlung über die allgemeinen Grundsätze der Kriegskunst“ 1783 in Frankfurt und Leipzig verlegt.

Literatur

  • Rudolf Vierhaus: Lloyd und Guibert. In: Werner Hahlweg: Klassiker der Kriegskunst. Darmstadt 1960
  • Patrick J. Speelman (Hrsg.): War, Society and Enlightenment. The Works of General Lloyd (= History of Warfare; Vol. 32), Leiden [u.a.] 2005, ISBN 90-04-14410-2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Henry Lloyd — (February 21, 1852 ndash;December 30, 1920) was the 40th Governor of Maryland in the United States from 1885 to 1888. He was born in 1852 in Dorchester County, Maryland and died in 1920 in Cambridge, Maryland. He is buried at the Christ Church… …   Wikipedia

  • Henry Lloyd (Gouverneur) — Henry Lloyd (* 21. Februar 1852 im Dorchester County, Maryland; † 30. Dezember 1920 in Cambridge, Maryland) war ein US amerikanischer Politiker (Demokratische Partei) und von 1885 bis 1888 der 40. Gouverneur des Bundesstaates Maryland.… …   Deutsch Wikipedia

  • Henry Lloyd-Hughes — Liste d acteurs et actrices mineurs des films Harry Potter Sommaire 1 Jason Boyd 2 David Churchyard 3 Eleanor Columbus 4 Alex Crockford …   Wikipédia en Français

  • Henry Lloyd (soldier) — Henry Humphrey Evans Lloyd (c.1718 ndash; 19 June 1783) was a Welsh army officer and military writer. He fought for the French against the Austrians, the Jacobite forces of Charles Stuart against the British, the Austrians against the Prussians… …   Wikipedia

  • Alfred Henry Lloyd — (1864 1927) was interim president of the University of Michigan from February through September 1925, following the death of Marion LeRoy Burton. He was succeeded by Clarence Cook Little.Lloyd s daughter, Alice Crocker Lloyd, served as the Dean… …   Wikipedia

  • William Henry Lloyd — (29 June 1932 ndash; 28 July 1992), a Baltimore, Maryland attorney, was the Republican Party candidate for the U.S. House of Representatives from Maryland (1st District) in 1942,ref|reference1 defeated by incumbent David J. Ward, the Democratic… …   Wikipedia

  • Lloyd Lowndes, Jr. — Lloyd Lowndes Lloyd Lowndes, Jr. (* 21. Februar 1845 in Clarksburg, Harrison County, Virginia; † 8. Januar 1905 in Cumberland, Maryland) war ein US amerikanischer Politiker und von 1896 bis 190 …   Deutsch Wikipedia

  • Lloyd (Familienname) — Lloyd [loid] ist ein aus dem englischen Sprachraum stammender Familienname. Für den Vornamen siehe Lloyd (Vorname). Herkunft und Bedeutung Der Vorname Lloyd bedeutet so viel wie „grauhaarig“. Der Name leitet sich von dem alten walisischen Wort… …   Deutsch Wikipedia

  • John Henry Lloyd — John Henry Pop Lloyd (April 25 1884 March 19 1964) [There has been some confusion about Pop Lloyd s death date. The 1965 date is the one given by Robert Peterson s pioneering work on the Negro Leagues, Only the Ball Was White , and has often been …   Wikipedia

  • Henry McHenry (baseball) — Henry Lloyd McHenry (April 3 1910 February 9 1981) was an American right handed pitcher and outfielder in Negro league baseball from 1930 to 1951. He was nicknamed El Chato ( Cream ). During his career he played for the Kansas City Monarchs, New… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”