Herbert Ponting

Herbert Ponting
Herbert Ponting als Kameramann bei Scotts letzter Expedition zum Südpol, 1910
Chinesische Mauer, 1907, von Herbert Ponting

Herbert George Ponting (* 1870 in Salisbury; † 1935 in London) war ein englischer Fotograf. Bekannt wurde er als Expeditionsfotograf und Kameramann auf Robert Falcon Scotts Terra-Nova-Expedition ins Ross-Meer und zum Südpol (1910–1913). In dieser Funktion nahm er einige der bekanntesten Fotos aus der Anfangszeit der modernen Antarktisforschung auf.

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben: Vor der Terra-Nova-Expedition

Ponting wurde 1870 in Salisbury im Süden Englands geboren. Er wurde schon früh von den Geschichten des Wilden Westens angezogen; in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts arbeitete er im Bergbau und kaufte eine Obstplantage in Kalifornien. Nachdem das Projekt mit dem Hof fehlgeschlagen war, begann Ponting relativ spät im Leben mit freiberuflicher Fotografie, nämlich erst 1900. Verbesserungen der Druckpressen ermöglichten vielen Massenblättern erstmals, fotografische Illustrationen zu publizieren und zu drucken. Ponting verkaufte seine Arbeiten an vier der führenden Londoner Magazine, nämlich an die Graphic, die Illustrated London News, Pearson's und das Strand Magazine. Im Strand erschienen Pontings Bilder neben den Sherlock-Holmes-Erzählungen von Arthur Conan Doyle.

1910 gab Ponting ein Buch namens Im Lotos-Land Japan heraus. Sein Flair für Journalismus und seine Fähigkeit, seine Fotografien in eine Erzählung auszubilden, führten zu seiner Aufnahme als Fotograf an Bord der Terra Nova.

Die Terra Nova und die Antarktis

Als Mitglied der „Küstengruppe“ Anfang 1911 half Ponting bei der Einrichtung des Winterlagers der Terra-Nova-Expedition bei Kap Evans auf der Ross-Insel. In dem Lager fand sich auch eine schlichte Dunkelkammer. Obwohl die Expedition über 20 Jahre nach der Erfindung des fotografischen Films stattfand, zog Ponting auf Glasplatten aufgenommene Hochqualitätsfotos vor.

Ponting war einer der ersten Männer, die in der Antarktis eine tragbare Filmkamera benutzten. Das primitive Gerät namens Cinématographe konnte kurze Sequenzen aufnehmen. Ponting wandte in der Antarktis auch das Autochromverfahren an, die entstandenen Autochromes sind die ersten Farbaufnahmen des Kontinents. Die Wissenschaftler der Expedition studierten das Verhalten von großen antarktischen Tieren, besonders Schwertwalen, Robben und Pinguinen. Ponting versuchte, so nah wie möglich an diese Tiere heranzukommen, sowohl auf der Terra Nova im Packeis als auch später auf der Ross-Insel. Anfang 1911 entkam er nur knapp dem Tod, als eine aus acht Schwertwalen bestehende Schule ihn beinahe mitsamt seiner Fotoausrüstung von einer Eisscholle in den McMurdo-Sund gestoßen hätte.

Im antarktischen Winter von 1911 machte Ponting viele Blitzlichtfotografien von Scott und anderen Teammitgliedern in der Hütte am Kap Evans. Mit dem Beginn der für Schlittenfahrten geeigneten Zeit 1911/12 begann Pontings Feldarbeit, zum Ende zu kommen. Da er nicht mehr der Jüngste war, erwartete man nicht von ihm, bei der Anlage von Depots südlich auf dem und über das Ross-Schelfeis hinweg zu helfen. Ponting fotografierte die anderen Mitglieder der Küstengruppe, die zur Südpolarreise aufbrachen, deren Erfolg allgemein erwartet wurde. Er bestieg im Februar 1912 die Terra Nova und kehrte in die Zivilisation zurück, um seinen Bestand von über 1700 Fotoplatten zu ordnen und einen Bericht über die Expedition herauszubringen. Pontings illustrierter Abenteuerbericht sollte 1913 von Scott für Vorlesungen und Spendensammlungen genutzt werden.

Nach der Terra-Nova-Expedition

Das katastrophale Ende von „Scotts letzter Expedition“ betraf auch Pontings späteres Leben und seine Karriere. Als die Terra Nova 1910 südwärts gesegelt war, hatte er große Schulden zurückgelassen. Man erwartete, dass Scott als Berühmtheit vom Pol zurückkehren würde und dass er bewegte Bilder von seiner Expedition in Berichten nutzen könnte. Pontings Filmsequenzen, hinterlegt mit beleuchteten Glasplatten, wären ein Schlüsselelement in der finanziellen Rückzahlung der Expedition gewesen.

Als die Leichen Scotts und seiner Gefährten im Sommer 1912/13 auf dem Ross-Schelfeis gefunden wurden, wurden auch ihre Tagebücher gefunden. Diese Aufzeichnungen beschrieben die letzten Tage der drei Forscher, während diese an Erschöpfung und mangelhafter Ernährung litten und ihre verzweifelten Versuche, zum 17 Kilometer entfernten Nahrungsdepot zu gelangen, von einem mehrtägigen Blizzard vereitelt wurden. Scott wusste, dass er dem Untergang geweiht war, und nutzte seine letzten Stunden, um seine Landsmänner zu bitten, das Wohlergehen der Witwen und Überlebenden zu sichern.

Der wortgewandte Aufruf hatte nach der Veröffentlichung große Schenkungen von Privatpersonen zur Folge. Die Geschenke deckten die gesamten Expeditionskosten ab, stellten großzügige Jahresrenten für die Witwen und die Überlebenden zur Verfügung (sorgfältig nach Rang aufgeteilt) und ließen genug übrig für die Stiftung des Scott-Polarforschungsinstitut (SPRI), einem Teil der Universität Cambridge.

Unter diesen Bedingungen war Pontings Arbeit überflüssig geworden, bald darauf begann der Erste Weltkrieg.

Als der Krieg vorüber war, zog Pontings Archiv etwas Interesse auf sich. Er publizierte 1921 Der Große Weiße Süden, die fotografische Erzählung über die Expedition, und half bei der Produktion eines kurzen vertonten Filmes mit dem Titel Neunzig Grad Süd (1933), der auf seinen Filmsequenzen basierte. Außerdem hielt er eine Reihe von Lesungen über die Antarktis. Diese Arbeiten brachten ihm jedoch wenig Entschädigung, und auch seine weitere fotografische Arbeit lief nicht gut. Ponting starb 1935 in London.

Fotografisches Erbe

Das Scott Polar Research Institute kaufte 2004 die Ponting-Kollektion für 533,000 £. Außerdem befindet sich eine von Pontings Dunkelkammern in der Sammlung des Ferrymead Heritage Park in Christchurch, Neuseeland

Ausstellung

  • 2010: Die Eroberung des Südpols - Fotografien von Herbert Ponting, Flo Peters Gallery, Chilehaus C, Pumpen 8, Hamburg

Sonstiges

Ponting ist auch der Autor des humoristischen Gedichts The Sleeping Bag (Der Schlafsack):

On the outside grows the furside. On the inside grows the skinside.
So the furside is the outside and the skinside is the inside.
As the skinside is the inside (and the furside is the outside)
One ‘side’ likes the skinside inside and the furside on the outside.
Others like the skinside outside and the furside on the inside
As the skinside is the hard side and the furside is the soft side.
If you turn the skinside outside, thinking you will side with that ‘side’,
Then the soft side furside’s inside, which some argue is the wrong side.
If you turn the furside outside – as you say, it grows on that side,
Then your outside’s next the skinside, which for comfort’s not the right side.
For the skinside is the cold side and your outside’s not your warm side
And the two cold sides coming side-by-side are not the right sides one ‘side’ decides.
If you decide to side with that ‘side’, turn the outside furside inside
Then the hard side, cold side, skinside’s, beyond all question, inside outside.

Weblinks

 Commons: Herbert Ponting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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