Hugo Wittrock

Hugo Wittrock

Hugo Wittrock (* 7. Julijul./ 19. Juli 1873greg. in Laugo (heute: Laugu) auf Ösel, Gouvernement Estland; † 25. August 1958 in Lübeck[1]) war ein deutsch-baltischer Politiker und kommissarischer Oberbürgermeister der Stadt Riga.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wittrock studierte am Polytechnikum Riga, war vor und nach dem Ersten Weltkrieg Mitinhaber einer Versicherungsgesellschaft in Riga und engagierte sich führend in der Kulturarbeit der Deutschen, etwa beim „deutschen Männergesang“. 1936 zog er als Pensionär nach Königsberg (Preußen).

Wittrock war ein enger Vertrauter des Nationalsozialisten Alfred Rosenberg, mit dem er als Bundesbruder in der deutschbaltischen Studentenverbindung „Rubonia“ seit dessen Studium freundschaftlich verbunden war. Auf Rosenbergs Vermittlung wurde Wittrock nach dem Einmarsch der Wehrmacht in das Baltikum 1941 zum kommissarischen Oberbürgermeister von Riga („Stadtkommissar“ bzw. Gebietskommissar von Riga-Stadt) ernannt und blieb bis zum Abzug der Deutschen 1944 im Amt. Als solcher unterstand er dem Generalkommissar (für Lettland) im Reichskommissariat Ostland Otto-Heinrich Drechsler. Rosenberg beabsichtigte damit, „die Konzentration deutschfeindlicher, lettischer Intelligenzkreise in der Stadtverwaltung zu verhindern,“ weil er Riga als „deutsche Stadt“ ansah.[2]

Wittrock setzte diese Vorgaben einerseits dadurch um, dass er gezielt nach deutschbaltischen Mitarbeitern für die Stadtverwaltung suchte, eine Praxis, die in anderen Dienststellen der deutschen Zivilverwaltung nicht zu beobachten war.[3] Andererseits verfolgte er eine „Germanisierungspolitik“, etwa indem er die Deutsche Domgemeinde in Riga neu begründete und gezielt Straßen Rigas umbenennen liess. So verschwanden Strassennamen mit nationalen lettischen oder auch russischen Bezügen.[4]

Wittrock konnte der NSDAP aufgrund fehlender deutscher Staatsbürgerschaft (er war Staatsbürger von Lettland) nicht beitreten und war damit der einzige Gebietskommissar, der nicht Mitglied in der Partei war.[5]

Seine Erinnerungen wurden posthum veröffentlicht.

Schriften

  • Hat Riga ein deutsches Kaufmannslehrlingsheim nötig? Vortrag gehalten am 14. März 1912 im Rigaer Kaufmännischen Verein. Rigaer Tageblatt, Riga 1912.
  • Der Handwerker. Löffler, Riga 1914.
  • Werden und Entwicklund des deutschen Burschenwesens auf den baltischen Hochschulen. 2 kulturgeschichtliche Streifzüge. Beigefügtes Werk zu Vom Bursenknecht bis zum Farbenstudenten. G. Löffler, Riga 1924.
  • Der deutsche Männergesang im Baltenlande. Direktion H. Wittrock, Riga 1933.
  • Festbericht zur 25-Jahrfeier des Rigaer Deutschen Handwerkerlehrlingsheims am 1. Juni 1934. Deutscher Handwerker-Lehrlingsheim, Riga 1934.
  • Erinnerungen (= Schriftenreihe der Carl-Schirren-Gesellschaft, Band 2). Bearbeitet von Wilhelm Lenz sen. und Wilhelm Lenz jun. Verlag Nordland-Druck, Lüneburg 1979.
  • Werden und Entwicklung des deutschen Burschenwesens auf den baltischen Hochschulen : ein kulturgeschichtlicher Streifzug. WJK-Verlag, Hilden 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://territorial.de/person/personw.htm#fnverweiswi
  2. Seppo Myllyniemi: Die Neuordnung der Baltischen Länder, 1941-1944. Zum nationalsozialistischen Inhalt der deutschen Besatzungspolitik bis 1944 von Riga-Stadt. Helsinki 1973, S. 91
  3. Kārlis Kangeris: Die Rückkehr und der Einsatz der Deutschbalten im Generalbezirk Lettland 1941–1945. In: Michael Garleff (Hrsg.): Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Bd. 2, Weimar 2007, S. 408.
  4. Kangeris: Rückkehr. S. 419.
  5. Helmut Krausnick (Mitverf.), Hans-Heinrich Wilhelm (Mitverf.): Die Truppe des Weltanschauungskrieges (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 22). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, S. 329.

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