Informationsdidaktik

Informationsdidaktik

Informationsdidaktik erforscht den Umgang und die Vermittlung von Informationen. In der Informationsgesellschaft sind Informationen allgegenwärtig. Um die Informationsflut nutzbringend zu bewältigen, benötigt der Einzelne Basiswissen und Techniken, wie er mit den einzelnen Informationen umgehen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Fragestellung der Informationsdidaktik

Jank und Hilbert Meyer (Didaktische Modelle, 1994) haben Didaktik als die Frage definiert, „wer was wann, mit wem, wo, wie, womit, warum und wozu lernen soll.“ Daraus resultiert die Fragestellung für die Informationsdidaktik, nämlich welche Informationen wann und in welcher Form verarbeitet und/oder an wen übermittelt werden und warum das geschieht. Eine optimale Informationsübermittlung setzt voraus, dass die Beantwortung alle W-Fragen miteinander verknüpft.

Etymologie

Ursprünglich stammt der Begriff der Informationstheorie aus der Mathematik und den Ingenieurwissenschaften. Mit der Zeit etablierte sich der Begriff auch in den Natur- und Geisteswissenschaften. Der zur Optimierung von elektronischen Übertragungssystemen entwickelte Terminus wurde auch auf die menschliche Kommunikation übertragen. In den heutigen Geisteswissenschaften spricht man jedoch nicht mehr von dem Begriff der Informationstheorie, sondern dem der Informationsdidaktik.

Definition

Wie im Deutschen gibt es auch beim englischen Begriff der Informationsdidaktik (Information literacy) keine allgemeine Definition. Eine mögliche Definition jedoch wäre: Die Fähigkeit, einen Zugang zu Informationen zu bekommen, diese zu evaluieren und von einer Vielfalt von Quellen herausfiltern und nutzen zu können.

Darüber hinaus soll die Informationsdidaktik lehren, wie man lernt. Das Erlernte muss dann so vermitteln werden, dass auch andere es verstehen. Informationsdidaktik ist jedoch mehr als nur das korrekte Benutzen von zum Beispiel Computern zum Erhalten von Information. Es ist auch erforderlich, die Informationen, die man über den Computer findet, kritisch zu behandeln und nötigenfalls unzureichende oder falsche Informationen zu erkennen und herauszufiltern. Man muss sich der Natur der Information selbst, ihrer technischen Infrastruktur und ihrem sozialen, kulturellen und sogar philosophischen Kontext und Einfluss bewusst sein. Um einen Menschen zum Informationsgebildeten (“Information literate“) zu machen, muss man ihm zumindest in die richtige Richtung zeigen. Dies sollte bereits in der Schule beginnen. Wenn man dann schließlich informationsgebildet ist, verbessert sich automatisch die Lebensqualität. Man hat zum Beispiel weniger Probleme, eine gute Universität zu finden, da man in dem großen Informationsnetzwerk genau weiß, worauf man achten muss. Ein weiteres Beispiel für diese verbesserte Lebensqualität ist es, dass man bei der Tätigung von Investitionen weniger Probleme hat, als jemand, der nicht weiß, worum es sich bei welchen Informationen handelt.

Stadien der Informationsfindung

Bei der Informationsfindung muss man vier Stadien berücksichtigen: Zuerst muss man sich die Frage stellen, was man bereits über ein bestimmtes Thema weiß, welche Information noch fehlt und wo man diese finden kann. Dann muss man die Quellen identifizieren und finden. Behilflich können einem dabei Ressourcen wie Bücher oder Enzyklopädien sein. Als drittes Stadium muss man dann die gefundenen Quellen in „brauchbar“ oder „nicht brauchbar“ unterteilen, die brauchbaren Quellen auswählen und die nicht brauchbaren Quellen ignorieren. Abschließend müssen nun die gefundenen Informationen so organisiert und aufge- bzw. be-arbeitet werden, dass am Ende das Wissen und die Lösung des Problems dabei herauskommen.

Informationsdidaktik heute

Anwendungen für Informationsdidaktik sind heute Beispielsweise die effektive Auswertung der umfangreichen Datenbankinhalte von Unternehmen oder neue Inhalte des Schulunterrichts, die den Schülern einen effektiven Umgang mit Wissensquellen ermöglichen.

Übermäßiger Medienkonsum kann zu realen Problemen führen, z. B.: Mediensucht, Einsamkeit, Aggressivität, schlechtere Sprach- und Lesefähigkeiten, Überaktivität oder Probleme im Umgang mit der Realität. Deshalb müssen Vorschulkinder und manche ihrer Eltern lernen, wie man mit den Medien verantwortungsvoll umgehen kann, z. B.: wie viel Minuten darf das Kind vor dem Fernseher/ Computer sitzen, darf es bereits Computerspiele spielen oder Internetseiten besuchen.

Umgang mit Informationen/Wissensprozess

Der Informationsbenutzer steht in der heutigen von Medien überfluteten Gesellschaft vor dem Problem, sich zwischen Daten und Wissen zurechtzufinden. Dabei werden Daten erst zu Informationen, wenn sie vom Informationsbenutzer wahrgenommen und als relevant angesehen werden. Die gewonnenen Informationen werden durch die unterschiedlichsten Prozesse zu selbst angeeignetem Wissen.

Informationen können nach folgenden Gesichtspunkten verarbeitet werden:

  • Sammlung und Auswertung von gespeicherten und noch unstrukturierten Daten
  • Daten reduzieren
  • relevante Informationen selektieren
  • gewonnene Informationen auf Qualität und Quantität überprüfen
  • Austausch des Wissen mit anderen
  • In einer Gruppe oder alleine Wissen reflektieren

Daraus ergibt sich, dass Wissen eine abgesicherte Information ist, die u. a. durch Erfahrungen und Erwartungen bestätigt werden kann. Der Proband unterzieht sich dabei einem ständigen Lern- und Erkenntnisprozess.

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Ballod: Informationsökonomie – Informationsdidaktik. Strategien zur gesellschaftlichen, organisationalen und individuellen Informationsbewältigung und Wissensvermittlung. W. Bertelsmann, Bielefeld 2007.
  • Michaela Goll: Arbeiten im Netz: Kommunikationsstrukturen, Arbeitsabläufe, Wissensmanagement. Westdeutscher Verlag, 2002.
  • Manfred della Schiava, William H. Rees: Was Wissensmanagement bringt, Informationsflut bewältigen, Mind Maps für die Praxis, Neue Technologie gezielt eingesetzt, Fallbeispiele aus Silicon Villey. Signum Verlag Ges. m. b. H. & Co. KG, 1999.
  • Lyre, H.: Informationstheorie. Eine philosophisch-naturwissenschaftliche Einführung. Fink, München 2002, S. 9 f.
  • Attneave, F.: Application of Information Theory to Psychology. Henry Holt and Compan, New York 1969, S. 13 f.
  • Deutschmann, Lisa.: Wissensmanagement in der Weiterbildung. Das Potenzial von neuen Lernumgebungen. Rainer Hampp Verlag, München und Mering: Mering, 203, S. 29 f.
  • Tatjana Högy, Horst Weiß (Hrsg.): KOMMUNIKATION/SPRACHE Materialien für den Kurs- und Projektunterricht. Kommunikation und Information. Moritz Diesterweg Verlag, Frankfurt am Main 1974, S. 20 f.
  • Kübler, Hans-Dieter: Zauberwort ‚Information‘. Warum theoretische Diskurse auch in bibliothekarischen Kreisen not tun. In: Fachbereich Bibliothek und Information der Fachhochschule Hamburg (Hrsg.): Biblionota. 50 Jahre bibliothekarische Ausbildung in Hamburg – 25 Jahre Fachbereich Bibliothek und Information. Münster/New York 1995, S. 225–254. [1]

Lexika

  • Bußmann, H.: Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner, 2002, S. 305 – 306.
  • Kiel Willi Albers u. a.: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft. Gustav Fischer Verlag, 1987, Bd. 4.
  • Gabber: Wirtschaftslexikon. 16. Aufl., Wiesbaden 2005.
  • Ralf Schnell: Lexikon Kultur der Gegenwart. Metzler Verlag, 2000.

Weblinks


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