Jakob Kaiser

Jakob Kaiser
Jakob Kaiser, 1950

Jakob Kaiser (* 8. Februar 1888 in Hammelburg; † 7. Mai 1961 in Berlin) war ein deutscher Politiker (Zentrumspartei, später CDU), Bundesminister und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Buchbinder Jakob Kaiser gehörte als Mitglied der Zentrumspartei von Mai 1933 bis November 1933 dem Reichstag an. 1933 gehörte er dem Führerkreis der Vereinigten Gewerkschaften an, der die Richtungsgewerkschaften im Kampf gegen die Nationalsozialisten zu einer Einheitsgewerkschaft zusammenschließen wollte. 1934 schloss er sich der Widerstandsbewegung an und arbeitete eng mit Wilhelm Leuschner und Max Habermann zusammen. Wegen des dringenden Verdachtes hochverräterischer Betätigung war er 1938 mehrere Monate in Gestapo-Haft. Nach 1941 setzte er seine Widerstandstätigkeit in Zusammenarbeit mit Carl Friedrich Goerdeler und führenden Männern der Militäropposition fort. Kaiser war führendes Mitglied im Kölner Kreis. Der Verhaftungswelle nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 konnte er durch Flucht entgehen und sich in einem Kellerversteck in Potsdam-Babelsberg verbergen. Er überlebte als einziger aus dem engeren Kreis des gewerkschaftlichen Widerstands in Berlin. Seine Frau Therese und die ältere Tochter Elisabeth kamen in Sippenhaft. Ebenfalls inhaftiert wurden die Geschwister seiner Frau.

Jakob Kaiser auf dem Parteitag der Ost-CDU 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Kaiser mit Andreas Hermes und Joseph Ersing zu den Mitbegründern der CDU in der sowjetischen Besatzungszone und kämpfte erfolglos gegen die immer tiefer werdende Kluft zwischen der sowjetischen Besatzungszone und dem von Westmächten besetzten Teil Deutschlands. Auch die Umwandlung der Ost-CDU in eine Blockpartei konnte er nicht verhindern. Im Dezember 1947 wurden er und Ernst Lemmer als Vorsitzende der Ost-CDU von der Sowjetischen Militäradministration abgesetzt. Auch nach seiner Übersiedelung nach Westberlin war Kaiser jedoch ein Gegner der Westbindungspolitik des Vorsitzenden der CDU in der britischen Zone und späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Er favorisierte stattdessen ein blockfreies Deutschland mit Brückenfunktion zwischen West und Ost. Mit Karl Arnold gehörte er zudem zu der Gruppe ehemaliger christlicher Gewerkschaftsführer, die sich innerhalb der CDU für die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien einsetzten. Er gehört zu den Gründern der CDU-Sozialausschüsse, deren Vorsitzender er von 1949 bis 1958 war. Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 1953 war er der einzige CDU-Spitzenpolitiker, der sich offen für eine Große Koalition einsetzte.

Ehrengrab Jakob Kaisers auf dem Waldfriedhof Zehlendorf

1948/49 war Kaiser als Vertreter der Berliner Stadtverordnetenversammlung beratendes Mitglied des Parlamentarischen Rates. Wegen des Sonderstatus Berlins hatte er dort kein Stimmrecht. Von 1949 bis 1957 war er Mitglied des Deutschen Bundestags und bekleidete in dieser Zeit das Amt des Ministers für Gesamtdeutsche Fragen. Er gehörte zu den führenden Köpfen des am 17. Juni 1954 gegründeten Kuratoriums Unteilbares Deutschland. In seiner Ministerposition engagierte er sich erfolgreich für ein positives Votum in der Volksabstimmung, durch die das Saarland 1957 zum zehnten Bundesland der Bundesrepublik Deutschland wurde. 1950 bis 1953 und 1956/57 war er ständiger Vertreter des Bundeskabinetts im Ältestenrat des Bundestages. 1950 bis 1958 war er stv. Bundesvorsitzender der CDU. Jakob Kaiser starb nach langer Krankheit am 7. Mai 1961 in Berlin.

Kaiser wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin-Nikolassee beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Er war seit 1918 verheiratet mit Therese Kaiser, geb. Mohr (1889–1952) und seit 1953 mit Dr. Elfriede Kaiser-Nebgen (1890–1983) und Vater von zwei Töchtern.[1]

Ehrungen

  • 1953: Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags 1958 wurde er Ehrenbürger von Berlin und von Homburg im Saarland sowie im gleichen Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Ehrenvorsitzender der CDU.
  • Fünf Tage nach seinem Tod erhielt am 12. Mai 1961 der Siemensplatz in Berlin-Charlottenburg den Namen Jakob-Kaiser-Platz.[2]
  • In Königswinter bei Bonn hat die Jakob-Kaiser-Stiftung e. V. ihren Sitz. Zentrale Aufgabe ist die politische Bildung.
  • Nach ihm, der sich stets für den Wiederaufbau der Reichstagsruine ausgesprochen hatte, ist das Jakob-Kaiser-Haus benannt. Das Gebäude liegt im Berliner Regierungsviertel, neben dem ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais und beherbergt Abgeordnetenbüros und Verwaltungsräume des Bundestages.
  • In seiner Geburtsstadt Hammelburg wurden die Realschule und eine Brücke nach ihm benannt.
  • In Hamburg, Fulda Marburg und Bielefeld gibt es zu seinem Andenken jeweils eine Jakob-Kaiser-Straße, in Erfurt einen Jakob-Kaiser-Ring, in Wuppertal einen Jakob-Kaiser-Weg.
  • Nach Jakob Kaiser ist der Jakob-Kaiser-Preis für ausgezeichnete Fernsehsendungen und -reportagen benannt.

Literatur

  • Erich Kosthorst: Jakob Kaiser. Der Arbeiterführer, Stuttgart u.a. 1967.
  • Elfriede Nebgen: Jakob Kaiser. Der Widerstandskämpfer, Stuttgart u.a. 1967.
  • Werner Conze: Jakob Kaiser, Politiker zwischen Ost und West 1945–1949, Stuttgart 1969.
  • Erich Kosthorst: Jakob Kaiser. Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen 1949–1957, Stuttgart u.a. 1972.
  • Marcel Albert: Jakob Kaiser, Politiker aus Hammelburg, in der deutschen Erinnerungskultur, in: Mainfränkisches Jahrbuch 60 (2008), S. 318-335.
  • Jakob Kaiser: Gewerkschafter und Patriot. Eine Werkauswahl, hg. von Tilman Mayer, Köln 1988.
  • Jakob Kaiser: Wir haben Brücke zu sein. Reden, Äußerungen und Aufsätze zur Deutschlandpolitik, hrsg. von Christian Hacke, Köln 1988.

Weblinks

 Commons: Jakob Kaiser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1960/1960-05-Infos.pdf
  2. Jakob-Kaiser-Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

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