Johann Traugott Lohse

Johann Traugott Lohse

Johann Traugott Lohse (* 16. Mai 1760 in Altenhain; † 27. Juni 1836 in Schlettau) war ein deutscher Baumeister bzw. Architekt, der als Pionier des sächsischen Kirchen- und Fabrikbaus gilt.

Leben

Das von Lohse 1806 für die Spinnerei Bernhard entworfene Herrenhaus (Rückansicht)
Die von Lohse entworfene Meinertsche Spinnmühle in Lugau/Erzg. von 1812 mit einem für Lohse typischen hohen Mansarddach

Wie sein Vater Julius Christoph Lohse erlernte er das Maurerhandwerk. Seit 1790 ist er in Pleißa als Maurermeister nachweisbar. Obwohl von ihm nicht bekannt ist, ob er auf einer architektonischen Schule eine baumeisterliche und künstlerische Ausbildung absolviert hat, war er später als Architekt tätig.

Die durch Lohse errichteten Gebäude weisen für ihn typische Stilelemente auf. Auf würfelförmige Sockel setzte er monumentale Säulen, die an ihren Enden durch wulstartige Ringe einen Übergang zum Sockel und der Deckplatte herstellen. Lohse hat die von ihm entwickelten Elemente für den Kirchenbau stilistisch auf seine palasttypartigen Fabrikgebäude übertragen und Säulen als riesige Halbsäulen an den Ecken seiner Gebäude angeordnet. Seine monumental gestalteten Fabrik- und Kirchenbauten sind in der Kunstgeschichte Sachsens bedeutend.

Lohse werden die Kirchen von Reichenbrand (1804-1810) und Grünhain (1808–1812), der Turm- und Innenausbau der Kirche in Roßwein und der Turmhelm an der Annenkirche in Annaberg (1814) zugeschrieben.

Die Spinnereigebäude der Firma Gebr. Schnabel in Erfenschlag (1808), Claus in Plaue (1809), Evan Evans (1812), Meinert in Lugau (1812) und die Spinnereien in Schlettau (1814 und 1824) sind durch ihn errichtet worden. Eine Spinnerei in Schlettau betrieb er selbst gemeinsam mit seinem Schwiegersohn unter dem Firmennamen „Lohse & Naumann“. Bei der Bauform seiner eigenen Fabrik ging Lohse mit der vollen Kreuzform des Grundrisses neue Wege zur verbesserten Kraftübertragung der Antriebswellen in das obere Fabrikgeschoss. Mit seinem Erweiterungsbau von 1824 führte Lohse eine weitere Neuerung in der Fabrikdachgestaltung ein. Durch eine dem Schiffbau entlehnte, kielbogenartige Dachform verzichtete er auf den Einbau von Stützen im Dachbereich und erhöhte dadurch die Nutzbarkeit des Dachbodens.

Literatur

  • W. Hentschel: Aus den Anfängen des Fabrikbaus in Sachsen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Dresden, Heft 3 (1954)
  • Stadtverwaltung Schlettau (Hrsg.): Festschrift zur ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Schlettau vor 650 Jahren. Verlag Bergstraße, Annaberg, 2001.

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