Karl Schmidt-Rottluff

Karl Schmidt-Rottluff
Gedenktafel am Haus Schützallee 136 in Berlin-Zehlendorf
Wohnhaus von Karl Schmidt-Rottluf in Chemnitz, Ortsteil Rottluf.

Karl Schmidt-Rottluff (* 1. Dezember 1884 in Rottluff (heute Stadtteil von Chemnitz); † 10. August 1976 in Berlin; eigentlich Karl Schmidt) war ein deutscher Maler, Grafiker und Plastiker. Er gilt als einer der Klassiker der Moderne und als einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gedenktafel am Haus Niedstraße 14 in Berlin-Friedenau

Karl Schmidt wurde in Rottluff bei Chemnitz (Sachsen) geboren und nannte sich seit 1905 Schmidt-Rottluff. Von 1905 bis 1906 nahm er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Dresden auf.

Künstlergruppe Brücke

Am 7. Juni 1905 wurde die Künstlergruppe Brücke von den Architekturstudenten Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl und Erich Heckel in Dresden gegründet. Im November folgte die erste Ausstellung der Brücke in einer Kunsthandlung in Leipzig. Im Jahr 1907 bat die Hamburger Kunsthistorikerin Rosa Schapire um Aufnahme als passives Mitglied. Der von ihr am höchsten geschätzte Schmidt-Rottluff malte 1911 und 1919 Porträts von ihr.

Auch der Maler Max Pechstein, der als einziger der Gruppe kunstakademisch voll ausgebildet war, stieß dazu, machte aber Probleme und wurde ausgeschlossen, als sich herausstellte, dass er gleichzeitig auch der Berliner Sezession angehörte.

1913 löste sich die Brücke auf.

Weitere Künstlergruppen

1910 beteiligte Schmidt-Rottluff sich an den Ausstellungen der Neuen Secession in Berlin, 1912 an der 2. Ausstellung des Blauen Reiters in München und an der Sonderbund-Ausstellung in Köln. 1914, ein Jahr nach Auflösung der „Brücke“, wurde er Mitglied der Neuen Secession in Berlin und hatte dort seine erste Einzelausstellung. Während des Ersten Weltkrieges war er Armierungssoldat in Litauen und Russland von 1915 bis 1918.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach Kriegsende heiratete er Emmy Frisch. Zusammen mit Rosa Schapire und Wilhelm Niemeyer gestaltete er die expressionistische Veröffentlichung Die rote Erde und 1920/21 die Zeitschrift für Kunst Kündung.

Eine Künstlergemeinschaft, 1926. Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner mit Otto Mueller, Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff

Anfangs war Schmidt-Rottluffs Werk noch deutlich vom Impressionismus beeinflusst. Als Motive tauchen häufig norddeutsche und skandinavische Landschaften auf. 1911 zog der Maler nach Berlin um. Damit nahmen geometrische Formen in seinem Werk größeren Raum ein, ab 1923 runde, geschwungene Formen. Im Jahr 1932 zog er nach Rumbke am Lebasee in Hinterpommern.[1]

Verfemung

Im Jahr 1937 wurden Schmidt-Rottluffs Werke (608 Arbeiten) in den deutschen Museen als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt, einige von ihnen wurden dann in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Bei der Gemäldeverbrennung am 20. März 1939 im Hof der Berliner Hauptfeuerwache wurden mehrere seiner Werke vernichtet.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Ehrengrab, Hüttenweg 47, in Berlin-Dahlem

1947 wurde er als Professor an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg berufen. Im Jahr 1955 war Karl Schmidt-Rottluff Teilnehmer der documenta 1 in Kassel.

An seinem achtzigsten Geburtstag 1964 machte er den Vorschlag, ein Brücke-Museum in Berlin zu errichten. Dies wurde in die Tat umgesetzt, und das Museum konnte am 15. September 1967 eröffnet werden. Erich Heckel und er hatten dem Haus mehrere Werke übergeben.

1974, anlässlich seines neunzigsten Geburtstags, ernannte ihn die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart auf Vorschlag ihres damaligen Rektors Wolfgang Kermer zu ihrem Ehrenmitglied.

Emmy und Karl Schmidt-Rottluff starben 1975 und 1976 im Abstand weniger Monate in Berlin. Der erste Direktor des Brücke-Museums hielt die Grabrede.

Schmidt-Rottluff wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin-Dahlem beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Bilder von der Ostsee

Das Bild „Seehofallee in Sierksdorf“ von Karl Schmidt-Rottluff – auf der Informationstafel an der Schmidt-Rottluff-Allee in Sierksdorf

Im Laufe seines Lebens zog es Schmidt-Rottluff immer wieder an die Ostsee. Dort entstanden Bilder der Ostseelandschaft in leuchtenden Farben und großzügiger Vereinfachung der Motive. Die Aufenthalte waren:[3]

  • 1906: Insel Alsen, Dänemark (in dänisch: Als)
  • 1913: Nidden auf der Kurischen Nehrung (Nida)
  • 1914, 1919: Hohwacht an der Lübecker Bucht
  • 1920-1931: regelmäßig in Jershöft in Hinterpommern (in polnisch: Juroslawiec)
  • 1932-1943: innere Emigration nach Rumbke am Lebasee (in polnisch: Lebsko)
  • 1951-1970: Sierksdorf an der Lübecker Bucht.

Fundus in Berlin und Chemnitz

Über 300 Werke von Karl Schmidt-Rottluff, darunter Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Postkarten, Holzschnitte, Radierungen, Lithographien, Gebrauchsgrafik und Plastiken werden vom Brücke-Museum in Berlin-Zehlendorf verwahrt. Ebenfalls fast 300 Werke umfasst der Fundus der Kunstsammlungen Chemnitz.

Zu den Werken Schmidt-Rottluffs zählen auch einige Porträts, etwa von der Kunsthistorikerin Rosa Schapire, mit der er eng befreundet war, und von Lyonel Feininger, einem weiteren Vertreter des Expressionismus.

Ehrungen

1970 wurde er zum Ehrenbürger von Berlin ernannt.

1974 wurde ihm der erste Lovis-Corinth-Preis verliehen.

Nach ihm ist die Schmidt-Rottluff-Allee (die ihm Motiv des Gemäldes Seehofallee in Sierksdorf war), der Karl-Schmidt-Rottluff-Weg in Berlin-Zehlendorf (zwischen Berliner Straße und Schützallee) und das Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium in Chemnitz benannt.

Siehe auch: Karl Schmidt-Rottluff Stipendium.

Werke (Auswahl)

300 Pf-Sondermarke der Deutschen Bundespost (1995): Gutshof in Dangast

Literatur

  • Beiheft Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele. Lebensdaten und Selbstzeugnisse. Neckar, Villingen 1998
  • Roland Doschka (Hrsg.): Deutscher Expressionismus – Karl Schmidt-Rottluff. Meisterwerke aus den Kunstsammlungen Chemnitz. Prestel, München 2005, ISBN 3-7913-3386-0
  • Wolfgang Kermer: Akademie-Ehrung für Karl Schmidt-Rottluff. In: Akademie-Mitteilungen 6 / Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. April 1974 bis 31. März 1975 / Stuttgart: Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Mai 1975, S. 66–68
  • Magdalena M. Moeller: Karl Schmidt-Rottluff. Formen & Farbe. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3455-1
  • Gerd Presler: Die Brücke. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-499-50642-0
  • Christian Saehrendt: Die Kunst der „Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg. Stuttgart 2005. Reihe: Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Hrsg. Rüdiger vom Bruch u. Eckart Henning, Bd. 13
  • Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Expressionisten. Die Avantgarde in Deutschland 1905–1920. Henschel, Berlin 1986, ISBN 3-362-00081-9
  • Gerhard Wietek: Karl Schmidt-Rottluff. Zeichnungen auf Postkarten. Wienand, Köln 2010, ISBN 978-3-86832-010-7
  • Gerhard Wietek: Karl Schmidt-Rottluff. Plastik und Kunsthandwerk, Werkverzeichnis. Hirmer, München 2001, ISBN 3-7774-9270-1

Ausstellungen

  • 6. November 2010 bis 23. Januar 2011. Karl Schmidt-Rottluff: Landschaften und Stillleben, Saarlandmuseum, Saarbrücken.
  • 23. Januar bis 15. Mai 2011. Karl Schmidt-Rottluff: Unbekannte Blätter aus einer Privatsammlung (Aquarelle aus dem Spätwerk), Ernst-Barlach-Haus, Hamburg.
  • 11. Februar bis 17. Juli 2011: Karl Schmidt-Rottluff. Ostseebilder. (35 Gemälde und 60 Aquarelle rund um die Ostsee von der dänischen Insel Alsen, Nidden auf der Kurischen Nehrung, Hohwacht an der Lübecker Bucht, Jershöft in Hinterpommern, dem hinterpommerschen Rumbke am Lebasee und Sierksdorf an der Lübecker Bucht). [6] [7]

Weblinks

 Commons: Karl Schmidt-Rottluff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einige Werke

Einzelnachweise

  1. Annette Stiekele: Das Leuchten der Farben. In: Hamburger Abendblatt vom 24. Januar 2011, S. 20
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 532.
  3. Brücke-Museum Berlin (Hrsg.): Karl Schmidt-Rottluff. Ostseebilder. Faltblatt von 2011.
  4. Abb. im Großformat bei Norbert Berghof (Red.): Bildmappe Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele. Neckar, Villingen 1998, ohne ISBN
  5. Internationales Maritimes Museum, Hamburg, Deck 8
  6. Brücke-Museum zeigt Impressionen von der Ostsee. In: Hamburger Abendblatt vom 14. Februar 2011, S. 15
  7. Sonderausstellung 2011 im Brücke-Museum Berlin. Aufruf 18. Februar 2011, 17:45 Uhr

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