Karrenseilbahn

Karrenseilbahn
Bergstation der Karrenseilbahn von Dornbirn aus gesehen
Bergstation gesehen von Mühlebach, Küferbachgasse

Die Karrenseilbahn ist eine Luftseilbahn in Dornbirn im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Sie verbindet eine Talstation auf 464 m ü. A. in Dornbirn-Gütle mit der Spitze des 976 Meter hohen Dornbirner Hausbergs Karren. Die Anlage befindet sich im Besitz der Dornbirner Seilbahn Gesellschaft m.b.H., an der die Stadt Dornbirn beteiligt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Die Geschichte der Idee einer Seilbahn auf den Karren beginnt bereits kurz vor dem 20. Jahrhundert. Bereits im Jahr 1892 ließ der Industrielle Viktor Hämmerle einen hölzernen Aussichtsturm auf dem Karren errichten, von dem aus ein herrlicher Panoramarundblick ermöglicht wurde. Dessen Tochter überließ das abgeholzte Grundstück später im Andenken an ihren Vater der Dornbirner Seilbahngesellschaft und schuf damit einen wesentlichen Grundstein für die Errichtung einer Seilbahn. Im Faschingstreiben des Jahrs 1898 wurden die Pläne von Diplomingenieur Sepp Luger, der sich mit dem Bau einer solchen beschäftigte, zum Anlass für zahlreiche Scherze genommen. Tatsächlich sollten noch einige Jahre vergehen, ehe das Projekt wieder in Angriff genommen wurde.

Im Jahr 1950 wurde die Dornbirner Seilbahngesellschaft m.b.H. gegründet[1], deren vorrangiges Ziel es war, den Fremdenverkehr durch den Bau von Schiliften nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Gang zu bekommen. Das erste Bauprojekt war also die Errichtung eines Schlepplifts am Lank am Bödele. Zum Projektleiter wurde der bereits erwähnte Ingenieur Luger bestellt. Die Finanzierung des 200.000 Schilling teuren Baus wurde damals zu 20 % aus den Mitteln des Marshallplans finanziert. Am 25. Jänner 1951 wurde dieses direkte Vorgängerprojekt der Karrenseilbahn in Betrieb genommen.

Planung

Sepp Luger legte 1952 sein Konzept zur Errichtung einer Seilbahn auf den Karren vor.[2] Wenig später wurde bereits der Architekt Emanuel Thurnher mit der Planung einer Gaststätte beauftragt. Die Bergstation wurde bereits in verstärkter Bauweise ausgeführt, da eine spätere Verlängerung der Seilbahn vom Karren auf die Staufenspitzen angedacht war (diese Variante gelangte nicht zur Ausführung).

Finanzierung

Das Projekt geriet allerdings ins Stocken, als der Plan platzte, die Finanzierung zu 60 % auf die Marshallplanhilfe zu stützen. Anschließend musste das Budget erheblich gekürzt werden, so dass die Gaststätte in der vorliegenden Finanzierung über 3,15 Millionen Schilling nicht mehr inkludiert war. In der ursprünglichen Planung war zudem ein Start vom Mühlebach, einer etwas erhöht auf einem Hügel gelegenen Ansiedlung, aus vorgesehen. Dies wurde jedoch zugunsten der günstigeren Verkehrsanbindung an der Gütlestraße verworfen, unter der Schwierigkeit, dass nun eine Stütze gebaut werden musste, um eben jenen Hügel zu überqueren.

Bau und Eröffnung

Bau

Der Bau selbst gestaltete sich aufgrund der schweren Teile, die per Eisenbahn antransportiert werden mussten, sowie wegen des Fehlens eines Helikopters sehr schwierig. In über 2.000 Fahrten mussten die Teile für die Bergstation mit einem Unimog über den steilen Karrenweg transportiert werden. Im Mai 1956 wurde mit dem Bau der Stütze begonnen, welche im Gegensatz zu modernen Seilbahnen genietet statt geschraubt wurde. Zudem wurde der etwa zwei Tonnen schwere Stützentragseilschuh von Hand mittels Rollen hochgezogen. Der Antrieb für die Seilbahn wurde zunächst auf der Dornbirner Messe ausgestellt, anschließend in einer Markthalle gelagert und schließlich 1956 zur Bergstation transportiert (heute befindet sich der Antrieb in der Talstation). Das Auslegen und Spannen der schweren Stahlseile stellte die Arbeiter vor die größte Herausforderung. Dennoch konnten die kraftraubenden Arbeiten, die ebenfalls händisch durchgeführt wurden, innerhalb von dreieinhalb Wochen von einem Arbeitstrupp der Vorarlberger Illwerke erledigt werden. Die rund eine Tonne schweren Kabinen wurden im Sommer 1956 von Mitarbeitern der Firma Doppelmayr (Hard)[3] installiert.

Technische Daten

Der Antrieb der Bahn befand sich in der Bergstation. Es handelte sich um einen regelbaren Gleichstromantrieb. Der Gleichstrom wurde über einen Ward-Leonard-Satz umgewandelt. Zur Kraftübertragung vom Gleichstrommotor (Antrieb) auf die Seilscheibe (Zugseil) wurde kein Getrieb und kein Zahnkranz eingesetzt, sondern zur Erreichung einer hohen Laufruhe wurden zehn Keilriemen[4] verwendet. Mit der Zuführung elektrischer Energie in die Bergstation konnte auch das Bergdorf Ebnit erstmals an das öffentliche Energienetz angeschlossen werden.

  • Seilhöhe in der Talstation: 463,5 m
  • Seilhöhe in der Bergstation: 977,0 m
  • Bahnlänge (waagrechte Länge): 1389,8 m
  • Betriebslänge (schräge Länge): 1481,0 m
  • eine Stütze (37 m Höhe)
  • Mittlere Neigung: 37%
  • Größte Neigung: 61%
  • 2 Fahrbetriebsmittel mit einem Fassungsraum von 15+1 Personen oder 1200 kg
  • Höchstfahrgeschwindigkeit 7 m/s (entspricht 4,8 Minuten Fahrzeit)
  • größte Förderleistung je Stunde und Richtung: 180 Personen.[5]

Eröffnung

Die Eröffnung der Karrenseilbahn fand am 17. November 1956 statt, etwas später als geplant, da ursprünglich vorgesehen gewesen war, sie zur Sommermesse zu eröffnen, was sich aber aufgrund von Materialprüfungen nicht einhalten ließ. Neben dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Alfred Hämmerle und Bürgermeister Günther Anton Moosbrugger war auch der Pfarrer Johannes Schöch Gast der Ehrenzeremonie. Zur Eröffnung komponierte der Dornbirner Musikschuldirektor Friedrich Jung sogar eine eigene Festkantate. Der Fahrpreis für in Vorarlberg ansässige Personen betrug zunächst 12 Schilling, Kinder unter 1,30 Meter Körpergröße zahlten die Hälfte dieses Preises.

„Karrenseilbahn neu“

Bergstation mit Panoramarestaurant

Nachdem am 15. August 1991 der 1.500.000ste Fahrgast begrüßt werden konnte, stellte sich dennoch Anfang der 90er-Jahre die Frage, ob nicht eine Erneuerung der bestehenden Infrastruktur wünschenswert wäre. Hier wurde auf die tiefe Verbundenheit der Dornbirner Bevölkerung mit der Karrenseilbahn zurückgegriffen und nach einem Finanzierungsaufruf konnten bereits nach einer Woche Anteile von über 1 Million Schilling verkauft werden, nach drei Wochen waren es 200 Personen, die Anteile von etwas mehr als 3 Millionen Schilling gezeichnet hatten. Damit war das Projekt „Karrenseilbahn neu“ endgültig besiegelt.

Die angedachte und geprüfte Variante zur Verlegung der Talstation der Karrenseilbahn in das Gütle und Seilführung Gütle - Brentenkopf - Karren[6] wurde aus Kostengründen nicht weiter verfolgt und die Seilbahn im Rahmen der bestehenden Trasse modernisiert.

Am 28. Juni 1996 wurde die sanierte Karrenseilbahn durch Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Rudolf Sohm sowie Geschäftsführer Hermann Gabriel offiziell eröffnet. Nach 8-monatiger Bauzeit war die Seilbahn komplett erneuert worden. Besonders hervorzuheben ist das von Architekt Leopold Kaufmann geplante, neu errichtete Panoramarestaurant, welches auf Stahlträgern einige Meter über den Abhang hinaus gebaut wurde. Kurz nach dem ersten Betriebsjahr der neuen Karrenseilbahn konnte der 250.000ste Besucher begrüßt werden, 1999 war es die 750.000-Besucher-Marke, die fiel und im Jahr 2006 zählte die neue Karrenseilbahn bereits ihren Zweimillionsten Besucher.

Technische Daten

Der Höhenunterschied von 512 Metern wird auf einer Fahrstrecke von 1477 Metern mithilfe einer zweispurigen Pendelbahn überwunden. Die schräge Länge beträgt dabei 1475 Meter, die horizontale Länge nur 1348 Meter. Die Spurweite beträgt in den Stationen 3,6 Meter, bei der einzigen Stütze dagegen 9 Meter. Bei einer mittleren Neigung von 37 % bewegen sich die Kabinen mit einer Geschwindigkeit von 7 – 10 m/s. In etwa 1.800 Betriebsstunden im Jahr können bei einer Fahrzeit von 3,5 – 5 Minuten zwischen 200.000 und 250.000 Passagiere befördert werden, wobei die maximale Förderleistung bei 517 Personen pro Stunde liegt. In jeder der beiden gegenläufig fahrenden, 2 × 4 Meter großen Kabinen können bis zu 35 Personen (und zusätzlich ein Mann Bedienungspersonal) oder 2700 Kilogramm transportiert werden.[7] Dabei werden im Maximalbetrieb zum Anfahren 348 kW, während der Fahrt maximal 245 kW Antriebsleistung benötigt.

Besonderheiten

Am 2. August 1991[8] fand bei der Karrenseilbahn ein bislang einmaliger Base Jump statt. Der Journalist Alfred Waibel (Dornbirn) sprang unter notarieller Aufsicht[9] und im Beisein von Zeugen, Presse und Rundfunk aus einer der Seilbahnkabine, 72 Meter über den Baumwipfeln, in ca. 860 m Seehöhe ab. Dadurch sollte die Leistungsfähigkeit des Gleitschirm-Rettungsystemes "Cut-away"[10] demonstriert und auch ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde erlangt werden.

Literatur

  • Dornbirner Seilbahn Gesellschaft m.b.H. (Hrsg.): 50 Jahre Dornbirner Karrenseilbahn - Broschüre zum Jubiläum am 17. November 2006.
180° Panorama
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Weblinks

Anmerkungen

  1. Die Gründungsversammlung fand am 28. Juli 1950 statt. Stadtkämmerer Eugen Gabriel leitete die Versammlung. Als Aufsichtsratsvorsitzender wurde Diplomkaufmann Alfred Hämmerle bestellt. Aufsichtsräte der ersten Stunde waren: Bürgermeister Dr. Moosbrugger, Diplomkaufmann Hermann Rhomberg, Alfons Fussenegger und Johann Drexel. Ing. Sepp Luger wurde als zweiter Geschäftsführer der Ges.m.b.H bestellt.
  2. Zuvor wurde ein Projekt für eine Seilbahn von Dornbirn zur Schwende geprüft, gelangte jedoch nicht zur Realisierung.
  3. Es handelt sich dabei nicht um das bekannte Unternehmen mit Schwerpunkt Seilbahnbau Fa. Doppelmayr in Wolfurt.
  4. Die Verwendung von zehn Keilriemen wurde von der Aufsichtsbehörde vorgeschrieben. Technisch wären drei Keilriemen zur Kraftübertragung ausreichend gewesen. Dieser offene Keilriemenantrieb mußte während der gesamten Betriebszeit der alten Seilbahnanlage (39 Jahre) nicht ausgetauscht werden.
  5. Technische Daten entnommen aus der "Betriebsvorschrift für die Karrenseilbahn".
  6. Die horizontale Länge der Seilbahntrasse hätte 1915 m (Variante A) bzw 1979 m (Variante B) betragen und wäre somit um 516 bzw. 580 m länger gewesen. Vorgesehen waren drei Stützen.
  7. Die Seilbahnkabine selbst hat ein Eigengewicht von 900 kg.
  8. Probesprung bereits am 28. Juli 1991.
  9. Notar Gerhard Hammerer, öffentlicher Notar in Dornbirn.
  10. Flächenfallschirm mit 20 m² effektiver Fläche und sieben, nach vorne offenen Zellen.
47.400459.7535667

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