Kilianstollen

Kilianstollen
Eingang Kilianstollen
Sekundäre Kupfermineralisation im Kilianstollen/Marsberg.

Das Besucherbergwerk Kilianstollen ist ein stillgelegtes Kupferbergwerk in Marsberg (Hochsauerlandkreis).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Marsberger Kupfererzbergbaus

Bergbautätigkeiten gibt es in der Region um Marsberg seit mindestens dem 12. Jahrhundert (Schiefer und Erze), die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichten. Ein im Jahr 900 vom Kloster Corvey verliehenes Münzrecht weist bereits darauf hin, dass vermutlich hier schon seit dem späten 8. Jahrhundert Kupfer als Prägemetall abgebaut wurde.

Bildung von Zementkupfer durch Entkupferung der Erzlösung über Eisenplatten.

1150 wurde von Konrad III. (HRR) das Recht verliehen, im Eresberg (einem Teil von Marsberg) nach Kupfer, Gold, Silber, Blei und Zinn zu graben.

Bis zum 16. Jahrhundert wurden vorwiegend die oberflächennahen Kupfererze („Rückenerze“) abgebaut. Ein Abbau von Erzen in größeren Tiefen scheiterte an der Wasserhaltung. Die wenigen, primitiven Schächte wurden bei Starkregen und Schneeschmelzen regelmäßig überflutet und führten größtenteils zum Einstellen des Bergbaus. Erst nach der Gründung von Gewerken wurde 1650 mit dem Tiefbau begonnen. Anfang des 18. Jahrhunderts kam der Bergbau um Marsberg zeitweilig aufgrund kriegerischer Unruhen und Brennstoffknappheit zum Erliegen. Zahlreiche Versuche des preußischen Staates, den Bergbau wiederzubeleben, scheiterten meist schon nach kurzer Betriebszeit. Einen wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr der Erzbergbau, als 1834 die „Stadtberger Gewerkschaft“ den Bergbau und Hüttenbetrieb übernahm. Sie wurde 1872 in eine AG umgewandelt und führte bis zu ihrer Liquidation 1930 den Bergbaubetrieb. Eine erste Blütezeit erreichte der Marsberger Kupfererzbergbau im Jahr 1863, wo mit etwa 200 Berg- und Hüttenleuten 48830t Erz gefördert wurde (SLOTTA 1983). Kurz vor dem Ersten Weltkrieg konnte die Jahresförderung von Kupfererz noch einmal auf 52.793 t (1912) gesteigert werden. Inflation, Schwankung im Weltmarktpreis und Kapitalverlust Ende der 20er Jahre führten zur Liquidation des Bergbaus. 1935 wurde der Bergbau- und Hüttenbetrieb mit Hilfe von staatlichen Subventionen unter Führung der „Vereinigten Deutschen Metallwerke AG“ wieder aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch 1945 der Betrieb endgültig.

Kieselrot-Problematik

In den 1930er Jahren wurde in Marsberg ein neues Verhüttungsverfahren, die chlorierende Röstung eingesetzt, die in der Folgezeit zu erheblichen Umweltproblemen geführt hat. Bei diesem Verfahren wurde zur Steigerung der Erzausbeute 8 % Natriumchlorid (Kochsalz, NaCl) zugesetzt. Bei höheren Brenntemperaturen reagiert Chlor mit der organischen Substanz, die im unterkarbonischen Alaunschiefer (etwa 2-10 %) vorhanden ist. Die entstehenden Verbindungen gehören zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen, unter anderem zu der Gruppe der Dioxin- und Furanverbindungen. Die während der letzten Betriebsjahre angehäuften Halden mit Kieselrot, wurden noch bis 1968 verkauft. Insgesamt wurden etwa 400.000 t dieses Abfallproduktes unter der Handelsbezeichnung Hüttensplitt vermarktet. Es wurde deutschlandweit auf vielen Sportplätzen verwendet. 1992 wurde bei Messungen auf Bremer Sportplätzen festgestellt, dass dieses Material stark mit Dioxinen und Furanen verseucht ist (Der Gehalt an Dioxinen und Furanen übersteigt die vom Umweltbundesamt vorgegebenen Grenzwerte zum Teil um das 10.000-fache).

Eingang zum Schaubergwerk

Schaubergwerk Kilianstollen

Nach dreijähriger Aufräum- und Ausbauphase wurde das Schaubergwerk 1984 durch den Marsberger Heimatbund wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Von April bis Oktober finden regelmäßig Führungen statt. Im Kilianstollen sind Gesteine des Oberdevons bis Unterkarbons vollständig aufgeschlossen. Neben einem Überblick über die Geologie und den Kupfererzbergbau in der Marsberger Region wird besonderes Augenmerk auf die Aufbereitung der kupferhaltigen Lösungen gelegt.

Literatur

  • Bieker, F.; Lattek, K. (1992): Kilianstollen – Bergbau und Geologie in Marsberg. - Marsberger Heimatbund e.V. (Hrsg.): 40 S.; Marsberg (Schulte).
  • Böddicker, D. (1993): Der Kupferbergbau in Marsberg, vorwiegend im 19. und 20. Jahrhundert. - Mag.-Arb. Univ. Münster: 110 S.; Münster.
  • Slotta, R. (1983): Die Gruben auf den Erzvorkommen von Stadtberge-Niedermarsberg. In: Dt. Bergbau-Museum Bochum [Hrsg.]: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Teil 4/1 (Der Metallerzbergbau): 667-681,; Bochum.

Weblinks

 Commons: Kilianstollen Marsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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