Kloster Haydau

Kloster Haydau
Kloster Haydau
Kloster Haydau
Kloster Haydau
Lage DeutschlandDeutschland Deutschland
Hessen
Koordinaten: 51° 4′ N, 9° 37′ O51.066249.61783Koordinaten: 51° 3′ 58″ N, 9° 37′ 4″ O
Gründungsjahr 1235
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1527
Tochterklöster

keine

Das ehemalige Kloster Haydau liegt im Ortsteil Altmorschen der Gemeinde Morschen im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen. Es ist das in seinem baulichen Bestand am besten erhaltene Kloster der Zisterzienserinnen in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Gründung und Entwicklung

Im Jahre 1232 überfielen Landgraf Konrad von Thüringen und sein Feldhauptmann Friedrich von Treffurt zu Spangenberg die mainzische Stadt Fritzlar. Sie erstürmten die Stadt, brannten sie nieder und plünderten die Stiftskirche St. Peter. Zur Buße verpflichtet bot Friedrichs Familie dem Fritzlarer Propst Gumbert ihre Stiftung um die Heide, also Haydau, an. Am 23. Januar 1235 bestätigte Propst Gumbert diese Übergabe an die Zisterzienserinnen.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte sich Kloster Haydau nicht nur zu einem geistig-kulturellen, sondern auch einem wirtschaftlichen Zentrum entwickelt, an das die Landgrafen von Hessen Städte und Dörfer verpfändet hatten.

Aufhebung und spätere Nutzung

Kloster Haydau Ostansicht (2001)

1527, nach der Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen-Kassel, wurde das Kloster aufgehoben und danach als landgräfliches Jagdschloss genutzt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts fanden unter Landgraf Moritz von Hessen-Kassel umfangreiche Baumaßnahmen statt. In Folge dieses Umbaus entstand der so genannte Engelsaal über dem ehemaligen Refektorium im Südflügel. Er beeindruckt mit seinem prachtvollen Kamin und seiner mit Engeln, Wolken und Blumengebunden bemalten Decke. 1685 wurden unter Landgraf Karl von Hessen erneut Umgestaltungen vorgenommen und die Orangerie erbaut.

Das Kloster Haydau wurde 1830 landwirtschaftliche Domäne; diese Nutzung blieb bis 1940.

Ab 1982 wurde das Herrenhaus saniert und anschließend als Rathaus der Gemeinde Morschen genutzt. Von 1985 bis 2001 wurde auch das ehemalige Kloster in einem Modellprojekt der hessischen Landesdenkmalpflege gesichert und saniert.

Geschichtlicher Überblick

723 Errichtung einer Kapelle in Haydau durch Bonifatius, urkundlich nicht belegte Überlieferung.

1235 Mit Urkunde vom 23. Januar Stiftung des Zisterzienserinnenklosters durch Hermann IX. von Treffurt, den Bruder Fridrichs von Treffurt zu Spangenberg. Erste Äbtissin wird Gertrud von Leimbach aus dem Geschlecht derer von Leimbach, eine Vertraute der hl. Elisabeth von Thüringen.

1319 Das Kloster brennt während einer Fehde nieder, wird aber schon im nächsten Jahr wieder aufgebaut.

1350 Die Herren von Treffurt zu Spangenberg verkaufen die Herrschaft Spangenberg mit dem Kloster Haydau an Landgraf Heinrich II. von Hessen. Das Kloster ist reichster Grundbesitzer im Amt Spangenberg.

1384 Dem hessischen Landgrafen Hermann II. vom Mainzer Erzbischof Adolf I. vorgeworfene Klosterplünderung hat den Kirchenbann für Hessen zur Folge.

1387 Papst Urban VI. löst den Bann im Juli.

1493 Landgraf Wilhelm II. lässt, mit Einwilligung des in Spangenberg residierenden Landgrafen Wilhelm I., die bisherigen Nonnen wegen ihres Sittenverfalls durch Schwestern aus Kentrup in der Mark Brandenburg ablösen. Das Kloster wird nach einer Visitation des Abts von Walkenried nach den Regeln der Bursfelder Kongregation reformiert. Das Kloster gewinnt neues Ansehen.

1514 Ablasserteilung durch das Kloster; Wallfahrtskapelle Haydau auf dem Kapellenberg.

1517 Bettelaktion der Nonnen mit Ablassbriefen auf dem Ostermarkt zu Kassel unter Äbtissin Elisabeth von Rheine.

1525 Während des Bauernkriegs plündern wütende Bauern das Kloster am 24. April. Urkunden und Inhalt der Bibliothek sind seitdem verschwunden.

1527 Das Kloster wird nach der Einführung der Reformation aufgelöst; es wird zunächst „Landgräfliches Vorwerk“ des Landgrafen Philipp des Großmütigen. Die Nonnen werden abgefunden. Das verbleibende Klostervermögen wird zur Bezahlung von Schulen, Kirchen, Pfarrern, Siechen- und Krankenhäusern verwendet, zumeist im Raum Melsungen-Spangenberg.

1556 Eine der ersten Dorfschulen Niederhessens wird im Gebäude eingerichtet.

1606-1608 Errichtung von Wirtschaftsgebäuden, „Burggrafenhaus“ und Teilen des „Herrenhauses“.

1616-1619 Umbau zum Jagdschloss durch Landgraf Moritz von Hessen-Kassel und dessen zweiter Frau Juliane. Der heute bestehende Bau stammt weitgehend aus dieser Zeit.

1690 Umgestaltung des Herrenhauses und des Parks und Bau der Orangerie durch den Hofbaumeister Johann Conrad Giesler, unter Landgraf Karl und seiner Frau Amalia von Kurland.

1830 Haydau wird Staatsdomäne.

1938/1940 Auflösung der Domäne. Im Herrenhaus ab 1937 erstes Arbeitsdienstlager für Frauen im Kreis Melsungen. Parzellierung und Vergabe der landwirtschaftlichen Flächen an Bauern, die auf Grund von Autobahnbau und Anlegung des Truppenübungsplatzes Schwarzenborn ihr Land verloren hatten. Ab 1940 Unterbringung von polnischen und französischen Kriegsgefangenen in den ehemaligen Kloster- und Domänengebäuden.

1943 Nach der Bombardierung von Kassel verlegt die "Hessische Heimat" ihre Geschaftsräume bis 1946 in die Klostergebäude.

1962 Renovierung der Kirche.

1977 Die Kirche erhält eine neue Orgel.

1982 Das Herrenhaus wird zum Rathaus der Gemeinde Morschen.

1983 Die ehemalige Klosterkirche wird nach grundlegender Renovierung wieder eingeweiht.

1985 Beginn der Sanierung der ehemaligen Klosteranlage.

2001 Fertigstellung und Wiedereinweihung.

2009 Aufnahme der Parks in das European Garden Heritage Network.

Heutige Nutzung

Unter dem Motto Leben • Begegnungen • Perspektiven wird das ehemalige Kloster Haydau heute für Tagungen, Kongresse, Kunst, Kultur, Hochzeiten und Familienfeiern genutzt. Jährlich besuchen viele Gäste Konzerte, Ausstellungen, Seminare, Theater, Lesungen, Symposien, ebenso wie viele Familien und junge Paare ihre persönlichen Feiern in den Räumen des ehemaligen Klosters begehen.

Literatur

  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 256f.

Weblinks


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