Kobaltkanone

Kobaltkanone

Als Kobaltkanone (Kobaltbombe) wird in der Medizin ein Therapiegerät zur Bestrahlung von Krebstumoren bezeichnet.[1]

Behandlungsplatz zur Bestrahlung mit 60Co.

Es handelt sich um einen Behälter aus Blei (und oft auch aus Wolfram), in dem viele schmale Bohrungen oder Röhrchen raum-fächerartig angeordnet sind, so dass der Fokus ihrer Achsen sich außerhalb des Behälters befindet. Die Bohrungen werden mit kleinen Elementen aus dem radioaktiven Cobalt-Isotop 60Co[2] gefüllt, es kann aber auch das Cäsium-Isotop 137Cs (bzw. dessen chemische Verbindungen) zur Anwendung kommen. Am schmaleren Ende des räumlichen Fächers ist der Behälter mit einem beweglichen Verschluss versehen, der nach seinem Öffnen die Gammastrahlung in Richtung der Bohrungen freigibt.

Bei der Behandlung werden Gerät und Patient so positioniert, dass der Fokus der Strahlung den Tumor trifft. Dabei werden durch die im Fokus addierte Strahlendosis seine Zellen zerstört. Die fächerartige Anordnung dient dazu, den Tumor einer höheren Strahlenbelastung auszusetzen als das Gewebe zwischen Tumor und Gerät. Dennoch muss bei dieser Therapie immer mit der Möglichkeit einer Schädigung umliegender Organe gerechnet werden. Deshalb wird sie nur dann eingesetzt, wenn andere Möglichkeiten versagen. Es handelt sich dann aber um eine sehr wirksame Therapie; bei unsachgemäßer Anwendung ist es aber schon oft zu bedeutenden Verletzungen gekommen – örtliche Strahlungsverbrennungen infolge falscher Positionierung oder zu langer Anwendung.

Die erste Einrichtung dieser Art wurde 1951 vom kanadischen Arzt Harold Johns im Victoria-Krankenhaus in Saskatoon/Saskatchewan benutzt. Die birnenförmige Form dieses Gerätes, die sich aus der fächerartigen Anordnung der Bohrungen ergibt, hat ihm zu der Bezeichnung Bombe verholfen. Der radioaktive Inhalt dieser Geräte ist sehr groß (um die 1000 Curie = 37.000 GBq), weshalb die sachgerechte Entsorgung von größter Bedeutung ist. In der Vergangenheit kam es schon zu Unfällen, wie im Jahr 1987 beim Goiânia-Unfall und im Jahr 2000 beim Nuklearunfall von Samut Prakan. Deshalb werden inzwischen vermehrt die wesentlich teureren Linearbeschleuniger eingesetzt.

Einzelnachweise

  1. Bronk H.: Ohne Hoffnung kein Leben: Erinnerung eines Krebskranken, BoD – Books on Demand, 2005, S.39, ISBN 3833419644, hier online
  2. Simonyi K.: Kulturgeschichte der Physik: von den Anfängen bis heute, Harri Deutsch Verlag, 2001, ISBN 3817116519, hier online

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