Königsborn (Unna)

Königsborn (Unna)
Windpumpwerk der ehemaligen Saline Königsborn

Königsborn ist ein nördlicher Stadtteil der Kreisstadt Unna in Westfalen, östlich von Dortmund an der Schnittstelle der Regionen Ruhrgebiet, Münsterland und Sauerland gelegen. Es ist mit 17.500 Einwohnern der größte Stadtteil von Unna.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Ortsname „Königsborn“ bedeutet des Königs Brunnen und geht auf einen dort erstmals mit finanzieller Hilfe des Königreichs Preußen im Jahr 1734 abgeteuften gleichnamigen Solebrunnen zurück. Während mit dem Namen Königsborn noch König Friedrich Wilhelm I. geehrt wurde, erhielt ein Solebrunnen im Jahr 1747 den Namen „Friedrichsborn“ zu Ehren des preußischen Königs Friedrich der Große. Es ist jedoch nicht sicher, ob es sich dabei um eine Umbenennung desselben Brunnens handelte.

Geschichte

Karte der Saline Königsborn aus dem Jahr 1799 (Norden ist "unten") mit Lehngut Haus Brockhausen
Wirtschafts- und Wohngebäude am ehemaligen Lehngut Brockhausen

Entstanden ist der Stadtteil rund um das Lehngut Haus Brockhausen (nicht zu verwechseln mit dem heute noch erhaltenen Oberhof Brockhausen in Unna-Afferde), auf dessen ehemaligem Gelände von 1954 bis 1983 die auch über Unna hinaus bekannte Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Unna-Königsborn betrieben wurde. Bereits seit dem Mittelalter (1389) wurde im Bereich des heutigen Königsborn Kochsalz aus Sole gewonnen. 1734 gründete der preußische Staat die Saline Königsborn und baute sie zur wichtigsten Saline in Westfalen aus. Der 1750 errichtete Windpumpen-Rundturm am Friedrichsborn samt Pumpenwärterhäuschen (Fachwerk) erinnert noch heute an den damaligen Salinenbetrieb (das Windrad wurde vor 1925 abgebaut). Ebenfalls zur Soleförderung nahm die Saline Königsborn 1799 die erste Dampfmaschine (genannt „Feuermaschine“) in den preußischen Westgebieten in Betrieb, noch vor dem Einsatz von Dampfmaschinen zur Wasserhaltung im Steinkohlebergbau.

Mit der zunehmenden Erschließung der Salzvorkommen und dem Ausbau zum Soleheilbad am Anfang des 19. Jahrhunderts gewann der Ort als Bad Königsborn überregionale Bedeutung.

Querschnitt durch die 1799 errichtete Feuermaschine der Saline Königsborn

Von der Blütezeit Bad Königsborns zeugen einige historische Gebäude entlang der Friedrich-Ebert-Straße am Kurpark: das Amtsgericht (ehemaliges Verwaltungsgebäude der Firma Klöckner im Stil des Eklektizismus), dahinter (früher an einem Teich gelegen) der Monopteros (ein runder weißer Säulenbaldachin im historistisch nachgeahmten Stil des Klassizismus), das jüngst restaurierte Amtshaus (damalige Verwaltung des Solebetriebs), daneben das ebenfalls sanierte Siedeinspectorhaus sowie die evangelische Christuskirche (Jugendstil) und der Backsteinbau der katholischen Herz-Jesu-Kirche (Neugotik).

Zwar blieb die Salzgewinnung und der Kurbetrieb bis 1940/41 ein wesentlicher Wirtschaftszweig von Königsborn. Parallel hatte jedoch die bis 1966 andauernde industrielle Förderung von Steinkohle durch die Zeche Königsborn seit 1874 zu einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Königsborner Region geführt. So wurde 1876 die Bahnstrecke von Dortmund-Süd über Unna-Königsborn und Lenningsen nach Welver eingerichtet.

Aus der ehemaligen „Kinderkurklinik“ gegenüber dem Friedrichsborn entwickelte sich das heutige Lebenszentrum Königsborn. Dort werden heute Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen mit neurologisch bedingten Behinderungen bzw. Hirnschädigungen, Menschen im Wachkoma und in Rückbildungsphasen, nach modernsten Erkenntnissen auf eine Rückkehr in den Alltag vorbereitet oder langzeitbetreut.

Zum überraschenden historischen Lokalereignis wurde für Königsborn der erste Deutschland-Besuch der britischen Königin Ende Mai 1965. Da Elisabeth II. zwischen ihren Besuchsterminen im Ruhrgebiet im königlichen Sonderzug übernachten wollte, fanden ihre Sicherheitsexperten auf dem stillgelegten Bahnabschnitt östlich des Bahnhofs Königsborn ein „sicheres und geruhsames“ Plätzchen am Bahnhof Bönen-Lenningsen, wo die Königin am 25. Mai 1965 übernachtete. Die Frühstücksbrötchen nach königlichem Originalrezept kamen aus Königsborn.

Chronik nach Willy Timm (* 1931, † 1999), Stadtarchivar und bedeutendster Heimathistoriker in Unna:

  • 860 und 864: Erstmalige Erwähnung im Heberegister des Damenstift Essen als Oberhof Brockhausen.
  • 1361: Lehngut Haus Brockhausen wird erstmals urkundlich erwähnt.
  • 1389: Graf Engelbert III. von der Mark verleiht den Sälzern von Brockhausen die Bürgerrechte der Stadt Unna.
  • 1429: Graf Gerhard von der Mark bestimmt: „Es darf nur der Salz sieden, der in Brockhausen wohnt“.
  • 1448: Während der Soester Fehde zerstören Landsknechte des Grafen Gerhard von der Mark die Salzwerke zu Brockhausen.
  • 1489: Erstmals spricht man von den Erbsälzern von Brockhausen.
  • Um 1600: Erste Gradierwerke werden gebaut, um Siedekosten zu senken. Bürgermeister Winhold von Büren kauft Brunnen der Erbsälzer, wird Hauptteilhaber.
  • 1681: Die Familie Zahn kauft alle Salzwerke zu Brockhausen.
  • 1690: Der Staat Preußen versucht die Zahnischen Salzwerke zu übernehmen.
  • 1699: Der Staat Preußen erlässt der Familie Zahn nach Brand und Sturm die Salzsteuer bis zur Instandsetzung der Salzwerke.
  • 1724: Familie Zahn bietet ihre Salzwerke dem Preußischen Staat zum Kauf an.
  • 1734: Der Iserlohner Bürgermeister Hofrat Dr. jur. Johann Caspar Lecke teuft mit finanzieller Hilfe des preußischen Staates einen Brunnen ab. Er erhält den Namen „Königsborn“.
  • 1745: Die Saline Königsborn wird vom preußischen Staat übernommen.
  • 1747: Abteufung des Solebrunnens Friederichsborn.
Salzsieder-Gademe, schlichte Unterkunft für Salinenarbeiter, um 1780 erbaut
  • 1750: Windpumpe am Friederichsborn wird gebaut.
  • 1752: Die Salztransporte machen den Ausbau der Straße von Unna nach Kamen notwendig.
  • 1756: Familie Zahn gibt Salzwerke in Brockhausen auf.
  • 1770: Ansiedlung von sieben Familien in der Unnaer Heide („Colonie“).
  • 1780: Die Ruhr wird bis Langschede schiffbar.
  • 1793: Freiherr vom Stein gründet die Knappschaftsschule für Kinder der Salinenarbeiter (heute Harkortschule).
  • 1799: Inbetriebnahme der Feuermaschine, der ersten Dampfmaschine in den Preußischen Westprovinzen, als Salzpumpwerk.
  • 1801: Zufällige Entdeckung von Steinkohle beim Bohren eines Solebrunnens.
  • 1817: Bau des Amtshauses durch Oberbergrat Bertram Rollman.
  • 1818: Das Luisenbad wird eröffnet.
  • 1852: Errichtung des Badehauses für Salinenangehörige.
  • 1858: Das Luisenbad wird geschlossen.
  • 1867: Kaufmann Vaerst und Rademacher gründen die Adlerbrauerei.
  • 1873: Der Großindustrielle Friedrich Grillo aus Essen erwirbt für 300.000 Taler die Saline Königsborn.
Sanierte ehemalige Zechensiedlung
  • 1874: Beginn Abteufe von Schacht 1 der Zeche Königsborn.
  • 1876: Inbetriebnahme der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn von Dortmund-Süd nach Welver mit dem Bahnhof Königsborn.
  • 1880: Erster Besuch von Kindern aus Barmen zur Kur in Bad Königsborn.
  • 1880: Ernennung von R. Effertz zum Direktor der Gewerkschaft Königsborn.
  • 1881: Kohleförderung am Schacht 1 wird aufgenommen.
  • 1882: Am 15. Mai wird das Sole- und Thermalbad Bad Königsborn mit der Anlage des Kurparks eröffnet
  • 1882: Bau des Kurhauses mit Restaurant.
  • 1882: Kinderkurhaus Barmer Feriencolonie wird eingeweiht.
  • 1890: Die Gewerkschaft Königsborn errichtet für ihren Gründer Friedrich Grillo ein Denkmal im Kurpark.
  • 1892: Die Overbergschule wird gebaut (heute Schule am Friederichsborn).
  • 1892: Der Industrielle August Klönne kauft die Adlerbrauerei.
  • 1895: Umbenennung der Gewerkschaft Königsborn in Königsborn Aktien-Gesellschaft für Bergbau-, Salinen-und Solebad-Betrieb.
  • 1897: Die städtischen Gas und Wasserwerke werden an der Zechenstraße in Betrieb genommen.
  • 1898: Bau des ersten evangelischen Gebäudes in Königsborn, der sog. Kinderschule an der Kamener Straße, heutiges Jugendhaus „Taubenschlag“.
  • 1900: Die Bergarbeitersiedlungen Grillo-, Wilhelmine- und Hermannstraße werden gebaut.
  • 1901: Die Villa Quisisana wird Kurklinik des Dr. Wegele.
  • 1902: Grundsteinlegung der Katholischen Kirche.
  • 1903: Die Katholische Kirche wird dem Heiligen Herzen Jesu geweiht.
Ev. Christuskirche, ein Jugendstilbau (1904/1905)
  • 1904: Grundsteinlegung der evangelischen Christus-Kirche.
  • 1904: Schacht 1 stellt die Kohleförderung ein.
  • 1905: Am 25. Mai Einweihung der evangelischen Christus-Kirche.
  • 1907: Renovierung und Vergrößerung des Kurparkes einschließlich Elektrifizierung.
  • 1907: Bau des Verwaltungsgebäudes der Königsborn Aktien-Gesellschaft für Bergbau-, Salinen- und Solebad-Betrieb.
  • 1909: Eröffnung der Straßenbahnlinie Unna-Kamen-Werne.
  • 1923: Fusion der Königsborn Actien Gesellschaft für Bergbau-, Salinen- und Solebad-Betrieb mit den Klöckner-Werken.
  • 1932: Am 7. Juni 1932 wurde die Feuermaschine stillgelegt.
  • 1940: Stilllegung der Saline Königsborn.
  • 1941: Zum Ende der Badesaison wird der Kurbetrieb eingestellt.
  • 1945/46: Abbruch der letzten Reste der Gradierwerke.
  • 1954: Das Lehngut Haus Brockhausen wird abgebrochen.
  • 1958: Eröffnung der Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Unna-Königsborn, auf dem Gelände des Lehngutes Haus Brockhausen.
Ev. Paul-Gerhardt-Kirche
  • 1964: Am 18. Juli wird das Kulturdenkmal Feuermaschine abgebrochen.
  • 1968: Das Verwaltungsgebäude der Klöckner AG wird Sitz des Amtsgerichts.
  • 1970: Zusammenlegung der Overberg- und Harkortschule als Grundschule „Schule am Friederichsborn“.
  • 1970: Einweihung der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche.
  • 1978: Das Kurhaus fällt einem Brand zum Opfer.
  • 1982/83: Die Stadt Unna übernimmt die Gebäude der Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Unna-Königsborn.
  • 1983/84: Der Kinderzirkus Travados und die Jugendkunstschule übernehmen die Gebäude der Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Unna-Königsborn.
  • 1994: Westfälisches Literaturbüro nimmt seinen Sitz im Friedrichsborn.

Wirtschaft und Infrastruktur

Markt Königsborn mit dem „Taubenkasper“

Aufgrund der Nähe zum Autobahnkreuz Kamener Kreuz hat sich der nördliche Teil von Königsborn zwischen Kamener Straße und Hammer Straße seit den 1970er Jahren rasch zu einem verkehrstechnisch attraktiven Wirtschaftsstandort entwickelt. Nachdem zuvor lediglich die auch heute noch bestehende Glückauf-Kaserne der Bundeswehr die verkehrsgünstige Lage am Kamener Kreuz zu nutzen wusste, errichtete die VDM (Vereinigte Deutsche Metallwerke, später zur Krupp AG gehörend) auf dem weitläufigen Areal südlich der Kaserne in den 1970er Jahren ein hochmodernes Stahlwerk. In den 1980er Jahren wurde dieses Gebiet als Industriepark mit eigener Gleisanbindung erschlossen, der heute u.a. von der DHL für ein zentrales Hochregallager genutzt wird. Ebenfalls in den 1980er Jahren ließ sich die inzwischen aufgelöste Standortverwaltung Unna gegenüber dem Haupttor der Glückauf-Kaserne nieder.

Verkehr

Unna-Königsborn ist durch die S-Bahn-Linie 4 Dortmund-Lütgendortmund–Unna mit den Innenstädten von Dortmund und Unna verbunden.

Von Nord nach Süd durch Königsborn führt (von Kamen kommend) die Landesstraße L 678 durch Königsborn nach Unna. Zwischen Kamen und Königsborn liegt eine Abfahrt der Autobahn A 1 von Köln über Dortmund nach Münster und Bremen. Direkt nördlich dieser Abfahrt liegt das bekannte Kamener Kreuz.

Bildergalerie

Weblinks

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  • Unna [2] — Unna, Stadt im preuß. Regbez. Arnsberg, Landkreis Hamm, am Fuße der Haar, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Düsseldorf Soest, U. Hamm, Fröndenberg U. u. a., 96 m ü. M., hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, Synagoge, ein Realgymnasium mit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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