Melle-Buer

Melle-Buer
Buer
Stadt Melle
Koordinaten: 52° 15′ N, 8° 24′ O52.2530555555568.402777777777880Koordinaten: 52° 15′ 11″ N, 8° 24′ 10″ O
Höhe: 80–220 m ü. NN
Fläche: 24 km²
Einwohner: 5.058 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 49328
Vorwahl: 05427
Karte

Lage von Buer in Melle

Buer ist ein Stadtteil der Stadt Melle im Landkreis Osnabrück, Niedersachsen im ostlichen Wiehengebirge mit den Orten: Barkhausen, Bulsten, Holzhausen, Hustädte, Markendorf, Löhlingdorf, Meesdorf, Sehlingdorf, Tittingdorf, Wehringdorf und Wetter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zur Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus (27 v. Chr. bis 14. n. Chr.) lebten in der Gegend um Buer germanische Stämme wie die Cherusker. Die Römer versuchten damals erfolglos, die Grenzen ihres Reiches vom Rhein bis zur Elbe vorzuschieben. In diesem Zusammenhang schlugen dreißig Kilometer von Buer entfernt verbündete Germanen drei römische Legionen während der Varusschlacht.

Während der Völkerwanderungszeit bis um 700 breitete sich im Raum um Melle der heidnische Stamm der Sachsen aus und betrieb Ackerbau. Sie nannten die Gegend Graingau (heute Grönegau).

Zwischen 772 bis nach 800 fand die größtenteils militärisch geführte Christianisierung der Sachsen durch die Franken statt. In diesem Zug wurde von den Franken unter anderem in Melle eine Kirche gegründet und der Wald großflächig gerodet. Auf dem Boden des heutigen Buer sowie an sieben weiteren nahen Siedlungsplätzen entstanden damals beherrschende Meyerhöfe.

Der Ortsname Buer wird erstmals 1209 urkundlich erwähnt und lautet Bure.[1]

Während des Mittelalters wurde Buer oft zum Spielball geistlicher und weltlicher Fehden sowie Grenzstreitigkeiten. Der Ort entwickelte sich damals im Kern bereits zur Kirchenburg.

Gegen 1550 bekannte sich das Kirchspiel Buer vollständig zur evangelischen Sache und verzeichnete rund fünfzig Jahre später einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Während des Dreißigjährigen Krieges blieben dem Ort militärische Auseinandersetzungen erspart, jedoch musste er oft Militärlager und Requirierungen erdulden. Erst 1671 begann man mit dem Schreiben eines Kirchenbuches.

Im Zusammenhang mit den ab 1815 verzeichneten weltweiten Missernten beginnt eine Auswanderungswelle der Heuerlinge (Tagelöhner) und Kleinbauern in die USA. In diesem Zug machen sich ab der 2. Hälfte des 19.Jahrhunderts auch Erbbauern und wohlhabendere Bürger Buers Richtung Amerika auf. Ungefähr 3.600 Menschen haben bis 1900 ihre alte Heimat verlassen.

Ab 1818 wurde der alten Friedhof in der Kirchenburg neben dem Gotteshaus nicht mehr belegt, da ein neuer außerhalb errichtet worden war. 1852 erfolgte der Abbruch der gotischen Kirche. 1855 wurde der neoromanische Neubau geweiht.

Zwischen 1820 bis 1973 war Buer der Sitz des evangelischen Superindendenten für die Kreise Melle und Wittlage.

Seit 1852 bestand die Samtgemeinde Buer, die im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform vom 1. Juli 1972 aufgehoben wurde. Von diesem Zeitpunkt an ist Buer einer der Stadtteile der Stadt Melle.

1866 annektieren die Preußen das besiegte Königreich Hannover. Damit wird Buer bis zur Auflösung Preußens am 25. Februar 1947 durch die Alliierten preußisch.

Politik

Der Ortsrat von Buer hat 15 Sitze. Diese sind seit der Kommunalwahl 2006 wie folgt verteilt: CDU 6, SPD 6, Grüne 1, FDP 2.

Ortsbürgermeister ist Georg Harms (CDU).

Sehenswürdigkeiten

  • Historische Kirchburg mit Torbogen und der
  • neuromanischen, 1852-55 nach Plänen von Stadtbaumeister Richard (Osnabrück) errichteten evangelischen Martinikirche mit dem „Bleistift“ genannten Kirchturm
  • Aussichtsturm Friedenshöhe
  • Restaurierte Wassermühle auf dem Hof Wiechert
  • Über 500jährige Gerichtslinde auf der Hilgensele. Hier findet jährlich der traditionelle „Gute Montag“, eine Bürgeraussprache mit dem Gemeinderat, statt.
  • Jüdischer Friedhof
  • Spritzenhaus „Auf Torf“
  • Grüner See

Vereine und deren Veranstaltungen

Der historisch älteste Verein in Buer ist die Schützengesellschaft Buer von 1550 e.V.

Zur Erhaltung der Bueraner Kirchburg wurde im November 1987 der Förderkreis Buer e.V. gegründet, der bis heute Veranstalter des jährlich am Muttertag in der Kirchburg stattfindenden Kunsthandwerkermarkts ist.

Der seit Juli 2005 eigenständige Verein Kulturwerkstatt Buer e.V. veranstaltet mehrmals jährlich Konzerte und Lesungen in den Räumen der der Kirchburg nahe liegenden Tischlerei Möller. Der Ausbau eines eigenen Konzertgebäudes ist in Arbeit.

Der Heimat- und Verschönerungsverein Buer e.V. wurde bereits im Jahr 1883 gegründet. Neben der Pflege der Wanderwege und der Unterhaltung des Waldlehrpfad am Steffenweg im Huntetal gehören Vorträge uns Ausstellungen im Heimathaus Osnabrücker Tor an der Kirchhofsburg zu den Aktivitäten.

Der Traktoren- und historische Landmaschinen Grönegau-Buer e.V. veranstaltet regelmäßig Ausfahrten und Leistungsvergleiche.

In der ev.-luth. Martinikirche finden seit einigen Jahren Kirchenkonzerte statt. Organisiert und veranstaltet werden Sie von dem Kirchenmusiker Matthias Breitenkamp, dem Gründer und Initiator der Reihe Martinimusik.

Das Netzwerk Jugendhaus Buer e.V. wurde am 3. Mai 2000 gegründet. Vorrangiges Ziel dieser, in erster Linie von Jugendlichen ins Leben gerufenen, Initiative ist die Förderung und Realisierung der selbst organisierten und offenen Jugendarbeit in Buer, durch Kooperation mit den ortsansässigen Trägern organisierter Jugendarbeit und den Schulen.

Der Sportverein "Spiel und Sport 1927 Buer e.V." wurde 1927 gegründet.

Wirtschaft

Das einst von Landwirtschaft geprägte Buer wurde schon relativ früh auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort. In diesem Zusammenhang entstand im 19. Jahrhundert die heute international bekannte Firma Eduard Korfhage & Söhne, welche sich auf den Bau von Turmuhren und Glockenspielen spezialisiert hatte.

Wichtige Betriebe vor Ort:

  • Brinkmann (Möbel) - mittlerweile insolvent
  • Burton (feuerfeste Steine, v.a. für den Hochofenbau)

Die Landwirtschaft ist als Wirtschaftsfaktor inzwischen weitgehend marginalisiert. Nach Viehzählungen gab es 2007 in Buer mehr Reitpferde als Milchkühe.

Öffentliche Einrichtungen

Fritz-Kamping-Haus Buer gGmbH – evangelisches Altenzentrum, gegr. 1903

Bekannte Persönlichkeiten

  • Friedrich (Fritz) W. Kamping (1857–1922), Besitzer der 1865 von seinem Vater Heinrich Friedrich Wilhelm Kamping gegründeten Fleischwarenfabrik F. W. Kamping; K.u.K. Hoflieferant; großer Gönner Buers
  • Ilse Losa (1913–2006), deutsch-portugiesische Schriftstellerin
  • Peter Neubäcker (* 1953), Musiker und Erfinder
  • Christine Eichel (* 1959), Journalistin
  • Auguste van Pels (1900-1945), Freundin der Familie Anne Franks, die sich zusammen mit den Franks in Amsterdam versteckte

Liste der Gemeindevorsteher/Ortsbürgermeister

  • bis 1910: Gemeindevorsteher Heinrich August Weymann
  • bis 2001 Ortsbürgermeister Werner Wessler (SPD)
  • 2001 bis 2011 Ortsbürgermeister Georg Harms (CDU)
  • seit 2011 Ortsbürgermeister Wilhelm Hunting (SPD)

Einwohnerzahlen

  • 1821: 1.077
  • 1900: 1.085
  • 1939: 1.156
  • 1950: 2.008
  • 1961: 1.724
  • 1969: 1.767
  • 1970: 1.820
  • 2007: 5.058
  • 2011: 5.573

Belege

  1. Philippi, F.: Osnabrücker Urkundenbuch - Die Urkunden der Jahre 1201-1250. Osnabrück 1896, S. 25 (Urkunde 35)

Weblinks


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