Arbeitsvolumen

Arbeitsvolumen

Das Arbeitsvolumen umfasst die insgesamt von den Arbeitnehmern und Selbständigen tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden bei Tätigkeiten innerhalb der Produktionsgrenzen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Inhaltsverzeichnis

Definition

In Übereinstimmung mit den von der Internationalen Arbeitsorganisation (10. Internationale Konferenz der Arbeitsstatistiker) aufgestellten Normen umfasst das Arbeitsvolumen:
a) die während der normalen Arbeitsdauer tatsächlich geleisteten Stunden;
b) die außerhalb der normalen Arbeitsdauer zusätzlich geleisteten und normalerweise höher als mit dem normalen Satz (Überstunden) bezahlten Stunden;
c) die Zeit, die am Arbeitsplatz bestimmten Aufgaben, wie der Vorbereitung des Arbeitsplatzes, Reparatur- und Wartungsarbeiten, Vorbereitung und Reinigung der Werkzeuge und Ausstellung von Empfangsbescheinigungen, Rechnungen, Arbeitsvorgangskarten sowie Anfertigung von Berichten, gewidmet wird;
d) die am Arbeitsplatz mit Warten oder im Rahmen von Bereitschaftsdienst verbrachten Ausfallzeiten beispielsweise wegen gelegentlichen Arbeitsmangels, Ausfalls von Maschinen oder Unfällen, oder am Arbeitsplatz verbrachte Zeit, während der nicht gearbeitet wird, die aber im Rahmen eines garantierten Beschäftigungsvertrags bezahlt wird;
e) die Zeit der am Arbeitsplatz verbrachten kurzen Ruhepausen einschließlich der Arbeitspausen zum Einnehmen von Erfrischungen.

Das Arbeitsvolumen umfasst hingegen nicht:
a) die bezahlten, aber nicht geleisteten Stunden, wie bezahlten Jahresurlaub, bezahlte Feiertage, bezahlte krankheitsbedingte Abwesenheit;
b) die Pausen für das Einnehmen von Mahlzeiten;
c) die Zeit für die Fahrten von der Wohnung zum Arbeitsplatz und zurück, auch wenn sie bezahlt wird (Bauarbeiter). Werden die Fahrten jedoch innerhalb der normalen Arbeitszeit organisiert, so wird diese Zeit zum Arbeitsvolumen gerechnet.

Die Situation in der Bundesrepublik Deutschland

Dekadenvergleich von Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsproduktivität und Arbeitsvolumen
Vergleich Arbeitsvolumen und Erwerbspersonenpotential

Das Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland sinkt in seiner Tendenz seit 1960. Lediglich in den Phasen der Hochkonjunktur stieg es jeweils vorübergehend an. Das Arbeitsvolumen sinkt, wenn die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes (BIP) langsamer wächst als die Arbeitsproduktivität (AP = Wirtschaftsleistung der Beschäftigten pro Stunde). Dies war in Deutschland langfristig seit 1960 immer der Fall, d.h. die Arbeitsproduktivität ist im Dekadenvergleich immer schneller gewachsen als das BIP.

Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass das Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland 1960 und 2008 fast identisch (ca. 57 Mrd. Stunden) war, obwohl das Erwerbspersonenpotential seit 1960 von rund 26 Mio. auf 44,5 Mio. Personen gestiegen ist.

Gegenwärtig würden 31,8 Mio. Erwerbstätige in Vollzeit (40 Stunden /Woche) zur Bewältigung des Arbeitsvolumens ausreichen, so dass ca. 13 Mio. Menschen von offener Arbeitslosigkeit betroffen wären. Bei einer 2005 in der Diskussion befindlichen Verlängerung der regulären Arbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche (analog 1956) wäre die Zahl der Arbeitslosen noch höher (ca. 18,5 Mio.). Hingegen würde eine Gleichverteilung von Arbeit bei einem aktuellen Erwerbspersonenpotential von 44,5 Mio. Menschen zu einer Wochenarbeitszeit von ca. 30 Stunden führen

Internationaler Vergleich

Ländervergleich 2000/1970 I
Ländervergleich 2000/1970 II

Innerhalb der OECD gibt es mit der Bundesrepublik Deutschland nur eine Volkswirtschaft, die in allen Dekaden von 1970 bis 2000 ein sinkendes Arbeitsvolumen aufzuweisen hatte. Innerhalb der OECD gibt es mit den Vereinigten Staaten von Amerika nur eine Volkswirtschaft, die in allen Dekaden von 1970 bis 2000 ein steigendes Arbeitsvolumen aufzuweisen hatte. In allen anderen Volkswirtschaften der OECD wechseln sich steigende und sinkende Dekaden des Arbeitsvolumens von 1970 bis 2000 ab, obwohl in allen Ländern eine wachsende Bevölkerungs- und Erwerbstätigenzahl zu beobachten war.

Die für 11 EU-Staaten vorliegenden Daten zeigen, dass im Zeitraum von 1970 bis 2000 in 7 Ländern (Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland, Dänemark, Belgien und Finnland) das Arbeitsvolumen zurückgegangen ist (im Durchschnitt um 7 %); Schweden, Spanien und die Niederlande konnten eine sehr geringe Zunahme (ca. 4 %) verbuchen. Lediglich in Irland stieg das Arbeitsvolumen signifikant (+26 %) an, allerdings hat sich hier Zahl der Erwerbstätigen um 77 % erhöht. Auch in den zehn anderen Ländern wuchs die Anzahl der Beschäftigen (zwischen 4 % und 43 %). Folglich ist überall ein Rückgang des Arbeitsvolumens pro Erwerbstätigen und eine sinkende Jahresarbeitszeit zu verzeichnen - bei BIP-Wachstumsraten von bis zu vier Prozent.

Schlussfolgerungen

Die Unterschiede in der Entwicklung des Arbeitsvolumens ergeben sich neben der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung vor allem aus der vorrangigen Orientierung der jeweiligen Volkswirtschaft auf den Außen- oder Binnenmarkt. Die Vorteile einer höheren Steigerung der Produktivität im Export sind gleichzeitig die Nachteile in der Entwicklung des Arbeitsvolumens. Dazu ein bezeichnendes Beispiel aus Deutschland: „Das verarbeitende Gewerbe hat mit seinen 5,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2006 den Gesamtumsatz um 6,5% erhöht. Das führte trotzdem zur Entlassung von 33.000 Mitarbeitern (-0,6% der Beschäftigten).“ [1] Im exportorientierten verarbeitenden Gewerbe sind die angestrebten Absatzerfolge auf Grund einer enormen Produktivitätssteigerung erreicht worden, ohne dass dabei ein Zuwachs an Beschäftigung generiert werden konnte.

Siehe auch

Literatur

  • Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (2007); Memorandum, Mehr Beschäftigung braucht eine andere Verteilung
  • Heinz-J. Bontrup, Lars Niggemeyer, Jörg Melz (2007) - "ArbeitFairTeilen", Attac Basistext Nr. 27, VSA Hamburg

Weblinks

Einzelnachweise

  1. (Pressemitteilung des Bundesamtes für Statistik vom 16. Februar 2007)

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