Mini-Mental-Status-Test

Mini-Mental-Status-Test

Der Mini-Mental-Status-Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening-Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen Alltag hat er sich als zuverlässiges Hilfsmittel zur Erstbeurteilung eines Patienten wie auch zur Verlaufskontrolle erwiesen. Dadurch ist er inzwischen das meistverwendete Instrument bei der Diagnose und Behandlung von Demenz und Alzheimer.

Der MMST wird häufig auch als Folstein-Test bezeichnet, ebenfalls gängig ist die Abkürzung Mini-Mental oder die englische Bezeichnung Mini-Mental-State-Examination (MMSE).

Inhaltsverzeichnis

Test-Ablauf

Durchführung

zwei verschränkte 5-Ecke, die bei dem Test verwendet werden

Der Mini-Mental-Status-Test wird als Interview mit dem Patienten durchgeführt. Anhand von 9 Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft (zeitliche und räumliche Orientierung, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache und Sprachverständnis, außerdem Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen). Die Durchführung dauert in der Regel 3 bis 10 Minuten.

Die Aufgaben des MMST umfassen sowohl das Beantworten von Fragen als auch das Ausführen einfacher Handlungen (z. B. "Welches Jahr haben wir?", Nachsprechen, Blatt Papier falten und auf den Boden legen). Folgende Punkte sind bei der Durchführung unbedingt zu beachten, um Verfälschungen des Ergebnisses zu vermeiden:

  1. Gewährleistung einer störungsfreien Atmosphäre während der Untersuchung (z. B. können „hilfsbereite“ Angehörige das Testergebnis in beide Richtungen verfälschen).
  2. Sensorische Einschränkungen wie reduzierte Seh- und Hörleistung können das Testergebnis maßgeblich beeinflussen. Solche Einschränkungen müssen unbedingt vor Testbeginn ausgeschlossen oder behoben werden (Brille, Hörgerät).
  3. Eine reizlose Krankenhausumgebung kann zu einer Abnahme der Hirnleistung führen (Minimum in der dritten Woche des Krankenhausaufenthalts). Dabei kann sich der messbare Intelligenzquotient um bis zu 20 Punkte verschlechtern.
  4. Schmerzen beeinträchtigen die Aufmerksamkeit.
  5. Scham oder Scheu in der Untersuchungssituation kann das Ergebnis ebenso negativ beeinflussen wie die parallele Auseinandersetzung mit möglicherweise gerade neu diagnostizierten Erkrankungen.

Auswertung

Für jede erfolgreich bewältigte Aufgabe bekommt der Patient einen Punkt. Die Punkte werden nach Beendigung des Tests aufsummiert . Die Skala reicht von 0 bis 30 Punkten, wobei 30 für uneingeschränkte, 0 für schwerstmöglich geschädigte kognitive Funktionen steht.

Ab Werten unterhalb von 25 Punkten liegt eine krankheitswertige Beeinträchtigung vor. Eine Punktzahl von unter 20 weist auf eine leichte bis mittlere Demenz hin, eine schwere Form liegt bei einer Punktzahl von unter 10 vor.

Auch die Testauswertung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch.

Bewertung und Kritik

Der Mini-Mental-Status-Test ist ein hochökonomisches und besonders einfach durchzuführendes Verfahren zum Schnell-Screening auf Demenz, welches zwei der drei zentralen Demenz-Diagnosekriterien erfasst (Gedächtnisstörungen, Beeinträchtigung mindestens einer weiteren kognitiven Funktion). Bei seiner Anwendung ist jedoch die extreme Anfälligkeit des Tests für Störeinflüsse (s. o.) zu beachten. Darüber hinaus liefert der MMST nur eine grobe Einschätzung kognitiver Defizite, die bei Vorliegen eines kritischen Testwertes durch weitere Verfahren gestützt und überprüft werden muss. Darüber hinaus ist er kein Instrument zur Früherkennung von Demenz und hilft auch nicht bei der Unterscheidung der verschiedenen Demenzformen (Alzheimer-, vaskuläre, frontale Demenz).

Neben den neurodegenerativen Hirnveränderungen einer Demenz können auch Depressionen zu teilweise erheblichen Einschränkungen der kognitiven Funktionen führen. Fällt der MMST also positiv aus, ist die sorgfältige diagnostische Abgrenzungen zur Depression (und insbesondere zur Altersdepression) unumgänglich.

Trotzdem ist der Mini-Mental-Status-Test ein effizientes Screeningverfahren beim Verdacht auf dementielle Erkrankungen und „sein Einsatz einem Verzicht auf jede Testung vorzuziehen“ (Berger, S. 303). Darüber hinaus eignet er sich sehr gut dazu, das Fortschreiten dementieller Erkrankungen zu überwachen und gegebenenfalls den Erfolg therapeutischer Maßnahmen zu überprüfen (Verlaufskontrolle).

Siehe auch

andere Verfahren

  • weitere Screening-Verfahren: DemTect (Speziell zur Früherkennung; Kessler et al., 2000), Uhren-Zeichen-Test, Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD; Ihl, R. & Grass-Kapanke, B., 2000)
  • Clinical Dementia Rating (CDR), Verfahren zur Erhebung des Schweregrades von Demenz, besonders der "nicht-kognitiven" Beeinträchtigungen (Berg, 1984)
  • Functional Assessment Staging (FAST), einfachere Schweregrad-Abschätzung in Früh- und Spätstadien der Demenz (Reisberg, 1988)

Weblinks zum MMST

Quellen

  • Berger, M. (Hrsg.) (2004). Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie. 2. Auflage. München: Urban und Fischer (S. 303f). ISBN 3-437-22480-8
  • Brunnhuber, S., Frauenknecht, S. & Lieb, K. (2005). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer: München (S.122f). ISBN 3-437-42131-X
  • Folstein, M.F., Folstein, S.E. & McHugh, P. R. (1975). Mini-Mental State (a practical method for grading the state of patients for the clinician). Journal of Psychiatric Research, 12, 189–198.
  • Kessler, J., Markowitsch, H. J. & Denzler, P. (2000). Mini-Mental-Status-Test (MMST). Göttingen: Beltz Test GMBH. [Deutsche Adaption]
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mini Mental Status — Der Mini Mental Status Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Mini-Mental State Examination — Der Mini Mental Status Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Mental status examination — Intervention ICD 9 CM 94.09, 94.11 The mental status examination in the USA or mental state …   Wikipedia

  • Mini–mental state examination — Not to be confused with Mini international neuropsychiatric interview. The mini–mental state examination (MMSE) or Folstein test is a brief 30 point questionnaire test that is used to screen for cognitive impairment. It is commonly used in… …   Wikipedia

  • Mini-mental state examination — The mini mental state examination (MMSE) or Folstein test is a brief 30 point questionnaire test that is used to assess cognition. It is commonly used in medicine to screen for dementia. In the time span of about 10 minutes it samples various… …   Wikipedia

  • Mini-Con — This article is about the Transformer toys. For the science fiction convention, see Minicon. Mini Cons are a human sized race and faction of power enhancing transforming robots in the Transformers: Armada universe and its sequels, one of the… …   Wikipedia

  • Neuropsychological test — Diagnostics MeSH D009483 …   Wikipedia

  • Cognistat (The Neurobehavioral Cognitive Status Examination) — Cognistat, formerly known as the Neurobehavioral Cognitive Status Examination (NCSE), is a cognitive screening test that assesses five cognitive ability areas (language, construction, memory, calculations and reasoning). The test was first… …   Wikipedia

  • MMST — Der Mini Mental Status Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Altersbeschwerden — Die Effekte des Alterns Die Geriatrie, auch Altersmedizin oder Altersheilkunde, ist die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen. Dies betrifft vor allem Probleme aus den Bereichen der Inneren Medizin, der Orthopädie, Neurologie und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”