Mitsunobu-Reaktion

Mitsunobu-Reaktion
Reaktionsschema der Mitsunobu-Reaktion

Die Mitsunobu-Reaktion ist eine organisch-chemische Reaktion um Alkohole in eine Reihe von funktionellen Gruppen zu überführen. Sie wurde von Oyo Mitsunobu (1934−2003) entdeckt und nach ihm benannt.[1]

Sie ermöglicht die Transformation von Alkoholen zu Estern, Ethern, Aminen und Thioethern unter Verwendung der Reagenzien Triphenylphosphan und Diethylazodicarboxylat (DEAD) oder Diisopropylazodicarboxylat (DIAD).

Befindet sich die Hydroxygruppe an einem stereogenen Zentrum des Moleküls, reagieren solche sekundären Alkohole in der Mitsunobu-Reaktion unter Inversion am Stereozentrum. Auf diese Weise kann die Mitsunobu-Benzoylierung der Hydroxygruppe, gefolgt von der Hydrolyse des so gewonnenen Esters in der Naturstoffchemie zur gezielten Inversion sekundärer, chiraler Alkohole genutzt werden. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer Mitsunobu-Inversion.

Inhaltsverzeichnis

Mechanismus

Im einleitenden Schritt greift das Triphenylphosphin das Diethylazodicarboxylat an und es entsteht als Zwischenstufe ein Betain. Dieses Betain deprotoniert die Carbonsäure und es wird ein Ionen-Paar gebildet. Der Alkohol greift nun diese Zwischenstufe an und es entsteht ein Alkohol-Triphenylphosphonium-Ion. Dieser wird nun von dem Carboxylat-Ion angegriffen und der Ester entsteht unter Abspaltung von Triphenylphosphinoxid. Die Triebkraft dieser Reaktion ist die Bildung der sehr stabilen Phosphor-Sauerstoff-Bindung.

Reaktionsmechanismus der Mitsunobu-Reaktion

Bei der Mitsunobu-Reaktion ist die Reihenfolge der Zugabe von Reagenzien wichtig. Üblicherweise wird der Alkohol, die Carbonsäure und das Triphenylphosphin in einem etherischen Lösungsmittel wie Diethylether oder Tetrahydrofuran (THF) gelöst und bei 0°C das Diazodicarboxylat zugegeben. Eine modernere Variante bei erfolglosen Mitsunobu-Reaktionen besteht aus einer Lösung des Diazodicarboxylates und Phosphin bei 0°C zu dem man nach einander den Alkohol und die Carbonsäure gibt.[2]

Varianten

Eine Reihe anderer funktioneller Gruppen können je nach Nucleophil auf die Weise aus Alkoholen hergestellt werden. Das Nucleophil muss dabei jedoch einen pKa-Wert von kleiner 15 besitzen.

Nucleophil Produkt
Stickstoffwasserstoffsäure Alkylazide (nach Reduktion Amine)
Imide Substituierte Imide[3]
Phenole Phenylalkylether
Sulfonamide Substituierte Sulfonamide [4]

Weblinks

Literatur

  • O. Mitsunobu: In "The Use of Diethyl Azodicarboxylate and Triphenylphosphine in Synthesis and Transformation of Natural Products," Synthesis 1981, 1-28.
  • B.R. Castro: In Org. React. 1983, 29, 1.
  • D.L. Hughes: In Org. React. 1992, 42, 335-656.
  • D.L. Hughes: In Org. Prep. 1996, 28, 127-164.

Einzelnachweise

  1. O. Mitsunobu, Y. Yamada: In Bull. Chem. Soc. Japan 1967, 40, 2380-2382.
  2. R. Volante:In Tetrahedron Lett. 1981, 22, 3119.
  3. Hegedus, L. S.; Holden, M. S.; McKearin, J. M. Organic Syntheses, Coll. Vol. 7, p.501 (1990); Vol. 62, p.48 (1984).
  4. Kurosawa, W.; Kan, T.; Fukuyama, T. Organic Syntheses, Coll. Vol. 10, p.482 (2004); Vol. 79, p.186 (2002).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Diethylazodicarboxylat — Strukturformel Allgemeines Name Azodicarbonsäurediethylester Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Azodicarbonsäurediethylester — Strukturformel Allgemeines Name Azodicarbonsäurediethylester Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der organischen Reaktionen — Viele Reaktionen bzw. Reaktionsmechanismen der organischen Chemie sind als Namensreaktionen[1] bekannt. Sie sind nach ihren tatsächlichen oder häufig vermeintlichen Entdeckern oder Schlagworten benannt und bilden ein Vokabular, mit dem sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Namensreaktion — Viele Reaktionen bzw. Reaktionsmechanismen der organischen Chemie sind als Namensreaktionen[1] bekannt. Sie sind nach ihren tatsächlichen oder häufig vermeintlichen Entdeckern oder Schlagworten benannt und bilden ein Vokabular, mit dem sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Namensreaktionen — Viele Reaktionen bzw. Reaktionsmechanismen der organischen Chemie sind als Namensreaktionen[1] bekannt. Sie sind nach ihren tatsächlichen oder häufig vermeintlichen Entdeckern oder Schlagworten benannt und bilden ein Vokabular, mit dem sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Namensreaktionen — Namensreaktionen sind Reaktionen und Reaktionsmechanismen in der organischen Chemie, die bekannt genug sind oder häufig verwendet werden, um einen Namen zu tragen. Die Reaktionen sind entweder nach ihren Entdeckern oder nach einer Chemikalie… …   Deutsch Wikipedia

  • Triphenylphosphin — Strukturformel Allgemeines Name Triphenylphosphan Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Esterbildung — Die Veresterung (auch Esterbildung) ist eine Gleichgewichts und Kondensationsreaktion, bei der ein Alkohol mit einer Säure zu einem Ester reagiert. Die Säurekomponente kann eine organische Carbonsäure (z. B. Essigsäure, Benzoesäure,… …   Deutsch Wikipedia

  • Fischer-Veresterung — Die Veresterung (auch Esterbildung) ist eine Gleichgewichts und Kondensationsreaktion, bei der ein Alkohol mit einer Säure zu einem Ester reagiert. Die Säurekomponente kann eine organische Carbonsäure (z. B. Essigsäure, Benzoesäure,… …   Deutsch Wikipedia

  • DIAD — Strukturformel Allgemeines Name Azodicarbonsäurediisopropylester Andere Namen Diisopropyl …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”