Morrien

Morrien
Wappen derer von Morrien

Die Herren von Morrien gehörten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zu den führenden westfälischen Adelsfamilien (Ritterstand). Der Name ist ein Übername und entstand aus Morian, da die von Morrien überzeugt waren, von einem der Heiligen Drei Könige, dem Mohr Melchior, abzustammen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stammlinie zu Nordkirchen

Ältester Namensträger war Johann Morrien zu Lüdinghausen (* vor 1271, † 1337). Er wurde um 1252 in Lüdinghausen geboren. Sein Vater Bernhard von Senden zu Lüdinghausen war Ritter und Vasall des Bischofs von Münster und des Grafen von Ravensberg. Johann wurde Ritter und erhielt vom Bischof den Oberhof Selm als Pfand. Vom Kloster Werden wurde er mit dem Oberhof Nordkirchen und den Höfen tor Horst und Bertelswich belehnt und führte seitdem den Titel Herr zu Nordkirchen. Er war zudem Burgmann auf der Burg Botzlar, wo er ein Steinhaus besaß. Um 1284 heiratete er seine Frau Adelheid. Seine älteren Brüder wurden Knappen, sein jüngster Bruder Alexander von Morrien wurde Priester in Lüdinghausen, Propst des Stiftes St. Mauritz und schließlich Dompropst in Münster. Johann starb 1337 in Nordkirchen.

Sein einziger Sohn Johann II. (1324-1350 erwähnt) wurde Knappe und ebenfalls Burgmann in Botzlar. 1324 war er Herr zu Nordkirchen und 1347 erhielt er von der Abtei Werden den Hof Nordkirchen auf Lebenszeit zur Pacht. 1350 kaufte er von Conrad von der Recke das Erbmarschallamt des Fürstbistums Münster. Er war verheiratet mit Druda (Gertrud), mit der er einen Sohn Johann hatte.

Johann III. (1378-1398 erwähnt) wurde um 1325 geboren. Nach dem Tode seines Vaters um 1353 trat er dessen Nachfolge als Herr zu Nordkirchen, Burgmann zu Botzlar und Erbmarschall von Münster an. Um 1363 heiratete er Richmode Hake und übernahm 1370 die Vogtei mit der Gerichtsbarkeit und Verwaltung von Nordkirchen. 1393 wurde ihm der Hof Nordkirchen pfandweise überlassen.

Gerhard (1363-1424 erwähnt), heiratete 1388 die Alleinerbin Ida von Bevern und gelangte so in Besitz von Westbevern. Um 1398 beerbte er seinen Vater als Erbmarschall, Herr von Nordkirchen und Botzlar und ließ im gleichen Jahr die erste Burg Nordkirchens im Bereich Hirschpark erbauen. 1413 wurde er durch die Fürstabtei Herford mit dem Hof Ostenfelde belehnt. 1424 erwarb er die Höfe Capelle nebst den Höfen Dieckmann, Schlotmann und Kamphove.

Gerhard II. (1417-1489 erwähnt) erbte um 1426 das Erbmarschallamt und wurde Herr zu Nordkirchen. Durch Heirat der Erbtochter Margaretha von Borghorst im Jahre 1427 kam er an ihren Burgsitz in Horstmar. 1444 wurde er zum Drosten des Amtes Werne ernannt und im gleichen Jahr überließ die Abtei Werden ihm und seinen Erben den Hof Nordkirchen in Erbpacht. Während der Münsterischen Stiftsfehde 1450-1457 unterstützte er Bischof Walram von Moers, was zu einem weiteren Aufstieg der Familie beitrug. 1489 wurde er Amtmann zu Werne und Botzlar.

Seine Söhne Dietrich (* 1428; † 1482) und Alexander (Sander) (* um 1435; † 1498) waren Domherren in Münster. 1482, nach Dietrichs Tod, wurde Alexander münsterscher Erbmarschall zu Nordkirchen. Er heiratete 1487 Frederune Wulff von Lüdinghausen.

Gerhart III. (* um 1500; † 1591) erbte die Herrschaft Nordkirchen und das Erbmarschallamt. 1526 ließ er zum Schutz seiner Burg die Nordkirchener Pfarrkirche mit dem Friedhof und das alten Dorf Nordkirchen abbrechen und um einen Kilometer verlegen, da er fürchtete, dass der Kirchturm im Kriegsfall zur Beschantzung genutzt werden könnte. Trotz Genehmigung durch Papst Clemens VII. brachte ihm das einen langen Rechtsstreit mit seinen adeligen Nachbarn, insbesondere denen Meinhövel, von Merveldt und von Ascheberg ein. 1528 errichtete er die Wasserburg Nordkirchen mit seinem Baumeister Henric de Suer. 1551 wurde der Rechtsstreit vor dem bischöflichen Gericht zu Morriens Gunsten entschieden. 1556 stiftete er das "Armenhaus zu Nordkirchen" für fünf arme Leute. 1561 ging der Hof Nordkirchen endgültig an die Herren von Morrien durch Abkauf der Erbpacht über. 1564 heiratete er die Erbin von Davensberg, Johanna von Büren und erwarb dadurch die Hälfte der Davensberger Gerichtsbarkeit.

Gerhard IV. (* um 1565; † 1607) heiratete 1591 Adolpha von Ketteler und wurde Erbmarschall und Herr zu Nordkirchen. 1607 geriet er in eine Auseinandersetzung über Jagdrecht und Gebietsgrenzen mit seinem Nachbarn Dietrich von Galen, Vater des späteren Bischofs Christoph Bernhard von Galen, in dessen Folge am 17. Juli 1607 Gerhard auf dem münsterschen Domplatz von Dietrich von Galen erstochen wurde. Der Fall zog Kreise und landete schließlich auf Betreiben der Witwe Morrien vor dem Reichskammergericht in Speyer. Auf einer der ältesten Stadtansichten von Münster aus dem Jahr 1585, die sich heute im Stadtarchiv von Bad Homburg befindet, wurde der Vorgang nachträglich eingetragen.

Johann IV. (* um 1592; † 1628) wurde so bereits 1607 Erbmarschall und Herr zu Nordkirchen. 1623 heiratete er Anna Sophia von Limburg-Styrum. Bei den münsterischen Fürstbischöfen Ernst von Bayern und Ferdinand von Bayern fiel er in Ungnade, weil er sich offen zum Protestantismus bekannte. Im Dreißigjährigen Krieg paktierte 1627 mit dem dänischen König gegen den Fürstbischof, weshalb man ihm Untreue und Landesverrat vorwarf. 1628 ertrank er angeblich im Schlossteich; nach einer anderen Version starb er nach einem Sturz vom Pferd.

Sein Sohn Ferdinand (* um 1625; † 1688) erbte Nordkirchen und das Hofmarschallamt. Er wurde bei der Belagerung Münsters 1661 Kommandant im Belagerungsheer. 1670 wurde er und seine Familien vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben. 1677 geriet er in Nordkirchen in ein Pistolenduell mit seinem Bruder Johann Bernhard und verlor das Amt wieder. Bei dem anschließenden Prozess wurde er jedoch mangels Beweisen freigesprochen und wieder in seine Güter und Ämter eingesetzt. Er starb kinderlos.

Johann Bernhard (* um 1630; † 1691) beerbte seinen Bruder. Da auch er 1691 kinderlos starb, erlosch mit ihm die männliche Linie der Erbmarschälle. Der Besitz Nordkirchen kam zunächst an die Familie seine Schwagers, Freiherrn Ferdinand von Weichs.

1694 erwarb der Landesherr, Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg den gesamten Morrienschen Besitz in Nordkirchen für 250.000 Taler, dazu noch im gleichen Jahr das Haus Meinhövel, das Haus Botzlar in Selm, das Haus Geisbeck in Südkirchen für 125.000 Taler und die Halbscheid des Hauses Davensberg einschließlich der vollständigen Gerichtsbarkeit sowie das Gericht Capelle für 27.636 Taler.

Zwischen 1350 bis 1691 hatte die Familie das Amt des Erbmarschalls des Fürstbistums Münster inne. Die Familie besaß Nordkirchen bei Lüdinghausen und seit 1521 den Falkenhof in Rheine. Daneben war sie im 17. und 18. Jahrhundert auch im Herzogtum Kleve begütert.

Linie Falkenhof

Dietrich II. (* um 1490; † vor 1560) wurde Droste zu Cloppenburg. Er heiratete 1521 Anna von Valke. Hierdurch gelangte die Familie von Morrien auch in Besitz des Falkenhofes in Rheine, den sie zu neuer Blüte brachte.

Die Linie Falkenhof ist Ende des 18. Jahrhunderts erloschen.

Wappen

Das Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Schrägbalken mit vier Lätzen (Turnierkragen) und in der oberen Ecke einen sechseckigen roten Stern. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der Rumpf eines Mohren mit rotem Stirnband zwischen einer roten und schwarzen Straußenfeder.

Der schrägrechte, vierlätzige Turnierkragen und der silberne Hintergrund wurden offensichtlich von den Herren von Senden übernommen und werden noch heute im Sendener Gemeindewappen verwendet.

Weitere Namensträger

  • Bernhard Morrien, Domherr in Münster, ab 1558 Dompropst, 1569 resigniert

Literatur

  • Karl Bartmann: Zur Geschichte der Familie Bartmann aus Herbern. Wuppertal 1992.
  • Frank Dierkes: Der Fall Galen contra Morrien (1607-1621). In: Streitbar und Ehrenfest, Zur Konfliktführung im münsterländischen Adel des 16. und 17. Jahrhunderts. Münster 2007, ISBN 978-3-402-15040-5.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adelslexikon. Bd.6. Leipzig 1865, S. 356.
  • Walter Volmer: Die Heiligen Drei Könige im Münsterland und der Morrien´sche Stern am Kölner Dreikönigenschrein. In: Pulheimer Beiträge zur Geschichte. Band 34, Pulheim 2009, ISBN 978-3-927765-48-1, S. 61 ff.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Morriën —   [ mɔriːən], Adriaan, niederländischer Schriftsteller und Kritiker, * Velsen 5. 6. 1912; Verfasser von Gedichten, Erzählungen und Essays sowie Übersetzer (u. a. von Werken S. Freuds). In Deutschland wurde Morriën mit der Novellensammlung »Een… …   Universal-Lexikon

  • Morrien (Begriffsklärung) — Morrien oder Morriën ist der Name des im Mannestamme erloschenen westfälischen Adelsgeschlechts von Morrien, siehe Morrien folgender Personen: Adriaan Morriën (1912–2002), niederländischer Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker Georg… …   Deutsch Wikipedia

  • Adriaan Morriën — (* 5. Juni 1912 in Velsen; † 7. Juni 2002 in Amsterdam) war ein niederländischer Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker. Er schrieb in niederländischer und deutscher Sprache. Inhaltsverzeichnis 1 Werk 2 Veröffentlic …   Deutsch Wikipedia

  • Der Fall Franza — ist ein unvollendeter Roman von Ingeborg Bachmann, der 1966[1] abgebrochen wurde. Im selben Jahr las die Autorin im NDR Hannover aus dem Werk[2]. Ingeborg Bachman hat in dem Fragment unter anderem ihre Ägypten/Sudan Reise vom Frühjahr 1964… …   Deutsch Wikipedia

  • Falkenhof-Museum — Die Villa Reni ist ein karolingisches Königsgut, das vermutlich Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts angelegt und zur Keimzelle der heutigen Stadt Rheine wurde. Die erste urkundliche Erwähnung der Villa Reni stammt aus dem Jahre 838 …   Deutsch Wikipedia

  • Falkenhof (Rheine) — Die Villa Reni ist ein karolingisches Königsgut, das vermutlich Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts angelegt und zur Keimzelle der heutigen Stadt Rheine wurde. Die erste urkundliche Erwähnung der Villa Reni stammt aus dem Jahre 838 …   Deutsch Wikipedia

  • Gruppe 47 — Als Gruppe 47 werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen bezeichnet, zu denen Hans Werner Richter von 1947 bis 1967 einlud. Die Treffen dienten der gegenseitigen Kritik der vorgelesenen Texte und der Förderung junger,… …   Deutsch Wikipedia

  • Viermund — Wappen derer von Viermund (Siebmachers Wappenbuch 1605) (Von) Viermund ist der Name einer Adelsfamilie (auch Virmont, Virmond, Virmund, Viermundt, Viermündt, Viermünden, Virminne, Virmin oder Viermyn), die ursprünglich aus dem hessischen Ort… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Ketteler zu Neu-Assen — Wilhelm Ketteler (* um 1512 Assen; † 18. Mai 1582 Coesfeld) war Fürstbischof von Münster. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Familie, Ausbildung und beruflicher Aufstieg 1.2 Fürstbischof in Münster 1553–155 …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Ketteler — Wilhelm Ketteler (* um 1512 Assen; † 18. Mai 1582 Coesfeld) war Fürstbischof von Münster. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Familie, Ausbildung und beruflicher Aufstieg 1.2 Fürstbischof in Münster 1553–155 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”