Mailand

Mailand

Mailand (ital. Milano), Hauptstadt der Lombardei in der Provinz M., an der Olona, 2 schiffbaren Kanälen und der lombard.-venetian. Eisenbahn gelegen, mit ungefähr 170000 E., ist eine der schönsten Städte Italiens, obwohl sie meist enge Straßen hat. Unter den 55 Kirchen ist die älteste die des heil. Ambrosius, in der die ital. Könige gekrönt wurden, die schönste der Dom aus weißem Marmor, 1386 im goth. Style begonnen, im 16. im antiken weiter geführt, von Napoleon u. Kaiser Franz II. im goth. vollendet, eines der herrlichsten Bauwerke. M. ist reich an Kunstwerken; in der Brera, dem ehemaligen Jesuitencollegium, jetzt Akademie der Wissenschaften und Künste, ist eine große Gemäldesammlung, besonders reich an Meisterwerken aus der lombard. u. bolognes. Schule; in dem Refectorium des Klosters Maria della Grazia befindet sich Leonardo da Vincis Abendmahl; kostbare Sammlungen besitzen einzelne Privaten. Die von dem hl. Karl Borromäus gegründete ambrosian. Bibliothek mit 15000 Handschriften. Unter den vielen wohlthätigen Anstalten zeichnet sich das große Hospital für 4000 Kranke aus; dasselbe hat auch ein ausgezeichnetes chemisches Laboratorium. Unter den 12 Theatern ist das della Scala das bedeutendste und faßt über 7000 Menschen; der große Circus oder Arena für Pferderennen, Kunstreiter. Seiltänzer u. dergl. faßt 36000 Menschen; schöne Spaziergänge bieten der Corso, die Porta Orientale, die ehemaligen Wälle und Basteien, die vielen öffentlichen Gärten. Die Industrie liefert Seide- u. Baumwollezeuge, Sammet, Geschmeide, Hüte, Papiere, Porzellan, Fayence u. dgl. – M. erscheint zuerst als die gallische Stadt Mediolanum und wurde um 222 v. Chr. röm. Colonie, während der Kaiserzeit die bedeutendste Stadt Italiens nach Rom. Im 5. Jahrh. wurde sie von den Hunnen geplündert, im 6. von den Ostgothen, weil sie zu den Byzantinern abgefallen war. Hierauf wurde sie longobard., unter Karl d. Gr. fränk., unter Otto d. Gr. deutsch, u. während der Verwirrung des Reichs unter Heinrich IV. u. V. erlangte M. allmälig republik. Freiheit. Als Friedrich I. die kaiserl. Rechte wieder geltend machte, war M. die wichtigste industrielle und merkantile Stadt jener Zeit und stellte 60000 Mann ins Feld. Obwohl 1158 von dem Kaiser zur Uebergabe gezwungen und 1162 zerstört, erhob sie sich schnell wieder und rettete bei Legnano 1176 die Freiheit der lombard. Städte. Nach inneren Stürmen herrschten mit Hilfe der guelfischen Partei die della Torre bis 1311, wo die Visconti durch Kaiser Heinrich VII. die Gewalt erlangten und einen großen Theil der Lombardei eroberten. Sie erhielten 1395 den Herzogstitel, nahmen an den Kämpfen Italiens sehr wichtigen Antheil, übten die damals gebräuchliche Politik der ital. Dynasten und beschützten wie diese die aufblühenden Wissenschaften und Künste. Als sie 1417 im Mannsstamme ausstarben, bemächtigte sich Franz Sforza, der Feldherr des letzten Herzogs, der mit dessen natürlicher Tochter verheirathet war, der Herrschaft, auf welche die franz. Könige nach dem Erbrechte gegründetere Ansprüche hatten. Ludwig XII. u. Franz I. eroberten M., konnten es aber nicht behaupten, und als 1535 der letzte Sforza starb, zog Kaiser Karl V. das Herzogthum M. als erledigtes Reichslehen ein. Er überließ es bei seiner Abdankung der Krone Spanien, die es 1714 an Oesterreich abtreten mußte, das 1735 u. 1743 die jenseits des Tessino gelegenen Stücke, etwa 140 QM., an Sardinien überließ. Seit 1796 gehörte es zur cisalpinischen, dann zur ital. Republik, hierauf zum Königreich Italien; seit 1813 bildet es als österr. Kronland mit dem Venetianischen das lombard.-venet. Königreich.


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